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Nr. 129. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 28. Oktober 1913. Sette 3. Mitschüler! Unsere Marin« hat in den letzten vier Wochen durch die Vernichtung ihrer zwei Luftkreuzer einen schweren Verlust erlitten. Ueber 40 deutsche Männer sind den Heldentod für Kaiser und Reich ge storben. Wir nehmen an, daß das Reich für di« Hin- terblirbenen der Wacke-en sorgen wird; wir Schüler unsererseits wollen mit Einwilligung unseres Direktor» was in unserer Macht steht zur Anschaffung eine» neuen MarineluitschiffS beitragen und richten deshalb an alle Schulen Deutschlands die Bitte, sich an dieser Sammlung zu beteiligen." Oesterreich - Ungarn. (Kaiser Wilhelms Abreise von Konopischt.) Am Freitag abend um 8 Uhr sand ein Diner zu 26 Gedecken statt. Um halb 11 Uhr nacht» erfolgte die Abfahrt vom Schloß Konopischt zum Bahnhof Beneschau, wo sich der Kaiser durch wiederholten Händedruck und Wangenkuß vom Erzherzog verabschiedete. Er bestieg darauf den Sonn abend vormittag um 11 Uhr in Wien eintreffenden Hoszug. Der Kaiser äußerte sich dem Erzherzog gegen- über sehr befriedigt über den herrlich verlaufenen Aufenthalt in Konopischt. Wie verlautet, wird der Kaiser im Frühjahr zu einer Taubenjagd in Konopischt wieder etntreffen. Wien, 27. Oktober. (Kaiser Wilhelm in Wien.) Auf der Fahrt der beiden Monarchen zum Schlöffe spielte sich ein vielbemerkter Zwischenfall ab. Ein junger Mann drängte sich plötzlich aus der Volks menge auf di« Straße, eilte auf den kaiserlichen Wagen zu und es gelang ihm, durch da« Wagenfenster ein Schreiben zu überreichen. Kaiser Franz Josef nahm da» Schreiben huldvoll entgegen. Der Ueberreicher, «in Maschinenarbeiten wurde angehalten, aber sofort wieder entlassen, nachdem er verwarnt worden war. Um 2 Uhr empfing Kaiser Wilhelm den Präsidenten de» österreichischen Jagdklub», um 2>/i Uhr besuchte er die deutsche Botschaft. Um 9 Uhr abends erfolgte die Abfahrt Kaiser Wilhelm» vom Penzinger Bahnhof nach Wildpark. Wien, 27. Oktober. (Zum Besuche Kaiser Wilhelm, in Wien) schreibt die .Freie Presse": Kaiser Wilhelm hat sich, wie man in diplomatischen Kreisen erzählt, sehr befriedigt über feinen Aufenthalt in Wien ausgesprochen, der auch einen diplomatischen Charakter trug. Der Kaiser nahm Gelegenheit, zwei mal mit dem Grasen Berchtold zu sprechen, ein Mal beim Dejeuner im Schloff« von Schönbrunn, wo Graf B«rchtold neben dem Kaiser saß, dann beim Tee auf der Deutschen Botschaft, wo Graf Berchtold vom Kai ser in» Gespräch gezogen wurde, der längere Zeit mit Ihm konferierte. E» ist noch nicht bekannt, ob über ven Besuch de» Kaiser» ein amtliche» Kommunique au»gegeben wird. Prag, 26. Oktober. (Der König von Eng- land Jagdgast des österreichischen Thron- folger».) Wie hier verlautet, wird demnächst auch König Georg von England dem österreichischen Thron- folger al» Jagdgast einen Besuch abstatten. Italien. Rom, 27. Oktober. (Die Abgeord - netenwahlen.) Au» 329 von den 508 Wahlkreisen liegen die Wahlergebnisse vor. Gewählt sind bi» jetzt 162 Ministerielle, 13 verfassungstreue Oppositionelle, 34 mtnist«rielle Radikale, 18 Katholiken, 11 Rcpubli- kaner, 20 Sozialisten und 15 Reformsozialisten. In 56 Wahlkreisen ist Stichwahl nötig. Spanien. Madrid, 27. Oktober. (Kabinetts krise.) Hier verlautet, daß Dato da» neue Kabinett nicht bilden kann, da die konservative Partei ihr gan- ze» Vertrauen in Maura setzt und dieser noch immer unbestrittener Führer der konservativen Partei ist. — Au» Bilbao wird gemeldet, daß die dortigen Konser vativen mit der Lösung de» Konfliktes durch Dato nicht einverstanden sind. Sie wünschen nicht, daß Maura und Lacierva den Sozialdemokraten geopfert werde Inzwischen konferierte Dato mit den angesehen, sten Konservativen und man glaubt bestimmt zu wis sen, daß, fall» Dato do» neue Kabinett nicht zustande bringt, der König RomanoneS mit der Bildung de» neuen Kabinett» beauftragt. — Der Jmparcival ver öffentlicht einen Brief Maura» an den König, in dem dieser sagt, da» Zusammengehen zwischen Republikanern und Sozialisten, wie e» vom Liberalismus eingeführt worden sei, müsse aus der Welt geschafft werden. Amch« direkte Meldung« von Hirsch's Telegraphen-Burau. Berlin, 28 Oktober. (D erAu» b au d e» Kriegs- Hafens Helgoland.) Der Marine-Etatvoranschlag für 1914 fordert, wie das .Berl. Tagebl/ erfährt, die Schlußrate für den Ausbau des KriegShafenS Helgo land nach dem bisherigen Projekt von 30 Millionen mit rund 4»/, Millionen Mark an. Der Bau der Ge- samtanlagen, der 1909 begonnen wurde, soll im näch- sten Jahr zum Abschluß gebracht werden. Berlin, 28. Okt. (Berliner Presse st immen zur Braunschweiger Frage.) Die heutigen Berliner Morgenblätter äußern sich über dte Entschei- düng in der braunschweigischen Thronsolgerfrage wie folgt: Dte „Kreuzzeitung" schreibt: Gewisse Kreise werden auch jetzt ohne logische Begründung den An- trag nicht anerkennen können und aus den Bürgschaften, dte der Prinz gegeben hat, Schlüsse ziehen. Hoffen wir, daß die Schlüsse den Erwartungen entsprechen.— Die .Deutsche Tageszeitung" sagt: Mit dem Bundes- ratSbeschluß ist die Thronfolgerfrage zwar entschieden und der Einzug de» Prinzen Ernst August in Braun schweig geschaffen, eine Aenderung oder Klärung der Sachlage im übrigen aber nicht erfolgt. Die »Post" äußert sich: Herr von Bethmann-Hollweg ist hier offenbar mit der öffentlichen nationalen Meinung Sieger geblieben, ebenso wie in der marokkanischen und elsaß-lothringischen Frage, aber dieser persönliche Steg de» Kanzler» hat für die wichtigsten Staat»- und Verfassungr-Etnrichtungen Folgen gehabt, die auf» schwerste beklagt werden müssen. Wir fürchten, daß auch di« Erledigung der Welfenfrage nicht ohne schlimme Folgen bleiben wird. — Dte »Tägl. Rund- schau" bemerkt: Dte preußische Regierung hält e» für ausgeschlossen, daß di« welstsche Agitation durch dte Thronbesteigung des Prinzen Ernst August ohne staats rechtliche Regelung auch eine Förderung erfahren wird. Wir aber glauben, daß die bisherigen Vorgänge da» Gegenteil erwarten lassen. — Die .Germania" führt au»: Da» Recht hat schließlich doch über die Macht den Sieg davongetragen. Wenn di« junge Herzogin vor ihrer Verheiratung der Sonnenschein de» Kaiser hauses war, so möge sie in dem neuen Herzogtum stets der beglückende Sonnenschein sein und bleiben. — Das „Berl. Tageblatt" erklärt: Dte herzoglose Zeit ist für die braunschweigischen Lande vorüber. Da» Jntereng- num de» Landes kann als beendet angesehen werden. Kühle Köpfe dürften ihr Urteil dahin zusammenfassen: Die verbündeten Regierungen haben die braunschwei- gische Frage gelöst, in dem sie auf ihre staatsrechtlichen Ueberzeugungen vom Jahre 1907 stillschweigend ver- zichteten. Sie haben die Lösung der Welfenfrage ver- trauenSvoll der Zukunft überlassen, und wir wollen hoffen, daß ihr Vertrauen auf die Zukunft nicht ge täuscht wird. Wien, 27. Oktober. (Räumung Albaniens durch die Serben.) Der hiesige serbische Gesandte machte dem Grafen Berchtold die offizielle Mitteilung von der Räumung Albaniens durch die serbischen Trup- pen. Dieselbe Mitteilung machte in Belgrad der Ge neralsekretär des Ministeriums des Aeußeren dem öster reichischen Geschäftsträger Stork. Pari-, 28. Oktober. (Die Balkankonserenz wieder vertagt.) Dte Balkankonferenz hat sich wieder auf einige Wochen vertagt. Die Vertagung wurde von der französischen Regierung beantragt, da viele technische Fragen erst noch erledigt werden müssen, ehe man daran denken kann, die Ftnanzfragen zu verhandeln. Man hofft, daß die Balkanstaaten inzwi schen alle noch zwischen ihnen schwellenden, strittigen Fragen erledigen werden. Madrid, 28. Oktober. (Zur spanischen Mi nister krisis.) während einer Besprechung des neuen Premierministers Dato mit dem früheren Ministerpräsiden ten Romanones erklärt? heute, daß das neue Kabinett die internationale Politik in genau derselben weise und nach denselben Ri4tlinien führen werde, wie das Kabinett Ro- mannes. — Der „Heraldo" schreibt: Der Sohn Maura», Gabriel Maura, hat geäußert, sein Vater befinde sich augen blicklich auf dem Lande in der Provinz Aviala Lr werde aber in spätestens H Tagen nach Madrid zurückkehren und dann eine Propagandareise in die Provinzen antreten. Sein Vater habe mit dem neuen Kabinett nichts zu tun. Line große Anzahl Konservativer habe eine Liste in den Gängen der Kammer zirkulieren lassen, die Maura dem König überreichte. Darin wurde gesagt, es sei allerdings Sache der konservativen Partei, daß sich Leute finden, die das gegenwärtige Kabinett ersetzen. Aber die Art und weise, wie das neue Kabinett gebildet wurde, würde eine Zersplitterung der konservativen Partei veranlassen. Da her lehnten die Unterzeichner der Liste die Verantwortung für eine solche Verhandlungsweise strikte ab. Magdeburger Wettervorhersage für den 29. Oktober. Etwas kühler, abwechselnd heiter und wolkig, Regenschauer. Nus Sem Sericdtssaals. 8 (Der „große" Krupp- Prozeß.) Nun sind 3 Tage des großen Krupp-Prozesses vorüber und jeder Tag enttäuschte die Sensationslüsternen durch das gänzliche Ausbleiben von Ueberraschungen und Sensationen. Es klingt nur immer wie der durch dte Zeugenaussagen hervor, daß alle, die Brandt Nachricht gegeben haben, glaubten, daß die Firma Krupp eine besondere Stelle innehabe und daß sie daher im guten Glau ben gehandelt haben. Die Handlungsweise Brandts erscheint durch viele Aussagen, die behaupten, kein Geld von ihm erhal ten zu haben, in mancher Beziehung milder. Der ganze Pro zeß ist ein Prozeß um die Korrektheit deutschen Geschäftsbetrie bes und soll zeigen, daß auch eine Firma wie Krupp sich in den strengsten Gesetzen halten muß. Bezeichnend ist auch, daß viele früheren Angeklagten, die jetzt als Zeugen auftraten, bei Behörden und dergl. wieder Anstellungen gefunden haben. Und so entpuppt sich der große Krupp-Prozeß als ein kleiner Pro zeß, dessen politische und juristische Bedeurung sehr zusammen geschrumpft ist. GesunWts- Rümelhaardelkeu Schlafdecken Bettdecken Matratzettdecken (Ersatz für Unterbetten) Barchentbettücher Tischdecken, Decken-Garnituren in Plüsch, Tuch rc. Sofadecken Läuferstoffe Teppichläufer Linolenmläufer Vorlagen Starke Friesstoffe zu Kälteschutzvorhängen rc. empfiehlt sehr billig ke-on Kalin, Autsnih. Oslene 8le!1en. Zum sofortigen Antritt wird bei hohem Lohn für dauernd nach Bretnig ein 1ücv1lgor Walzenvruckor gesucht. 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