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Nr. 114. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 23. September 1Sl3.^ Seite S. Ministerium in Vallona in Schach zu halten, und sich unabhängig zu machen. Er hat sämtliche finanzielle Hilfsmittel des Lande» mit Beschlag belegt. Fast di« ganze Bevölkerung im Norden Albanien» hat sich ihm angeschlossen. Die Stämme an der montenegrinischen Grenze kümmern sich weder um Essad Pascha noch um die Befehle der Regierung in Vallona. Sie fahren fort, auf serbische» Gebiet hinüberzugehen und die albanischen und christlichen Dörfer der Albanesen in Serbien zu plündern und niederzubrennen. Sie erklä ren Krieg gegen Montenegro und Serbien -zu führen. Man hält e» allerding» für au»geschlossen, daß die Albanesen so toll sein werden, einen regelrechten Krieg zu führen, fall» sie nicht durch fremde Agenten dazu aufgehetzt werden. Die serbische Regierung überwacht die Ereignisse mit größter Aufmerksamkeit. Zwei wei- tere Regimenter sind nach den Grenzgarnisonen ent sandt worden. 6us aller Welt Kuxhaven, 22. September. (Vergebliche»Su- chen nach dem Wrack de» Marinlustschis se» „l. 1'.) Die Bergung»dampser „Raber* und „Albatros* de» norddeutschen BergungSveretn», die zum Aufsuchen de» Wrack» de» Marineluftschiffe» „l.1* von Kuxhaven au»gelaufen waren sind unverrichteter Sache hierher zurückgekehrt, nachdem sie 48 Stunden lang die Untergang»stelle im weitesten Kreise abgesucht haben. Man nimmt an, daß da» leichte Wrack de» Luftschiffe» noch unter Wasser weit sortgeführt worden ist. Lin weitere» Suchen nach dem Wrack ist al» voll- ständig zwecklo» aufgegeben worden. Da auch bei die- ser erneuten Suche keine Leichen gesichtet wurden, so ist sicher anzunehmen, daß viele, wenn nicht alle 13 Leichen, sich in dem unauffindbaren Wrack befinden. Hermeskeil, 22. September. (Aus geb rochen.) Drei Einbrecher, die hier im Gericht»gefängni» in Un- tersuchung»haft saßen, find au»gebrochen. Beim Spa- ziergavg im Hofe de» GertchtSgefängnifle» fielen sie über einen Gefängni»wärter her und mißhandelten ihn, sodaß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. Sie nahmen ihm seine Schlüssel ab und flüchteten. Die Gendarmerie der ganzen Umgegend ist aufgeboten. Bremerhaven, 22. September. (Großseuer.) Da» umfangreiche Holzlager der Firma Suhr ist heute früh durch eine zwei Stunden währende Feuer»brunst «tw geäschert worden. Für mehr al» 200 000 Mark Nutz- und Edelhölzer sind verbrannt. München, 22. September. (VerworfenesSna- denge such.) Prinzregent Ludwig von Bayern hat da» Gnadengesuch Strasser», der den preußischen Milt- rärattachce von Lewtn»kt und den Polizeiwachtmeister Bolender aus offener Straße erschoß und wegen Mor de» zum Tode verurteilt wurde, verworfen. Paris, 22. September. (Zur Geschichte de» Perlenhalsbänder.) Ueber den Fund de» Per- lenhal»bande» veröffentlicht der „Matin* folgende in teressante Geschichte, welche Quadratstein bei seiner Rückreise nach Paris dem Sohne seine» Arzte» erzählt haben soll. Quadratstein habe sich seinerzeit einer 6. Person gegenüber befunden, und -war derjenigen, die da» Perlenhal»band besaß. Diese Person habe e» jedoch verstanden, sich der Verhaftung zu entziehen. Quadratstetn konnte den in Frage kommenden Mann so genau beschreiben, daß die Polizei sofort Recherchen anstellen konnte und ihn in Beobachtung nehmen ließ. Nach einigen Tagen konnte bereit» seine Verhaftung erfolgen. Der Verhaftete sagt nun folgender airs: Ich glaube nicht, daß ihnen viel an meiner Person gelegen ist. E» dürste ihnen vielmehr lieber sein, statt in meinen Besitz in den de» Halrbandes zu gelangen. Dieses befindet sich jedoch an sicherer Stelle. Sie kön nen nur ein» haben, entweder mich oder da» Hal», band. Daraufhin wurde der Mann entlassen unter der Bedingung, daß er am nächsten Tage da» Hal»- band in der St. Paul-Road niederlegen solle, wo e» 2 Geheimpolizisten in Empfang nehmen sollten, wo- rauf er in da» Au»land gehen könne. Entweder kam nun der Mann eine Kleinigkeit zu früh oder die Po- Preis M ZL4 5 6 6 10 3L4 5 6 6 lOptz.d.ZLek. lizisten einen Augenblick zu spät. Jedenfall» ist e» Tatsache, daß letztere gesehen haben, wie der Arbeiter Horde da» Halsband sand. Sie verfolgten den Arbei- ter in die verschiedensten Bar und würden ihn verhaf tet haben, wenn er den Fund nicht auf der Polizei abgegeben hätte. Karlsruhe. 21. September. (Unwetter.) Ueber die Ostpfalz, Nordbaden und Südhessen gingen gestern abend die heftigsten Gewitter de» ganzen Sommer» nieder. Wolkenbrüche und Stürme richteten großen Schaden an. »4^011 Dresdner Produkten-Dörss 22. September 1913. Wetter: Trübe. — Stimmung: Flau. Um 2 Uhr wurde amtl. notiert: Weizen, feucht und be schädigt 166—180 M, braun, neuer 74—76 Kilo 187—193 M, do. neuer 77—78 Kilo 195—197, russ., rot 228—233 M, Kansas 223—233 M, Argentinier 232-235 M, Duluth spring I 228 bis 229 M, Manitoba 3 und 4 222—228 M — Roggen, feucht und beschäd. 148-156 M, inl. 71-72 Kilo 162-164 M, do. 73-74 Kilo 166-168 M, Sand,71—74 Kilo, 165-170 M, - Gerste, sächs. 170-183 M, schles. 177—190 M, pos. 177—19« M, böhm. 190—205 M, Futtergerste 138—146 M. (Feuchte Ware unter Notiz.) — Hafer, sächsischer alter 171—179 M, do. neuer 160-168 M, beschädigter 138—153 M, schlesischer alter 171 bis 179 M, russ. M, amerik. 170-172 M. - Mais, Ein- quantine 192—200 M, Rundmais 150—152 M, amerik. Mired- Mais, beschädigter 153—161, La Plata, gelber,alter M, do. neuer 150—152 M. — Erbsen, Futter und Saat 175 bis 195 M. — Wicken 195—205 M. — Buchweizen, inl. 200 - 210 M, do. fremder 225—235 M. — Gelsaaten, Wtnter- raps, scharf, trocken 275—280 M, do. tr. 270—275 M, do. feucht 255-265 M. - Leinsaat, feine 255-260 M, mittlere. 235 — 245 M, La Plata 240 M, Bombay 260 M. — Rüböl, raffiniertes 72 M. — Rapskuchen (Dresdner Marken) lange 14,00 M, runde M. — Leinkuchen (Dresdner Marken) l 17,00 M, ll 16,50 M. — Mal? 29,50-33,00 M. — Weizenmehle (Dresdn. Marken), Kaiserauszug 35,00—35,50 M, Grießler Auszug 34,00—34,50 M, Semmelmehl 33,00 —33,50M, Bäckermundmehl 31,50—32,00 M, Grießlermundmehl 24,00 bis 25,00 M, Pohlmehl 20,00—21,50 M. — Roggenmehle (Dresdn. Marken), Nr. 0 26,00-26,50 M, Nr. 0/1 25,00-25,50 M, Nr. 1 24,00-24,50 M, Nr. 2 21,50-22,50 M, Nr. 3 20,00 - 21,00 M, Futtermehl 13,20—14,00 M. — Weizen kleie (Dresdn.Marken), grobe 10,00—10,40 M, feine 9,60—10,00 M. — Roggenkleie (Dresdner Marken) 11,60—12,00 M. verllner SondsdSrso. Das Geschäft war gestern anfänglich sehr still bei nicht ganz einheitlicher Tendenz. Canada und Schiffahrtsaktien wurden zu befestigten Kursen gekauft, wogegen einige Montan werle infolge von Gewinnrealisationen schwächer lagen. Da sich dann später herausstellte, daß der Geldmarkt eine weitere Versteifung erfahren hat, indem tägliches Geld mit 4'/, bis 5 Prozent gezahlt werden mutzte und Ultimogeld unter 6'/s Prozent nicht zu haben war, ferner der Satz für lang fristige Wechsel um 8 bis 8'/, Prozent anzog, während kurze Sichten mit 5'/« Prozent unverändert blieben, und auch der Kassamarkt schwächere Haltung zeigte, so bröckelten die Kurse weiter ab. Recht matt lagen speziell Lombarden, in denen größere Abgaben für Wiener Rechnung zur Ausführung kamen. In dritter Stunde war die Tenzenz etwas fester, speziell für Schiffahrtsaktien und für russische Banken, welch letztere für Petersburger Rechnung gekauft wurden. Eine Geschäftsbelebung war aber bis zum Schlüsse nicht zu konstatieren. vorUnor Sstreidebörso. Jnfclge großen Inlandsangebots eröffnete die hiesige Produktenbörse in matter Haltung. Für Weizen wurden tn vorderen Sichten Deckungen vorgenommen, spätere Sichten lagen matt. Roggen wurde stark angeboten und schwer verkäuflich. Hafer blieb begehrt, Mais behauptet. Mehl und Rüböl still. Ms stäONscbe Sparkasse Pulsnitz gewährt Tages Zinsen zu 3 °/i° präsent. von Anni. Sii war vrrschwundin. Planlos irrt« «r um« h«r und nnn gewann an- di« V«rnnnft wieder Einfluß, auf ihn. „Was willst Dn tn« — stör« ihren Friede» nichts sagt« «r sich vorwurstvoll. Unschlüssig bli«b « «in« Weil« st«h«n nnd übnlrgt«, ob «» nicht wird«» in» Schloß »rück grh» sollt«. Da klang in stin« Gedanke« hinein «in l«ilrr, klag«nd«r Lant. Er schrak zusa«m«n und sah n« fitz. Neben de» Still«, wo «r stand, «ar ein« groß«, dicht« Gebüschgrupp«. Und hint« di«s«r Gebüschgrupp« hervor drang j'tzt g», drntlich l«is«» W«in«n nnd halb virhalten,« Schluchzen. E» durchzuckt« ihn wir «in Schlag. Er «rinuert« sich plötzlich, daß jenseits d«» Gebüsche» «in« Ruhebank stand. Sollt« sich Anni dort befind«» ? War st, «», di« da w«i»ti nnd schluchzt«? Er mußt« da» wisse». L«is« schritt «r über d«n weich«» Ras«» und teilt« vor sichtig mit d«n Händ«» da» Gebüsch, so daß «r rinrn Aus blick nach der Bank fand. Er zuckt« zusammen — da saß wirklich Anni. Si« hat«, d«n Arm auf di« Lehn« der Bank grkgt und ihr Ge sicht darin vnborg». Er sah nur da» golden flimmernd« Haar und den von Schluchz«» «schüttelt«» schlank«» Mädchen- körper. Wi« «starrt stand « da nnd schaute,u ihr hinüber. W«m galt dieser Schmerz, dies« Tränen? Worüber weint« si«, di« « sti!» nur gefaßt und heit« gesehen hatt»? Ko»nt« da» »och di« Trauer um di« verlor«»« M«tt«r sein? Ko»»!« diist Trau« sich jetzt »och so l«id«»schafllich Luft «ach»? Nei» — «r komrt« «I »icht glaube». Ei» ander« Schmerz, «i» and«»» Leid mußt« si« drücke». Er dacht« an ihr blaffe» Erficht, an din «losch«»» Blick nnd di« im Schmerz verzog»» Stirn, di» « hentr mor- g» bei ihr beobachtrt hat!«, sein Herzschlag stock,». Er wollt» hinübniil» tu ihr, ab« « h>»lt sich gewaltsam zu rück nnd schalt sich »inen Narren. Nu hat« ihm doch sonst ihr Wes» ihm g»g»üb»r dir grringfi« Veranlass»»- gegeben, ,« glauben, daß sie wärmer sür ihn empfand. Wa» brrech- ttgt» ihn, sich t» ihn» geheime» Kummer z» dräng», den si« doch hi« vor all« Welt v«rb«g«» «oll»? Ab« — virlliicht hatt« st« «» nur verstand«», ihn bis« h«r üb« ihr« wahr» Srfühl« zu täusch». Mußt« si« doch, glrich ihm, daß «in« Lieb« zwischen ihnen ganz ausfichts- und hoffnungslos war! Trug sie darüber ihre» Schmerz hierher in dir Einsamkrit — odrr war da bri ihm nur d« Wunsch d«r Vat« dr» Gedanken» ? Wünscht« er nicht s«it hentr mor- g» mit hrißer Innigkeit, si, mög« ihn lirb», wir «r sie lirbtr ? Am lirbst» wär« «r auf si« zugeeilt, um st» zu frag»: „WarumwiiustDu? Flirß» Drin, Trän» «««ich?' Abrr rr brzwang sich mit aller Kraft. So srhr r» ihn drä»gtr, an ihr« Sri« zu «il». sir in sein« S-mr zu neh- «ru und zu tröst«» mit taus»d zärtlich» Wort» — rr dürft« «» »icht tu». Wi« «i»r Mauer sta»drn dl« Gesetz« sei- »«« Haus«» »wisch«» ihm u»d ihr, selbst w»» sir ihn liebt«. Und «r dürft« sich nicht «iumal di« Wohltat «weist», ihr zu sag», wt« rs »m ihn sta»d. Daun riß « fi« ja in s«ine Kämpf« mit hinein, ohn« ihr helfen zu könne«, stör,« ihren Frird» nnd trieb st« wohl gar aus sein«« Haus«, das der Heimatlosen rin Asyl des Fried««» s«i« sollt«. War es «icht sei« «!«zige» Glück, fi« wohlgrborg«« unter seinem Dach zu wissen, ihr Leben freundlich gestalten zu Helf»? Sollte rr sich di«s«» Glückes auch noch beraub» in d«r Unbesonnenheit «in«r ««brhenscht» Stund«? Er mußt« fi« ihren Träne«, ihre» Kummer übrrlaffe«, gl«lchvi«l, ob dies« Trän«« ihm galt«« odrr «icht. Vielleicht bildete,r sich auch «u« allerhand rin, viell«icht war rs nur «in A»kall ihr«» kindlich» Schmerzrs um di« Mutt«r. Dann wär« «s ja «och töricht« g«wrs», zu ihr zu tr«t» u»d fi« zu «rschrick««. So kämpft« «r mit sich srlbst und mit dem hriß» Ver lang«», sich Gewißheit zu verschaffe», ob er von diesem herr lich» Mädch» g«li«bt ward«. Aber di« streng« Ehr»haktig- krit srine« Wisent siegte, u»d der G«da»k«. daß st« »icht i» Saßmck bleib» würdr, w«nn er stierer L-eb« Worte gab. Si« dürft« aber auch nicht ahnrn, daß « ihre Träne«, ihren Kummer belauscht hatt«, so»st war ihr« Unbefangenheit gestört. Leis« zog « sich zurück. Der wrich« Waldbad» dämpft« sei», Schritt«. Erst als «r «in« größ«« Entfernung zwischen fi« und sich gelegt hatte, wagt« « wild« fest« aufzutrit» und ging schnell ins Schloß zurück. A«»i hatt« kiin« Ahn«»g, daß ihr« Trän» «in«» Zeu gin gehabt hatte». War doch sonst um dies« Z«!t drr Park ganz menschenl««. Warum sich ihr« Trän«« plötzlich in so leidenschaftlicher Art Luft gemacht hatte», wußte fi« selbst »icht recht zu sage«. Si« war schon seit dem Morgen so traurig im Her,» g«- wesen. Ihr war zumut«, al« müsse ihr Lebe« durch Baro« n«ß Hochberg« Ankunft schwer und lichtko» w«rd». Virl liicht sürchtit« sti, daß troß Norbnl« Widerstand «in« Ver lobung «wisch» ihm und drr Baronrß zustand« kam. Si« hatt« sich da« ««»zumalen v:rsucht in selbstquälerisch« Pein, u»d da hatt« sir plötzlich da« Hrrzwrh übrrmann», und di« Träne« war«» hervorgestürzt. So riusam und «lrnd hatt« st« sich srlbst bri drm Tod« ihrer geliebt» Mutt« nicht ge fühlt al« j tzt. E« war in ih, wi« «i e traurige Gewißheit, daß Mariann« Hochbrrg di« freundliche» Sonnenstrahlen vrr» sch»ch» würde, die ihr Lebe», seit sie in Soßneck weilte, rrwäimt und «lruchtrt hatten. E» wa« »in Gefühl i» ihr, al« würde Norbert Saßneck nie mehr so freundlich und herz lich zu ihr sein wi« bi«h«. Und sie m«rkt« nun «st, wi« glücklich fi« bi»her in Saß neck gewesen war. Tante, Elisabeth hatt« fi« von Tag zu Tag mehr fühl» lassen, wi« li«b fi« ihr w«, und Norbrrt — ach — jede« warm« Wort, jeder freundliche Blick von ihm war ihr «ne Quell« heimlich«» Glücke« g«w«s». Und »un kam da« fremd« Mädch«», «ine Dam« au» feinen Kreise», mit der ih« v«wa«dschastliche Ba»d» ver knüpfte«, kam wohl mit drr Abfich», Norbert «och fest«» an sich zu knüpf««. Und sie würd« da«« absrit» stehe«, unbe achtet — ein« bezahlt« Di»«ri». So st«igirt« sich di« sonst so vernünftig» und ruhig« A«ni in rin» Schmerz Hinri», dr» fi« halUo» in Trän«» z«rfli«ßea liiß. Endlich brruhigt« fi« sich wi«d«r und schämt« sich nun «in w«nig ihrir Verzagth«it. Fortsetzung folgt.