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Nr. 124. Pulsnitzer Wochenblatt. — Donnerstag, den 16 Oktober 1913. Seit« 2. ginnen die große Entscheidungsschlacht, die gewaltige Völkerschlacht >ei Leipzig. von 1386 Kilometer gebrochen, indem er 2220 Kilometer durchflog. Bei dem Grubenunglück in Cardiff werden noch etwa 400 Bergleute vermißt. Die Hoffnung, sie zu retten, ist gering. Unter 20 in Verdun für die Fremdenlegion Ange worbenen befanden sich 12 westfälische Bergar beiter, die von Werbern verschleppt worden waren. Die Erhöhung des österreichisch-ungarischen Rekru tenkontingents wurde !nach amtlichen Mitteilun gen auf 3 t 300 Mann festgesetzt. Die türkische Demobilisierung hat begonnen. OsrNickes unv Sücdslscves. Pulsnitz. (Jahrhundertfeier.) Mr stehen jetzt umrauscht von dem gewaltigen Flügelschlag gro- ßer Erinnerungen inmitten erhebendster Feiern der Zeit vor 100 Jahren. In wenigen Tagen werden wir das Fest der Einweihung des Völkerschlachtdenkmals feiern, es wird aufs neue beweisen, daß Volk und Herrscher fest und treu zusammenstehen. Auf Sachsen» Gefilden wurde damals Deutschlands endliche Befreiung von fremdem Joche siegreich erstritten, und wie allerorten, so haben sich auch in unserer Stadt Männer zusam- mengesuuden, die in einem zu diesem Zwecke gebildeten Festausschuß ein Programm ausgestellt haben, um die für unser deutsche» Volk unvergeßlichen Taye festlich und würdig zu begehen. Da auch unsere städtischen Kollegien in dankenswerter Weise ihrer vaterländischen Gesinnung dadurch Aurdruck gegeben haben, daß sie eine finanzielle Unterstützung zu diesen Veranstaltungen bewilligten, konnte der Festausschuß von vornherein mit einer großzügigeren und befielen Ausgestaltung der in Aussicht genommenen Festlichkeiten rechnen. — Nachdem am Sonnabend, den 18. Oktober, vormittag unsere Stadtschule mit verschiedenen festlichen Darbie. tungen den Reigen der Veranstaltungen eröffnet, wer- den am genannten Tage nachmittags 5 Uhr wie in allen deutschen Landen und Gauen, so auch in unserer Stadt die Glocken unsere» Gotteshauses mit ehernem Munde ihren Ruf htnauSsenden über Stadt und Land, mit diesem Rufe das große Nationalfest einleiten und ihm erst damit die richtige Weihe geben. Von 5 Uhr an findet für unsere Schuljugend dann im Schützen. Haussaale die Aufführung der kinematogrophischen Festspiel» „Königin Luise" mit Musikbegleitung statt, über dar an späterer Stelle noch des näheren berichtet wird. Um 8 Uhr abendr wird der Kgl. Sächs. Mili. tärverein Pulsnitz einen Zapfenstreich mit Fackelzug veranstalten, der Turnverein „Turnerbund" wird dann auf dem Siegerberge ein Höhenseuer abbrennen und voraussichtlich werden dann um diese Zeit von allen Bergen und Höhen unsere» Vaterlandes die Flammen lodern, um noch einmal nach 100 Jahren die herrlichen Worte unsere» unvergeßlichen Freiheit»dichter» und -Kämpfer» Theodor Körner in der Erinnerung wach, zurufen: Frisch aus, mein Volk! Die Flammenzeichen rauchen; Hell au» dem Norden bricht der Freiheit Licht. Du sollst den Stahl in FetndeSherzen tauchen. Frisch auf, mein Volk! Die Flammenzeichen rauchen, Die Saat ist reif; ihr Schnitter, zaudert nicht! DaS höchste Heil, da» letzte, liegt im Schwerte. Drück Dir oen Speer ins treue Herz hinein! Der Freiheit eine Gaffe! — Wasch die Erde, Dein deutsche» Land mit Deinem Blute rein! Am Sonntag Morgen werden die Glocken da» deutsche Volk dann abermal» rufen, und zwar die»mal zum Gange in» Gottethau», um dem Herrn zu danken und zu preisen, der die Waffen der damaligen tapferen Streiter für Deutschlands Freiheit gesegnet hat und ihre Scharen zum glorreichen Siege bet Leipzig führte. Die Vereine unsere» Kirchspiel» werden mit wehenden Fahnen gemeinsam um 9 Uhr zum Festgottesdienst vom Schützenplanr au» nach der Kirche ziehen. Von 11 bi» 12 Uhr findet dann Platzmustk von der Stadt- kapelle auf dem Marktplatze statt. Die Veranstaltun. gen am Sonntag Abend, deren Anfang auf 7 Uhr festgesetzt ist, werden außer musikalischen und gesang- lichen Darbietungen der vereinigten hiesigen Gesang, vereine, eine Festansprache, sowie turnerische Aufführ, ungen de» „Turnerbunde»" bringen. Im Mittelpunkte der Feier steht dann da» große kinematographische Fest, spiel „Königin Luise", welche» in allen 3 Abteilungen unter Begleitung der hiesigen verstärkten Stadtkapelle zur Aufführung gelangt. Ueber diese» Meisterwerk der modernen ktnematographischen Kunst soll hier etwa» Nähere» zum besseren Verständni» erläutert werden. Die Herstellungskosten für diesen Kunststlm sind so ge- wattige, daß wiederum die Vorführungskosten so be- deutend sind, daß dir Vorführung naturgemäß nur ausschließlich an großen Lichtbildertheatern mit viel Sitzplätzen stattfinden konnte. Außerdem wurden der Deutschen Mutotcop- und Biograph. Gesellschaft, al» der Herstellerin diese» gewaltigen Filmwerkes die weit- gehendsten Unterstützung der Behörden zuteil, und nur unter diesen Bedingungen konnte die Firma an eine rastlose Erfüllung einer solchen schweren Aufgabe he- rantreten. Zu den Aufnahmen für diesen Film find die Sammlungen au» den König!. Schlössern, Museen und Zeughäusern al» ein brauchbare» und vor allem streng historischer Material bereitwilltgst zur Verfügung gestellt worden. Da» König!. Oberhofmarschallawt hat auf Befehl Sr. Maj. der Kaiser- den goldenen Prunk- wagen aus der Zeit der Königin Luise, die Pferde, so- wie die echten Geschirre und dar Dienerpersonal ge- stellt. Auf Allerhöchsten Befehl haben ferner bei der Herstellung Teile der Königlich Preußischen Armee in größeren und kleineren Verbänden mitge. wirkt. Die Aufnahmen selbst sind sämtlich auf htsto- rischem Boden gemacht worden und zwar teil» auf den Schlachtfeldern, teil« in den königlichen Schlössern oder auf der Pfaueninsel zu Potsdam, wo die verewigte Königin Luise so gern weilte. Die Hauptrollen in diesem Festspiel sind besetzt von Mitgliedern des König!. Schauspielhause» zu Berlin, di« Titelrolle, also die Königin Luise selbst, spielt die König!. Hofschauspiele. rin Frl. Hanna Arnstädt. Im ersten Teil wird dem Zuschauer in der Hauptsache die Kindheit und Jugend, zeit der Königin Luise, später dann der Zeitraum al» Kronprinzessin und Königin bi» zum Jahre 1805 vor. geführt. Der zweite Teil: „Au» Preußens schwerer Zeit" umfaßt den Zeitraum 1806—1807. Ueber diesen Teil sollen einige Urteile unserer angesehensten deut schen Blätter in nächster Nummer angeführt werden. Der 8. Teil betitelt sich „Die Königin der Schmerzen" und umfaßt die Ereigniste der Jahre 1807 bis zum Todestage der unvergeßlichen Königin am 19. Juli 1810, Auch dieser Teil ist überreich an herrlichen Bildern, an historischen Szenen und Schlachten. Wenn nun der Festausschuß die Ueberzeugung hat, mit der Vorführung dieser von echt patriotischem Geiste erfüll, ten Festspiel» unserer geschätzten Einwohnerschaft etwas ganz besonderes zu bieten, so glauben die Veranstal. Ler auch der Hoffnung Raum geben zu können, daß all die Mühen und Hoffnungen durch einen recht zahl- reichen Besuch au» allen Kreisen unserer Stadt und Umgegend belohnt werden mögen. keroii kexer. Pulsnitz. (Die Wahlen für die Handel», und Gewerbekammer) haben gestern Mittwoch stattgefunden. Da» Resultat unseres Bezirks ist fol- gendeS: Handelskammer: Stadt Pulrnitz: Herren Fa» brikbesitzer Paul Gebler,, Bretnig, Fabrikant Orkar Kaufmann, Pulsnitz, Fabrikbesitzer Alwin Rammer, Ohorn, Fabrikbesitzer Arthur Schurig, Großröhrsdorf je 18 Stimmen. Gewerbekammer: Stadt Pulrnitz: Handwerker: Friedrich Löschner 107, Paul Hentschel 83, Baumeister Fischer 24 Stimmen; Ntchthandwsrker: Grohmann 13, Jentsch 13, Patitz 19, Beyer 19 Stim. men. Lichtenberg: Handwerker: Löschner 13, Hentschel 13 Stimmen, vuchbindermeistsr Berger 1, Buchdruckereibesitzer Daberkow 1 Stimme; Nichthand, werker-. Patitz 1, B yer 1 Stimme. Ohorn: Hand- werter: Löschner 11, Fischer 8, Hentschel 3, Berger. Großröhrsdorf 2, Daberkow-Großröhrsdorf 2 Stimmen Nichthandwerker: Patitz 3, Beyer 3, Grohmann 2, Jentsch 2 Stimmen. Pulsnitz. (Theater.) Wie wir hören, findet nächsten Dien»tag, den 21. Oktober, im Saale de» Ho tel» „SchützenhauS" eine Overetten. Aufführung von „Püppchen" statt. Diese 3 aktige Operette von Jean Gilbert ist in Berlin über 250 Mal gegeben worden. Die Leitung der Aufführung liegt in den bewährten Händen de» Direktor» Fritz Richard. ES dürfte sich wohl Jeder angelegen sein lasten, das Unternehmen nach Kräften zu unterstützen. Bei „Püppchen" amü- fiert man sich einige Stunden köstlich. — (Gestern vor )vo Jahren, am ) 5. Oktober". Am Oktober war Napoleon in Leipzig angekommen. Er wußte, nun mußte die Entscheidung fallen. In seinem Haupt quartiere zu Reudnitz herrschte die lebhafteste Tätigkeit. Sein plan war, zuerst die böhmische tlrmee östlich der großen Niederung der Elster und Pleiße zu vernichten und dann der schlesischen und der Nocdarmee sich entgegenzuwerfen, während der Nacht vom zum IS. Oktober sah Leipzig nichts anderes als ununterbrochen passierende Truxxenkolonnen. Napoleon sührte seine Mannen in die Schlachtlinie, und am Morgen des fs. Oktobers standen seine Franzosen wie durch Jauberschlag in wohlgeordneter Schlachtord nung, bereit, für ihren Kaiser zu sterben und zu siegen, denn unter den ) 90000 Mann waren nur so ooo Mann, die unter deutscher, italienischer und spanischer Sonne herangewachsen waren, f so ovo Mann waren Franzosen. In diesen war von neuem die alte Tapferkeit, die alte Kriegstüchtiqkeit aufgeflammt, denn auch sie wußten, daß die Entscheidungsstunde nahe war und ein jeder von ihnen wollte lieber einen ehrenvollen Tod auf dem Schlachtfelds erdulden als noch länger auf endlosen Märschen rühmlos dahin- siechen. Rings um sie aber standen die Männer aus norddeutschen Landen, aus Preußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien, die Ho und Herd in edelster, oxfermutigster Begeisterung verlassen hatten die Männer aus den weiten Gebieten des russischen und österrei chischen Kaisers, va, es istam f5. Oktober abends 8 Uhr, zischten bei Pegau drei weiße Raketen und einige Minuten später bei Halle vier rote Raketen auf. Sie waren das verabredete Zeichen, daß am nächsten Tage bei den Verbündeten alles bereit war, zu be — (Da» große Lot) ist am Di«n»tag vor- mittag auf die Nummer 77 662 gezogen worden. Da» Lo» wird in der Kollektion von Reinhardt in Bautzen gespielt. Lichtenberg. (Der 18. Oktober), ein Ehrentag de» deutschen Volke» ohnegleichen, naht heran. Mit verständnisvollem Sinne hat die letzte gut bisuchte Versammlung des König!. Sächs. Militärver ein» einmütig beschlossen, diesem Tage besonder» fest- liches Gepräge zu verleihen. Die heimatliche Berge», höhe soll mit einer Jahrhundert-Eiche und einem Ge- denksteine gekrönt werden (abend» 7 Uhr) — Freuden- euer wird aufwallen (8 Uhr) — in einer unterhalten- ;en Feier in Kunath» Restaurant wird die geschichtliche Bedeutung de» Tage» gewürdigt werden (9 Uhr) dem Vorhaben, da» sich die Weckung und Schärfung de» patriotischen Gewissens zum schönen Ziele gesetzt hat, möchte vielseitige Beachtung geschenkt werden. Alle Einwohner de» Kirchspiel» sind dabei herzlichst will- kommen geheißen. — Der hiesige Turnverein, der schon durch Ausübung des Etlbotenlause» einer vater ländischen Pflicht Genüge leistet, wird am gleichen Tage auch dem Rufe de» Dichter» nachkommen: „DeS Flammenstoßes Geleucht facht an, Der Herr hat Großes an uv» getan." Großröhrsdorf. (Konzert im Hotel Haufe.) Wirklich recht genußreiche Stunden verschaffte am Dienstag abend den zahlreich erschienenen Besuchern die Otto Schäfersche Kapelle, die durch Hinzuziehung auswärtiger Kräfte eine sehr gute Besetzung erhalten hatte mit ihrem Konzert. Dar von Wohlklang ge- sättigte Orchester errang sich sofort in der ersten Nummer H. L. Blankenburgs Prinz Friedrich-Marsch volle An- erkennung, desgleichen in der au-gezeichn-t auSge- arbeiteten, nach Form und Inhalt trefflich gespielten Ouve.turr zur Op. „Rienzi, der letzte der Tribunen" von R. Wagner. Auch E. Grieg»: Erste Orchestersuite a. d. Musik zu „Peer Gynt", verfehlte seine Wirkung nicht. Heroorzuheben au» dem geschmackvoll zusammen- gestellten Programm find noch W. V. Wallocc Ouvertüre zur Oper „Maritana" und G Verdis Fantasie o. d. Op. „Traviata". Eine kunstvolle Bereicherung fand das Konzert durch da» Auftreten des Lornet ä pistons- Virtuosen Herrn Paul Wiggrrt. Die blendenden Vor züge de» Solisten traten auch diermal wieder glänzend in Erscheinung. Der hervorragende Virtuos zog alle Zuhörer in seinen Bann. Sämtlichen Vortragsstücken brachte man lebhafte» Interests entgegen, da» sich in reichem Beifall zu erkennen gab. Für beide Teile — Orchester wie Zuhörer — dürfte e» aber von Vorteil sein, wenn Herr Schäfer nur auf freiem Podium spielte. Bischheim. (Bezirksversammlung.) Am vergangenen Sonntag Nachmittag hielt der Bezirks verband Bautzen-Kamenz Oberlausitzer Kaninchenzüch ter im hiesigen Niederen Gasthof seine 1. Bezirksver sammlung im neuen Geschäftsjahr ab Der Bezirks vorsteher Faßmann eröffnete die Versammlung mit begrüßenden Worten unter gleichzeitiger Bekanntgabe der Tagesordnung. Nach Verlesen des letzten Pro tokolls wurde festgestellt, daß im Laufe des vergan genen Geschäftsjahres die Zahl der Vereine auf 9 und die der Mitglieder aus 349 gestiegen ist. An Staats beihülsen wurden Prämiengelder, zu Bezirksausstel lungen, zu Vorträgen und zur Anschaffung von Deck stationen gewährt. Im weiteren Verlauf der Ver sammlung berichtete der Bezirksvorsteher über die am 14. September 1913 abgehalteneLandesausschußsitzung, aus welcher zu entnehmen ist, daß der Landesver band sächsischer Kaninchenzüchter aus nunmehr 223 Vereinen mit zusammen 7000 Mitgliedern besteht. Hierauf wurden noch verschiedene geschäftliche Sachen erl-digt und dann in B ratung der Ausstellungsan gelegenheiten eingetreten. Man beschloß, die am 31. Oktober bis 2. November d. I. im Schützenhaus zu Elstra stattfindende Vezirksausstellung zahlreich zu beschicken, da doch hierzu Staats-, Landesverbands-, Bezirksverbands-, sowie Vereins- und Ehrenpreise vergeben werden. Nachdem die Tagesordnung erle digt war, schloß der Vorsitzende die interessante Versammlung. Bretnig. (Eilbotenlauf) Am Sonntag früh kam der Probe-Eilbotenlauf, Teilstrecke Göda—Bretnig, zur Durchführung. Punkt 7 Uhr war die gefamte Strecke besetzt und 7 Uhr 38 Minuten begann der Lauf. Die Strecke von Göda bis Bischofrwerda wurde in 31 Minuten durchlaufen und von Bischofswerda bi» Bretnig in 32 Minuten, zusammen also 1 Stunde 3 Minuten. Die h!erbei verwendete Rolle enthielt eine Urkunde, welche in Bretnig Herrn Ehrengauoer treter Gebler durch Kassenwart Zesch - Bischofrwerda vor versammeltem Turnrat feierlich überreicht wurde. Herr Gebler wurde beim letzten Gautage in Nieder- burkau in Anerkennung seiner langjährigen und segens reichen Tätigkeit als Gauvertreter ernannt, worüber