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puisnitzerMchendlatt Sonnabend, 16. August >913. Beilage zu Nr. 98. 65. Jahrgang. Sie Etimalmsmnilung des SisWWtn Md», m v. L. Vom 25 bi- zum 29. September fin. det in Görlitz die 26. Generalversammlung der Evan gelischen Bundes zur Wahrung der protestantischen In teressen statt. Für Donnerstag, den 25. September, abends 8>/i Uhr. ist ein Kirchenkonzert in der PeterS- kirche vorgesehen. Nach Beendigung des Konzert« Glockenläuten, Chorblasen, Beleuchtung der PeterSkirche, des Reichenbacher Turms und der Lutherkirche. Ge- samtvorstand, Diasporaanstalten-Verband, Wartburg bund tagen am Freitag, den 26. vormittags. Geschlos sene Abgeordnetenversammlungen find für ben 26. und 27. September anb-raumt. Sprechen werden über »Evangelisch« Krankenpflege zur Förderung des kon- fessionellen Friedens- Archidiakonus vr. Crämer und Frau l)r. Crämer in Saalflld über das Thema „kon- sessoneller Friede und zunehmende konfessionelle Misch- ung" Pfarrer vr. Fey-Wolteritz, über „Fürsorge für die evangelischen Deutschen in unseren Ostmarken" Proseflor vr. Burchard-Posen. Die Mitgliederversamm lung am Sonnabend, den 27. September bringt die Rede des Geschäftsführenden Vorsitzenden Direktor l.ic. Everling: „Zur Zeitlage und Jahresarbeit." Weitere Referate haben Superintendent v. Butzmann-Ahlden („Fürsorge für die evangelischen Deutschen im Aus land") und Oberlehrer lüc. Moldaenke-Berltn („Die evangelische Mission in den Kolonien und die Wah- rung des konfessionellen Friedens") übernommen. Es folgt am Sonnabend 8 Uhr die erste Evangelische Volksversammlung mit dem Thema: „Was hemmt den Frieden?' Erster Redner: Prof l). Scholz-Berlin über „Falsche Friedensbegriff«", zweiter Redner: Landgerichts- direktor von Loesen-Elbing über „Ungeduldsame An sprüche". Am Sonntag, den 28. September finden zunächst Festgottesdirnstr in den Görlitzer Kirchen statt, dann folgt vormittags 11 Uhr die Hauptversammlung. Thema: „Die theologischen Fakultäten in ihrer Bedeutung für die nationale Kultur und den konfesstonellenZFrieden." Für Nachmittag ist ein- Feier an der Gedenkhalle vor gesehen, wobei Superintendent Kröber Pirna über „Völ- kerfrühling vor 100 Jahren und nationale Gemein» bürgschaft des deutschen Volks" sprechen wird. Daran schließen sich drei evangelische Volksversammlungen, in denen das Thema behandelt wird: Was fördert den konfessionellen Frieden? 1. Einigung, nicht Zerspliste- rung, 2. Stärkung, nicht Abrüstung des Protestant:?- muk." Redner sind: Pros. v. Schian-Gießen, Or. Bch. r-ng§r-Nürnber.g, Konsistorialrat Josephso--Hillr a. S , Nilcr S;oefk«-Htlde»hetm, Pastor L-hmar.n-Braun- .ch.r. a, Fa-Ersttz-r Wilisch-Ober'^-- a i. S. D'e Arme Meine Anni! Roman von H. Courths-Mahler. 1 (Nachdruck oerboten.) I« de» »»lagen vor dem Wiesbadener Kochbrunnen promeniert,« die Kurgäste bei den Klängen de« Morgenkon- z«t» Es war an einem wundervollen klar,» Maienmorgin, d«r so recht in Frühling»l«ft, in Sonnenschein und Blütrn« dust getaucht schien, ein Lm,morgen. wir ihn di, Dichte» be- fingen. Er ,anb,rt« ei» frohe«, h«ffau«g»volle» Lächeln auf all di» junge« und alte« Gesichter ri«g»um. Di« Gesund«« wurd«« fich intensiver ihrer Sesu«dh,it bewußt und den Kran« ken zog ,» wi« «in« Verheißung auf Genesung durch» Herz Eine Grupp« elegant gekleideter Herre», di« wohl nur mit einem le chie» Leid«» «i« winig kokettiertr», stand am Eingang der Kochbrunnenhall«. Lie schlürften mit wichtigen Gesicht«» de» lauwarme« Quill au» ihre«, mit Nummern gezeichnete» Gläsern. Dabei machte« sie Wirtz« über den fa« den Geschmack, glossierte« di« Vorüberg«hrnde« und lachte« so vttgnügt, daß ma» sie ««möglich al» .Leidend," bedaurrn konnte. «in schlanker jung« Man», dem ma« den O'fizier in Zivil ansah, und der fich beim letzte« Manöver ei« leichte» Rheuma zugezoge« hatte, dem er h!« mit Bäder« und ,m,r Trinkkur zu Leib« gehen wollt», macht« di« ander«» Herr«» eifrig auf dir vorüberwandelnde« weiblich,» Schönheit«» auf merksam. Mit sicherem Blick fand er dir elegantesten Früh- linggtoilettr« heran« und gab ihn«» gewissermaßen durch knrzr Bemerkung«» rin« Zensur. In der Aller drängt«« fich dir Morschen. Da der Fußboden dir Anlage »och etwa» flucht war, erginge» sich die Empfindlichen lieber auf dem trockene» Steinlußbode» der Halle. Manch« auffallend» Persönlichkeit taucht« da i» der Meng« auf. Der jung« OssiM schien fie all« zu «rflnnr» und lie fert« Bericht. Da fich der Menschenstrom in geordnet,« Reihen, richt» ««»weichend, bewegte, war «» l»tcht, jeden zu brmerke» und von jedem bemerkt zu wird««. Jetzt beschwingt« d« Fl«d«rmau»wal,«r di« Bewegungen der Promenierend«». Wi« «lrktrisflrt Hobe» sich di« Gesichter i» lächelnd« Leben»- fr»»de. Di« Herr«» am Kochbrunn,nringang summt,» di« Tagung beschließt am Sonntag ein Festeffen und am Montag ein gemeinsamer Rurflug nach Oybin. Er ist zu hoffen, daß auch von Pulsnitz und sei ner Umgebung aus sich einige Männer und Frauen nach Görlitz aufmachen werden, zumal durch Extrazüge von Dresden und Bautzen au» billige Fahrgelegenheit geboten wird. Anmeldungen wolle man freundlichst bald bei Herrn Pastor Köhler besorgen. ^agesgefedickte. Deutsches Reich. Köln, 14. August. (Apo- gryphe Aeußerungen des deutschen Kai- serS.) Der Berliner Korrespondent der „Kölnischen Zeitung" telegraphiert seinem Blatte: Der Bukarester Korrespondent der „Temps" Rene Puaux über einen Brief des Kaisers an König Konstantin, worin der Kaiser erklärt haben soll: „Ich kämpfe für Euer Rechte wie ein Tiger" hat selbstverständlich keine Unterlage. Nach meinen Erkundigungen ist ein solcher Bries nicht geschrieben worden. Dasselbe gilt von einem Hand- schreiben de» Kaisers an Kaiser Franz Joseph, worin nach einer Berliner Meldung der Ruhcoje Slowo der Kaiser seinen Einfluß geltend zu machen suchte, datz eine Besserung der Beziehungen zwischen Oesterreich. Ungarn und Serbien durch «ine entsprechende Aea- derung der Berchtoldschen Politik ermöglicht würde. Auch in diesem Falle hat man es mit einer grund- losen Erfindung zu tun. Im Vorbeigehen mag noch festgestellt werden, daß eine von der deutschen Veröf fentlichung abweichende Fassung des Telegramms de» König» Carol von Rumänien an den Kaiser, di« in Wien ausgetaucht ist, sich als unhaltbar erweist. Das in deutscher Sprache abgefaßte Telegramm de» Königs Carol lautet wörtlich so, wie es in der „Norddeut schen Allgemein,» Zeitung" abgedrukt wurde. Berlin, 14. August. (Keine Neuabgrenzung der ReichstagSwahlkreise.) Ein« Korrespon- d«nz verbreitete die Nachricht, daß die liberalen Par teien und da» Zentrum entschlossen seien, sofort beim Beginn der Reichstagstagung eine Neuabgrenzung der ReichstagSwahlkreise zu beantragen, und zwar in dem Sinne, daß wenigstens die Riesenwahlkreise zerschlagen und dadurch die Abgeordneten um etwa 2 Dutzend ver- mehrt würden. Die Nachricht ist zweifellos falsch. Da die Fraktionen jetzt nicht zusammengekommen find, konnten sie sich garnicht über ein gemeinsamer Vor gehen verständigen. V-rlin, 15. August. (Das »eil eids - Te le- gram in des Ne ich Stags-Präsidenten an Bebels Tochter.) Der Präsident des Reichstages hat an Frau vr. Simon »B^el in Bern, Bebels Toch ter, folgendes Beileidstelegramm gesandt: „Die Nach richt von dem Dahinscheiden Ihres Hnr Baier» habe Melodie mit und der j«»g« Oifizt«» schüttet« »«stohfl« de» Rest an» stimm Glas« hint«r di« Büsch«. .Ffldermauswal- ,«r und «ochbrunnenkur — brr — nicht» ,» mach«»,' sagt» «r, fich schüttelnd. Di» and««»» lachten. »Sekt wär« mir auch li«b«r,' antwortet« »i» anderer. Abrr fi« holt«» fich doch alle «in frische» Gla» Kochbrunne». Dan» «ahm«, fi» ihr» Platz wird«» «i», dir ihn«» fast täglich al» Beobachluvgspost«« die»t». St« stand«« «sch nicht lang« wi,d«r dort, all a» ih»»n zw»i ju»g» Da««« vorüb«rgi»g«». „Le soleill" flüstrrt« dir Leutnant. All« Köpf» wandt«» fich d«r jung«» Dam« zu, auf d«r«» Ar« fich «in« s«hr leidind au»flh«»d« Frau von mehr al» fünfzig Jahren stützt«. Und in den Augr» der Herre» lag der Au»druck großer Bewunderung. Dies« beide« Damen waren jeden Morgen am Koch« brunnr». Aber fi» sprach«» ni» mit jemand, schi«««« «iemand zu flauen und von »i«ma»d gekannt zu sein. Die jung« Dam«, die der Leutnant mit ,fl soleil" bezeichn«! hatte, recht« fertigt« dies» schmeichelhaft» Bizeichnung durch ihre groß« Schön- h«it und de» sonnig«» Geficht»au»druck. Gewiß ah»t« fie nicht, daß di- Herren fich so seh, mit ihr beschäftigten, achtete jrdenfall« gar nicht auf dieselbrn. Sie war rin« schlank« anmutig« Erscheinung von viel leicht zwanzig Jahre». Liebevoll beugt« sie fich zu der alte», ganz i« Schwarz gekleidete» Dame herab «ad reichte ihr zu- w«ifl« da» noch halbgefüllt« Trinkgla». Dabei lächelte fie so süß und herzbewegend, daß di« Herre» »»ruhig von einem Fuß auf d«n ander«» trat«». Sie trug ei» schlicht«», aber sehr «ltganr sitzend«» Trotteurkostüm vo» dunkelblaue» Farbe, da,« einen kleidsame», ^breite» Strohhut, mit große» Band» schleife» garniert. Bild» Dame» machte» »»bedingt eine« distinguierte» Ein druck. Al» fie zurückkam«», war da» Trinkgla» g»l««rt. Sie mußt«« direkt an d«r tzerrengrupp« vorüber, um «» ei« zwei- te»mal füll«« zu lasse«. Artig trat»» di« Herr«» zurück und sah»« ihn,« «ach. Ihr garze» Inten ff« schien fich auf „le soeil" zu konzentrieren. DI» jung» Dam» füllt» au» d«« be reit stehend«» Sflmkrügrn am Bru»»«» so viel kalt» Quell« ich mit tiefem Bedauern empfangen, und ich spreche Ihnen mein aufrichtiges Mitgefühl aus". Berlin, 15. August. (Erhöhung der Bezüge derDeckosfiziere.) Eine Vorlage über die Er höhung der Bezüge der Deckoffiziere wird bet den zu ständigen Ressorts vorbereitet. Es kann erwartet wer den, daß dem Bundesrat und später dem Reichstage in nicht ferner Zeit etn Entwurf über eine entsprechende Abänderung der BrsoldungSordnung zugehen wird. Weiter findet zurzeit eine Prüfung der Luftfahrfürsorge- gesetzeS statt, in dem eine rückwirkende Kraft nicht vor gesehen ist. Köln, 15. August. (Keine Korfureise des deutschen Kaisers.) Der Korrespondent der Kln. Ztg. in Berlin meldet seinem Blatt: Durch die Presse gehen Meldungen, wonach der Kaiser im Laufe de» Septembers in Corfu eintreffen werde. Diese Angaben sind, wie ich höre, unzutreffend. Nach meinen Erkun digungen wird im Laufe dieses Jahres der Kaiser nicht mehr nach Korfu reisen. Köln, 15. August. (Französische Fabeln.) Die Meldungen französischer Blätter, wonach der deut schen Politik oder dem Kaiser persönlich eine besonder« Tätigkeit in der Adrianopelfrage -»gesprochen wird sind, wi« der Berliner Korrespondent der „Köln.Ztg." seinem Blatte telegraphiert, al- irrtümlich anzusehen. Vielleicht liegt auch eine bewußte Entstellung ihnen zu Grunde. In der Adrianopelfrage hat Deutschland, soweit es sich um diplomatische Schritte bei der Pforte handelt mit den übrigen Mächten zusammen, gehört aber im übrigen innerhalb des Kreises der Großmächte zu denen, die in dieser Frage eine besondere Zurück- Haltung beobachtet. Hamburg, 15. August. (Nach dem Werftar beit e r st r e t k.) Die Wiedereinstellung der Werftar beiter nach dem Streik vollzieht sich in Hamburg recht langsam. Bis heute mittag waren etwa 750 Schiff bauer eingestellt, davon 200 für die Werft von Blohm und Boß, 150 für die Vulkanwerft, di« übrigen für die kleineren Betriebe. Stuttgart, 15. August. (Die olympisch «'n Volk »spiele in Stuttgart und die Tur- n e r.) Auf dem Rathaus- kam es gestern abend in der geheimen Sitzung der Bürgerkollegiums zu hefti gen Auseinandersetzungen über die Beteiligungen an olympischen Spielen, die zur Hebung der Volk-gesund- heil als Volksfeste in diesem Jahre veranstaltet werden sollen. Da die Stadtverwaltung unpartisch alle Tur- nerschasten, also auch die freien Turnerschaft-n aufge- sordert hatte, lehnte die deutsche Turnerschaft die Be teiligung ab und der Jung-Deutschland-Bund behielt sich die Entscheidung vor. Nach längeren Auseinan dersetzungen zwischen den Nationalliberalen und dem Zentrum einerseits und den Sozialdemokraten anderer- zu dem im Gias« bifiadlichen hr>ß«n Trank, daß di« all« Dam« trinke» könnt«, wi« es ihr beliebt». Dan» «ahm«» fi« ihr» Peom«»ad» wi«d«r auf, bi» auch da» zwiit« «la» ««trunfln war. Di» jung« Dam» gab da» fl«rr Gla» in Verwahrung a» d»r Kiffe ab und mußt« dab«i nochmal« di« tzerrengrupp» paffieren. Dan» verließ«« di» b«id«n Dam«» langsam di» Anlag«». .Schad«!" sagt« dir «in« d»r H«rr«n flufzrnd. .Di« Vonn» ist u»tergrga»g«»", bemerkt« dir zwrit«. Und drr Leutnant sucht« durch ri«« mokant« Bewirkung di« H«it«rflit wird» hrr,ust«ll«n. .Wir gebt» fitzt stcher «in G«mäld« ab, da» ich ,Apri» lr coucher du sofltl" «rnni» würd«," sagt« «r. Et» Awa» wohl biflibflr Hrrr klopft« ihm auf dfl Schulte«. .Statt schlicht« Witz« zu mach«», li«b«r D«witz, HStt«» Sk« »««such«» sll«n h«raus»ukrirg«n, wir diis« beiden Dam«» find. Si« wissen sonst imm«r all«»." Diwitz zuckt« di« Achs«!». .Tut mir leid, fli» M«nsch weiß, wer fi« find. Ma» firht si« «irgind» in Gesellschaft." „Na alo — tröst«« wir un». Di« Vonn« grht j«d«n Morg«« vo« »euemganf und so wird uns ri» Wiedersehen btschirdi« fli».7 Da» Konzert war jetzt zu End» und nun v«rlk«ß«» auch di» Herr«» dir Anlagen. Jnzwische» warr« dir bridr» Da- mr» di« Taunusstraß« entlang grgangr», warr» in di« Wil« hrlmstraßr «ingrbogr», und schritt«, unter d«n Kolonnad«», am Thcatrr vorbei, »ach dem Kurpark. Si« gingen sehr langsam und di« alt« Dam« mußt« fich fest auf din Arm drr jüngeren stütz»». Nu» lag da» imposant» »««» Kurhaus vor ihn«». Sie brtratrn durch dr« Eingang richt» vom Kurhau» di» Park. .Woll«« wir erst «in Weilchrn auf dem Nizzaplätzche« ruh«», lt«b« Muttrr?' fragt« dir ju»g« Dam» lirbevoll besorgt. .Nein, l«ß un» «och ri» Stück wrilrr grhm, Anni, ich sühfl «ich »och gorz kräftig. Ach, wrlch ei« herrlicher Mor- g«n, mein Kind I Di» Sonnenwärm» tut mir so gut," «r« widerfl dir altr Dam», ihr f»im», flidrnde» Gesicht rmpor«