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Nr. 98. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 16. August 1913. Seite 3. da» ist in der Tat noch nicht dageweien. Zu bemer ken ist noch, daß um 1 Uhr in der Nacht zum Mon- tag vom Feltorte Oybin ein Sonderzug nach Zittau. Vorstadt verkehren wird, wo die Ankunft 1,25 Uhr erfolgt. Nun mag dem schönen Feste, dessen Reiner trag dem Fond» zur Errichtung eine» Journalisten- heim- in Oybin zugeführt wird, vor allem eins be- schieden sein: gutes Wetter. Steinigtwolmsdorf, 14. August. (Der verfal lene Hauptgwinn.) Da» Los einer hiesigen Ar- beiterr war mit dem Hauptgewinn (Küchsneinrichtung) einer veranstalteten Warenlotterie gezogen worden. Leider erfuhr der Lorinhaber erst von dem gemachten Haupttreffer, alr der Meldetermin verflossen und der Gewinn vor wenigen Stunden versteigert worden war. Leipzig, 14. August. (Völkerschlachtdenk. malSlotterie) Mittels Verordnung de» König!. Ministerium» des Innern vom 9. o. MtS. ist dem Deutschen Patriotenbund zur Errichtung eines Völker- schlachtdenkmals in Leipzig Genehmigung erteilt wor- den zur Veranstaltung von noch zwei, im Mai und November 1914 auSzuspielenden Geldlotterien von je höchsten» 200000 Losen zu 3 Mk., von deren Rein erlös je 65000 Mt. dem Landesausschuß für Jugend- pflege zufließen sollen. Auch für diese zwei Lotterien bleiben der Verlosungsplan und die Bedingungen, wie sie für die bisherigen Lotterien aufgestellt waren, in Geltung. HM Hakkan. Die »Time»" über die HaltungRußlandS in derRevisionSfrage. London, 15. August. Der Petersburger Korrespon dent der .Time»" schreibt seinem Blatte, daß die russi sche Regierung von einer Revision der Bukarester Ver trage» abgesehen habe und auch niemals offiziell eine solche den anderen Mächten vorgeschlagen hätte. Die russische Regierung werde versuchen, zu erreichen, daß dis der türkischen Regierung zu zahlenden 500 000 tür- kischen Pfund aus der Tabakregie nicht der ottomani- scheu Regierung überreicht, sondern vielmehr irgendwo hinterlegt werden. Rußland wünscht La» Geld al» Ga. rantie zu besitzen für die Einhaltung dsk Londoner Vertrage» durch die Türkei. Man glaubt jedoch nicht, daß diese» Vorgehen dazu angetan ist, Lie Türkei ge fügig zu machen. Die Türken würden vielmehr so lange in Adrtanopel bleiben, bis die Bulgaren stark genug seien, um sie mit Waffengewalt wieder au» Adrianopel zu vertreiben. Rußland und die RsvisionSfrage. Petersburg, 15. August. An offizieller Stelle ist man offenbar gewillt, die Kawalafrage im Sande ver- lausen zu lassen. Man versichert, Rußland habe seinen Standpunkt in dieser Frage keineswegs geändert, son- der» bewahre die von vornherein eingenommene ab wartende Haltung Nach dem Abschluß des Bukarester Friedens habe der Gesandte Schsbeko im Namen seiner Regierung erklärt, daß Rußland sich da» Recht vorbe- Halts, den Vertrag entweder allein oder im Verein mit anderen Großmächten in Bezug auf Kawala einer Be richtigung zu unterziehen. Weiterhin seien in dieser Richtung keinerlei Schritte geschehen. Da bei den übri gen Großmächten keine Neigung vorliege, die Kawala- frag; anzuschneiden so werde die russische Regierung auch weiterhin eine abwartende Haltung einnehmsn, um zu sehen, wa» Oesterreich unternimmt. Die Heimkehr der bulgarischen Truppen. — Der Sofioter Korrespondent der Köln. Zeitung telegrafiert seinem Blatte: Die Demobilisierung der Truppen schreitet schnell fort; die Regimenter werden in vier Zügen, die aufeinander folgen, in die Heimat befördet. Die heimkehrenden Krieger schmücken ihre Wagen mit Blumen und Grün und werden von der Bevölkerung herzlich empfangen. In Plewna traf ein Regiment der Brigade Christow ein, da» meisten» aus Tschirnowo stammt und sich bei Blar-Hissar und Der- ke», sowie später gegen die Serben bei Karajewaz au»- zeichnete und nun in die durch Erdbeben verwüstete Heimat einzieht. Dis Soldaten tragen ihr harte» Ge schick mit würdiger Haltung. Ungemein störend ist da- Verweilen rumänischer Truppen auf bulgarischem Ge- biet. Die bulgarischen Divisionen von Widdm nach Plewna finden bet ihrer Heimkehr ihre Dörfer noch von Rumänen besetzt. Wahrscheinlich keine europäische Kon- seren z. — Der Korrespondent der Köln. Zeitung in Sofia telegrafiert seinem Blatte: Ein hervorragender Diplo- mal sagte mir, dis Frage einer europäischen Konferenz würde noch nicht für entschieden gehalten. Auch wür den ihre Beschlüsse nur dann wirkliche Erfolge haben, wenn die Mächte einverstanden wären, sie durchzufüh- ren. Dies« Pflicht könnten dann Oesterreich-Ungarn und Rußland übernehmen, die am meisten an solcher Lösung interessiert sind. Daher hängt jetzt aller von ihnen ab. Gegen die bulgarischen Greueltaten. — Der Pariser Deputierte George Berry erklärte in einem an den Minister der Aeußeren gerichtetem Briefe unter Bezugnahme auf die Meldungen über Greu- eltaten der bulgarischen Soldaten: Nicht nur Europa, sondern die ganze Welt hat die Pflicht, Zustände zu vermeiden, die an die schlimmsten in der Geschichte er innern und sich nicht erneuern dürfen. Glauben sie nicht unter diesen Umständen, Herr Minister, daß die Regierung der Republik sich selbst eine Ehre erweisen würde, wenn sie, wie sie er öfters unter anderen Um ständen getan hat, die Initiative zu einem wirksamen Protest gegenüber einer solchen Verletzung des Völker rechtes ergriffe? Berry fügte hinzu, er würde diese Aufforderung von der Kammertribüne an den Mini ster gerichtet haben, wenn dar Parlament nicht ge- schlossen wäre. Nus aller >Velt. Komotau. (Skandalszenen bei einer Be erdigung.) Aus Gram über die Untreue seiner Gattin erhängte sich hier vergangene Woche der Werk- schmied Krau». Bei seiner Beerdigung kam er zu Skandalszenen. Mehrere hundert Frauen erwarteten die schuldbeladene Gattin und brachen, als dieselbe schließlich in. geschlossenem Wagen ankam, in laute Pfuirufe und stürmische Entrüstungskundgebungen aus. Die Frau wurde beschimpft, geschlagen und angespuckt, und erst der einschreitenden Wache gelang es, ihr Zu tritt zur Bahre zu verschaffen. Die gleichen Szenen wiederholten sich, al» die Frau die Totenkammer ver- Uiß und später am offenen Grabe einen verzweifelten Ausbruch ihrer Reue zeigte. Die Trauergäste drohten, sie in das offene Grab hinabzustoßen, und der Priester konnte die Zeremonie erst vollziehen, nachdem sich die Frau von der Grabstätte entfernt hatte. Leipa. (Tin neuer Waldschädling.) Kaum sind die Wunden, die vor einigen Jahren die Nonne den Wäldern Böhmen» zugefügt hat, einigermaßen vernarbt, lenkt ein neuer Waldschädling die Aufmerk samkeit der Forstleute und Naturfreunde auf sich. Dies- mal ist e» der Eulrnsptnner, der insbesondere in den au-gedehnten Gras Waldensteinschen Waldungen der Herrschaft Weißwasser fein Unwesen treibt, und dessen gefräßige Raupe die Wipfel der Kiefer und auch teil weise der Fichten auf ganze Strecken kahlgefressen hat. Glücklicherweise ist damit nicht auch ein Absterben der Bäume selbst verbunden, er ist vielmehr zu erwarten, daß sich diese im nächsten Frühjahr erholen werden. — (Marienbads dte-jährige Sensa tion.) In einem Marienbader Brief eines Prager Blattes lesen wir: Heuer muß Marienbad sich mit einer Sensation begnügen, die man mager nennend möchte, bestände sie nicht in einem ägyptischen Paschs) an dem da» Merkwürdige ist, daß er 480 Pfd. wiegt, drei Stühle unter der Fülle seines Körpers verschwin den läßt und — der Bemitleidenswerte! — so gleich mäßig ungeheuerlich abgerundet erscheint, daß sich all einiger Entfernung nicht mit Sicherheit erkennen läßF, wo an ihm „vorn ist". Die Fiakerkutscher zeigen ihn mit der Peitsche ihren Fahrgästen, die schmucken Kell nerinnen auf dem „Rübezahl" schütteln mit einem teil nehmenden „Oh met, oh ms'!" die Köpfchen, wenn er sich zum Morgenkaffee mühsam bis in ihre lichten Höhen hinaufschleppt, und dis kleinen Kinder gehen ihm scheu au» dem Wege, weil sie befürchten, er könnte sie, wie der Riess iw Märchen, zwischen seinen Zähnen zerknacken und in seinem unermeßlichen Innern ver- schwinden lassen. Zum ^ovs vsbsls. Zürich, 14. August. Bebel hat in seinem Testament die sozialdemokratische Partei mit einer bedeutenden Summe bedachtund außerdem derselben von einem bestimmtenZeit- punkt ab da» alleinige Verlagsrecht für seine Werke vermacht. Al» Testamentsvollstrecker hat Bebel den Bankier Ullmann in Frankfurt am Main bezeichnet. Zürich, 14. August. (August Bebel» letzte Fahrt.) Die Talfahrt der Leichs Bebels von Paflugg um die mitternächtige Stunde der heutrgen Nacht voll zog sich in aller Stille und Schlichtheit. Die Leiche war in einen schwarzgestrichenen Holzsarg, der mit ein fachen Metallbeschlägen verziert war, gebettet. Kurz nach 12 Uhr wurde der Sarg au» dem Kurhaus Passugg gefchaffr, auf ein Wägelchen festgebunden und mti Zslttuch überdeckt. Der Kondukt zählte nur 4 Mann. Neben dem Führer de» Wagen» saß ein Angestellter des Kurhauses, der den einzigen Kranz der Kurhau». gäste am Arm mit in» Tal brachte. Gegen 1 Uhr morgen» gelangte der kleine Leichenzug nach Chur. Am Eingänge des Friedhof» wartete bereit» der Fried- hoftwärter. Vier Mann trugen den Sarg zur Leichen- Halle; dort ward er aufgebahrt bis zum kommenden Morgen. Dann wurde der Sarg von der Churer Ar- beiterschast zur Bahn geleitet. Am Bahnhofe sprach der Präsident der sozialdemokratischen Partei Grau- bünden». Die Leiche traf nachmittag» in Zürich ein, wurde von der Abordnung der Züricher Arbeiterschaft nach Lem Volk»hau» geleitet, wo sie bi» Sonntag auf- gebahrt bleibt. Al-dann wird sie nach dem Trauer- Haus am Schazenberg gebracht, von wo sie der Trau- erzug nach dem Zentralfriedhof geleiten wird. Unter Vorantrttt der 500 Kranzträger werden die Delegatio- nen de» Reichstage», de» schweizerischen Nationalrrte-, de» Züricher Kantonrate» und de» Stadtrate» einen großen Zug bilden, denen die Abgeordneten zahlloser Organisationen, die sich bereit» zu Hunderten gemel- meldet haben, folgen werden. Zürich, 16. August. Außer der Feier auf dem Friedhöfe wird noch ein Gedächtni»akt auf der Rotwau wiese stattfinden. Vermutlich werden Mollenbuhr für die Partei, Richard Fischer für die ReichStagSfraktton, für die schweizer Parteigenossen Greulich und für Frankreich JaureS sprechen. Fast alle Mitglieder der sozialdemokratischen Reich»tag»fraktion werden sich zur Trauerfeier nach Zürich begeben. Hobart, 15. August. (Neue Erfolge auf dem Gebiete der KrebSbehandlung.) Dr. Robert, Chefarzt de» hiesigen Hospital», hat während der letzten drei Jahr« alle KrebS- und ähnliche Krank heiten mit Röntgenstrahlen behandelt. Er filtrierte diese Strahlen mit Silber-, Kupfer- und Zinuflächen. Bei vierzig behandelten Patienten trat nicht ein ein- ziger Toderfall ein. Neueste direkte Meldungen von Hirsch'» Telegraphen-Bureau. Leipzig, 16. August. (Tödlicher Fliegerun- fall) Ein Fliegerunsall ereignete sich gestern abend auf dem Ltndenthaler Flugplatz. Der Aviatiker Rümp ler war mit dem Diplomingenieur Rüttger al» Passa gier zu einem Ueberlandfluge aufgestiegen, mußte jedoch bald infolge Verschlechterung der Wetter» nie dergehen. In etwa 10 Meter Höhe erfaßte eme Böe den Apparat und schleuderte ihn zu Boden, so daß er in Trümmer ging. Rüttger erlitt dabei so schwere Verletzungen, daß er bald nach dem Unfall starb. Rümpler erlitt nur geringe Hautabschürfungen. In- genieur Rüttger ist 35 Jahre alt und eine in Auto- mobilkreisen sehr bekannte Persönlichkeit. Berlin, L6. August. (Verhaftete Betrüger.) Der Berliner Kriminalpolizei ist eS gestern gelungen, die Schwindler, welche der Dresdner Bank aus Grund einer gefälschten Effektenrechnung 30 000 Mark ent- lockten, zu verhaften. Sie befinden sich bereits hinter Schloß und Riegel und haben ein Geständnis abge legt. Einer der Schwindler ist der Kassenbote der Dresdner Bank Otto Thiele. Seins Komplizen, der Sohn de» Buchdruckers, Siegbert Wreschkzer und ein Angestellter der Firma Orsnstein L Koppel namens Hartlrpp find von dem Schwindler überredet wor- den. Der Plan dieser Betrügerei datiert bereits seit einem Jahr, aber er konnte keine geeignete Persönlich, ketten früher dazu finden. Die Ermittlung der Täter gelang dadurch, daß der Buchdrucker sich meldete, bei dem die Formulare der Bankfirma Heymann L Co^ die überhaupt nicht existiert, gedeckt worden waren. Fast die ganzen 30 000 M wurden wieder gefunden. 24 000 M hatten die Schwindler bei der Darmstätter Bank hinterlegt und größere Barbeträge wurden bei Thiel^und Wreschkzer gesunden. Hartlepp hatte für einen Botengang zur Dresdner Bank 600 M erhalten. Wien, 16. August. (Die Malissoren wol len den Montenegrinern den Krieg er klären.) Die „Albanische Korrespondenz" meldet: Die Haupivertreter der Malissorenstämme haben in Skutari dem Admiral Buistny ein Ultimatum überreicht, daß sie Montenegro den Krieg erklären und gegen Tuzi marschieren werden, wenn ihre Forderung auf Nicht angliederung an Montenegro unberücksichtigt bleibe. Petersburg, 16. August. (Zur Lage am Bal kan.) Hier verlautet, daß am Mittwoch Seim Mini ster Sasonow eine längere Beratung stattgefunden habe, an welcher der deutsche, französische, österreichische und türkische Botschafter, sowie die Gesandten Serbi en» und Rumänien» teilgenommen haben. Den An laß hierzu soll eine Note der Türkei an die Groß- Mächte gegeben haben. E» verlautet, daß die Pforte erklärt, sie wolle al» Garantie Gebietsteile jenseits der Maritza akkupieren, falls die Bulgaren mit den Greueltaten gegen die Türken in den non ihnen er oberten Gebieten nicht aufhören. Die Note hat tiefen Eindruck in Petersburg gemacht und die Ueberzeugung hervorgerusen, daß die Türkei Bulgarien zu zwingen gedenkr, direkte Verhandlungen mit ihr anzuknüpfen, welche die Annullierung der Grenzbestimmungen de» Londoner Vertrages und den Verlust Adrtanopel» für die Bulgaren zur Folge haben würde. Athen, 16. August. (Erschießung vonKriegS- gefangenen.) Einem Telegramm au» Saloniki zu- folge wurden 6 Krieg-gefangene, die der 9 bulgari schen Division angehörten und die da» Massakre in Doxato «»»führten, nach dort gebracht. Die Ueberle- Senden der unglücklichen Stadt erkannten sie sofort wieder. Darauf wurden sie vor ein Kriegsgericht ge stellt, für schuldig erklärt und an den Gräbern ihrer Opfer erschossen. Schanghai, 16. August. (Zur Lage in China.) Seit gestern find in Nanking neue Kämpfe im Gange. Die Südtruppen haben den Löwenberg, die Nordtrup pen den Beilchenberg besetzt. Beide Berge liegen am Ende der Stadt. Die Fremden erhielten den Befehl, die Stadt zu verlassen. Auch Ktngkang ist voller Re bellen. Die Nordtruppen erhielten au» dem Arsenal von Kang Nan Verstärkungen von 6 000 Mann, wel che später wahrscheinlich nach Jangtse gesandt werden. Die Nordtruppen verfolgen di« Südtruppen, die Wu- ung geräumt hoben. vrlekkasten. A. L. in N. Weste nicht gewonnen, denn die Kriegser klärung Italiens an die Türkei erfolgte am 29. September 1911. E. D. in p. Sie irren! Die Sonne ist 1 253 909 mal größer als die Erde, der Mond aber 49 mol kleiner als die Erde. Der Durchmesser der Erde beträgt 12756 Kilometer.