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Nr. 94. Pulsnitzer Wochenblatt. — Donnerstag, den 7. August 191». Teile 2. Johannstadt 8 Uhr 10 Min. Rückfahrt nach Dresden- Altstadt erfolgt ohne Anlegen an der Vogelwiese, da gegen halten die Dampfer in Johannstadt und Neu- stadt. Zutrittskarten zum Preis von 80 Pfg. einschl. Hin- und Rückfahrt sind an den Gesellschaftskafsrn in Alt-, Neu- und Johannstadt, sowie an der Vogel wiese erhältlich. — (Einmaliger Zyklus neuinszeniert efr W.e rke in den Königlichen Hoftheatern Dres> dens im Herbst 1913.) Im kommenden Herbst finden in den beiden Königlichen Hoftheatern zum ersten Mal Sonder- aufführungen statt. Die Aufführungen werden zu je einem Zyklus in jedem der beiden Hoftheater vereinigt. Jeder Zyklus gelangt nur ein Mal zur Aufführung. Anlaß zu dieser Ver anstaltung sind für die Leitung der Königlichen Theater: die Vollendung des Umbaues des Königlichen Opernhauses und die Eröffnung des neuen Königlichen Schauspielhauses in Dresden-Altstadt. Der Zyklus im Königlichen Opernhaus um faßt sieben Werke von Richard Wagner und drei Werke von Richard Strauß. Von Richard Wagner werden die in den letzten Jahren neueinstudierten und szenisch neu gestalteten Werke wie Meistersinger und Lohengrin aufgeführt. Im Mit- telpunkt der Aufführungen aber stehen die vier Abende des Ntbelungenringes, dessen szenische Neugestaltung weit über Dres- den hinaus Aufsehen gemacht hat. Von Richard Strauß wer- den die beiden Werke gegeben, die, von Dresden ausgehend den großen Bühnenraum des Komponisten begründet haben: Salome und der Rosenkavalier. Ihnen schließt sich die jüngste musikdramatische Schöpfung von Richard Strauß an: Ariadne auf Naras, zu spielen nach dem Bürger als Edelmann. Das Königliche Schauspielhaus veranstaltet einen aus klassischen und modernen Werken bestehenden Zyklus, der in charakteristischen Proben eine Uebsrsicht über das Repertoire und die von der Leitung verfolgten Ziele gibt. Er umfaßt eine Reihe von Wer ken, die in den letzten Jahren zuerst oder in neuer Einstudie rung aufgeführt worden sind (alle in neuer Ausstattung) und bringt außerdem in seinem Verlauf eine Uraufführung, eine Erstaufführung und die erstmalige Aufführung eines neuein studierten Klassikers. Der Zyklus umfaßt die folgenden Werke: Robert Guiskard von Heinrich von Kleist, Die Torgauer Heide von Otto Ludwig, Minna von Barnhelm von Lessing, Judith von Hebbel, Die armseligen Vesenbinder von Carl Hauptmann (Uraufführung), Die Komödie der Liebe von Ibsen, Jedermann von Hugo von Hofmannsthal, Ernste Schwenke von Herbert Eulenberg (Erstaufführung) Torquato Tasso von Goethe (neu einstudiert), Eine Frau ohne Bedeutung von Oscar Wilde, Wetterleuchten von August Strindberg, Der Kammersänger von Frank Wedekind. Der Zyklus des Königlichen Opern hauses beginnt am 27. August und endigt am 12. September, der Zyklus des Königlichen Schauspielhauses dauert vom 14. Sep tember bis 4. Oktober. Beide Zyklen umfassen je 10 Abende. An den Aufführungen sind als Darsteller die ersten Mitglieder der Königlichen Hofbühnen beteiligt. Auskünfte, ausführliche Prospekte über die Aufführung und die Mitwirkenden sowie Bilettbestellungen (schriftlich und telephonisch) schon jetzt an der Theaterabteilung der Lesehalle, Dresden, Waisenhausstraße 9. Laugebrück. (Ein Hir > ch), der sich im vorigen Jahr zu einem Zehnender entwickelt hatte, stellt sich allabendlich an der Haidemühle ein, um dort seine Abendmahlzeit einzunehmen, unbekümmert um die Men- schen, die ihn in nächster Nähe beobachten können. Das Futter wird von dem Wirt der Haidemühle dem alten Waldbewohner an einer bestimmten Fütterung«, stelle verabreicht. Kirchberg. (Wild - Sterb en.) Im nahen Forst- revier Herlasgrün wurden in den letzten Wochen ge gen 30 tote Rehe aufgefunden, bet denen man große Mengen Würmer in den Nafen und Rachen vorfand. Von einem Sachverständigen wurde sestgestellt, daß im genannten Revier die Rachenflieg« auftritt, die sich tn den Rachen und Nasen der Tiere sestsetzt und ihre Eier ablegt. Die sich aus diesen bildenden Maden . verursachen dann den Tod der Rehe ^agvssvscklcvte. Deutsche» Reich. Swiuemüude, S. August. (Der Kaiser in Swinemünde.) Di« kaiserliche Flo- tille, bestehend au» der Kaisern acht „Hohrnzollern," dem Kreuzer .Kohlberg" und dem Depeschenboot „Tleipner" kam heute vormittag gegen 9 Uhr tn Sicht und ging »/. Stunde später unter dem Donner der Frstungsgeschütze vor Anker. Eine vieltausendköpfige Menschenmenge begrüßte den Kaiser. Um 10 Uhr be gab sich der Kaiser mit Gefolge in vier Automobilen nach Ahlbeck zur Besichtigung des Kinderheims und kehrte von dort um »/,11 Uhr zurück. Morgen vor mittag unternimmt der Kaiser «ine Segelparti« auf der Nacht .Iduna." Um 1 Uhr sand an Bord der .Hohenzollern" Frühstückstasel statt. Berlin, 6. August. (DerzweiteAktderKrupp- assäre.) Wie verlautet soll der zweite Kruppprozeß tn der ersten Septemberwoche vor der Strafkammer in Moabit verhandelt werden. Di« Zeugenladungen find bereits ergangen. Ls sind 23 Zeugen und 5 Sach verständige geladen. Die Anklage richtet sich gegen sämtliche Mitglieder des Direktoriums der Firma Krupp und deren früheren Vertreter in Berlin, Maximilian Brandt. Für die Verhandlungen find 4 Tage in Aussicht genommen. — (Das Wehrgesetz für dteSchutzge- biete), das am 22. Juli vom Kaiser vollzogen wurde, ist im „Reichranzetger" amtlich veröffentlicht worden. — (Ueber die militärische Tüchtigkeit) hielt Prinzregent Ludwig in Ingolstadt aus Anlaf der Jahrhundertfeier der bayrischen Ingenieur-Trup pen eine bedeutungsvolle Ansprache. Der Regent sagte einleitend, daß er für den Namenstag seines Groß vaters, des Königs Ludwig I., den 25. d. M., die Kehl- heimer Gedenkfeier angeordnet habe, zu der auf seine persönliche Einladung der Kaiser und alle deutschen Bundesfürsten kommen würden und ging dann au die Beziehungen der Technik zu den Jngenieur-Trup pen über. Der Regent betonte, stolz auf seine Würde als vr. ing. zu sein, die ihm konorig causa zuteil wurde, und wies aus die Notwendigkeit hin, die Technik mtli- tärisch auszunützen. Das sei die erste, aber nicht die einzige Aufgabe der Truppen. Denn die anderen Auf- gaben müssen im Verein mit allen Waffengattungen zelöst werden. Die Armee kann nur durch das Zu- ammenwirken sämtlicher Waffengattungen bestehen. Die Hauptsache ist nicht die Technik und nicht die Waffe, die Hauptsache ist in einem Kriege der Mensch, und zwar der tüchtige Mensch als Soldat. ES mag alle» noch so gut ausgedacht sein: wenn der Mensch, der im Waffenrock steckt, nichts taugt, so wird die Armee von weit zurückstehenden Völkern geschlagen. Die Technik ist soweit w.e möglich auszunützen. Vor allem aber trachte jeder, ein Edelmann im besten Sinn des Wortes zu sein und zu bleiben. — (Das deutsche Handwerk) hat die erfor derlichen Schritte getan, um bei der Vergebung der ,urch die neue Wehrvorlage bedingten umfangreichen Bestellungen gebührend berücksichtigt zu werden. E» darf als selbstverständlich angesehen werden, daß die Heeresverwaltungen der deutschen Bundesstaaten dem einhelligen Wunsche nach Möglichkeit entsprechen wer den. Wenn sich die Handwerker zusammenschließen, können sie ebenso billig liefern wie die Großindustrie mit ihrem Fabrikbetrieb und bester dazu. — (Die 24. Nachwahl zum Reichstag). Der „neue" Reichstag vom Jahre 1912 wird auffallend rasch verbraucht. Jetzt, nach kaum anderthalbjährigem Bestehen, muß die 24. Nachwahl statiftnden. Schon das Jahr 1912 brachte 13 Nachwahlen. Bi» jetzt sind im ganzen 19 Nachwahlen erledigt. Fünf Nachwahlen stehen noch aus, und zwar in Landshut (bisher Zen trum), Neumarkt-Oberpfalz (bisher Zentrum), Dresden- Land (bisher sozialdemokratisch), Raqait-Pillkallen (bis her konservativ) und Rastatt Buhl-Baden (bisher Zen- trum). Da die Wahlprüfungskommission bereit» die Wahlen der Abgeordneten Haupt (Sozialdemokrat) und Koelsch (nationalliberal) für ungültig erklärt hat und Anträge vorliegen, die noch weitere Mandate kassieren wollen, ist auch in Zukunft für Nachwahlen reichlich gesorgt. — (Der Deutsche Handwerk»kammer- tag) tritt am nächsten Montag zu seiner 15 Jahres- Versammlung in Halle zusammen. — (Steigerung unsere»Handel») Nach den Mitteilungen unsere» ständigen statistischen Mit- arbeiter» hat sich im ersten Semester dieses Jahre» gegenüber dem gleichen Zeiträume des Vorjahres ge hoben unsere Ausfuhr von 4 244 Millionen auf 4997 Millionen, unsere Einfuhr von 5 443 auf 5 602 Milli- onen Mork. Am beträchtlichsten waren im ersten Se- mester dieses Jahre» die Einfuhr' und Auhtuhr von Er zeugnissen der Land- und Forstwirtschaft und von mine ralischen und fossilen Rohstoffen. Die Einfuhr der Erste ren betrug ca. 3 523 Millionen, die Ausfuhr 875 Millio nen, die Einfuhr der letzteren 532»/, Millionen, die Ausfuhr fast 427 Millionen Mark. Es betrug ferner di« Einfuhr von chemischen und pharmazeutischen Er zeugnissen 240 Millionen, von Erzeugnisten aus tie rischen und pflanzlichen Spinnstoffen 419 Millionen, von Lederwaren 80 Millionen, von Kautschukwaren fast 1k, von Glas und Glaswaren 8»/, Millionen. Was die Ausfuhr anlangt, so betrug der Wert chemisch- pharmeuttscher Lrz«uguiste 483 Millionen, der Erzeug nisse au» tierischen oder pflanzlichen Spinnstoffen 739, d«r Lederwaren 27», der Kautschukwaren 67 Millio nen und die Au»fuhr von Gla» und Gla-waren 70»/, Millionen Mark. Vesterveich Ungarn. — (Große»Aufsehen) erregt tn politischen Kreis«« «ine Rede, die Markgraf Pallavicint in Lapo»var gegen den Grasen Ti»za ge halten hat. Markgras Pallavieini erging sich über die Regierung in scharfen Au»drücken und griff namentlich den jetzigen Ministerpräsidenten wegen seiner Politik scharf an. Gras Ti»za will sich die Angriff« nicht g«. fallen lasten und hat di« Absicht dem Markgrafen Pallavieini seine Zeugen zu senden. — (Erhöhung de» Rekrutenkontin- gents.) Die von der österreichischen Kriegsverwaltung in Anspruch zu nehmende Erhöhung des Rekrutenkon tingents wird innerhalb der Ziffer von 36 000 bis 40 000 Mann sich bewegen, von denen etwa 20000 Mann auf da» Heer, 2000 Mann auf die Kriegsma rine und je 8000 Mann auf die beiden Landwehren entfallen. Russland. Petersburg. (Der sinkende Ein fluß Rußlands im fernen Osten.) Die rus sische Presse weist jetzt vielfach daraus hin, daß die russische Politik im fernen Osten Schiffbruch erlitten habe. Der russische Handel nach der Mongolei geht sichtbar zurück. Eine Zollstation hat im letzten Monat nur 6 Rubel Einnahmen zu verzeichnen gehabt. — — vrlekbvpolbsk. s. K. Seit Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuchs gilt die Briefhypothek für ganz Deutschland. So bequem sie ist, so hat sie doch ihre Gefahren. Zuweilen kann der Schutz des Grundbuchs versagen und der Brlefgläubiger sein Geld trotz des grundbücher- lichen Eintrags verlieren. Ein Gläubiger kl. hatte die Abtretung seiner Hypothek an B. wegen Drohung angefochten und eine einst weilige Verfügung erwirkt, durch die zur Sicherung seines An spruchs auf lviederumschreibung dem B. jede Verfügung über die Hypothek verboten und die Eintragung des Verbots im Grund buch angeordnet wurde. Das Grundbuchamt trog den „wider- spruch gegen die Abtretung und ein Veräußerongsvcrbot" ein und forderte den B. zur Einreichung des Hypothekenbriefs bei Vermei dung von Zwangsmaßregeln auf. Auf Beschwerde des B. hob das Rammergericht diese Verfügung auf. Aus den Gründen in teressiert : Vie Voraussetzungen für die Eintragung der Widerspruchs ohne Vorlegung des Briefes lagen nicht vor Nach 8 YH Abs. 2 der Grundbuchordnung wäre das nur zulässig gewesen, wenn der Widerspruch sich dagegen gerichtet hätte, daß die Hypothek nicht besteht oder daß gegen sie eine Einrede besteht, oder daß sie un richtig eingetragen sei. Die vorliegende einstweilige Verfügung ordnet aber nur ein Versügungsverbot über die Hypothek an; deren Bestand und Richtigkeit wird nicht bestritten. Lin folches Versügungsverbot soll nicht ohne Vorlegung des Briefes eingetra gen werden. Diese Vorlegung kann aber das Grundbuchamt nicht erzwingen. In der Literatur wird zwar diese Ansicht vertreten, weil das Grundbuchamt verpflichtet sei, den Brief mit dem Grund buchamt in Uebereinstimmung zu halten. Indes soll nach 8 42 Satz ( der Gr.-B.-Drdnung grundsätzlich eine Eintragung abge lehnt werden, wenn der Brief nicht vorgelegt wird. Nur mittel bar kann das Grundbuchamt dadurch den jeweiligen Besitzer zur Vorlegung zwingen. Unmittelbarer Zwang ist nach Z s2 Satz 2 nur dann zulässig, wenn das Grundbuchamt unter Verletzung ge setzlicher Pflichten eine Eintragung vorgenommen hat, durch die das Grundbuch unrichtig geworden ist und ein Widerspruch von Amts wegen eingetragen worden oder ein Widerspruch gegen das Bestehen oder den Inhalt der Hypothek eingetragen werden soll. Hier aber handelte es sich um alles dieses nicht, vielmehr nur um ein Versügungsverbot über eine sonst in Ordnung gehende Hypo thek. Vie Verfügung hätte deshalb nicht eingetragen werden dür fen, auch wenn das Interesse der Verkehrssicherheit das forderte. Das Grundbochamt konnte die Vorlegung des Briefes nicht erzwin gen. Der gutgläubige Erwerber einer solchen Hypothek muß zwar die dem ß H2 Satz 2 zuwider erfolgte Eintragung eines Wider spruchs gegen sich gelten lassen, da der Brief keinen öffentlichen Glauben genießt. Er kann aber den Grundbuchrichter regreßpflich tig machen. Dem Briefglänbiger, dem der Brief widerrechtlich entzogen ist, bleibt andererseits, dafern die Eintragung de» Wider spruchs gemäß 8 42 der Grundbochordnong nicht erfolgt ist, nicht» übrig, al» im Wege der Zwangsvollstreckung den Brief sich zu verschaffen und ihm dem Grondbuchamt vorzolegen. Rann er da» nicht, so kann der böswillige Erwerber den Brief veräußern, ver pfänden usw und dem gutgläubigen Erwerber steht die Oeffent- lichkeit de» Grundbuch» zur Seite. Dem Briefgläubiger bietet in soweit aber da» Grundbuch keinen Schutz. (Beschluß des Rammer- gerichts I. L. S. vom (2. Februar (Zfo). Hleueste direkte Meldung« Tegernsee, 7. August. (Der Leipziger Sä«, ger Sturmsel») ist gestern in Tegernsee ertrunken. Zur Einweihung der Frith- jof-Statne in Norwegen. Am 31. Juli wurde, wie berichtet, die Frithjofstatue, das Geschenk de» Kaiser» an die Norweger, feierlich enthüllt. Hatte früh dichter Nebelgeherrscht,soklärtefich kurz darauf da» Wetter auf. Gegen 10 Uhr vormittag» war die ganze Strecke vom Strand«bt»zur Statue von einer großen Volksmenge au» der Umgebung und von Touristen aller Nationali täten belebt. Bald daraus traf König H aakon von Nor wegen auf dem Krtkgsschiff „Troll" ein. Eine Viertel- stunde später kam Kaiser Wilhelm an Land. Die bei den Monarchen begabenstch durch eine Allee von Flag genmasten zur Statue, um diedeutscheMarinesoldaten Ehrenwache hielten. Dann trat der Kaiser an dieStatue heran und übergab sie in einer Ansprache demKönige, der tn seiner Antwort dem KaiserdenDankNorwegen» au»drückte. Von der Einweihung der Frithjof-Statue in Vangsnas in Norwegen. Kaiser Wilhelm II. hält am Fuße des Denkmals eine Ansprache an die Festgäjte.