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pulsmtzerWcdeilblatt §ernsprecher: Nr. 18. Vezirks-Nnzeiger Kbonnement: Monatlich 45 Pf., vierteljährlich des König!. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz Q scheint: Dienstag, Donnerstag «.Sonnabend. Z Mit »Illustriertem Sonntagsblatt', »Landwirt- schädlicher Deilags' und »Mode kür Mle". I R R und Heilung 1"elegr.-flLr.: XVochenblatt Pulsnitz W « Inserate kür denselben rag sind bis vormittags V L » 10 Uhr aukzugsben. Die künk mal gespaltene Willi I Zeile oder deren Naum 15 pk., Lokalpreis 12 pk. V v V Neklame 30 Pf. Sei Wiederholungen Nabatt. Amtsblatt kür den Nmtsgerichtsbezirk Pulsnitz, ^uck und Verlag von L. L. ?3rster's Erbo» r!'- 'i, w. Mohr). Expedition: Pulsnitz, Sismarckpiatz Nr. 265. Verantwortl Bretnig, löausmalde, Ohorn, Obersteina, tusder- Trotznaundork, Lichtenberg, klein-vittmannsdork. er Redakteur: Z. VV. Mohr in Pulsnitz. Nr. 15. Dienstag, 4. Februar 913. 65. Jahrgang. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Fabrikanten Zodann Soltkrisd Max SrDöns, alleinigen Inhabers der Firma I 6. Max Süröns, Pulsnitz wird zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußoerzeichnis der bei der Ver teilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die Erstattung der Auslagen und die Gewährung einer Vergütung an die Mitglieder des Gläubigerausschusses VsL ScMutztsrmin auf den 28. Februar 1913, vormittags </t12 Uhr bestimmt. Die Gebühr des Verwalters ist auf 6000 M, seine Auslagen sind auf 665 M 07 Pfg. festgesetzt worden. Pulsnitz, den 3. Februar 1913. kTöniglickes 6mtsgericvt. Dar Wichtigste. Der König reiste gestern früh zum Besuche der Ge weihausstellung nach Berlin; in der sächsischen Gesandtschaft fand ein Frühstück statt, an dem auch der Kaiser teilnahm; nachmittags erfolgte die Rückreise. Der Oberstleutnant Gottfried Prinz zu Hohenlohe, der Ueberbringer des Handschreibens deS Kaisers Franz Joseph an den Zaren Nikolaus reiste, ge stern von Wien ab. Das türkische Oberkommando gab den Truppen den Befehl, daSFeuer nicht vor den Bulgaren zu eröffnen. Die Unstimmigkeiten im türkischen Heere machen weitere Fortschritte. Bulgarien macht das Zugeständnis, daß Adrianopel im Abtretungsfalle ein Kalifat erhalten solle. Bulgarien hat den Vertretern der Großmächte mit geteilt, daß eS nicht geneigt sei, die Friedensver handlungen sortzusetzen, wenn die Türken Adria nopel nicht übergeben wollen. MUM und Mmeich-LiWN. Der greise Kaiser Franz Joseph lebt in stiller Zurückgezogenheit und man weiß, daß ein Teil der Regierungsgeschäfte bereits durch den Thronfolger ge- leitet wird, wie tätigen Anteil aber der Monarch trotz seines hohen Alters an der Politik noch nimmt, be weist da« aussehenerregende Handschreiben, das er an den Zaren dieser Tage gerichtet hat, und dar geeignet erscheint, wesentlich zu einer Entspannung der Welt- läge beizutragen. Daß dieser Schritt aus die Initia tive des Thronfolgers erfolgt sein dürfte, wird niemand annehmen wollen, denn es ist zur Genüge bekannt, daß Erzherzog Franz Ferdinand eine kraftvolle Betä- tigung der Donaumonarchie nach außen hin wünscht und auch schließlich zur Durchführung seiner Ziele vor dem Aeußersten nicht zurückschrecken würde, wenn er auch gerade nicht den Krieg will, so würie er doch sicherlich nichts tun, um ihn aus dem Wege zu gehen. Das Handschreiben des Kaiser« aber beweist die emi nent friedliche Gesinnung und e» ist auch begreiflich, daß der Monarch am voraussichtlichen Ende seiner Lebensabends nicht die Verantwortung eine' Millionen kriege« auf sich laden möchte. Nicht zuletzt au« dieser Erwägung heraus hat er sich zu der Maßnahme ent- schloffen, die allenthalben einen sympathischen Eindruck machen müßte, und wohl ihre Wirkung in Rußland nicht verfehlen wird. Gibt e« doch nicht Wenige, die die Ansicht vertreten, daß der Balkankrieg nur einen kleinen Vorläufer darstellt zu dem EntscheidungSkampf zwischen Rußland und Oesterreich-Ungarn, der schließ, lich einen allgemeinen Weltkrieg mit im Gefolge haben würde. Rußland steht bis an die Zähne gerüstet da, jeden Augenblick bereit, loszuschlagen, und ebenso hat auch Oesterreich-Ungarn an den Grenzen die entspre chenden Gegenmaßnahmen getroffen. Wenn nun Kai- ser Franz Joseph sich zu einem Akte entschlossen hat, wie er seit längerer Zeit infolge der Spannung zwi- schen Wien und Petersburg nicht vorgekommen ist, so muß da« al» eine hochherzige Tat angesehen wer- den, die im Interesse der Weltfriedens unternommen worden ist. ES wäre hocherfreulich, wenn dieser Schritt wirklich von Erfolg gekrönt sein würde. Kaiser Franz Joseph könnte dann mit stolzer Befriedigung von sich sagen, daß er in schwerer Zeit al» Retter de» Frieden» zur Stelle war. Wie e» heißt, hat der Monarch schon Ende November die Absicht gehegt, durch ein solches Schreiben an den Zaren eine Entspannung herbeizu- führen, damals ließ man aber den Gedanken fallen, weil der Erfolg unsicher war. ES hat auch jetzt dem Vernehmen nach nicht an Gegnern diele» Schritte« ge fehlt, weil er der Würde der Donaumonarchie nicht entspräche, indessen hat der Standpunkt de» Kaisers obgestegt. Die Situation ist jetzt zweifellos günstiger, und jetzt hat Petersburg Gelegenheit zu zeigen, daß man gleichfalls von den friedlichsten Absichten beseelt ist und keinen Eroberungsgelüsten nachgeht. Oerttlcdes unO Säcdslscbes. PulSnitz. (Der Wohltätigkeits-Verein „Sächsische Fechtschule", Verband PulS- n i tz) veranstaltet in allernächster Zeit in unsrer Stadt einen hochinteressanten, aktuellen Licht bildervortrag Es ist gelungen, hierfür den be sten» bekannten Dre»dner Schriftsteller Ad. Ziesche (F. A. Esche) zu gewinnen. Der Vortrag behandelt da» Thema: „Sachsen vor hundert Jahren." Der Vortragende hat lange und eingehende Studien in allen Chroniken und anderen Werken betrieben, und wird auf Grund dessen ein umfassende» Bild von all dem geben, war unsre Vorfahren und speziell unser Sachsenland in der Zett der Befreiungskriege erlitten und erlebt haben. 60 vorzügliche Lichtbilder, vorge- führt durch einen der besten Projektionsapparate, Erne- mannfabrikat, werden historische Szenen, Schlachten- und GefechtSbilder, Pläne. Abbildungen von Befestig ungsanlagen, Portrait» von den Hauptführern der da- maligen Zeit usw. zeigen. Die Bilder sind keine Phan- stebilder, sondern nach alten, zeitgenössischen Kupfer stichen und Naturaufnahmen angefertigt. So bildet der Vortrag eine grade für jetzt interessante Jahrhun- derterinnerung in Wort und Bild, und es ist freudig zu begrüßen, daß durch dre Bemühungen de» rührigen Verband-vorsitzenden, Herrn Bernhard Beyer in Puls nitz dieser historisch vaterländische Vortrag auch unsrer Bevölkerung von Stadt und Land vermittelt wird. Wir weisen schon jetzt darauf hin; spätere Anzeigen werden Zeit und Ort, wo der Vortrag gehalten wird, bekannt-geben. Es wäre zu wünschen, wenn dieser Vortrag auch der Schuljugend hiesiger Gegend, vtel- leicht in einer Separat-Vorführung nachmittag», zu- gängig gemacht werden könnte, denn für Schüler und Schülerinnen bildet der Vortrag mit den guten Bil- dern ein sehr belehrende» Anschauung»mittel, da« be reit» von hervorragenden Pädagogen empfohlen wird. PulSnitz. (Von der Schule.) Laut Schulord. nung ist unseren Kindern der Eintritt in» Schulhau» erst eine Viertelstunde vor UnterrichtSbe- ginn gestattet. Im allgemeinen reicht die Zeit zu einem pünktlichen Schulbesuche vollkommen au», wenn sie während de» Winterhalbjahre» vormittag» b/t8, bez. '/i 10 und nachmittag» »/i 2 Uhr die elterliche Wohnung verlassen. Statt dessen stehen aber Knaben wie Mädchen bereit» eine halbe Stunde vor Schulanfang wartend und frierend vor dem Schulgebäude, auch die Tage mit dem furcht- baren Sturme und Schneetreiben machten davon keine Ausnahme. Wie leicht können sich da unsere Kinder durch da» Stehen an zugiger Stelle erkälten und krank werden. Davor aber wollen wir sie doch be hüten. Im Interesse der Gesundheit unsrer Schüler und Schülerinnen ergeht daher an dak geschätzte El- ternhau» die freundliche Bitte, dir Kinder nichtvorden oben bezeichneten Zeiten den Schulgang antrcten zu lassen. — (Jubiläen.) Der dterjährige Februar bringt uns außer einigen Festtagen, wie dem Lichtmeßtage, dem Rosenmontage, dem lustigen FastnachtSdtenStag, dem ernsten Aschermittwoch auch eine Reihe von Ju- biläumStagen, so den 100. Jahrertag der Bildung de» KorpS der Freiwilligen Jäger infolge Ausrufs König- Friedrich Wilhelm III. von Preußen, den 100. Geburt», tag de» Dichters deS Trauerspiels „Der Erbförster", Otto Ludwig, üeS 100. JahrtageS Le» Frieden» zu HubertuSburg, der dem Siebenjährigen Krieg ein Ende machte, des LOO. Todestages deS ersten preußischen Königs, des König» Friedrich» I. und den 100. Jahr- tag de« zu Kalisch zwischen Preußen und Rußland abgeschloffenen AlltanztroktateS. Dieser Gedenktage werden wir selbstredend zur gegebenen Zeit des nähe ren gedenken. — (NeuePersonenwagenoierterKlasse.) Die sächsische Eisenbahnverwaltung hat mehrere neue Wagen vierter Klaffe aus den Hauptstrecken nach Hof und Eger in die Personenzüge eingestellt, die durch Größe und Bauart auffallen. Außer den zwei Türen an der Plattform der Wagen, die u. a. zum Aut- und Einstetgen von Reisenden mit großem Gepäck dienen, stad zu beiden Seiten der Wagen vier weitere Türen angebracht, wodurch der Verkehr beschleunigt wird. Die über 70 Personen fassenden Wagen sind mit allen Ein richtungen der Neuzeit auSgestattet, enthalten hohe, lichte Räume mit großen Fenstern, Abort mit Spü lung, mehrere bequeme Bänke usw. und sind in Ab teile für Raucher und Nichtraucher getrennt. Natür lich geben die Reisenden vierter Klaffe diesen Wagen bei der Benutzung den Vorzug. — (Die Schonzeit) für Hasen, Fasanen außer- halb der Fasanerien, Schnepfen, Hähne von Auer-, Birk- und Haselwild, Wachteln, Bekassinen und alle anderen jagdbaren Säugetiere und wilde Vögel be ginnt mit dem 1. Februar. — („Flotte".) Im Zeichen der Unsicherheit stand die Weltpolitik, als das Jahr 1912 begann und auch sein Ende hat keine dauernde Klärung gebracht. Zwar schien es, als ob dem unerwarteten Ansturm der jungen Balkanmächte die Lö sung einer Frage gelingen sollte, die während Generationen der diplomatischen Kunst dec Großmächte getrotzt batte, aber je mehr man sich dem Kern der Aufgabe nähert, um so deut- licher wird es, daß auch dieses Mal die Interessen der Groß- Mächte zu empfindlich von jeder denkbaren Entscheidung be rührt werden, als daß sie ohne ihre Mitwirkung diplomatischer oder kriegerischer — gedacht werden könnte. Aber nicht einzeln mehr wie im vorigen Jahrh.ndert, nein in zwei waffenstarren den Gruppen stehen sie sich diesmal gegenüber; Kriegs- und Friedensparteien wirken in den einzelnen Ländern mit Presse und Parlament und was die nächste Zukunft bringen wird, ist so ungewiß wie nur je. Das eine aber dürste sicher sein, daß der europäische Kontinent noch auf lange Zeit hinaus der fried lichen Ruhe wird entbehren müssen und daß jedem Volk des selben die äutz.'rsten Anstrengungen noch lange werden zuge- mutet werden müssen, das bei der unausbleiblichen allgemeinen Abrechnung seine Interessen mehren will. Der Jugend ab« gehört die Zukunft Sie heranzubilden zu einem tüchtigen, starken, vaterlandsliebenden Geschlecht, das ist die wichtigste Aufgabe, der sich unsere Generation zu widmen hat und der vor allem die großen patriotischen Vereinigungen ihren Bei stand nicht versagen dürfen. Das Vereinsorgan des Flotten- Vereins die „Flotte", bringt im Januarheft zwei bewertens- werte Aussätze über diesen Gegenstand, in denen auch nachge wiesen wird, was auf diesem Gebiete bis jetzt geleistet wurde und was noch geschehen könnte. Richt weniger fesselnd ist ein Artikel, der die erstaunliche Entwickelung unserer deutschen Bin nenschiffahrt schildert, die als ebenbürtiges Verkehrsmittel sich neben unserer gewaltigen Seeschiffahrt, der zweiten der Welt, zeigen darf. Vielen Lesern dürsten auch die anschaulichen Dar stellungen willkommen sein, die ein trefflicher Kenner unserer Ostafrikanischen ^Kolonie von Land und Leuten und dem Le ben in unserer jungen Siedelung gibt. Wie üblich bringt das gut illustrierte Heft eine Rundschau über die bemerkenswerte sten Vorgänge in den Kriegsflotten, sowie eingehende Nachrich ten über das innere Leben des Ftolten-Vereins.