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Nr. 20 Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, orn 15. Februar 1913. Sette 6 ^agesges^lcdts. Deutsches Reich. Berlin, 13. Febr. (Staats sekretär von Ttrpitz drohr mit dem Rück tritt.) In der Budgetkommission de« Reichstage» brachte heute bei der Besprechung des Marineetat» da» Zentrum zum Titel „VerpflegungSzulagen, Tafel- und Messegelder" folgende Resolution ein : „Diese Zulagen werden gezahlt für die Tage der dauernden Abwesen heit bei Fahrten auf hoher See" (also nicht bet Dienst im Hafen). Nachdem der Referent die Resolution be gründet hatte, erklärte der Staatssekretär de» RetchS- marineamtS v. Tirpttz: „Ich glaube, e» ist niemand in oieser hohen Kommission, der sich nicht ganz klar dar über ist, daß ich an dem Tage, an dem dieser Antrag Gesetz wird, aufhören werde, Staatssekretär des ReichS- marineamt» zu sein. Ich halte diesen Antrag für gänzlich undurchführbar. Frei Verpflegung für Offi ziere und Mannschaften in See und im Hafen ist un erläßliche Vorbedingung für einen geregelten Dienst- betrieb an Bord. Solange die preußische und deutsche Marine besteht, und in allen fremden Marinen, ist freie Verpflegung vorhanden." — Zur Abstimmung kam er noch nicht. — (Die Reformpartei im Reichstage.) Wie in parlamentarischen Kreisen verlautet, steht die Deutsche Resormpartei im Reichstage im Begriffe, sich aufzulösen. Von den drei Mitgliedern der Partei soll der Abgeordnete Gräfe-Bautzen beabsichtigen, sich den Konservativen endgültig anzuschließen, während der Abgeordnete Werner-HerSfeld bei der Wirtschaftlichen Vereinigung Anschluß suchen soll. Der Abgeordnete Bruhn soll angeblich Hospitant bet der RetchSpartei werden wollen, doch zweifeln wir stark an seiner Auf- nähme. Berlin, 14. Februar. (Rumänien und Bul garien.) Mit Rücksicht auf die begreifliche Ungeduld, die man in Rumänien angesichts der zögernden Hal- tung der bulgarischen Regierung an den Tag legt, ist in Sofia sowohl von den Dreibundmächten, al» auch von den anderen Mächten ein Entgegenkommen gegen über den rumänischen Wünschen angeraten worden. Wenn diese Vorstellungen keinen Erfolg hätten, müßte mit einem wetteren Anwachsen der radikalen Strömun gen in Rumänien gerechnet werden, die nachgerade auch einen Teil der Regierungskreise zu erfassen be gonnen haben. Gefterreich-Nngarn. Wie«, 14. Febrnar (Die Abgrenzung Albanien».) In der eben zur Ausgabe gelangenden Nummer der „Oesterreichischen Rundschau" bespricht Varon Leopold Schlumecky da« gemeinsame Jntereffe, da» Deutschland und Oesterreich- Ungarn an einem starken künftigen Albanien hätten. Nicht der Albanesen, sondern unseretwillen brauchen wir ein starke» Albanien. Diese» hat im Sinne der österreichisch - ungarischen und folgerichtig auch der deutschen Politik die Funktion de» letzten Bollwerk» gegen da» Vordringen de» Pan»lawi»mu» an die Adria zu erfüllen. Ipek, Djakowa, Prizrend und Skutari müssen zu Albanien, soll e» nicht einen Ge- burt»fehler aufweisen, der e» leben»unfähig machen würde. E» handelt fich hier um «in große» Problem, da» für die Monarchie von vitaler Natur ist und auch für Deutschland hohe Bedeutung hat. E» wäre daher, so schließt Baron Schlumecky seine Au»führungen, «in Fehler, wenn man in Berlin, nur um die gegen wärtige Krise zu einem raschen Abschluß zu bringen, und um die eventuelle Aufrollung der kleinastatischen Frage zu vermeiden, einen halbschlächtigen Kompromiß in der Frage der Grenzbestimmung da» Wort reden würde. Russland. Petersburg, 14. Fehruar. (Der ru- mänisch-bulgarische Konflikt.) In hiesigen diplomatischen Kreisen ist man so wenig erbaut davon, daß Rumänien nach Wiederaufnahme der Feindselig- keiten seine Forderungen Bulgarien gegenüber erhöht habe. Der russische Minister de» Aeußeren hat den rumänischen Gesandten aufgesucht und ihn gebeten, der rumänischen Regierung seinen freundschaftlichen Rat zu übermitteln, damit so schnell als möglich der Konflikt betgelegt werde. England. London, 13. Februar. (ZuwUnter- gang der Scott'schen Expedition.) Ein Spezialkorrespondent de» „Daily Chronicle" hatte an Bord der „Terra nova" eine Unterredung mit dem jetzigen Kommandeur Evan» der Scott'schen Expedition. E» wurden ihm nur gleichgiltige Mitteilungen gemacht. Man lehnte e» ab, die sehr wichtige Frage zu beant worten, wieso die Depot» den unerklärlichen Mangel an Petroleum zeigten, über den Scott» Tagebuch klagt. Aufklärung darüber wird vielleicht später gegeben wer den, aber e» bestehen zurzeit offenbar Bedenken. Türkei. Koustautiuopel, 14, Februar. (Ausbruch der Cholera.) In Kartal, in der Nähe von Kon- stantinopel am Marmarameer gelegen, ist die Cholera au-gebrochen. Es wurden bereit» zahlreiche Er krankungen festgestellt. Koustantinopel, 14. Februar. (Versammlung von Regierungsanhängern.) Gestern fand eine Versammlung von Regierungsanhängern statt, an der auch eine Anzahl namhafter Ftnanzleut« teil- nahmen. Er wurde eine Resolution vorgeschlagen, in der der Regierung da» Vertrauen ausgesprochen wurde, schließlich nahm man aber hiervon Abstand, indem man von der Anficht ausging, daß ein der- artiges Vertrauensvotum evenruell ungünstige Wir- kungen bei der Opposition Hervorrufen könnte. Amrita. Newyork, 13. Februar. (Die mexi kanischen Unruhen.) Di« letzten Telegramme au» Mexiko besagen, daß der gestrige Kampf bi» abend» 9 Uhr andauerte. Diaz scheint einen Zuwach» an Soldaten gewonnen zu haben. In der Stadt wurde heftig geschossen. Während de» ganzen Tages arbeitete Madero kaltblütig in seinem Kabinett. 600 Ameri- kan«r und andere Fremde haben die Stadt verlassen, da sie ein weitere» Bombardement befürchten. Die Gesamtoerluste während der letzten beiden Tage be- tragen 300 Tote. Die Regierung verfügt über 500 Soldaten in der Stadt Mexiko. Heute wurde nur mit Unterbrechungen gekämpft. Der revolutionäre General Caravav forderte di« Stadt Monclofa zur Uebergabe auf. Di« Telegraphenleitungen nach dem Süden find zerstört. Au» Veracruz weiden ebenfalls Unruhen gemeldet. Die Revolutionäre haben Colonia ntedergebrannt. Der Schaden wird aus 1»/. Millionen geschätzt. OsrMckev unO Sücbfrscdss. — (Billige Briefe nach den Vereinig ten Staaten.) In nächster Zeit werden Briefe zu nur 10 Pfennig für je 20 Gramm befördert mittels der Dampfer „Prinz Friedrich Wilhelm" ab Bremen 15. Februar, „Kronprinzessin Cecilie" ab Bremen 18. Februar, „Pennsylvania" ab Hamburg 20. Februar, „Amerika" ab Hamburg 25. Februar, „Präsident Lin coln" ab Hamburg 27. Februar und Kaiser Wilhelm ll. ab Bremen 4. März Die Portoennäßigung von nur 10 Pfennig für je 20 Gramm erstreckt fich aber nur allein auf Briefe, nicht auch auf Postkarten, Drucksachen usw. und gilt nur für Briefe nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika, nicht auch nach anderen Gebieten Amerikas wie Canada usw. Wir empfehlen die Briese aber stkN mit einlm Leitvermerke wie „direkter Weg" oder „über Bremen oder Hamburg" zu versehen. — (300Jahrestehende»Heer inSachsen.) Im Jahre 1913 sind 300 Jahre verlaufen, seitdem in Sachsen ein stehende» Heer an Stelle der Landsknechte errichtet wurde. 1612 hatte der Landtag infolge der in Böhmen ausgebrochenen Unruhen die Errichtung eines „DefenstonSerwerbS", einer zunächst für den Kriegs dienst innerhalb der Grenzen bestimmten Landmiltz beschlossen. Diese „Defenftoner" wurden au» den tüch tigsten Schützen der Städte und Aemter ausgehoben und besoldet. Der Feldwebel erhielt täglich 10»/, Groschen, der Gemeine 4 Groschen. An die Einrichtung «Linnert noch die in Freiberg bestehende Defenftoner Leben-Versicherungsgesellschaft. — (Die Zugvögel) kehren demnächst zu un» zurück. Da ist e- an der Zeit, die Nistkästen vorzu richten und für eine gute Befestigung zu sorgen. Die kleinen Ausgaben und Mühen lohnen die gefiederten Gäste durch ihren Gesang und die Vertilgung von Schädlingen tausendfach. Bei Anfertigung neuer Kästen suche man diese so naturgemäß al« möglich herzustellen; am besten werden die Kästen mit starker Baumrinde verkleidet. Andere Zieraten anzubringen, soll man unterlassen, da sie oftmals die Vögel vom Beziehen der Niststätten abschrecken. — (Die Konferenz der sächsischen Be werb eka m m ern,) die am 30. Januar in Plauen abgehalten wurde, sprach sich u. a. dahin aus, daß die Forderung, für die Mtnderkaufleute eine gesetzliche Pflicht zur Buchführung einzuführen, mit Rücksicht auf di« be sonderen Verhältnisse im Kleingewerbe zunächst abzu- lehnen ist, insbesondere mit Rücksicht auf die Folgen, die für die in Frage kommenden Gewerbetreibenden bei einer etwaigen Konkurseröffnung entstehen können. Gleichwohl aber erachtete es die Konferenz aus «rzieher- ischen Gründen für zweckmäßig, die Einführung der Buchführung im Kleingewerbe anzustreben, und aus diesem Grunde dahin zu wirken, daß der Unterricht in Buchführung al» Pfltchtgegenstand des FortbtldungS- schulunterricht» eingesührt wird. Bautzen. (Verschwunden.) Auf rätselhafte Weise verschwunden ist seit mehreren Tagen der auS Doberschau gebürtige 16jährige Arbeiter Alfred Große, der im benachbarten Niederkaina in der Probft'schen Mühle bedienstet war. Da der Vermißte ein sehr fleißiger und braver Bursche war, dem leichtsinniges Entlaufen nicht zugetraut wird, befürchtet man, daß Große entführt oder ermordet worden ist. veutfckland und England. (In der ReichStagSkommission haben die Staatssekre täre von Jagow und von Tirpitz freundliche Erklär- ungenüber die deutsch-englischen Beziehungen abgegeben.) Der Jagow und der Tirpitz, Die haben frohen Mut, Da» Deutsche Reich und England Sind bald sich herzlich gut. Sie hoffen trotz der Dreizehn, Daß gut geht alle» au», Und daß eS nimmer gebe Zur See einst harten Strauß. Der deutsche Michel liest da», Er hört'» schon ähnlich oft, Bloß, daß e» immer anders Kam schließlich unverhofft. Der Tirpttz und der Jagow Stehn in des Friedens Pflicht, Doch drüben Grey und Churchill, War die tun, weiß man nicht! Wssssrlsitun^s-, Loblsussn- unc! Vüngungs-Röbrsn sie., Kuti-, Xsibsr- unci SobwsinsttöAS, pksrckskrippsn, i-iobl- Tisgsl, ^irstonris^s! empkieklt die llonrökren- ffabrik von HVLLLvLi» 81«»« rl » Llstr». s-smsprsebsr 2 (^mt Elstra). Wle inallenPreislagen sowie keieiMrWüHeiu'erdsilm — bei — IA«x Friseur, Kurzestraße. Lei k8tkms, MllMS- I tismus, ^IsL.-, Llknsclimei-r, Hus- I I ten, krksItunAen jcöer Hrt ^ebr. I I MSN I00°/g kucslxplusöl I M stets flsscke 2 u. I I Oie Mi-Kunx ist Lrosssrtix. I k. »»Mg, I für schmerzloses Einsetzen künst licher Zähne, Plombieren, Zahn ausziehen, Nervtöten, Zahnrei- — nigen. — Spezialität: Gebisse aus Gold, mit und ohne Gaumen platte. Weitmoglichste Garantie und billigste Preisberechnung, üemssn Lmur, kssim i. 8s. WKI slnü üte desien! Kouillon-Wiii'fel (3 Türkei 20 , einzeln 5 ?iZ.) 8tets krisck vorrätig bei krANL krUsett, lnkaber Jottunnes Rleksekel, Oolonialwaren, l-LNAestrake. Alorgen, SonnadenU sdenÄ, ifft wieder ein Transport nur und schöner ein. 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