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Nr. 9. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 21. Januar 1913. Seite 2. digen zu gestalten. Zahlreiche Einladungen an aus» wärtige und hiesige Vereine und Korporationen, sowie an uns wohlwollend gesinnte Einwohner werden in nächster Zeit erfolgen und hofft der Verein, daß die liebe Vaterstadt Pulsnitz an den bevorstehenden Fest tagen ihm ihre stet» bewiesene Gastfreundschaft auch zuteil werden läßt. — „Das Lied zur Ehr', da» Schwert zur Wehr; s o Hand in Hand dem Vaterland!" >1- Pulsnitz. (Schneiderinnung — Vortrag.) Durch Vermittlung der Gewsrbekammer Zittau hielt am 14. Januar Herr Oskar Hoffmann, Lehrer der hö heren Webschule in Zittau in hiesiger Schneiderinnung einen Vortrag über Entstehung, Verarbeitung und Haltbarkeit der Herrenstoffe. Er machte die Zuhörer in sachlicher und letchtoerständlicher Weise mit den hauptsächlichsten Materialien bekannt. Ferner gab er ein Bild von der Weberei, der Verkreuzung der beiden Fadensysteme von Kette und Schuß, der Tuch-, Köper» und Satin»Bindung. Die Ausführungen wurden von den Anwesenden mit großem Interesse verfolgt. Die Unkosten d?S Herrn Vorsitzenden werden in dankens werter Weise von der Gewsrbekammer Zittau getragen. PulSuitz. (Polizei bericht.) Am gestrigen Tage wurde von der hiesigen Polizei ein fremder Schmiedegeselle festgenommen, welcher wegen verschie dener Straftaten vom Kgl. Amtsgericht Dresden steck» brieflich gesucht wurde. — Weiter wurde ein Fleischer» geselle auS Berlin zur Hast gebracht, welcher in einer hiesigen Gastwirtschaft wie ein Wilder gehaust und dort sich der Körperverletzung und der Sachbeschädigung schuldig gemacht hatte — Ebenso konnte noch ein böhmischer Arbeiter sestgenommen werden, der weder Papiere besaß, noch irgend welche Geldmittel hatte und in den letzten drei Wochen nur in Feimen genäch tigt haben will. Da er der deutschen Sprache nicht mächtig ist, konnte man seine Personalien bisher noch nicht bestimmt feststellen und ist nicht ausgeschlossen, daß er zum Verheimlichen seine» Namen» alle Ursache hat. — (Leichtfertiges Kr'editgebsn.) Ein deutsches in Italien befindliches Konsulat hat von neuem vor leichtfertigem Kreditgeben an italienische Firmen gewarnt. Diese Warnung richtet sich weniger an die großen geschäftskundigen Exportfirmen, als an die kleinen Fabrikanten, welche in ihrer Vertrauens seligkeit und ungenügenden Kmntnis italienischer Ver- hältniffe ost zu Verlust kommen, indem dis g<richtliche Beitreibung kleinerer Beträge in Italien der hohen Kosten wegen nahezu ausgeschlossen ist und bei Fallisst- menten in den meisten Fällen wenig oder gar nicht- übrig bleibt. Also Vorsicht und nur dann Lieferung, wenn über die Kreditfä igkeit des Bestellers eine gute Auskunft vorliegt. — QK. (Formulare zu Lehrverträgen.) Da immer noch zur Abschließung von Lehrverträgen Formulare verwendet werden, die den gesetzlichen An- sorderangen nicht in allen Punkten entsprechen, empfiehlt e» sich dringend, bei Abschließung von Lehrverträgen, die von der Gewerbekammer Zittau herausgegebenen Formulare zu verwenden, die vom Ministerium de» Innern genehmigt sind und den Anforderungen der Gewerbeordnung in allen Punkten entsprechen. Diese Formulare können zum Stückpreis von 5 Pfennigen gegen Voreinsendung de» Betrage» (event. in Brief marken) von der Geschäftsstelle der Kammer, Lessing straße 24, bezogen werden. PulSnitz M.S. (Der Bienenzüchter verein) für PulSnitz und Ämgegend hielt am vergangenen Sonntag, den 19. d. M. seine erste MonatSversamm- lung im Verein-lokal — Schumanns Restauration — hier ab. Zu derselben waren auch die Bruderveretne Ohorn und Großröhrsdorf eingeladen und erschienen. Der Vorsitzende eröffnete die Versammlung und be grüßte die Jmkerbrüder, besonder» ab'er die von aus- wärt» erschienenen Brudervereine und den Verbands- vorsitzenden, Herrn Oberlehrer Störzner-ArnSdors, wel cher einen sehr lehrreichen Vortrag hielt, betitelt: „Wie sollen wir unsere Schwärme behandeln?" Nach ge- hörtem Vortrag entspann sich eine sehr lebhafte De batte. Die Imker verließen erst um 8 Uhr die Ver sammlung und zwar mit dem Bewußtsein, einige recht frohe Stunden verlebt 'zu haben. — (MotorwagenlinieRadeberg — Groß röhrsdorf— Bischofswerda.) Bekanntlich be absichtigt die König!. StaatSregierung die Einrichtung von Motorwagenlinien noch im Laufe diese« Jahres und zwar, wenn möglich, schon im Mai in die Wege zu leiten und ist dazu nach den seitherigen Festsetzun- gen in erster Linie auch die Linie Radeberg—Groß- röhrsdors—Bischofswerda au-ersshen. Ein entgültiger Beschluß ist allerdings hierüber noch nicht gefaßt wor den. Unter den Anwohnern de» oberen RödertaleS, die schon lange auf eine Bahnverbindung hoffen und bereit» Jahrzehnte um eine solche petitionieren, war natürlich die Freude groß, al» sie vernahmen, daß in dankenswerter Weise die Regierung zuerst diese Ver bindung mit in» Auge gefaßt hab«. Plötzlich ist nun ein Gegenp ojekt aufgetaucht, welche», angesichts de» Umstande», daß vorerst nur eine derartige Linie in der Lausitz vorgesehen ist, wohl im Stande ist, die Ein- richtung obengenannter Linie aufzuhalten, wohl gar zu durchkreuzen. Aus der Bautzener Gegend ist bei der König! KreiShauptmannschaft eine Eingabe einge- reicht worden, die die Errichtung einer Motorwagen linie von Bautzen nach Kamenz fordert und in dieser die Einrichtung einer Verbindung für die dortige Gegend besonders dringlich, noch weit dringlicher al» ür unsere Gegend, htngestellt. Eine solche Dringlich. keit muß entschieden angezweiselt werden, ist doch ! gerade für diese Gegend der Bau einer Eisenbahnlinie beschlossen worden. Die Eingabe, welche bereit», wie wir hören, an da» Ministerium weitergegeben worden ist, dürfte, wenn nicht alkbaldige Gegsnmaßregsln getroffen werden, infolge der anzustellenden Erörte rungen wohl geeignet sein, die Einrichtung unserer Linie hinzuhalten, ja in weite Ferne zu rücken. Unser Grmeinderat hat ia schneller Erkennung der Sachlage beschlossen, hiergegen in Verbindung mit den inte ressierten Gemeinden geeignete Schritte zu tun, einmal durch Einreichung einer Petition, in welcher sowohl da» dringende Bedürfnis der Errichtung einer Motor- wagenlinie gerade für die Ortschaften de» oberen Rö- dertaleS, dis bei dem regen Verkehre, welcher unter ih nen herrscht, überhaupt noch keine Bahnverbindung besitzen, klar gelegt und andererseits die Erfüllung der von der Regierung geforderten und in der dieSbezügl. Denkschrift niedergelegten Bedingungen in Aussicht ge- teilt wird. Außerdem soll eine Deputation aus den zetr. Ortschaften an das König!. Finanzministerium entsandt werden, die durch persönliche Vor- und Aus- spräche die Angelegenheit tunlichst fördern soll. Hof- rntlich gelingt es den gemeinsamen Bemühungen, die maßgebenden Kreise von der Notwendigkeit der Errich tung unserer Linie zu überzeugen und sie zu einem für uns günstigen Ende zu führen. Bretnig. (GemeinderatS-Ersatzwah!.) Die am Sonnabend stuttgefundens GsmeinderatS-Ersatzwahl hat folgende» Resultat ergeben: Gewählt wurden au» der 1. Klaffe der Ansässigen die Herren Gustav Boden Nr. 17 mit 32 Stimmen, Otto Petzold, Nr. 146 mit 31 Stimmen und Paul Hennig Nr. 125b mit 28 Siim- men. Die nächstmeisten Stimmen erhielten die Herren Curt Werner mit 22, Gustav Jörke mit 16 und Theo dor Hartmann mit 14 Stimmen. Aus der 2. Klaffe der Ansässigen wurden gewählt die Herren Georg Haufe Nr. 12c mit 42 Stimmen und Paul Schmivt Nr. 138 mit 40 Stimmen. Die nächstmeisten Stimmen erhiel ten die Herren Konrad Schreiber mit 33 Stimmen und Ernst Haase mit 33 Stimmen, Emil Winkler mit 11 und Clemens Haufe mit 10 Stimmen. AuS der Klasse der Unansässigen wurde Herr Hugo Gebauer Nr. 117 mit 106 Stimmen gewählt. Seeligstadt (Ein Abenteuer), da» viel belacht wird, erlebte in der vergangenen Nacht ein in der Um gegend ansässiger Herr. Dieser war mit seinem Ge schirr von der Straße abgekommen und querfeldein über Acker und Wiese gefahren, bi» sein mit Würstchen und Zigarren beladener Wagen umftel. Da er den Wagen allein nicht aufzurichten vermochte und Hilfe nicht zur Stelle war, wurde kurz entschlossen da» Pferd ausgespannt, und „Hoch zu Roß" ging e» nun der Heimat zu. Am anderen Morgen machte er sich zeitig auf die Suche nach Wagen, Würstchen und Zigarren. Bautzen. Die städtischen Kollegien haben beschlossen, von dem Bezug ausländischen Fleische« bis auf weitere« abzusehen, nachdem die Fleischerinnung sich geweigert hat, den Verkauf weiter zu übernehmen. Oberfrohna. (Ungiltige GemeinderatS- w ah l.) Infolge eine« Druckfehler» in einer amtlichen Bekanntmachung im hiesigen Amtsblatt erklärte der Bezirksausschuß der AmtShauptmannschast Chemnitz die im Dezember stattgefundenen Gemetnderatrwahlen für ungiltig. Der Gemeinderat hatte im Amtsblatt zwei Bekanntmachungen veröffentlicht, in denen die Mahlzeit von 9 bi« 12 Uhr vormittag« angegeben war. In der dritten Bekanntmachung, die am Tage vor der Wahl erschien, war au» dem Satz die 1 heraus gefallen, so daß e« hieß von 9 bis 2 Uhr vormittag». AI» am Tage der Wahl noch Leute nach 12 Uhr zur Wahlurne kamen, wurde ihnen gesagt, daß die Wahl handlung bereits um 12 Uhr geschloffen worden sei, und daß sich in der letzten Anzeige ein Druckfehler etngeschlichen habe. Ein Einwohner erhob hiergegen Einspruch und betonte, daß viele Einwohner der Ansicht gewesen seien, daß in der letzten Bekanntmachung die Gemeindeverwaltung di« Zeit für den Wahlakt abge- ändert habe. Der Bezirksausschuß erachtet« den Ein- spruch für begründet und erklärte die Wahl für un- gütig. Tagssgefcklcdts. Deutsches Reich. (Da« OrdenSsesttm Kgl. Schloß.) Im Kzl. Schloß fand am Sonnabend vor mittag das Fest des Hohen Orden« vom Schwarzen Adler statt. Kurz nach 10 Uhr begann die Anfahrt. Die königlichen Prinzen kamen in ihren Auto», auch der Kronprinz, der von Danzig eingeiroffen war. Feld marschall Frühen von der Goltz kam in seiner Privat- Equipage. Dec Oberbefehlshaber in den Marken, Ex- zellenz von Kessel und der kommandierende General de« GardekorpS von Löwenseld benutzten ihre Dienst- Auto» Die meisten der hohen Ritter und Gäste fuh- ren aber in bescheidenen Droschken-AutoS vor. Um 101/4 Uhr halten sich die kapttelsähigen Ritter oeS Hohen Ordens in der boisierten Galerie versammelt. UeberderGala-Uniform trugen sieden wallenden Orden», mantel und die Ordenskette. In der Brandenburgi schen Kammer warteten die neu aufzunehmenden Rit ter, die kommandierenden Generale v. Prittwitz und Gaffron und v. Ploetz. Sie trugen vorläufig da« Orangeband des Schwarzen' Adler». Um 11 Uhr setzte sich der Zug unter Vortritt zweier adliger Herolde in Wappentracht vor den Gemächern König Friedrichs I., wo sich der Kaiser, die kaiserliche Familie und die Fürst lichkeiten versammelt hatten, in Bewegung. Der Kai ser trug Ordensmantel und Kette über der Feldmar- schalluniform. Dem Zuge der Fürstlichkeiten schloffen sich im Schweizersaal die geladenen Zuschauer, die Hof- chargen, aktive Generale usw. an. Im Rittersaal nahm der Kaiser auf dem Throne Platz. Die geladenen Gäste nahmen unter dem Silberchor Aufstellung Vom Chor herab schmetterten Fanfaren, und paarweise traten die Ritter ein. Die neuen Rtrtsr legten ihr Gelöbnis- ab, dann knieten sie vor dem Thron nieder, der Kaiser legte ihnen die Kette um den Hal« und erteilte ihnen daraus dir Akkolade. Darauf verließen alle nicht kapitel fähigen Ritter den Saal. Die Herolde postierten sich außerhalb vor dem Thron, und das eigentliche Orden«- kapitel begann. Niemand erfährt je, was dort ver- handelt wird. Danzig, 20. Januar. (Maßnahmen gegen russische Ballons) Nach einer Verfügung des preußischen Ministers des Innern, welche den Behör den der östlichen Grenzprovinzen zugegangen ist, sollen russische Ballons, welche über die deutsche Grenze kom men, stets zum Landen gebracht werden, falls sie nach Ueberfliegen der Grenze nicht eine sofortige Landung vornehmen. Es handelt sich hierbei Um eine Abwehr maßregel gegen die Russen, die von Deutschland über die russische Grenze fliegende Ballons sofort beschießen, und zur Landung zwingen. Me Kalkan-Krists. Die Note der Großmächte. In.den maßgebenden Berliner politischen Kreisen hebt man hervor, daß die jetzt an die Adresse der Pforte gelangte Note der Mächte bei aller Konzilianz in der Form doch eine ernste Mahnung darstellt. Wenn die Note auch keinerlei Drohung enthält, so ist doch der Hinweis auf da» Versagen der Unterstützung der Mächte in politischer und finanzieller Beziehung be- d-utsam genug, um die Pforte darüber klar werden zu lasten, welches Risiko sie mit einer Fortsetzung des Kriege» nicht nur für den Rest ihrer europäischen Be- sitzungen, sondern auch für ihre weiteren Experimente in Asien eingehen würde. Mit der Bestimmtheit, mit der die Note der Türkei den Verzicht auf Bdrianopel anregt, dürfte sie aus die Entschließung der Pforte nicht ohne Einfluß bleiben, umsomehr, al« der Türkei bezüglich der Aegäischen Inseln die Gewißheit gegeben worden ist, daß ihre Interessen durch die Mächte ge wahrt werden sollen. Der Umstand, daß e« lediglich den Bemühungen Deutschland« bezw. deS Dreibundes zu verdanken ist, daß der Ton und der Inhalt der Note nicht schärfer ausgefallen ist, sollte die Türkei darüber belehren, daß sie wohl daran tun würde, dem ach von den ihr befreundeten Mächten in der Note ausgesprochenen Rate zu folgen. Man erwartet in Berliner politischen Kreisen denn auch, daß die Pforte, wenn sie auch nicht sofort und unumwunden ihre Zu stimmung erklären dürfte, eine Antwort aus die Note erteilen wird, die eine Wiederaufnahme der Friedens- Verhandlungen ermöglicht. Wiederaufnahme der Feindseligkeiten? Loudon, 20. Januar. Wie man hört, hat der Mi nisterpräsident Geschow den bulgarischen Delegierten e« überlasten, sofort an General Sawow, den Ober kommandierenden an der Tschataldschalinie, telegra phisch zu benachrichtigen, daß die Feindseligkeiten wie der ausgenommen werden könnten, fall« sie glauben, daß e« nicht angebracht sei, auf einen etwaigen Frie- denSschluß zu warten. Man sagt, daß die Soldaten der Aliierten im Frühjahr in ihre Heimat entlasten werden müßten, uw da« Land zu bestellen und die Verbündeten wollten daher nicht länger warten, da andernfalls im Lande eine große Hungersnot auSbre- chen könnte. Die Pforte an ihreDelgierten inLondon. Paris, 20. Januar. In der die Antwort an die Botschafter der Großmächte kommentierenden und er- gänzenden Depesche oer Pforte an ihre Londoner De legierten befindet sich, wie man hier erzählt, folgender Passus: „Wir werden zum Dienstag, den 21. d. M. den großen Rat der Senatoren, hohen Geistlichen und weltlichen Würdenträger befragen, ob wir in unserer Opssrwilligkeit noch weiter gehen können, al» dies schon geschehen ist." Der Kommentar erwähnt dann die unbedingte Notwendigkeit, neben den SultanSgrä- bern auch den ganzen Stadtteil zu behalten, in dem die Moscheen sich befinden. Im französischen Mini sterium hält man das Zugeständnis für sehr wichtig. Wiederzusammentritt der Botschafter, konfersnz. London, 20. Januar. In politischen Kreisen wird bekannt, daß die Botschafterkonsrrenz am Mittwoch wieder zusammentrrten wird. Man hofft, daß dann die türkische Antwort-note bereit« vorliegt. Die Bot- schaster werden daran gehen, die nördlichen und süo- lichen Grenzen von Albanien festzustellen. Auch dürfte mit der Beratung der Jnselfrage begonnen werden. Rußland will auf den Wunsch von Montenegro auch die Frage von Skutari onschneiden, Montenegro will feine Grenzlinie bi« San Giovanni di Medua au«- dehnen. Kus aller >Velt. Berlin, 19. Januar. (HerrWolfsWertheim verschwunden.) Der Begründer de« Warenhäuser