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WsnitzerMckendlatt Sonnabend, 21. Juni 1913. 2. Beilage zu Nr. 74. 65. Jahrgang. Sute Geister ves Sreibettskampkss l. Friedrich Wilhelm III. »Meine Zeit in Unruhe, meine Hoffnung in Gott", diese Worte, die er auf einem Grabmal gelesen, hatte sich der König zum Leitspruch gewählt; sie kennzeichnen sein Wesen und wirken. Er war keine fortreißende geniale Persönlichkeit, und dennoch ju belten dir freiwilligen Jäger: „Wir rücken mit Vergnügen dem lieben König zu." worin das begründet war? In seinem biede ren und pflichttreuen Wesen. Vas hatte ihm schon die Liebe sei nes Bölkes erworben vor Jena und Leipzig. In den Jahren, als noch viele in deutschen Landen französisch leicht dachten und han delten, hatte sein sittenstrenges und inniges Familienleben herzer hebend und vorbildlich gewirkt. Novalis sFreiherr v. Hardenberg), der fromme Dichter von manch schönem Gesangbochslied, schrieb damals: „An diesen Hof wird man sich vor der allgemeinen Sit- tenverderbnis wie auf eine glückliche Insel zurückziehen können." Diese Sittenstrenge war hervorgewachken aus dem tief reli giösen Wesen des Königs. Ihm war die Religion höchstes und herzliches Anliegen, nicht staatsmännisches Mittel, wenn man heutzutage so ost das Wort Kaiser Wilhelms des Großen wieder holt „Dem Volke muß die Religion erhalten werden", aber für die eigene Person daraut glaubt er verzichten zu können, dann möge man nur bedenken, daß der große Kaiser das Wort im Sinne sei nes Königlichen Vaters gebraucht hat, der einmal sagte: vie dürs- tigste nno miserabelste Ansicht, die man vom Christentum und sei nen heiligsten Gebräuchen haben kann, ist die, wenn man meint: Kluge aufgeklärte Leute hielten darum doch auch noch die Religion in Ehren, weil sie, wenn auch dem Gebildeten überflüssig und ent behrlich, doch notwendig und gut sei, um die mittleren und mehr noch die unteren volksklaffen zu zügeln und in Ordnung zu hal ten: die höheren und höchsten Stände aber könnten sie von sich tun." wie sehr solche Meinung schadet, auch in der Gegenwart, weiß jeder, der unser Volksleben kennt. Aber wenn der König auch um vieles nicht über ein Volk herrschen wollte, welches keine Religion hatte. Er wußte auch, daß sie nicht durch Zwang zu einem gedankenlosen Plapperwerke herabgewürdigt werden darf." Er selbst suchte und fand sie in der heiligen Schrift und in den Werken der Reformation; von ihren schönen liturgischen Gesängen hat er manche durch seine selbstvertaßte Agende hineingerettet in unsere Gottesdienste. In diesem christlichen Glaubensgeist hat er auch in den Ta gen der Not sein Volk aufgerufen zu neuem Gottvertrauen, Aus dauer und Mut. Nicht wehrlos, ehrlos!" — wie man vorgeschlo- gen hatte — gab er als Losung für den Freiheitskampf aus, son dern „Mit Gott für König und Vaterlandl" Nicht einen strah lenden Vcdensstern bestimmte er als Schmuck für die Tapfersten, sondern ein schlichtes Kreuz von Eisen, denn nur Lisen kann uns retten, uns erlösen kann nur Blut von der Sünde schweren Ketten, von des Bösen Uebermut. Und als dann die Freiheit in Leipzig gewonnen, da eilt der König in seine Hauptstadt zum Dankgottes dienst und danach an» Grab seiner Luise zu stillem Gebet. Er hatte es ja wunderbar erfahren, was sie ihm so oft versichert: wenn alles bricht, Gott verläßt uns nicht; er verläßt uns nicht, wenn wir ihn nur nicht verlaffen. Und wenn auch unsere Zeit eine Zeit in Unruhe ist, in Gott ist Hoffnung und Trosi, Ruhe und Kraft. Btz Vermlscdtes. — (Der Kaiser al« Verwandlung«, künstler.) Gelegentlich der Hochzeit der Prinzessin Viktoria Luise von Preußen hatte man Gelegenheit genug, zu beobachten, wie schnell und wie oft der Kaiser sich zu den Empfängen der fremden Fürsten umzuziehen vermochte. Allgemein wundert man sich über diese Fixigkeit. In der Umgebung de» Kaiser« aber weiß man noch von einem anderen Falle zu er. zählen, der die sonstigen Fälle in den Schatten stellte. E» war gelegenlich der Einfahrt der „Hohenzollern" in Port Victoria. Während der Ueberfahrt nach Eng. land trug der Kaiser preußische Senerattuntform, und zwar bi« unmittelbar vor der Landung. Der Kaiser verließ 10 Minuten später seine Jacht in englischer Admiral-uniform. Sofort, nachdem er seinen Sonder, zug bestiegen hatte, zog er die Uniform der Royal Dragoon« an und bei der Ankunft in London stieg er au« dem Zuge im Sehrock, ganz wie ein Senile- man gekleidet. Der Kaiser verfügt über «ine riesige Sarderobe. In einer Zeitschrift war neulich zu lesen, daß er nicht weniger al» 3000 verschiedene Uniformen hält«. Um diese instand zu halten, hat ein besonderer Kammerdiener mit 12 Gehilfen genug zu tun, wenn man bedenkt, wie viele einzelne kleine Bekleidungrstücke gerade zu einer Uniform gehören. Namentlich bei Au»land»reisen werden an diesen besonderen Kammer- diener de» Kaiser» außerordentliche Anforderungen ge stellt. Die 3000 Uniformen befinden sich natürlich nicht alle auf einem Platz etwa im Berliner oder Potsdamer Schlöffe allein, sondern sie verteilen sich auf die 60 Schlösser, die dem Kaiser gehören, und wo er von Zeit zu Zeit sich aushält. — (Da» Essen ist umsonst!) Da» ist kein Traum, kein Sommerspuk, keine Lüge. E» ist die herr liche Wirklichkeit. Man setzt sich vor volle Schöffeln und darf schmausen. Keinen Pfennig kostet e». Die Ktndersehnsucht nach dem Schlaraffenland hat Erfül lung gefunden und jeder darf sich da» beste Stück vom Teller nehmen. Und wie heißt dieser Ort? Natürlich Berlin. Dort gibt'» in der Friedrichstraße eine Bar, in deren Fenstern stehen Hummermayonaise. Kaniareier Lach», Schinken, unerhörte Braten mit zierlicher und appetitlicher Garnitur, Mixed-Pickle», daß jedem Vor übergehenden da» Wasser im Munde zusammenläuft. Alle Herrlichkeiten find dort au» gebreitet. Kleine Bröd- chen mit Wurst und Schabefleisch, Früchte, Salate, Anchovi» — mit einem Wort tausend Kleinigkeiten der au»erlesensten Taselfreuden warten hinter einer Spie gelscheibe und diese Scheibe trägt da« Schild „Freier Imbiß!" — Man darf eintreten, darf beherzt nach den vollen Tellern greisen, darf Messer und Gabel in Be- wegung setzen und in den schönen runden Salatschüffeln wühlen. Da» Essen ist umsonst, und die Nassauer marschieren in langer Kette durch die wettgeöffnete Tür. Man drängt sich zu den Fleischtöpfen und freut sich, daß da» Leben noch so Helle Seiten hat. Halt, meine Herren nicht zu rasch an die Schüsseln! Da» Essen ist wohl umsonst, aber nicht da» Trinken. Nur der, der etwa» trinkt, darf zur Belohnung etwa» essen. Und je mehr und je bessere Dinge man trinkt, desto größer werden die Portionen, zu denen man Zutritt erhält. So kann man sich von einer einsamen Schin kensemmel zu einer ganzen schwedischen Schüssel „em- portrinken". Die Möglichkeiten find ungeheuer. — Draußen vor der Spiegelscheibe stehen die Hungrigen. Sie sehen den Braten, die Salate in Essig und Oel, den Kaviar, die Mixed-Pickle» und all die leckeren Dinge. Sie bleiben nicht lange vor den Fenstern. Die Nassauer treten ein und sangen an zu trinken, weil sie — hung rig sind. Da» ist der neueste Trick. Literatur. Irrgang, Georg. Um Stadt und Krone. Vater ländische» Festspiel zur Jahrhundertfeier der Befrei ungskriege. Prei» M 1.—. Da» Festspiel, da» am 14. Juni in Bischofswerda zum ersten Male mit gro ßem Erfolge aufgeführt wurde, weil e» vorzugsweise die Leiden dieser Stadt in den Befreiungskriegen, aber auch ihre Erhebung nach trüben Tagen schildert, ist im Verlage von Holze L Pahl in Dresden erschienen. Die Lektüre der sechs Bilder läßt erkennen, daß dem Werke gründliche Studien vorausgegangen sind. Die Bilder selbst sind poetisch erfaßt und steigern sich mit dramatischer Kraft in den Schlußszenen, sie atmen vaterländische Gesinnung und dichterische» Empfinden. Auch wer nicht die Aufführung zu sehen in der Lage ist, wird beim Lesen diese» Festspiel» zur Jahrhundert feier der Befreiung»kriege im allgemeinen und der Ein- äscherung und de- Wiederaufbaues der Stadt Bischof»- werda im Besonderen Freude und Erhebung empfinden. jederzeit werden Quartals- und Monats- Abonnements sowohl von der Expedi tion als auch von sämtlichen Postanstal ten, Landbriefträgern und unseren Zei tungsboten angenommen. 6us Ver Sescdüttswett. Maggi. Die durch ihre Suppenartikel bekannte Maggi. Gesellschaft teilt un» mit, daß der in Zürich au» dem Leben geschiedene Mühlen- und Schokolade- Industrielle Lugen Maggi in keinerlei Beziehungen zu ihr stand. fterven-Kraktnakrunx unä erprobtes KrLk tixunesmittei kür 8ckväcblicke unä fiekon- vsiesrenten. bmpkoblea bei nervösen Störungen, brscböpkunxen unä klutarmnt. Tu beben in ^potkeüen unä Drogerien. vriekkasten. L H. 5s. Stimmt! § 1719 des bürgerlichen Gesetzbuches besäst ausdrücklich: „Ein uneheliches Kind erlangt dadurch, daß sich der Vater mit der Mutter verheiratet, mit der Eheschließung die rechtliche Stellung eines ehelichen Kindes." F. B. in G. Sie haben nicht recht, denn § 669 des bürgerlichen Gesetzbuches lautet: „Stirbt der Mieter, so ist so wohl der Erbe als auch der Vermieter berechtigt, das Mietver hältnis unter Einhaltung der gesetzlichen Frist zu kündigen. Die Kündigung kann nur für den ersten Termin erfolgen, für den sie zulässig ist." Splelplan der Kgl. lSottdsalsr zu Dresden vom 22. bis 30. Juni 1913. Königliches Opernhaus. 22. Juni: Der fliegende Holländer. 23.: Der Freischütz. 2q.: Die lustigen Weiber von Windsor. 25.: ver Stumme von Portivi. 26.: Udine. 27.: Der Evangeliman. 28.: Die Zauber flöte. 29.: Lohengrin. 30.: Carmen. Königliches Schauspielhaus. 22. Juni: Herodes und Marianne. 23.: Der Kammersänger, Hockenjos. 24.: Der Jongleur. 2s.: Das Prinzip. 26.: Agnes Bernauer. 27 : ver Jongleur. 28.: Die Jornalisten- 29.: Gyges und sein Ring. 50 : ver Jongleur. Magdeburger Wettervorhersage für de« 22 Juni. Wechselnd bewölkt — zeitweite heiter — etwas wärmer — starke Gewitterneigung. — Zum 23. Juni. — Wolkig — zeitweise heiter — warm — verbreitete Gewitterregen. Nach langer Pause und auf Wunsch unserer Jugendlichen soll künftigen * Sonntag, den 22 Juni eine wan- enburg unternommen und dort Schei benschiesten mit Teschin und Luftbüchse und anschließender prämienverteilung veranstaltet werden. Sammeln ^,2 Nhr Schulhof. Abmarsch 2 Uhr Leiter Herr Lehrer Wie mann Hinweg über den Glckelsberg-Tellerweg. Rückweg am Schwarzen Teich vorüber. — Sonntag, den 22. Juni, Jugendheim: 4—6 Uhr Herr Vetters, 6—8 Uhr Herr Vetters, 8—10 Uhr Jünglingsverein. Nachrichten ans dm W. Standesamt Mnitz. Geburten: Horst Fritz Reinhold, S. des ledigen Dienstmädchens Clara Margarete Louise Schubert in Weilbach. — Albin Johannes, S. der ledigen Packerin Anna Elsa Doltze in Pulsnitz. — Ida Gertrud, T. des Lederarbeiters Alwin Paul Martin Lindner in Pulsnitz M. S. — Else Hildegard, T. des Fabrikarbeiters Wilhelm Curt Gräfe in Pulsnitz M. S. — Paul Walter, S. des Wirtschaftsgehilfen Bruno Paul Barth in Ohorn. — Elsa Agnes Hertha, T. des Postassistenten Rein hold Hermann Alfred Schiller in Pulsnitz. Eheschließungen: Emil Edwin Grundmann, Ma- schirrst, in Ohorn, mit Martha Anna Schäfer, Fabrikarbeite rin in Ohorn. Sterbefälle: Auguste Clara Garten geb Kosche in Niedersteina, 44 I., 9 Mon., 18 T. alt. Mrcden-riaüdrlüdten- Pulsnitz Sonntag, den 22. Juni, 6. nach Trinit.: 8 Uhr Beichte im» V,9 „ Predigtgottesdienst (Luk. 6, 1—11) s Noyier. '/,2 „ im Konfirmandenzimmer Unterredung mit der männ- lichen und weiblichen Jugend aus Obersteina und Nie dersteina. Pastor Stange. 8 „ Jungfrauenverein im Konfirmandenzimmer. 8 „ Jünglings- und Männerverein im Jugendheim. Dienstag, den 24. Juni, nachmittags 6 Uhr Johannisfeier auf dem Friedhöfe. Ansprache: Pastor Stange. Mittwoch, den 25. Juni, abends 8 Uhr hält Pfarrer Schulze im Konfirmandcnzimmer mit der männlichen Jugend aus Pulsnitz und Friedersdorf die letzte diesjährige Unterredung über: „Haus und Wirtshaus'! Licktonderg. Sonntag, den 22. Juni, 5. nach Trinit.: '/,9 Uhr Gottesdienst mit Predigt 2 „ Unterredung für dieKonfirmierten der 3 letztenJahrgänge. Getauft: Ein unehelicher Knabe von hier. Aufgeboten: August Robert Hauswald, Köhler in Lipsa bei Ruhland, verwitwet, und Ida Lina Kunath, Wirtschafts, gehilfin in Mittelbach, ledig. Getraut: Karl Moritz Otto Grafe, Fabrikarbeiter hier, ledig, und Emma Ida Pahlisch, Fabrikarbeiterin hier, ledig. Begraben: Richard Reinhold Kniec, Volks-Schüler 13 I., 4 M., 16 T. alt, j- in Bautzm. Srotznaunvork. Sonntag, den 22. Juni, 5. nach Trinit.: 9 Uhr Predigtgottesdienst. (Herr Pfarrer Jost-Höckendorf.) ObsrNcktonau. Sonntag, den 22. Juni, 5. nach Trinit.: '/,9 Uhr Lesegottesdienst (Ortspfarrer amtiert in Großröhrsdorf.) Wochengebetslieder: 495, 164. Getraut: Erwin Oskar Jenichen, Gutsbesitzer und Minna Anna Böhme, Wirtschaftsgehilfin, beide hier. vdsrgsrsdork. Sonntag, den 22. Juni, 5. nach Trinit.: 8 Uhr Beichte und heiliges Abendmahl. >/, 9 „ Predigtgottesdienst. 11 „ Kindergottesdienst. Getraut: Paul Richard Schäfer, Maurer in Obergers dorf mit Frida Rosa Mager in Obergersdorf. Getauft: Anna Elsa, T. des Hermann Albrecht Heinke, Bandwebers in Weißbach. Begraben: Gustav Adolf Hübner, Handarbeiter in Nie dergersdorf, im Alter von 65 Jahren, 18 Tagen. l^sickondock. Sonntag, den 22. Juni, 5. nach Trinit.: >/, 9 Uhr Predigtgottesdienst. 10 „ Kindergottesdienst. 3 „ Trauung. Geboren: Dem Gutsbesitzer und Gemeindevorstand Zick ler in Reichenau 1 Tochter, dem Hausbesitzer und Fabrikinspek tor Gersdorf in Reichenbach 1 Sohn. Aufgeboten zum 2. Male: Steinarbeiter Friedrich Her mann Anders in Niedersteina und Fabrikarbeiterin Ida Frida Kaiser daselbst. NgtnWge derun nach der Luchs