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Der- gi-osss Aolg! Nr. 59 Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 17. Mai 1S1S. Seite 6. vis Münckener vluttal. Ueber die Ermordung des preußischen Militär-Attaches wird ausführlich berichtet: Als der Attache der preußischen Gesandtschaft Major v. Lewinski kurz nach f Uhr auf dem Heimwege von der Gesandtschaft die äußere Prinzregentenstraße passierte, wurde er von dem ledigen 34 jährigen Zinngießer Johann Straffer aus Niederalteich (Bezirksamt Deggendorf) von hinten angeschoffen. Der Major zog darauf den Säbel, um sich des Mannes zu er wehren. Der Gberwachtmeister Bohlender, der auf einem Dienst gange begriffen war und dem Major zu Hilfe eilte, wurde mit mehreren Schüssen niedergestreckt und blieb tot am Platze. Major v. Lewinski kam noch dis zum Palais Hohenzollern an der Maria- Theresia-Straße, wo er zusammenbrach., Bald nach seiner Ueber - tführung in das chirurgische Spital verschied er, ohne das Bewußt- sein wiedererlangt zu haben. Der Täter wurde, nachdem er noch auf das auf ihn einstürmende Publikum geschaffen und dabei 5 per- onen, darunter 2 schwer, verletzt hatte, festgenommcn. Auf der Polizei verweigerte Straffer zuerst jede Auskunft über das Motiv seiner Tat und auch darüber, ob er irgend einem Verein angehöre. Auch gab er zunächst 2 falsche Namen an. Abends gestand er dann aber, daß er die Tat bewußt begangen habe, weil er Anarchist sei. Die Fingerabdrücke und Messungen ergaben, daß die Angaben des Attentäters richtig sind. Lin Jo hann Strasser ist sowohl bei der Berliner wie bei der Münchener Kriminalpolizei in den Listen der Anarchisten eingetragen. Wie dem „Berl. Lok.-Anz ' berichtet wird, war der Atten täter, der in München früher anarchistische Versammlungen besucht hat, erst vor kurzem von Mailand nach München gekommen und mit Geldmitteln io gut versehen, daß er in der Llvirastcaße im Stadtteil Neuhausen seine Wohnung im voraus bezahlen konnte und noch 287 Mark im ganzen bei der Verhaftung bei sich hatte. Die in seiner Wohnung gefundenen Zeitungen wurden beschlag nahmt. Seine Angabe, daß das Geld von seiner Geliebten aus Hengersberg in Niederbayern stammt, wird bezweifelt. Der Attentäter hat wegen Bettelns, Landstreicherei, schweren Diebstahls und verschiedener Gewalttaten schon 80 Vorstrafen, dar- unter in (Oesterreich zweimal (3 Monate schweren Kerker. Seit (YOH war Straffer aus München ausgewiesen. Zu einer erhebenden Kundgebung gestaltete sich Donnerstag Nach mittag die Trauerfeier für den durch Meuchelmord gefallenen preußischen Militär-Attache Major v Lewinski. Der Prinzregent und sämtliche bayerische Prinzen hatten Vertretungen entsandt. Für den Kaiser war der preußische Gesandte v. Treutler erschienen. Der Sarg war mit Kränzen, unter denen sich der des Kaisers, des Prinzregenten und des Auswärtigen Amtes befanden, überladen. Als der Trauerzug an der Mordstelle vorüberzog, hatte sich hier eine ungeheuere Menschenmenge angesammelt. Das Militär prä sentierte. Die Musik spielte einen Trauermarsch Die Leiche wurde nach dem Hauptbahnhof gebracht, um von dort nach Hannover zur Beisetzung überführt zu werden. — Die Beisetzung des ermorde ten Polizeiwachtmeisters Bollinger sand Donnerstag Abend statt. Spärlich, sehr spärlich sind noch immer die Anhaltspunkte in der Untersuchung des Münchener Attachemordes, die einen nähe ren Aufschluß darüber geben konnten, aus welchen Motiven eigent lich der Jinngießer Strasser, wennschon er Anarchist war, den Major von Lewinski und den zu seiner Rettung herbeieilenden Polizei wachtmeister Bohlender hat niederschießen können. „Aus Wut", sagte er, habe er den (Offizier getötet. Die Tat erklärt sich psycho logisch nur, wenn man annimmt, daß Straffer, der ein unruhiges undztrotz bescheidener Verhältnisse reichlich zügelloses Leben führte, in einem momentanen Haß gegen alle bestehende (Ordnung nach Zerstörungsobjekten suchte und den Offizier, einen „Feinen", einen „Herrschenden", als geeignetes Vpfer erkor. Daß der Mörder Anarchist ist, ist erwiesen. Er besuchte fleißig anarchistische versau mlungen, las alle Propagandaschcisten, deren Inhalt seinen wirren Gedankengängen reichlich Nahrung bot. Regen Verkehr unterhielt er mit italienischen Anarchisten. Daß der tvffiziersmord ihm angercten worden ist, erscheint aus geschloffen, er erklärt sich aus der angedeuteten Geistesverfassung. Bezeichnend für den Menschen ist, daß er den (Offizier von hinten erschoß. Der Polizei gegenüber rühmte er, daß er überall aus der Welt zu Hause sei, und auf die Frage, ob er keine Gewissens- biffe darüber empfinde, daß er zwei Familienväter getötet, zuckte er kurz mit den Schultern und antwortete mit einem glatten Nein. In den Taschen Strassers fanden sich mehrere hundert Mark wie feine Wirtsleute angeben, die übrigens nichts an ihm beobachtet haben, was auf Geistesstörung könnte schließen lassen, wurde ihm das Geld vor einigen Tagen von einer Frau zugejandt, gleich zeitig erhielt er einen neuen Anzug, von Wichtigkeit wäre, wenn Sie Polizei die Absenderin ermitteln könnte. Straffer wird von seinen Wirtsleuten als mürrischer Menich geschildert, der ein scheues und fahriges Wesen hatte. Prinzregent Ludwig von Bayern versicherte in einem Tele gramm den Kaiser seiner aufrichtigen Anteilnahme an dem Ver lust eines so trefflichen (Offiziers, wie es Major von Lewinski war. Der Prinzregent ließ sich auch durch das Staatsministerium des Königlichen Hauses und des Aeußeren eingehenden Bericht über das tiesbedanerliche Vorkommnis erstatten. Die halbamtliche „Nordd. Allg. Ztg." nennt den Mord die Schandtat eines verkommenen Menschen. Der Kaiser richtete an den Prinzregenten ein Telegramm, in dem er seinen herzlichen Dank für die in einem Telegramm be kundete warme Anteilnahme an der ruchlosen Ermordung des Militärattaches Major v. Lewinski ausspricht und den Tod dieses ausgezeichneten (Offiziers tief beklagt. Nus aUsr Welt. — (Da» große Lo») der Preußisch-Süddeut» schen Klaffenlotterie ist aus die Nummer 227 705 ge fallen. Der Gewinn von 500 000 Mark ist nach Schi- velbein und Biersen gefallen, wo Bürger und Arbeiter sich in ihn teilen. — (Eine ergötzliche Episode bei einem Königs schießen.) Am Pfingstsonntag wurde in Kl ost er grab dar in alljährlich üblicher Weise be gangene KöntgSschießen seitens der K. K. Prio. Bürger!. Schützenkorps abgehalten, bei dem sich ein recht er- götzlicher Zwischenfall ereignete. Während nämlich mehrere Mitglieder de» Schützenkorp», aus einer mit Brettern überdeckten Jauchengrube stehend, dar Schie ßen verfolgten, brach der Deckel durch und fünf der Beobachter fielen bis zum Rumpfe in di« mit Jauche gefüllt« Grube. Ein Kind, welches ebenfall» mit in die Jauchengrube fiel, konnte durch ein rasche» Ein- greifen noch rechtzeitig gerettet werden. Die .parfü mierten" Schützen, die schleunigst aur dem Pfuhl krochen, eilten auf Umwegen ihren Penaten zu. Hamburg, 16. Mai. (Ein großer Schaden- feuer.) Ein verheerendes Großfeuer wütete gestern nachmittag in dem benachbarten Industrieviertel Wil- helmSburg. Gegen 4 Uhr brach in den Anlagen der Mineralöl - Raffinerie „Oleum", G. m. b. H., durch Explosion eines neuen Oeldestillterapparater ein Feuer aus, dar reichlich Nahrung fand und die ganze An- läge in Flammen setzte. Innerhalb einer Viertelstunde standen fünf weitere Fabriken in Flammen und zwar die Corddeutsche Kraftfutterfabrik, die Maschinenfabrik Hetndorf, hie Wilhelmsburger Möbelfabrik und mehrere Schuppen der „SanitaS" A. G., an der auch Berliner Kapital hervorragend beteiligt ist. Erst um 8 Uhr abend» gelang e», da» Feuer cinzudämmen. Die „Oleum-Werke find vollständig zerstört. Die anderen Anlagen sind haben starke Beschädigungen erlitten, weshalb deren Betrieb auf lange Zeit gestört sein dürfte. Der angerichtete Schaden wird auf eine Million Mark geschätzt. Gin Schlosser, der sich bet der Explosion nicht schnell genug retten konnte, erlitt schwere Brand- wunden. Ncwyork. (50 Opfer det Wirbelsturm».) Der Wirbelsturm in Nebra»ka, der besonder» die Stadt Stewart heimsuchte, hat nach den jüngsten Festste!- lungen 50 Personen da» Leben gekostet; zahlreiche andere erlitten Verletzungen. Der Materialschaden ist ungeheuer groß. Magdeburger Wettervorhersage für den 18 Mai. Vorwiegend trocken, teils heiter, teils wolkig, mäßig warm. Für den 19. Mai: Wechselnd bewölkt, zeitweise heiter, mäßige Wärme, meist trocken. Nachrichten mir Sem HI. MMsMtzuismtz. Geburten: Erbart Herbert, S. des Fabrikarbeiters Hermann Max Kühne in Frieoersdorf. — Hilda Melanie, T. des Bandwebers Paul Erwin Schäfer in Weißbach. Linda Herta, T. des Zimmermanns Robert Edwin Haase in Frieders- darf. — Marie Hedwig, T. des Maurers Mar Bruno Nitsche in Friedersdorf. — Max Erick, S. des Gursnutznießers Bernhard Max Höfgen in Pulsnitz MS. Eheschließungen: Franz Oscar Schäfer, Steinmetz in Obersteina, mit Ida Bertha Schäfer, Wirtschaftsgehilfin in Obersteina. — Oscar Erwin Kühne, Zimmermann in Frieders- darf, mit Elsa Frieda Brückner, Zuschneiderin in Friedersdorf. — Emil Alfred Paulick, Klempnergeselle in Radeberg, mit Auguste Meta Bernd:, Dienstmädchen in Vollung. — Martin Max Wehnert, Eisendrehsr in Großröhrsdorf, mit Marie Mar tha Klare, Fabrikarbeiterin in Ohorn. — Richard Alfred Gräfe, Kutscher m Pulsnitz, mit Marie Marlda Sinnatsch, Fabrikarbei terin in Pulsnitz M. S. — Gustav Arthur Brückner, Buchhal- ter in Großröhrsdorf, mit Charlotte Martha Haufe in Pulsnitz — Bernhard Johannes Müller, Handlungsgehilfe in Pulsnitz, mit Anna Marie Garten, Haustochter in Pulsnitz. Sterbefälle: Ida Klara Körner geb. Mager in Okorn, 52 I, 7 M., 25 T. alt. - Garntreiber Friedrich August Geb ler in Pulsnitz, 7b I, 8 M., 11 T. alt. — Garntreiberm Ca roline Salome Böhme in Pulsnitz, 74 I., 5 M., 10 T alt. Mrcksn-rraasrledten. Pulsnitz Sonntag, den 18. Mai, Trinitatisfest: 8 Uhr Beichte. Pfarrer Schulze. ft,9 „ Predigtgottesdienst (Apostelgesch. 2, 37—41) Pfarrer Höhne-Oberlichtenau. ft,2 „ Missionsstunde. Pfarrer Schulze 1 „ Abmarsch des Jünglings- und Männervereins zum Missionsfest in Obergersdorf. 8 „ Jungfrauenverein im Konfirmandenzimmer. Mittwoch, den 21. Mai, abends 8 Uhr hält Pfarrer Schulze im Konfirmandenzimmer mit der weiblichen Ju gend aus Pulsnitz und Friedersdorf Unterredung über: „Der Christ und die Feinde." Obergsrsdork. Sonnabend, den 17. Mai: 12 Uhr Beichte und heiligesAbendmahl. Sonntag, den 18. Mai, Trinitatisfest: 8 Uhr Beichte und heiliges Abendmahl, ft,9 „ Predigtgottesdienst. Nachmittags Heidenmissionsfest. 3 „ Festgottesdienst mit Predigt des Herrn Pfarrers Kai ser in Großnaundorf. Kollekte für die Heidenmission. 5 „ Nachversammlung im Saale der Miehle'schen Brauerei mit Ansprache des Herrn Missionars a D. Pfarrer Schanz in Steinigtwolmsdorf. Getauft: Marie Lisbeth, T. des Max Alfred Hantsche, Steinarbeiterr in Niedergersdorf. — Hellmut Alfred, S. des Alfred Kurt Hommel, Steinarbeüers in Obergersdorf. — Ger trud Lisbeth, T. des Emi Edwin Reppe, Fabrikarbeiter in Weißbach. — Martha Erna, T des Emil Robert Prescher, Steinarbeiters und Hausbesitzers in Möhrsdorf. Gei raut. Ernst Klemens Hübner, Steinarbeiter in Möhrsdori und Anna Auguste Rohark in Buchwalde. — Karl Richard Vockrodt, Stadtrat in Eilenburg mit Marie Luise Scheunert in Rittergut Obergersdorf. Gestorben: Helmut Allred Hommel, S. des Alfred Kurt Hommel, Steinarbeiters in Obergersdorf, im Alter von 1b Tagen. Srotznaunvork. Sonntag, den 18. Mai, Trinitatisfest: 9 Uhr Predigtgottesdienst. Tert: Joh. 3, 1—15. Getraut: Paul Richard Zeiler, Wirtschaftsgehilfe, hier, mit Emma Ida Brückner, Wirtschaftsgehilfin, bier. OdorNcktsnau. Sonntag, den 18. Mai, Trinitatisfest: ft,9 Uhr Predigtgottesdienst (p. Köhler - Pulsnitz). Wochengebetslieder 157, 232. Llürtenderg. Sonntag, den 18. Mai, Trinitatisfest: ftzg Uhr Gottesdienst mit Predigt. Getauft: Kurt Alfred, S. des Ernst Robert Möge!, Wirtschaftsbesitzers hier. — Erich Herbert, S. des Julius Bern- Harb Mögel, Maurers und Hausbesitzers hier. — Dora Ilse, T. d s Emil Richard Ko l, Böttchermeisters hier. Begraben: Irma Erna Gretschel, 25 T. alt, T. des Julius Ehrhard Kretschel, Fabrikarbeiters hier. 1Tol«Donbo«t>. Sonntag, den 18 Mai, Trinitatisfest: ft,9 Uhr Predigtgottesdienst, im Anschluß daran Beichte und heiliges Abendmahl. 2 „ Unterredung für die Konfirmierten der letzten 3 Jahre. 3 „ Trauung. Dienstag, den 2Ü. Mai: 1 Uhr Trau ng. Geboren: Der Ehefrau des Maurers Ernst Friedrich Bergmann in Reichenbach eine Tochter. Getauft: Johanna Maria, Tochter des Försters Adolf Emil Wenzel in Reichenau. Gustav Hellmut, Sohn des Schmiedes Karl Gustav Wolf in Niederlichtenau. Aufgeboten: Zum 2 Male: Wirtschaftsgebilfe Her mann Max Philipp in Oberlichtenau und Maria Hulda Gäbler in Gersdorf. — Zum 1. Maie: Wirtschaftsgehilfe Edwin Oskar Gärtner in Niederlichtenau, Sohn des Gemeindevorstands Ernst Leberecht Gärtner in Niederlichtenau und seiner Ehefrau Amalie Auguste geb. Guhr, und Hulda Olga Lühne in Nieder lichtenau, Tochter der Ernestine Pauline geb. Kühne, verehel Guhr daselbst. Getraut: Steinarbeiter Richard Rietschel in Reichen bach und Ida Anna, geb. Guhr. — W rtschaftsgehilfe Max Aibin Hausdorf in Reichenbach und Bertha Emilie, geb. Reppe Ziegeleiorbeiter Friedrich Otto Richter in Sella bei Königsbrück und Emma Martha, geb. Kühne. — Tagearbeiter Paul Freuden berg in Reichenau und Anna Lina, geb. Vuhrig. JugMMe: »-»--- 4 7 Uhr, Leitung: Herr W. Götze, 7—10 „ „ „ O. Oswald. L Sparkasse:: t^- Ls scümeckt präcbtix, Paket SO pkx — Haustieren, Qeklügsln unscbäälick. — Urrx jentsck, Lenlral-vroAsrie. führt schnellstens aus kliüolf kentsck, m^fi kleiden 8ie «drück in lkrem Urteil unci 8ie werden nsck ein maligem Ver8ucd ruZeben, 6388 8ie nie Ke88er Kew38Oken Kaden, wie mit Per8il. 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