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Nr. 59. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 17. Mai 1913. Seit« 3. wie den Preußen. Daher lam es auch, daß er erst nach der Schlacht bei Groß-Görschen auf deutschem Boden eintraf, also viel zu spät, um noch an den Schlachten der FrühjahrsfeldzugeS der Jahre» 1813 teilnehmen zu können. — (Gin Maikäferjahr) sollte 1913 sein, je doch hat man in unserer Gegend noch nicht» davon verspürt. Die Witterung der letzten Tage hinderte die Entwickelung der Schädlinge. — (Großer Pfingstoerkehr.) An den Pfingst feiertagen mußte die Generaldirektion der sächs. Staat», bahnen 718 Sonderzüge verkehren lassen. — (Wersen nach Autor.) Immer wieder gehen den Zeitungen Klagen zu, daß nach Autos mit Steinen geworfen worden sei. Daß durch einen Stein- wurf Insassen eines Kraftfahrzeuge» schwer verletzt werden und daß durch ein führerloses Auto, besten Lenker durch einen Steinwurf verletzt wird, namenloser Unglück angerichtet werden kann, dar ist wohl keinem zweifelhaft. Das Kulturministerium hat darum' die Bezirksschulinspektion in Sachsen angewiesen durch die Schulen die Kinder auf die großen Gefahren der so oft wahrzunehmenden Unsitte des Werfens nach Fahr zeugen ermahnend hinzuweisen und vorkommenden Falls strenge Bestrafung zu verhängen. — (EilabholungSdienft.) An allen Post- orten der ReichSpostgebtet» werden zur Weiterbeförde rung nach auswärts bestimmte gewöhnliche Briefsen- düngen und Telegramme auf Verlangen durch Post- boten beim Absender abgeholt. Für eine Sendung sind 25 Pfg., für jede weitere gleichzeitig adgeholte Sendung 10 Pfg. zu entrichten. Die Boten stellt auf Anruf durch Fernsprecher oder auf mündlicher oder schriftliches Verlangen die Ortrpostanstalt. Bei dieser ist aller Nähere zu erfahren. — (Der Goldregen) beginnt zu blühen. Trotzdem er wohl allgemein bekannt ist, daß diese goldgelbe herrliche Blütenraube ein starke» Gift ent- hält, dürfte die Warnung gegenwärtig doch am Platze sein, keine Blüten, Blätter oder Stengel der Gold regenr in den Mund zu nehmen. Man kann dadurch leicht zu Schaden kommen. Das Gleiche gilt von den jetzt ebenfalls blühenden Maiglöckchen. Großröhrsdorf. (Di«Pfadfinderde»Dre»d- ner Bezirkt) veranstalten morgen, Sonntag in der Nähe von Arnsdorf in Gemeinschaft mit dem Pfad- ftnderkorpS Großröhrsdorf unter Leitung de» Herrn Major v. Heygendorfs eine größere Gauübung mit an schließendem Abkochen. Die Dresdner Pfadfinder tref fen 7" Uhr früh mit Sonderzug in Arnsdorf ein. Da» hiesige Korps, dem sich in Arnsdorf eine Anzahl Radeberger Pfadfinder anschließen werden, stellt früh 5'° vor dem Bahnhofsgebäude. — (Wegen Massenschüttungen) wird der KommunikationSweg von KletnröhrSdorf nach ArnS- dorf vom 20. bit 29. Mai d. I. für den Fährverkehr gesperrt. Letzterer wird über Wallroda verwiesen. Hauswalde. (Ermittelter Dieb.) Vor etwa acht Tagen wurden aus einer Wobnung hierselbst fünf Sparkassenbücher im Werte von 3660 M gestoh- len. Der Dieb wurde von der Landgendarmerie in einem 23 Jahre alten Dienstknecht ermittelt und fest- genommen. Er hatte von den Büchern, die inzwischen ihr rechtmäßiger Eigentümer wieder erhalten hat, be reit» einige hundert Mark abgehoben. Dresden, 16. Mai. (Hofn achrich ten.) Se. Maj. der König wird Sonntag früh 8 Uhr 8 Minuten ab Drerden-N. nach Wilhelmshaven reisen, dort abend» 8 Uhr 11 Minuten eintreffen und sich an Bord Sr. M. S. Deutschland begeben, um bis Mittwoch früh den Uebungen der Hochseeflotte bsizuwohnen. Am Mittwoch ist dann vormittags eine Besichtigung de» Dampfers Imperator der Hamburg-Amerika-Linie und nachmittags ein Besuch de» Tierparkes in Stellingen in Aussicht genommen. Die Rückreise erfolgt von Hamburg nachts und da» Eintreffen in Dresden am Donnerstag, den 22. Mai früh 8 Uhr 5 Minuten. In der Begleitung dt» Königs werden sich befinden: General ä la guite Generalmajor o. Tettenborn, Flügel- adjutant Major v. Metzsch und Hauptmann v. Schweinitz Dresden, 16. Mai. (VomZug überfahren.) Gestern abend wurde auf der Strecke Klotzsche—Dresden in der Nähe des Proviantamtes ein junger Mann vom Zuge überfahren und getötet. Offenbar liegt Selbstmord vor. Der Leichnam wurde nach dem Et. Paulisriedhof gebracht. Dresden (Ueber einen Unfall, der den Zirkus Sarrasani betroffen hat), wird aus Thorn gemeldet: Unweit von Thorn geriet am Donners tag vormittag in der (2. Stunde ein von Posen nach Graudenz gerichteter Vortransport der Sarrasanisckau in Flammen. Lin Wagen, der mit Zeltstützstangen und Tei len einer Prunkfassade beladen war, brannte vollkommen nieder. Der Schaden wird auf 30 000 Ulk. geschätzt. Ls ist fraglich, ob bis zu dem demnächst beginnenden Gast spiel der Sarrasanischau in Graudenz Ersatz wird beschafft werden können. Ursacke des Lisenbahnbrandes scheint das Warmlaufen einer lVagenachse zu sein. Dresden, 15. Mat. (EineromantischeFlucht) unternahmen dieser Tage 4 Dresdner Schülerinnen im Auer oon 13 und 14 Jahren, Töchter gutsituierter Eltern aus der Neustadt, beim Abzüge de» Zirku« Earrasani. Sie gaben an, an einem SchufauSfluge teilnehmen zu wollen, fuhren aber nach KüttbuS den Indianern nach, in die sie sich verliebt hatten. Einer der Väter begab sich nach Kottbu» und holte die ju gendlichen Ausreißerinnen wieder zurück. Radeberg. (Die Einführung einerKino- matographensteuer) hat hier das Ergebnis ge habt, daß die drei Kinobesitzer der Stadt zu einer Ge sellschaft zusammengetreten sind und die hiesigen Kinos unter dem Namen „Bereinigte Lichtspiele Radebergs" gemeinschaftlich verwalten. Die Gesellschaft will, um die Unkosten zu erniedrigen, wochentags nur ein Kino geöffnet halten. Bischofswerda, 15. Mai. (Der Bankverein,) A.-G., in Bischofswerda hat in seiner gestrigen außer ordentlichen Generalversammlung die Erhöhung seiner Aktienkapitals um 200 000 Mark beschlossen. Es wer den 200 neue Aktien zu je 1000 Mark auSgegeben. Die Ausgabe erfolgt an Aktionäre zum Kurse 125 Prozent, an Nichtaktionäre zu 130 Prozent. Bischofswerda. (Anleihe.) Da» Stadtoerord- netenkolleginm beschloß, eine Anleihe von 75 000 M auszunehmen. E» soll, wie anderortS, auch hier da- durch dem Kleinwohnungsmangel abgeholfen werden. Bautzen (Verbranntes Auto.) Ein Raub der Flammen wurde am Morgen des dritten Pfingst, feiertage» da» große Automobil des MietautobesitzerS Fierle in Bautzen. Unweit de» Ortes Commerau Sei Königswartha an der LandeSgrenze fing der luxuriös auSgestattete sechssitzige Wagen durch einen unbemerkt entstandenen Vergaserbrand Feuer und verbrannt« bi» auf die Etsentetle. Der Besitzer, der den Wagen selbst steuerte, konnte sich im letzten Augenblicke retten, die übrigen Fahrgäste waren schon kurz vorher auSgestiegen. Weinböhla. (Spargel gestohlen) wurde in der Nacht zum 2. Feiertag in einer hiesigen Plantage. Der Polizeihund Lvx au» Meißen wurde an Ort und Stelle gebracht und verfolgte eine Spur nach einem Bahnwärterhäuschen, wo man auch Spargel vorfand, jedoch solchen auch selbst erbaut. Den vorhandenen Spargel wollten die Leute selbst erbaut haben. Colditz. (Mordund Selbstmord) Die Gärt nersehefrau Martin hat ihre 10jährige Tochter aufge- hängt und sich dann gleichzeitig durch Erhängen selbst entleibt, nachdem sie bis abends spät noch da» Schützen- fest mit ihrem Ehemann besucht hatte. Schneeberg. (Der Sächsische Fleischer tag) wird eine umfangreiche Tagesordnung zu erledigen haben. Zur Besprechung stehen u. a. die Vieh- und Fleischteuerung, die Kälbersteuer in Sachsen, ferner das sächsische Schlachtviehoersicherung»gesetz, die fach- ltche Ausgestaltung de» FortbildangSschulunterricht» in kleinen Schulgemeinden usw. TagsssssÄrrcktv. Deutsches Reich. (DerBesuch KaiserWil- Helm» am Wiener Hose.) In Wiener Hofkreisen verlautet, daß gegenwärtig zwischen Wien und Berlin Besprechungen wegen einer für den Herbst diese» Jah res geplanten Teilnahme der deutschen Kaiser» an den Jagden de» Thronfolger» Erzherzog Franz Ferdinand in den Donauauen und wegen eine» damit verbünde- nen Besuche» de» Wiener Hofe» stattfinden. Berlin, 17. Mat. (Reich »lu ftg es etz.) Dem Vernehmen der Rundschau zufolge wird dem Reichs tag; noch in diesem Jahre «in Reichsluftgesetz zugehen. Ursprünglich war beabsichtigt, den Entwurf schon im April einzubringen. ES ist aber eine neue Redigierung notwendig geworden. Voraussichtlich wird der Ent- wurf auch eine Bestimmung über dis Behandlung fremder Luftschiffe enthalten, die auf deutschem Boden landen. Berlin, 16. Mar. (Englisch-türkische Ver handlungen.) Die „Nordd. Bllg. Ztg." teilt mit: Ueber die englisch-türkischen Verhandlungen betr. die Fragen des persischen Golfs wird sowohl die deutsche Regierung wie auch die interessierte Gesellschaft auf dem laufenden gehalten. Der bisherige Gang dieser Verhandlungen berechtigt zu der Annahme, daß da» Ergebnis auch von deutscher Seite als eine befriedigende Lösung angenommen werden kann. Immerhin wird, chs die deutschen Interessenten und die deutsche Re gierung ihrs Zustimmung geben können, noch ein weiterer Meinungsaustausch erforderlich fein, durch den die deutschen Interessen in etnwaudtfreier Weise ge wahrt und für die etwaigen deutschen Zugeständnisse gleichwertige Gegenleistungen stchergestellt werden. Berlin, 16. Mai. (Zu den Hochzeitsfeier lichkeiten am deutschen Kaiserhofe.) Der Berliner Korrespondent der Neuen Freien Presse mel det, daß Erzherzog Ferdinand, der bekanntlich der Hochzeitsfeier im deutschen Kaiserhaus« nicht beiwoh- nen wird, wahrscheinlich auch nicht zum Regierungk- jubiläum de» deutschen Kaiser» nach Berlin kommen werde. Weiter wird gemeldet, daß der Zar zu den HochzettSfeierlichkeiten in Berlin allein eintreffen wird und daß weder seine Gemahlin, noch seine älteste Tochter ihn begleiten werden. In seiner Gefolgschaft befindet sich auch keine politische Persönlichkeit. Ob dem Zaren in Berlin ein feierlicher Empfang bereitet wird, steht noch nicht fest. Dagegen ist ein feierlicher Einzug de» englischen KönigSpoare» wahrscheinlich. Die Hochzeit wird nicht in Potsdam, sondern in Ber- lin stattfinden. Da» Programm ist in allen Einzel heiten noch nicht sestgelegt. Berlin, 16. Mai. (Zur Kruppafföre) Sie hat den Staatssekretär des ReichSmarineamt» v. Tir- pitz veranlaßt, auch in seinem Reffort eine eingehende Untersuchung anstellen zu lassen, ob etwa auch Be amte des ReichSmarineamte» an diesen Dingen be teiligt gewesen wären. Die Untersuchung ist jetzt ab geschlossen und hat zu dem Ergebnis geführt, daß keinerlei Verdacht sich rechtfertigen lasse. München, 16. Mai. (Eine Wo hltätigkei tS- stiftung des Prinzregenten Ludwig) Wie die hiesigen Mittagsblätter melden, hat Prinz-Regent Ludwig anläßlich seiner Anwesenheit in Bad Kisstngen eine Stiftung oon 20 000 Mark errichtet, um bedürf- Ligen Personen den Gebrauch der Bäderkur in Bad Kisstngen zu srmöglichen. Gesterreich-Ungarn. Wien, 16. Mai. (Staats sekretär von Jagow in Wien.) Gestern abend wurde folgende» offizielles Communique auSgegeben: Der Kaiser!, deutsche Staatssekretär v. Jagow, der feit Mittwoch in Wien weilt, hat, wie bekannt, seine Reise hierher in erster Lini: zu dem Zweck unternommen, um sich aus Anlaß seines Amtsantritts bei Sr. K. K. apostolischen Majestät vorzustelle«. Zugleich bot sich Herrn v. Jagow Gelegenheit, mit dem Minister de» Aeußern Grafen Berchtold in persönliche Fühlung zu treten, wobei dem engen Verhältnis der beiden Ver bündeten Mächte entsprechend alle aktuellen politischen Fragen der eingehendsten Erörterung unterzogen wur- den. — Staatssekretär von Jagow begab sich heute, Sonnabend, früh wieder nach Berlin zurück. Türkei. Konstantinopel. (Die Türkei sucht ihre Stellung zu befestigen.) Die Türkei wird planmäßig ihre Bestrebungen fortsetzen, sich der jenigen Elemente zu entledigen, die noch nicht türki- fiert sind. Die Regierung läßt alle Albaner, die sich in höheren Staatsstellungen befinden, vernehmen und alle die für Albanien größeres Interests zeigen, au»- weffen In den letzten Tagen wurden über hundert, meist hervorragende und reiche Albaner aukgewlesen, darunter der Korrespondent des Reuterschen Telegraphen- VureauS, dem nicht einmal Zeit gelassen wurde, Wäsche und Kleidungsstücke mitzunehmen. Weitere Auswei sungen sollen bevorstehen. Amerika. Newyork. (Eine Adresse für den deuschen Kaiser.) Eine Reihe hervorragender Persönlichkeiten, vornehmlich Mitglieder de» Weltver- bandeS für internationale Verständigung, darunter zahlreiche Gelehrte, Handelsherren und Juristen über reichten dem Grasen Bernsdorff eine Adresse, in der sie den Kaiser anläßlich seine» 25 jährigen Regierung», jubiläum» beglückwünschen. Sie erkennen vor allem seine Bestrebungen für die Erhaltung de» Friedens und die unter seiner Regierung erzielten sozialen Fort- schritte an. Newyork, 16. Mai. (Die amerikanisch, ja panischen Differenzen) Der japanische Bot schafter stattete zwei Besuche im Staatsdepartement ab. Die Volkserregung in Tokio beunruhigt hier sehr. Zwei Kompagnien Schützen gehen nach Haiti. ES wird erklärt, die Regierung werd« während der Ver handlungen mit Japan den militärischen Status nicht ändern. Neueste direkte Meldungen von Hirsch'» Telegraphen-Bureau Dresden, 17. Mai. (Selbstmord eine» Ju- gendlichen.) Eine zerstückelte Knabenleiche wurde auf dem Bahnkörper in der Nähe der Garnisonmühle in der Albertstadt von einem Streckenarbeiter aufge funden. In der Nähe der Leiche lag eine Frühstücks tasche und ein Kaffeekrug, sowie ein Zettel, auf dem geschrieben stand: „Ich habe es aus Reue getan." In dem Toten wurde der 15 Jahre alte Sohn eine» Ober- Postschaffners in DreSden-Löbtau sestgestellt. Der Knabe soll schwermütig geworden sein, weil er bei einer Untsrosstzier»schule nicht hatte ausgenommen werden können. .Wien, 17. Mai. (Entlassung österreichi scher Reservisten) Der KriegSminister erklärte einer bei ihm erschienenen Abordnung der deutschen Agrarabteilung, daß er die Entlastung der Reservisten der JahreSklaste 1909 verfügen werde. Es handelt sich um etwa 30 000 Marrn. Triest, 17. Mai. (Juwelendiebstahl.) Auf der Reise von Bombey nach Triest, auf dem Lloyd- dampfer „Gablonz" wurden einem persischen Juwelen- häudler aus seinem Koffer Juwelen, Scheck» und Bar- geld von unbekannten Tätern gestohlen. Der Wert der gestohlenen Wertsachen ist sehr groß. Sechs Hei- zer und Matrosen wurden bei ihrer Ankunft in Triest al» des Diebstahl» dringend verdächtig verhaftet. Skutari, 17. Mai. (Da» internationale Landungstorps in Skutari.) Die Montene griner übergaben gestern die öffentlichen Gebäude durch ihre Offiziere an die Offiziere der da» betreffende Stadt viertel bewachenden fremden Macht. Die gelandeten Truppen wurden vorläufig meisten» in Klöstern un- lergebracht. Der Polizeidienst ist geregelt. E» ist al le» schon derart eingerichtet, daß da» LandungSkorp» der „Breslau" gestern bereit» Felddienst vor den To ren üben konnte. Weiter ist geplant, nach der Abreise der Kommandanten unter einem englischen Kapitän eine vorläufige Verwaltung einzurichten, der von jeder Nation der erste Offizier angehört. Nach Einsäung der neuen Regierung würde diese Verwaltung natür lich einzugehen haben.