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Nr. 40 Pulsnitzer — (Zu dem Festzuge) des (2 Deutschen Turn- j festes in Leipzig sind bis jetzt HO 000 Teilnehmer ange meldet. Ls wird daher geplant zwei Festzüge zu veran stalten. Die Ausstellung geschieht in 8ter>Reihen gauweise. cagssgescdlcdte. Deutsches Reich. (Der Kaiser und die Deckung»vorlagen.) Wie aus Homburg berich tet wird, hat der Kaiser am Sonntag den Vortrag der Chefs de» Militärkabinett» entgegengenommen, wobei er über die Nachricht der Genehmigung der Militär. Vorlage durch den Bundesrat seine größte Befriedig ung ausdrückte. Der Kaiser äußerte dabei den Wunsch, daß da» deutsche Volk 1913 ebenso wie vor 100 Iah- ren seine Bereitwilligkeit zeige, für das Vaterland die größten Opfer zu bringen. — (Verdeutsche Kronprinz bleibt in Danzig) Da» anfang» auf zwei Jahre berechnet gewesene Kommando über da» Leib Husaren'Regiment in Danzig-Langfuhr wird verlängert werden. Die ge- samten Gebäude, die dem kronprinzlichen Paare, dem Hofstaat und der Dienerschaft zur Unterkunft dienten, sind noch für ein weitere» Jahr gemietet worden. E» sind hierfür wohl dienstliche und private Gründe maß gebend gewesen. — (Der deutsche Kriegsschatz.) Mit der Verstärkung de» deutschen Heeres ist auch eine Erhöh ung der finanziellen Kriegrbereitschaft verbunden. Der Kriegsschatz, der in einem Betrage von 120 Millionen Mark in Gold im JuliuSturm von Spandau lagert, soll um 120 Millionen Mark in Gold und um die gleiche Summe in Silber erhöht werden. Doch ist für die Auffüllung dieser Kriegsreserve ein Zeitraum von 6 Jahren vorgesehen. Das hierzu nötige Silber soll durch entsprechende Metallankäuse aufgebracht werden, während der Bedarf an Gold durch die Ausgabe von RrichSkaffenscheinen ausgeglichen werden soll. Er wer den demnach in 6 Jahren 240 Millionen Mark in Kas- senscheinen (bisher 120 Millionen Mark) im Verkehr sein, für die der Goldschatz die nötige Deckung bietet. Da» für die Erhöhung de» KrtegSschatze» erforderlich« Geld wird natürlich, da der Goldbestand der Reich», bank mit Rücksicht auf da» Ansehen dieser Institution dem AuSlande gegenüber nicht geschmälert werden darf, dem Verkehr entzogen. Die ReichSbank wird daher das Geld in ihren Kaffen sesthalten und den öffentlichen Geldbedarf durch Ausgabe kleiner Kaffenscheine und durch vermehrte Ausgabe von Silbermünzen befriedigen. Auf diese Weise hofft die Retchrvank im Mai d. I. zum 1. Male 1 Milliarde Mark in ihren Kaffen an- sammeln zu können. Durch die Erhöhung de» Krieg», schätze» aus 360 Millionen Mark ist e» der ReichSbank möglich, im Kriegsfall den dreifachen Betrag an Bank noten (also 1080 Milliarden Mark) au»zugeben-, Berlin, 2. April. (Zur Flottendemonstra- tion gegen Montenegro.) Der kleine Kreuzer „BreSlau" hat Befehl erhalten, sich zur Teilnahme an der in Aussicht genommenen Flottendemonstration an der montenegrinischen Küste sich nach der Adria zu begeben. — (Die Beisetzung de» Für st en Hein rich XIV. Reuß j. L.) erfolgte am Freitag in der Fürstengruft de» reußischen FürstengeschlechtS in der Bergkirche zu Schleiz. Der neue Fürst Heinrich XXVII. erhielt ein herzliche» Beileidstelegramm de» Kaiser», der sich bei der Beisetzung vertreten lassen wird. Berlin, 2. April. Gestern, Dienstag früh unter- nahmen der Kaiser, die Kaiserin und Prinzessin Vikto ria Luise den üblichen Spazierritt durch den Hardt wald. Auf Wunsch des Kaisers findet Sonnabend, den 19. April, nachmittags eine kriegsmäßige Ballonver. solgung von Frankfurt au» statt, die der Frankfurter Verein für Lufrschiffahrt veranstaltet. Die Mitwirkung von Militärluftschiffen, und zwar vor allem de» neu- erbauten Kreuzer» „Z. 4" ist von der Heeresleitung zugesagt worden. Die Kaiserin wird Anfang Juli zum Sommerausenthalt in Wtlhrlm»höhe erwartet. Ende Juli, nach der Beendigung der Nordlandreise, erwartet man dort auch den Kaiser. Berlin, 2. April. (Die Arbeit de» Reichs tage» in den nächsten Tagen.) Der Senioren konvent de» Reich»tageS, der heute nach Schluß der Plenarsitzung über die GeschästSverteilung der nächsten Tage beriet, hat beschlossen, daß der Freitag dieser Woche sitzungrfrei sein soll. Am Sonnabend werden die Beratungen wieder ausgenommen, und zwar wird vermutlich über die Veteranenbeihülfen beraten wer- den; ob jedoch diese» Thema wirklich auf die Tage»- ordnung kommt, ist noch zweifelhaft. Am Montag be- gmnen die Beratungen über die Wehr- und Deckung», vorlagen, und zwar sind die Beratungen geteilt. Die Beratungen über die Wehrvorlagen kommen zuerst, sodann die über die DeckungSoorlagen. Auch die Gene- raldiSkasston wird geteilt in eine Debatte über die Wehr- und eine über die Deckungsvorlagen. Daraus folgt die Weiterberatung, ^e» Erat». Sämtliche Vor lagen gehen durch die Buogetkommisfion. Man hofft, den ganzen Etat noch vor Pfingsten fertig zu stellen, um sich am 3. Mai vertagen zu können. — (DerPrinzvonWale») besuchte am Mon- tag den Grafen Zeppelin in Friedrichshafen und be- sichtigte eingehend den Luftreuzer „L. Z. 16". An einer Fahrt de» Luftschiff» nahm der englische Thron folger mit Rücksicht auf den starken Südwind nicht teil. (Vesterreich-Angarn. Wien, 2. Aprrl. (Wich- tige Konferenz.) Heute Vormittag wurve der Generalstabschef Conrad von Hötzendorff in einstün- diger Audienz von Kaiser Franz Josef empfangen. Daran schloß sich eine ebenso lange Besprechung der Kaisers mit dem KriegSminister. Wien, 2. April. (Um den albanischen Thron.) Wie an unterrichteter Stelle mitgeteilt wird, haben Italien und Oesterreich-Ungarn al» die in dieser Frage zuständigen Mächte bisher die Ange- legenheit der Ernennung einer Fürsten von Albanien noch gar nicht in die Hand genommen. Indessen kann es als sicher gelten, daß von dieser Seite der Herzog von Monpenster keineswegs al» ernsthafter Kandidat in Frage kommt. Wie», 2. April. (DieösterreichischenKriegS- schiffe vor Antivari.) Wie aus Cataro gemeldet wird, sind die österreichischen Kriegsschiffe bereits vor Antivari eingetroffsn. Da» italienische Geschwader wird noch sür heute Abend erwartet. Dagegen ist noch unbestimmt, wann die Kriegsschiffe England» und Deutschlands eintreffea werden. Wien, 3. April. (Hur Hochzeit der deut schen Kaisertochter.) In Vertretung des Kaisers Franz Joseph wird der präsumptioe Thronfolger Karl Franz Joseph mit seiner Gemahlin Erzherzogin Zita an der Hochzeit der Prinzessin Viktoria Luise teilneh men. Im Auftrage deS Kaiser» Franz Joseph wird an einem prächtigen Brillantenschmuck gearbeitet, den der Herrscher der Kaisertochier überreichen lassen wird. Italien. Rom, 2. April. (Italien» Betei. ligung an der Flottendemonstration.) Die italienischen Kriegsschiffe „Ferruccio" und „Emanuele Filiberto" find gestern in Tarent «ingelaufen, um Koh len zu nehmen und hierauf die Fahrt nach der monte- negrinischen Küste fortzusttzen; sie sollen sich dort an der geplanten Flottendemonstration beteiligen. England. London, 2. April. (Zusammen, stoß zweier britischer Torpedoboote.) Bei den Nachtmanövern in der Themsemündung kollidierten die Torpedoboote „114" und „18". Beide Fahrzeuge wurden stark beschädigt. „114" begann zu sinken, die Besatzung konnte sich aber auf da- Torpedoboot ,17" retten. Schließlich gelang e», da» Boot „114" in die Mündung de» Medwayflusse» zu schleppen, wo e» ge dockt werden mußte. Paris, 1. April. (England tritt Cypern an Griechenland ab.) Der Londoner Berichter- statter de» „Newyork Herald" meldet, wie schon früher, daß Großbritannien die Insel Cypern demnächst an Griechenland abtreten werde. Frankreich. Paris, 2. April. (Zur Flotten- demonstration.) Der französische Kreuzer „Edgar Quinet" hat Befehl erhalten, sich fahrbereit zu halten, um erforderlichenfalls vom Piräus in die albanischen Gewässer abzugehen. Rußland. Petersburg. 2. April, (Aufregung der russischenPanSlawisten.) Die Meldung, Rußland nehme an der Flottendemonstration zwar nicht teil, billige sie aber, hat in den hiesigen panSla- wisttschen Kreisen große Aufregung hervorgerufen. Im Auswärtigen Amt äußert man, die Vereinigung Sku- tariS mit Albanien sei eine beschlossene Sache, und die Fortsetzung der Belagerung sei widersinnig, da Skutari für Montenegro endgültig verloren sei. Ge- gen Montenegro müsse infolgedessen ein Druck au»ge- übt werden. Petersburg, 2. April. (Telegrammwechsel zwischen den bulgarischen und russischen Krieg-Ministern.) Wie erst jetzt bekannt wird, hat anläßlich de- Falle- Adrianopel- ein Telrgramm- wechsel zwischen dem bulgarischen und dem russischen Kriegsminister stattgefunden. Der bulgarische Kriegs minister dankte anläßlich der Mitteilung der Erobe rung AdrtanopelS den Russen al- den Lehrmeistern, für die gute Vorbereitung des ersten bulgarischen Militärs und der russische Krieg-Minister dankte in begeisterten Worten namen» der russischen Armee für die anerkennenden Worte der ruhmreichen bulgarischen Armee. Türkei. Konstantinopel, 2. April. (Cholera.) Amtlich wurden zwei neue Fälle von Cholera festge- stellt, ebenso wurden zwei Personen unter Cholera verdacht ins Krankenhaus gebracht. ZUM Aalkankrieg. Auch die Balkanverbündeten nehmen die Vermittlung der Großmächte an. Paris, 2. April. Die Balkanverbündeten haben den Großmächten mitgeteilt, daß sie zur Annahme der FriedenSvermittlungen bereit find. Ihre Forderungen stimmen ungefähr mit den Vorschlägen der Großmächte überein, nur bestehen sie außerdem auf Zahlung einer Kriegsentschädigung. Der Fall Skutari» steht bevor. Cattaro, 1. April. Der Generalsturm auf Skutari, der von den serbischen und montenegrinischen Truppen im ganzen Umkrei» gegen die belagerte Stadt festge setzt wurde, hat die verbündeten Truppen bi» dicht an die inneren Verschanzungen herangeführt, und die Stürmenden haben sich in der vergangenen Nacht an diesen vorgeschobenen Stellen eingegraben. Den gan- zen Tag über wurde geschossen. Von montenegrini scher Seite wird behauptet, daß die türkische Artille. ris das Feuer der Verbündeten nur noch schwach er widerte. Kronprinz Danilo besichtigte die eroberten Stellungen. Der Friede ist so gut wie gesichert! Die Pforte hat die Vorschläge der Großmächte angenommen und davon bereit» am Dienstag mittag dem Doyen des diplomatischen Korps, Markgrafen Pallavicini, Mitteilung gemacht. Die Ueberreichung der türkischen Antwortnote erfolgte durch den türkischen Minister des Beußrren, Prinzen Said Halil Pascha. Die Note ist kurz gefaßt und besagt klar, daß die Pforte sowohl die angebotene Frisdentvsrmittlung als auch die gestellten Bedingungen annshmr. Markgraf Pallavicini brachte die türkische Antwort sofort zur Kenntnis der übrigen Botschafter. Die Balkanstaaten haben ihre Antwort an die Mächte gleichfalls überreicht und die weise Mäßigung, die Bulgarien sich dabei in seinen Forderungen auf- erlegt, lassen den Friedenrschluß nun al» tatsächlich nahe erscheinen. Obwohißman hätte erwarten können, daß Bulgarien nach dem Fall von Adrianopel seine Forderungen erhöhen würde, hat die Regierung in Sofia in Wirklichkeit ein weiteres Zugeständnis ge macht. Sie hat ihren Standpunkt bezüglich der tür kisch-bulgarischen Grenze au» Rücksicht auf die Mächte aufgegeben und ist bereit, den Vorschlag Europa», be- treffend die Linie EnoS-Midia, mit der geringfügigen Modifikation anzunehmen, daß nämlich der Endpunkt zehn Meilen östlich von Eno» für Eno» selbst einge- setzt werde, da diese Abänderung aus geographischen und topographischen Gründen durchaus berechtigt sei. Nachdem die Pforte in ihrer Antwortnote sich mit der von den Mächten vorgeschlagenen Regelung ein verstanden erklärt hat, befahl der Großwesir die Ein stellung der Feindseligkeiten von heute Mittwoch ab. Die vor Tschataldscha stehenden Truppen werden über die Marmarahäfen entlassen werden. DiebulgarischenVerlustevorAdrianopel. Sofia, 2. April. Die endgültige Festsetzung der Verlustziffern hat für Bulgarien ergeben: Außer Ge fecht gesetzt wurden 7921 Mann, wovon 1280 Solda ten, 23 Offiziere tot und 78 verwundet wurden. Die österreichische Flotte vor Antivari. Cattaro, 2. April. Die vor Antivari eingeiroffene österreichische Flottsndioision besteht 5 großen und 2 kleinen Kriegsschiffen. Der deutsche Kreuzer „Bres lau" ist noch nicht eingetroffen, ebensowenig der fran zösische Kreuzer, der erwartet wird. Auch die italie nischen Kriegsschiffe find noch nicht gesichtet — Nach Meldungen aus Cettinje wurde vor Skutari das Bom bardement wieder ausgenommen, und gerüchtweise ver lautet, daß die Montenegriner und Serben Vorteile errungen haben. Eine englische Sonderaktion in gelgrad. Be grab, 2. April. Dir englische Regierung hat heute in Belgrad einen besonderen Schritt unternom men, der jedoch erfolglos geblieben ist. Der englische Gesandte Paget forderte den serbischen Ministerpräsi denten auf, im Interesse der Erhaltung der englischen Sympathie die serbischen Truppen von Skutari zurück- zuziehen. Ministerpräsident Pafitsch antwortete aber, die Erfüllung der Forderung sei unmöglich, da die Bündni»pflicht die Ausführung verbiete. Die Kroß- Mächte hätten ja selbst von jeher den Balkanmächten zur Einigkeit geraten. Englands Beteiligung an der Flotten. Demonstration. Loubo«, 2. April. Trotz der offiziösen Bekannt, machung über Rußland» ablehnende und Frankreich» zweifelhafte Stellung zur Flottendemonstration hat die englische Regierung einigen Schiffen den Befehl erteilt, sich zur Flottendemonstration bereit zu halten. Die Kreuzer „King Edward VII.", „Britannia" und „Com- monwalth" werden unter Dampf gehalten. Ferner erhielt der vor Malta liegende kleine Kreuzer „Defence" geheimen Befehl, dessen Inhalt nicht schwer zu erraten ist Llus aller ^?elt London, 2 April. (Die Ueberfchwemmungen im Ohiogebiet.) Die „Time»" berichten au» Was- hington, daß sich die Lage am unteren Ohio und Mis- sistppi wieder verschlimmert hat. Frauen und Kinder verlassen fluchtartig die Gegend, die Männer arbeiten fieberhaft an der Aufrichtung von Wällen. Die Stadt Cincinnati steht vollständig unter Wasser. Salzuflou, 2 April. (DreiArbeiterverschüt. t e t.) Bei den KanalisationSaröetten, die augenblicklich hier im Bange sind, wurden durch Einsturz eine» aus- hebenden Kanal» drei Arbeiter verschüttet. Zwei waren auf der Stelle tot, ein Arbeiter wurde schwer verletzt. Brüssel, 2 April. (DieTöchter Leopold» II. mitihrerKlage abgewiesen.) Der Berufungr- prozeß der belgischen Prinzessinen Luise und Srephanie um da- Erbe de» König» Leopold II. ist heute mittag entschieden worden. Der Präsident de» AppelationS- gerichtShoses zu Brüssel verlas doS Urteil, da» sämt- liehe Ansprüche der Klägerinnen abweist. Sie erhalten nicht» von den sechzig Millionen, die sie aus den hin terlassenen Kongowerten, Grundstücken und der Nieder- füllbacher Stiftung verlangten. Zugestanden werden ihnen nur einige Gegenstände au» Sammlungen au» dem persönlichen Besitz ihre» verstorbenen Vater», deren I Wert höchstens 200,000 Frank» beträgt.