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Dienstag, 28. Januar 1913. Beilage zu Nr. 12. 65. Jahrgang. Nus aller >^elt. Berlin, 27. Januar. (Kais erpr eis.) Der Kai« hat bekanntlich an seinem vorjährigen Geburtstage einen Preis für deutsche Flugmotoren in Höhe von 50 000 Mark gestiftet. Dieier Preis ist heute im Reich«- amt des Inneren durch den StaatSminister Delbrück vergeben worden. Den Kaiserpreis erhielt die Firma Benz L Co. in Mannheim. Für den gleichen Wett- bewerb wurden vier weitere Preise gestiftet, die an die Firmen Daimler-Untertürkheim, die N. A. G. und die Argusmotorengesellschaft in Berlin fielen. Berlin, 27. Januar. (Selbstmord imAuto - mobtl.) Eine etwa 30 Jahre alte gut gekleidete Dame nahm gestern in Schöneberg ein Automobil und gab dem Chauffeur ein bestimmtes Ziel an. Auf dem Berliner Platz hörte der Chauffeur plötzlich einen dum pfen Knall in seinem Wagen. Als er nachsah, sand er die Frau tot vor. Sie hatte sich eine Kugel in den Kopf geschossen. Ihr« Persönlichkeit konnte noch nicht ermittelt werden. Halle a. S., 27. Januar. (S roßfeuer im Hal« leschen Rathause.) Auf dem Marktplatz in Halle wütete gestern eine Feuersbrunst, die gewaltigen Scha« den anrtchtete. In der Nacht war in einem umfang reichen Anbau des Rathauses, in dem verschiedene Ma tz istratSdezernate und das Hallesche Bauamt unterge bracht sind, Feuer auSgebrochen, das in dem dort auf« gehäuften Aktenmaterial reichliche Nahrung sand. Da» Feuer griff sehr schnell um sich und konnte erst in den Nachmittagsstunden gelöscht werden. Der große Bau, in dem da- Feuer auSgebrochen war, wurde vollständig vernichtet. Einen großen Verlust erleidet die Stadt dadurch, daß Zeichnungen, Modelle und Akten, die untergebracht waren, vollständig vernichtet wurden. München, 27. Januar. (Schlägerei.) In einer Gastwirtschaft in der Freistngstraße geriet ein 21 jäh« riger Klempner mit einem Stallmeister in Streit. Hier bei wurde dem letzteren das rechte Bein abgeschlagen. Lin Schutzmann intervenierte und verletzte d«n Täter, der sich widersetzt hatte, durch einen Revolverschuß schwer. Hierauf wurde der Schutzmann von anderen Leuten überfallen und erlitt ebenfalls schwere Ver letzungen, sodaß er in» Krankenhaus gebracht werden mußte. Hanau, 27. Januar. (Die Typhurepidemie in Hanau) Die Zahl der typhuSkranken Soldaten vom 1. Bataillon de» 3 Eisenbahn-Regiment» ist vom Sonnabend bi» heute von 111 auf 97 Fälle zurück- gegangen. Davon sind noch 14 schwerkrank 87 sind auf Urlaub in die Heimat gereist. Seit dem 8. Ja- nuar sind keine Neuerkrankungen mehr eingetreten. Straßburg, 27. Jan. (Liebe» tragödie.) Der „HexengoLd". Roman von H. Courths-Mahler. 82 lNachdruck verboten.) Ich traf Herrn von Gerlachhäusen bereit» im Walde. E« weiß, daß — daß Herbtrt mein Bräutigam ist — auch daß du hier bist, Mutter.* Blitzschnell flog warnender Blick au» Herber«» Auge» zu Frau von Sterneck hinüber. Sie richtet« sich kampfbereit auf. Sie wußte nun, wa» Götz hier wollte. Ei» Strauß mit ihm stand ihr bevor, aber sie glaubte de» Siege» sicher zu sei«. Götz trat ei». Lr verneigte sich vor den Dame« und grüßt« Herbert kühl und höflich. Jutta» sonderbare» Wesen vom Tag« vorher ignorierend, ging er auf sie »u und küßt« ihr di« Hand. Gr fühlte, wie ihr« Finger zuckten und gab sie schnell frei. „Sie habe» sich gestern so eilig von mir verabschiedet, daß ich Ihnen zu ihrer Verlobung nicht Glück wünsch«« ko««t», Komtesse Jutta. Ich gestatte mir, da» jetzt nachzu, holen, zugleich im Name« meiner Mutter,* sagte er ernst u»d ruhig. Nicht» verriet «a» er beim Anblick ihre» leidende« Gesicht» empfa«d. Sie sah scheu ,u ihm auf. Der ge quält« Zug, der seit gestern aus seinem bleichen Antlitz lag, ,«tgi«g ihr nicht. Sin wehe» Gefühl schnürte ihr di« Brust zusammen. »Ich dank« Ihnen herzlich Herr von Gerlachhausen,* erwidert« st« höflich und dabri war ihr zumute, al» müßt« fi« laut aufschreien. Götz richtet« auch an Herblrt «inig« höflich« Wort«, über di« d«rs«lbe mit steifer Höflichkeit quittiert«. Götz wandt« sich dann wieder Jutta zu. .Zugleich möchte ich Sie um «ine Unterredung unter vier Auge« bitten, Komtesse Jutta.* Sie zog die Stirn »usamme«. »Vitt«, Herr von Gerlachhause» — vor meinem Ver lobten hab« ich k«i« Geheimnis.* Bursche eine» hiesigen Artillerieoffiziers feuerte heute vormittag auf ein Dienstmädchen, mit dem er ein Liebesverhältnis unterhielt, zwei Schüsse ab, ohne da» Mädchen lebensgefährlich zu verletzen. Der Soldat erschoß sich darauf selbst. Graz i. Steiermark, 27. Januar. (Verhaftung einer Hochstaplerin) Hier wurde die Schau- spielerin Barbara Sannweber verhaftet. Sie hat in zahlreichen Städten de» Ju- und Au»lande» Hochsta- peleien verübt. Besonders hatte sie er auf hochge stellte Persönlichkeiten abgesehen, mit denen sie sich in galante Abenteuer etnließ, und die sie dann um er hebliche Summen betrog. Innsbruck, 27. Jan. (DerSkisahrer Guen ther tot ausgefunden.) Der Skifahrer OSkar Guenther au» Zittau (Sachsen), dk'', wie berichtet, am Gepatschtale verunglückt ist, wurde tot unter einer La wine ausgesunden. Da» Unglück ereignete sich am Nörderberg in Gegenwart der Braut Guenther». Die- ser war in Innsbruck Geschäftsführer einer Möbel fabrik. Die Leiche wird nach Innsbruck gebracht. Pari», 28. Januar. (Dar abgelehnte Kö- rrigS-Bukett.- Der »Malin* veröffentlicht folgende Notiz: Der König von Spanien wohnte vor einigen Tagen in Pau der Aufführung der Kreuzer-Sonate durch eine französische Truppe bei. Nach Schluß der Vorstellung sandte der König der Hauptdarstellerin einen Blumenstrauß. Der Adjutant kam mit dem Strauß jedoch sehr bald wieder zurück mit der Erklä- rung, die Künstlerin hätte die Annahme de» Bukett» verweigert. E» war Paz Forrer, die Tochter de» sei nerzeit erschossenen spanischen Revolutionär». Newyork, 27. Jan. (Dammbruch am Mis- sissippi.) Ein Telegramm au» Viek»burg meldet, daß der Misstsstppidamm daselbst einen Riß bekommen habe und die ganze Gegend gefährdet. Bereits einige 100 Meilen Landes stehen unter Wasser. Die Ein wohner flüchten in dar Gebirge. Viele sind damit beschäftigt, den Riß zu verstopfen. Man glaubt aber nicht, daß e» gelingen wird, da der Riß bereit» 200 Fuß lang ist. Newyork,26.Januar.(Zusammenstoß zweier Hochbahnzüge.) Gestern nachmittag sand in der 3. Avenue ein Zusammenstoß zweier Hochbahnzüge statt. Gin Wagen geriet in Brand. Unter den Rei senden entstand eine Panik; Frauen und Kinder wur- den niedergetreten. Bis jetzt hat man eine Leiche ge funden, doch sollen mehrere Personen getötet und viele verletzt worden sein. NeiMgr-immUsbilder. Sitzung vom 25. Januar. Im Reichstage mutz Herr Delbrück noch immer auf dem Mokierstuhl sitzen. Nachdem die zum Kaligesetze vorliegenden Götz von Gerlachhause» verbeugt« sich und wandte sich da«» artig an Fra« von St«rn«ck. »Gnädige Frau, darf ich bitte»? Ich habe Komtesse «ine streng familiäre Mitteilung »u mach«».* »Dabei wird un« Frau von Sterneck nicht stören Herr vor, Gerlachhause«. Sj« ist meine Mutter,* bemerkt« Jutta laut und fest. Götz fuhr zurück und starrt« ungläubig auf Frau von vterneck. »Da« ist unmöglich Komtess«, Ihr« M«tt«r hatte doch blonde» Haar.* Frau Dolly von Sterneck machte ihm «in« ironische Ver« beugrmg. »Blonde» Haar kann ma» schwarz färbe«, Herr von Gerlachhause», und «ine Mutte« überwindet noch ganz ander« Schwierigkeiten, wenn ma« li« böswillig von ihrem Kinde trennen will. Dazu hatte Graf Ravenau Sie doch mit ollen Machtbefugnisse» ««»gestattet, »icht wahr?* Götz, der sich brreit» wi«d«r gefaßt, sah fie ernst und gebieterisch an. .Allerding» und sei» Auftrag war mir heilig. Für so feine List ist ein ehrlicher Landmann zu grob geartet, auf geradem Wege wäre r» Ihnen »icht gelungen in Ravenau einzudringen.* Jutta konnte de» Blick nicht von seinem zürnende« Ge sicht wende«. Sab so ei» M««lch au», den ma» eine« Unrecht» überführt« ? War »« möglich, daß hinter diese» edle« Züge» erbärmlich« Berrchnung lauert« ? Frau von Strrneck lacht« höhnisch auf und diese« Lache» tat Jutta fast körperlich weh. »Nun, kür ihr« ma»gelhaft« Wachsamkeit find Si« hinlänglich bestraft, denn der Lohn, den «an Ihnen dafür bot, mich von Ravenau fern zu halt«», ist Ihn«» entgangen. Mein« Tochter hat e« vorgrzoge», sich selbst den Verlobt«» zu wählen. Dl« Zeiten, da man Frauen al« Sklavinnen verkauft«, sind vorüber!* Götz wandte sich mit «i»«r ruhig vornrhmen Gebärde vo» ihr ab und Jutta zu. Resolutionen angenommen, kommt man zum Kapitel „Obersee amt". Hier bringt der Genosse Schumann sehr scharfe Beschwer den vor und verlangt eine umfassendere Schiffskontrolle. Es gäbe noch immer sogenannte Sargschiffe. Ministerialdirektor v. Jonnquietes wendet sich gegen diese Darstellung und betont, dah die Regierung der Fürsorge sür die Seeleute die größte Aufmerksamkeit schenke. Auch der fortschrtttl. Abg. Heckscher wie der Konservative Graf Westarp traten den Ausführungen Schumanns auf das Entschiedenste entgegen. Bei dem folgen den Kapitel „Statistisches Amt* versuchen einige Neulinge wie derholt weit auslegende allgemeine Reden zu halten, werden aber vom Präsidenten daran verhindert. Dann werden noch mehrere kleinere Kapitel erledigt Man beginnt noch die Be sprechung des Etats des Reichsgesundheitsamtes, wobei der Zentrumsabgeordnete Astor im Interesse der Säuglingsfürsorge Verstaatlichung des Hebammenwesens fordert. Fortsetzung Dienstag. HtfftilWe GtMiMMs-Ziyung in Hm abgehalten am 27. Januar 1313. Anwesend 14 Mitglieder. Sitzungsleiter Herr Gemeinde-Vorst Schäfer. Reinschrift wird mit der Urschrift vom 29. 11. 12-sinn gemäß übereinstimmend befunden. Auf ein Rundschreiben haben die Gemeinderatsmitglieder von der Einladung der freiwilligen Feuerwehr zu ihrem 17. Stif tungsfeste am 12. Januar Kenntnis genommen. Gelegentlich eines von der Kgl. Amtshauptmannschaft einberufenen Termins am 18 1. 13 in Angelegenheit Ueberbauung des öffentlichen Gemeindebrunnens bei Cat-Nr. 161 wurde als Vertrauensmann sür die Land- und Forstwirtschaftliche Berussgenosienschaft Herr Gutsbesitzer Paul Kaiser Nr. 156b, als dessen Stellvertreter Herr Gutsbesitzer Robert Oswald Nr. 28 einstimmg wiedergewählt und ferner ein eingereichtes Gesuch der Steinschläger um Er höhung des Schlägerlohnes von 2,50 Mk. auf 3 Mk. pro cbm wird dahin beschlossen, das Lohn aus 2,80 Mk. pro cbm festzusetzen. Der vom Finanzausschuß ausgearbeitete Haushaltplan wird vorgetragen. Die Einnahmen sind auf 1300 Mk. im Haus haltplan angesetzt, denen eine Ausgabe von 26800 Mk. gegen übersteht, wonach der Fehlbetrag von 25500 Mk. durch Anlagen zu decken ist. Somit entfällt auf das Einkommen 160 und auf tue Grundsteuereinheit 40 Pfg. Vorliegender Haushaltplan für 1913 wird vom Finanzausschuß zur Annahme empfohlen und findet vom Gemeinderat Genehmigung. In die Kommission betreffs Ausstellung von Gehaltsstas- feln iür Gemeindebedienstete werden gewählt: Gemeindeältester Rammer, aus Klasse 4 Bruno Philipp, Klasse 8 Edwin Pre scher, Klasse L Paul Wagner. Auf eine Offerte des Dampfstraßenwalzenbesitzers Koppffch in Kamen, wird einstimmig beschlossen, die diesjährigen Walz arbeiten Herrn Koppisch zu übertragen. Zur Kenntnisnahme gelangt: 1. Eine Zuschrift der Kgl. Amtshauptmannschaft, betrifft Angelegenheit bleibender Verbind lichkeit für Benutzung der Straßen beim Anlegen elektrischer Leitungen. 2. Zuschrift vom Kirchenvorstand. Veranschlagt sind 9000 Mk, somit entfällt aus die Gemeinde Ohorn ein Betrag von 1441,14 Mk. wie im vorigen Jahr. Auf ein Gesuch des Gastwirts Rob. Heinrich um Erhöhung der Vergütung für Heizen und Beleuchten des Gemeinderats sitzungszimmers von 50 Psg. auf 1 Mk. wird beschlossen, diesen Betrag zu bewilligen. Die Mitglieder der Einschätzungskommisston erachten es für angemessen, die Vergütung von 35 Pfg. auf 50 Pfg. pro Stunde bei ihren Tagungen zu erhöhen. Es wird einstimmig beschlossen, 50 Pfg. pro Stunde zu zahlen. »Gnädigste Komtesse, ich bin hierhergelommen, um rin Ehrenwort einzu'ös«», daß ich Ihr«« vlrkob«»«» Großvat«« gab. Unabhängig vo» andere« Ereignisse», u»t«rzi«hr ich mich der Erfüllung dirser VnPflicht««». Ihr Hur Große vattt trug mir auf, mit allen Mitteln z« veryind«»«, daß dir geschirden« Gatti» f«i«r> Soh»«« sich Jh««« «ährr«. Sollte fi« de»»och bi« zu Ihn«» dring«», dann wünschte er, daß Sie di« ganz« Wahrheit über Ihr« Mutt«« erfahr«» sollt«», «r setz«, dabri allerding» vorau«, daß ich «in Recht hab«» würde, Si« zu schütz«». Dir» Richt gabr» Si« rimm anderen. Ich bin jetzt also nur noch vnpflichtrt, Ihn«» hinteeloffe»« Dokumente Ihre« Großval«» au«,»lief«». Ich k«n«e di« gehrim«« Ort, wo fie lieg,«, und bitt, Ei», mich in da« «ebrit«,immer de» Grafen Ravenau zu begleite», damit ich vor Ihn» Auge» di, Schriftstück« ihn« Versteck entnehme« und Ihne» übrrg«ken kann * Jutta erhob sich uvschlüsfig. Götz Gerlachhause«« maß voll« Haltung blirb nicht ohne Eindruck auf fie. Ihn Mutter war ebrnfall« aufgeSanden und lrgte lächelnd dr» Arm um ihr« Schulter». „Komm mein Kind, geh«, wir hinüber, um un» zu über» zeugen, daß un« Her, von Berlachhaus«« ei» romantisch«» Märchen erzählt hat.* Götz fuhr auf. »Gnädige Fra« — bedenke» Sir, bitte, daß ich al» Man» rine Beschimpfung vo« «inrr Dame wihrlo» über mich ergehe» lassen muß.* „Aber bitte Herr von Gerlachhause» — ich will mich gern von der Wahrheit ihrer Worte überzeug«» lass«».* Die beiden Damen und Götz begaben sich nun i« da» Arbeit«,immer de« verstorbenen Graf,«. Herbert bl«eb ruhig auf seinem bkquemen Sessel und sah ihnen mit ironisch«« Läch«l» nach. Al« di« Hrrrschafte» «intraten, war Jettche« Wohl gemut gerade dabei, frische Spitzenstort« unter de» Damast vorhängen an,«bringe«. Noch «he fie vo« der Leiter h«r- unlerkommen konnte, war Götz an de» Schreibtisch getreten und drückt« nun auf di« verborge«« Fed«r. Di« Tür zu dem Geheimfach sprang auf. Ohne hineinzusrhe», sagt« " ,« Jutta: