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MsMerMchendlatt Spedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 265. Verantwort! ;r Nedakteur: I. XV. Mosir in Pulsnitz. §ernsprecher: Nr. 18. Sszirks-Nnzsigsr "^ruck und Verlag von C. kl. §örster's Crderi XV. Mohr). ^rlcheint;vienstag,vonnerstag u.Sonnabsnd. Mit »Illustriertem Sonntagsblatt', »Landwirt. V schattlicher Beilage' und »Mode kür Kile». I > S Abonnement; Monatlich 45 pk., vierteMhriich Mk. 1,3^> hei kreier ZufteUung ins Baus, 1^"^-Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be. urch die Post bezogen Mk. l.4I. —— 0C5 l^ONlZl. OirllSZENchlS UNO 065 !ÖIQOI^QIL5 ZU (DufSNltz anderem larik. Lrküllungsort ist P anitz. sNv Ni,Ic:rii^ umlassend die Ortschakten: Pulsnitz, Pulsnitz m. s., Vollung, Srotzröhrsdorl, '.reinig, Kauswalde, Ohorn, Oberstem«, Ir.eder- rrllllöulull lUt OLU L4lttlB9t.llU)i2vi.)il IF ^/UlIlilr), steina, >Veitzbach,Ober-u.lAederlichtenau,§riedersdork-7hiemendork, Mittelbaj ?rohnaunüork, Lichtenberg, fllein-vittmannsüorf. unö 3si1ung l'elegr.-plLr.: Wochenblatt Pulsnitz Inserats kür denselben lag sind bis vormittags K 8 U° ^0 Uhr aufzugeben, vis künk mal gespaltene W 8 8 8 » M Zeile oder deren Naum t 5 Pf., Lokalprsis l 2 pk. v vv v V Neklame 30 pk. Bei Wiederholungen Nabatt. Nr. 12. Dienstag, 28. Januar ^913. 65. Jahrgang. Aas Wichtigste- Aus Anlaß von Kaisers Geburtstag fand gestern in Dresden eine Paroleausgabe in Anwesenheit des Königs statt. Der Kaiser vollendete gestern sein vierundfünfzigstes Lebensjahr. Der Kaiser hat anläßlich seines Geburtstages den Kronprinzen zum Obersten befördert. Erzherzog Rainer ist am Montag in Wien im Alter von 86 Jahren gestorben. Die Friedensaussichten sind noch immer ungeklärt; die Balkandelegierten haben einen Ausschuß ein gesetzt, der den Abbruch der Friedensverhandlungen vorbereiten soll. Das Hochwasser hat im Staate Mississippi sehr großen Schaden angerichtet. OsrtNckes unv Sücksksckss. Pulsnitz. („Wenn der junge Tag sich reckt"), das war das Schlagwort, ja das war die ganze Grundstimmung der von der Pulsnitzer Jugendpflege Freitag, den 24. Januar veranstaltelen Feier von Kaisers Geburtstag. Auf den jubeln- den Ton dieses Worts war der Vortrag des Herrn Pastor Lösche aus Wurzen gestimmt. Den jungen sich reckenden Tag verkörperten auch all die frischen jungen Burschen, die bald als flinke gewandte Turner auf der Bühne sich zeigten, bald mit froh begeisterten Worten Deutschlands und seines Kaisers Ruhm verkündeten — Machtvoll leitete nach einer Begrüßung des verdienten Vorsitzenden des Ortsausschusses für nationale Jugendpflege, des Herrn Schuldirektor Schmalz, den Abend der allgemeine Gesang des Liedes ein: „Brüder reicht die Hand zum Bunde" Kriegs Huldigungsmarsch, von den Herren Lehrern Winkelmann und Bartzsch trefflich vorgetragen, grüßte dann den, dem der Abend galt, unseren Kaiser. Und wie klangen doch dann die Mahnrufe „An das junge Geschlecht" von I. Wolf so begeisternd in den Saal hinein! Zu einen seltenen, leider zu seltenen Genuß einte sich darauf die Pulsnitzer Lehrerschaft im Quartettgesang. Und wieder grüßte nun ein jugendlich feuriger Mund die festlich gestimmte Zuhörerschaft Dann über schuf die Zöglingsabteilung des Pulsnitzer „Turner- bunds" mit ihren jein ausgedachten und durchgeführlen Frei übungen dem Auge eine angenehme Abwechslung. Und nach dem nun noch einmal ein Gedicht verklungen, da bestieg selbst wie ein junger sich reckender Tag der fortreißende Festredner des Abends das Rednerpult. In prächtigen, dichterisch-schönen Bildern schilderte er es zunächst wie vor 100, vor 40 Jahren der junge Tag sich reckte in frohen, siegreichen Kämpfen; zeigte er es, wie auch jetzt ein neues Erwachen durchs deutsche Volk geht: die deutsche Jugend reckt sich und regt sich und ein neues Leben beginnt. War's nötig, daß wir eine Jugendpflege be- gannen? — Mit zum Teil ergreifenden Bildern malte es der Redner aus einer tiefen Kenntnis der Jugend heraus, wie's so notwendig war, daß die Allgemeinheit der Jugend sich an zunehmen begann, da so oft die Familie versagte, da immer häufiger tiefe sittliche Schäden an der Jugend (ich zeigten. Und als er dann fragte: Lohnt sich's denn auch an der Jugend zu arbeiten? — da glaubte man's ihm, da er es ver sicherte : Jo, Arbeit an, mit und für die Jugend bringt Segen. Einem selbst : Es erhält Einen jung! Der Jugend auch: Sie ist dankbar dafür, wenn ihr ein Herz voll Liebe und warmen Verständnis entgegengebracht wird. Und ist Jugendpflege auch möglich? — wie schade, daß nicht noch mehr hörten, was Herr Pastor Lösche am Schlüsse des Abends noch im kleinen Kreise erzählte, was in Wurden durch die kirchliche und nationale Jugendpflege wirklich vorbildlich Großes geschaffen worden ist: ein 2 Stockwerke umfassendes Jugendheim, mit rund 1600 Be suchern monatlich, mit einem Lesezimmer mit 30 Tageszeitungen, mit einem Billard-, einem Unterrichtszimmer für unentgeltlichen französischen, englischen, Schreibmaschinen-, Esperanto-Unterricht usw. Jst's da ein Wunder, daß der Vortragende auch diese seine letzte Frage mit einem vollen Ja beantwortete? Freilich das betonte er nachdrücklich: Alles kommt auf die leitende Persönlichkeit an! und: Keine wirklich fruchtbare Jugendpflege ist denkbar, ohne daß auch eine religiöse Pflege der Jugend betrieben wird! — Begeistert aber stimmten zum Schluß dann Alle ein in das Hoch auf unseren Kaiser, in das der Vor tragende mit einem Gedicht seine Worte ausklingen ließ. Und auch der Dank an ihm selber kam aus wirklich bewegten frohen Herzen. Dieser Vortrag war ja wohl Allen zu einem Erlebnis geworden. — Und nun reihten sich noch einmal an in bunter Reihe: Einzelgesänge (Herr Lehrer Ulbricht), sine Deklamation des Herrn Lehrer Kuhnert, nochmalige Ouartettgesänn - der Pulsnitzer Lehrerschaft, Vorkühlungen der jungen Bühnen künstler und Turner. Und alles war aufs vortrefflichste vor bereitet. Hei, wie den Jungen die Augen blitzten, da „sie den Kaiser gesehen!" Und wie dann der stramme „blaue Junge" so munter von seinen Heldentaten erzählte, wenn er sich auch durch den gesetzten Herrn Feldwebel in die rechten Bahnen deutscher Wahrhaftigkeit zurückweisen lassen mußte. Und wirk lich Vortreffliches leisteten dann auch die jüngsten Jungen des alten Turnvaters Jahn unter Führung ihres unermüdlichen wackeren Turnwarts. So kam's denn dann Allen aus dem Herzen, als es zum Schlüsse erklang: „Brausend zieht der Freude Sturm" Es sammelte sich in diesem Lied die Freude Aller über den herrlichen Abend, den sie erlebt! So darf drum aber auch hier der Dank nicht fehlen gegen den, der ihn ver anstalt t, gegen Herrn Schuldirektor Schmalz. Herzlich sei ihm gedankt! — Und was soll das Ergebnis dieses Abends wohl sein? Ein Schatten nur lag über der sonst so lichtvollen Feier: Grad die ehlten, die eigentlich am meisten an der Jugend pflege interessiert sein sollten, weil sie für sie praktische Werte schafft. Wers ist — jeder, den's trifft, mag sich,s selber sagen! Hier nur das Eine: Das muß anders werden. Jetzt müfsen nun wirklich alle nationalen Kreise unserer Stadt sich auf raffen zu gemeinsamer, tatkräftiger Arbeit. Und was das Erste und Hauptsächlichste sein muß, was geschaffen werden mutz,— die Aussprache nach Schluß des Vortrags hat's klar gezeigt: ein Jugendheim. Und drum nun auf, Pulsnitz Wir brau- chen ein Jugendheim! Wirmüssen ein Jugend heim schaffen! PulSmtz. (Kaisers Geburtstag.) Ueberall, wo Deutsche wohnen, innerhalb und außerhalb der LandeSgrenzen, wurde der Tag festlich begangen; mit Liebe und Verehrung blickt dar deutsche Volk auf sei nen Herrscher. In unsrer Stadt erinnerte eine Re- veille an den hohen Festtag, von »/,12 bis »/,1 Uhr fand Platzmusik statt. Die öffentlichen wie mehrere Privatgebäude trugen Flaggenschmuck. PulSmtz. (Der Kgl. Sächs. Militärverein) feierte den Geburtstag Gr. Maj. des Kaiser» am Sonn tag im sinnreich geschmückten SchützenhauS-Saale, wozu sich VeretnSmttglteder und Gäste sehr zahlreich einge- sunden hatten. Das Programm bestand au» musika lischen Darbietungen der Stadtkapelle und gesanglichen Borträgen des Mtlitärgescngverein» unter Leitung der Herrn Lehrer Gessinger, die sehr gut gelungen und mit reichem Beifall ausgenommen wurden. Nach ein- leitenden Musikstücken begrüßte der Vereinsvorsteher, Herr Hermann Schneider die Erschienenen, insbeson dere die Herren Vertreter der Behörden, sowie die Ehrenmitglieder de» Verein», deren jüngste» Herr Pfar rer Schulze ist. Die Festansprache hatte Herr Rechts- anwalt Keßler übernommen Er feierte unseren Kaiser, der in diesem Jahre sein 28 jährige» RegierungSjubi- läum feiert, als Friedensrats». Immer sei der Kaiser bemüht gewesen, die Wohlfahrt und Macht der Reiche» zu heben; er hat nicht geruht, die He«re»macht zu stär- ken und mit weitem Blick die Flotte aurzubauen, so daß wir heute geachtet und gefürchtet in der Welt da- stehen und für den Ernstfall wohlau»gerüstet sind. In einem begeistert aufgenommenen Hoch auf Se. Maj. den Kaiser klang die Festrede au». Ein stark frequen tierter Ball schloß sich der offiziellen Feier an. PulSmtz (Aus der Schule.) Um allen Kreisen unserer Bevölkerung Gelegenheit zu geben, Kaisers Ge- burtslag mitzufeiern, fand die Schulfestlichkeit in der Turn halle abends statt wie immer stand im Mittelpunkte eine Ansprache Herr Börner ließ uns „Die Person Na- poleons I. im Lichte der neuen Forschung" erscheinen, Ge wicht darauf legend, des Eroberers menschliches Fühlen und Denken als Sohn, Gatte, Bruder und Freund her- vorzuheben. — Helle Kindergesänge der oberen Klassen, drei- und zweistimmig, frisch vorgetragene Gedichte und Szenen, die im Bezug zur Bedeutung des Tages standen, erfreuten die Besucher, und allgemeine Gesänge ließen sie mittätig sein. — Ls ist eine Freude für Direktor und Lehrerschaft und nicht zum wenigsten für die Vortragen den Kleinen, wenn die Hörer dichtgedrängt sitzen, wenn die Alühe und der Fleiß, die aufgewendet wurden, ge würdigt werden. Herzlicher Dank sei darum allen wer ten Gästen zum Ausdruck gebracht, besonders Herrn Schul rat Or. Hartmann, der die Veranstaltung durch seine Ge genwart auszeichnete Und auch der Bitte sei Naum ge geben: Kommt noch zahlreicher! Freut euch an euren Kindern, an ihrer Frische und Fröhlichkeit, an ihrem Stolz. «L- PulSmtz. (Hauptversammlung de» Kon servativen Vereins für den Amts gericht». bezirk Pulsnitz.) Der Konservative Verein hielt gestern, Montag abend im Saale de» Hotel» „Grauer Wolf" seine au» allen Orten de» Bezirks zahlreich be- suchte satzungsgemäße Hauptversammlung ab. Herr Amt-gerichtSrat Reichert eröffnete dieselbe mit be- grüßenden Worten, gedachte Kaiser- Geburt-tag und ließ seine Ansprache auSklingen in ein freudig aufge- nommener Hoch auf Kaiser Wilhelm ll. Er reihte sich hieran der von dem Vorsitzenden erstattete Jahresbe richt. Die Rechnungsablegung erfolgte durch Herrn Kaufmann Gustav Fadian, dem gemäß dem Vorschläge der Rechnungsprüfer, Herren Fabrikbesitzer Rudolf Opitz und Arthur Feilgenhauer Entlastung erteilt wurde. Als nächster Punkt stand auf der Tagesordnung die Wahl des Gesamtvorstande» und der Rschnung»prüfer. Der Vorstand unterbreitete der Versammlung den Vor- schlag, anstelle de» infolge Versetzung auSscheidenden ersten Vorsitzenden, Herrn AmtSgerichtSrat Reichert, Herrn Bürgermeister Ör. Michael, als ersten Stellver treter Herrn Stadtrat Richard Borkhardt, als zweiten Herrn Stadtoerordnetenvorsteher Hermann Sperling, al» Kassierer Herrn Gustav Fabian, als Schriftführer Herrn I)r. meä. Kreyßig und al» Beisitzer Herrn Kam- merherrn von Helldorff zu wählen. Der Vorschlag wurde von der Versammlung durch Zuruf einstimmig angenommen. Al» Rechnungsprüfer wurden die bis herigen Herren wiedergewählt. Den letzten Punkt der Tagesordnung bildete ein Vortrag des Herrn Gene ralsekretär« Fritzsche au» Dresden über: „Dar Ge- meindesteuergesetz". Der Redner begann mit einer Charakteristik diese» Gesetzes im allgemeinen und erörterte sodann die Paragraphen, die bei Beratung rege Debatten und scharfe Gegensätze zeitigten, al- die Besitzwechselabgabe, da» Beamtenfünftel, Besteuerung der juristischen Personen und derjenigen Personen, die kein Einkommen erzielen, die Besitzsteuer, Kopfsteuer, Besteuerung der Großbetriebe im Kleinhandel (Waren häuser, Konsumvereine, Filialgeschäfte). Letzteren viel- umstrittenen Punkt behandelte Redner sehr weitgehend; er erwähnte die großen Schäden, die dem Kleingewerbe durch genannte Großbetriebe entstehen und hielt da her da» Chemnitzer System — Besteuerung der Wa renhäuser mit 10 «/, — für da» richtige, Die der konservativen Partei zum Vorwurf gemachte Jndustrie- feindlichkeit wie» Redner entschieden zurück. Bet Be sprechung de» Gesetze» machte Redner die Anwesenden mit der Stellungnahme der konservativen Partei zu der nationalliberalen, deren Verhalten er kritisierte, bekannt. Mit dem Wunsche, daß die Zusammensetzung de» Landtage» in Zukunft eine solche werde, daß die konservative Partei stärker zum Vorschein komme, schloß Redner seinen leichtverständlichen, sehr interessanten Vortrag. Eine Au-sprache sand, da sich niemand zum Worte meldete, nicht statt. — Die großen Verdienste de» scheidenden Herrn Amt»gertchttrat Reichert al» Leiter de» Vereint während eine» Jahrzehnts würdigte Herr Bürgermeister Or. Michael in einem Rückblick un ter dem Ausdruck herzinnigsten Danke» für die dem Verein mit seltener Hingabe geleistete große Arbeit. Durch Erheben von den Plätzen stattete die Versamm lung ihrem scheidenden Vorsitzenden den herzlichsten Dank ab. Der so Geehrte erwiderte, indem er seinen Dank au»sprach, da» bekundete, wa» der Verein ihm gewesen, und dem Verein fernere» Blühen und Gedeihen wünschte. — (In rechierErkenntni»)de» Umstande», daß beim Wetturnen in bezug auf die Au»wahl der Uebungen weise Vorsicht geboten sein muß, haben die Gauturnwarte Sachsens bei ihrer jüngsten Tagung wichtige Entschließungen gefaßt. Danach sind für da» Wetturnen der Zöglinge (14—18 Jahre alt) folgende Uebungen auSzuschlteßen: Hantelstemmen, Tauhangeln, Steinstoßen (18 K§), Stabhochspringen, Kugrlschocken und 160-m-Lauf. Da» Ballschleudern soll mit dem 1»/, lex schweren Geräte ausgeführt und für da» Ku gelstoßen da» 5 schwere Gerät gewählt werden. Bei diesen Uebungen kann für die Stufe der Netteren auch der 2-K^ Ball und die 10-kx-Kugel benutzt wer den. Neu ausgenommen wurden: 75-m Lauf, Hand ballwerfen, Tauklettern, Sturmhochspringen und 100 m Lauf mit Umkeyren. — (Automobilverbindung.) Dem Pro jekt der Einführung einer Automobilverbindung Rade berg—Großröhrsdorf—Bretnig—Bischofswerda ist in der Handelskammer zu Zittau eine warme Befürwor tung zu teil geworden. Die KreiShauptmannschafr Bautzen bar die Kammer um gutachtliche Aussprache über die Frage, für welche Linien die Errichtung von Automobilverbtndungen in der sächsischen Oberlausttz