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Nr. 6. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 14 Januar 1913. Seite 2. lraWWer MinisteiMHsel. Frankreich ist und bleibt nun einmal das Land der politischen Ueberraschungen, und immer wieder ist, wenn auch oft nach langer Pause, ein Ereignis zu ver- zeichnen, daS diesen alten eigenartigen Ruf erneut be stätigt. Urplötzlich kommt, wenige Tage vor der Prä sidentenwahl, eine Aenderung im Kabinett, und «S hätte leicht sich zutragen können, daß eine allgemeine Kabinettrkrisi» zum Ausbruch kam, die die Kandidatur PoincareS für die Präsidentschaft der Republik zweifel los auf daS allerschärfste gefährdet haben dürfte. Diese Erwägung mag vielleicht auch mitbestimmend gewesen sein, wenn man im französischen Kabinett Herrn Mil lerand einfach ausschiffte und ihn allein ließ, ES mußte jedenfalls befremdet, daß Herr Millerand, der doch schon eine ganze Weile im Amte war, sich jetzt mit einem Male dazu gedrungen fühlte, dem Ver sprechen eines seiner Vorgänger nachzukommen und den Obersten du Paly de Clam unseligen Angedenkens aus der Dreyfuß-Affäre plötzlich zu rehabilitieren. Der Minister beteuerte zwar, daß dieser Akt keinerlei poli- tischen Charakter besitzt und sich lediglich als eine administrative Maßnahme darstellt, aber die Maßnahme rief unter den Anhängern der Regierung einen Ent rüstungssturm hervor, und das Kabinett konnte denn schließlich nicht anders, als den Akt des Kriegsminister zu desavouieren und ihn so zum Rücktritt zu veran- lassen, da es andernfalls selber hätte in der Versenkung verschwinden müssen. Mag auch Herr Millerand jede politische Nebenabsicht bestreiten, so kann man sich doch nicht des Eindruck» erwehren, daß er sich vielleicht un beabsichtigter Weise zum Werkzeug gewisser Dunkel- männer hergegeben hat, denen es daran liegt, auf irgend eine Weise Herrn Poincare ein Bein zu stellen. Wahrscheinlich hofft man von dieser Seite durch die Rehabilitierung du Paly de Clam den alten Dreyfuß- rummel erneut zu beleben und dadurch die Lage zu verwirren. Indessen hätte mam Herrn Millerand trotz alledem mehr politische Einsicht beimessen müssen, aber schließlich haben auch hervorragende Persönlichkeiten zuweilen eine schwache Stunde. Trotz alledem wird man sagen müssen, daß Frankreich selten einen so tüchtigen Kriegsminister besessen hat wie Herrn Mille- rand, von dessen Tätigkeit man bei seinem AmtSan- tritt eher alle» andere erwartet hätte. Ec ist unab- lässig bemüht gewesen, die Schlagfertigkeit der sran- zöstschen Armee zu erhöhen, Mängel zu beseitigen und auch in der ganzen Gesinnung des Militärs Wandel zu schaffen. So verdankt die Armee ihm sehr viel und sein Walten wird in guter Erinnerung bleiben. Oertttckss unv Sücbslscbes^ Hulsnitz. (Vortrag.) Der vom Frauenverein für die Stadt Pulsnitz veranstaltete Tuberkulose Bortrag hatte ein zahl- reiches Publikum — über ISO Zuhörer — nach der Turnhalle geführt. In 1'/»stündiger freier Rede sprach Herr Vezirksarzt vr. Heyn interessam und fesselnd über diese noch immer in un heimlicher Weise grassierende Bolksseuche Ausgehend von der Schilderung des Krankheitserregers, des im Jahre 1884 von Rob. Koch entrückten Tuberkulosebacillus, seiner Gestalt, Größe und Widerstandsfäh'gleit sprach er zunächst über die verschic- denen Eintrittspforten der Krankheit in nnseren Körper, über die Häufigkeit der Erkrankung der einzelnen Organe, über die Krankheitsentwrckelung, d-e Erkennung, die Bekämpfung, Desin fektionsmaßnahmen und Behandlung. Rechr oft wird angenom- men, daß die Tuberkulose angeboren sei. Hierüber lassen sich stichhaltige Beweise nicht erbringen, vielmehr ist anzunehme:, daß, wenn schon in den ersten Lebensphasen die Krankheit aus bricht man sie auch schon als erworben ansehen mutz, erworben durch den Aufenthalt unter tuberkulösen Menschen und tuber kulöser Umgebung. Zwei Wege sind e? vor allem, auf denen die Krankheitskeime in unseren Körper eindringen: einmal auf dem Wege des Magendarmkanals, also mit der Nahrung und sodann durch die Atmung. Die Milch spielt hierbei eine große Rolle, aber in noch höherem Grade erfolgt die Jniektion durch den Mund dadurch, daß Kinder beschmutzte Gegenstände zum Munde führen, daß sie beim Herumkriechen auf dem Fußboden tuberkelbacillenhaltigen Staub an die Finger und mit diesen in den Mund bekommen. Küsse übertragen gewiß oft die Bacillen. Sehr einleuchtend wurde auch die Möglichkeit der Infektion durch Leihbibliotheksbüchsr geschildert und die Unsitt , beim Um blättern die Finger anzulecken, gegeißelt. Am häufigsten aber ist das Eindringen der Bacillen auf dem Wege der Atmung. Durch unvorsichtiges Husten, Nießen, Sprechen erfolgt die söge- nannte Tröpfchenansteckung, während andererseits die Stäubchen- infekt'on in Frage kommt. Ausgehustete Bacillen haften an dem in der Luft vorhandenen Staub, welcher, anfgewirbelt, dire.t in die Lungen eingeatmet wird. So ist ganz besonders zu veiwer- sen das Husten in ein vorgehaltenes Taschentuch, aus welchem die nach und nach eingetrockneten Tuberkelbacillen in der Lust verstäubt werden. Auch die Haut kann eine Eintrittspforte in unseren Körper bilden. Die „fressende" Flechte, Lupus, ist eine Hauttuberkulose. Durch das Bohren der Kinder mit den Fin gern in und än der Nase ist schon ost der entstellende Lupus der Nase entstanden. — Bon den Organen des Körpers erkran ken hiernach am häufigsten die Lungen, der Kehlkopf, der Darm, sodann Knochen und Gelenke; ferner d-e Haut mit den Drüsen. Aber auch alle anderen Organe können von Tuberkulose ergrif fen werden — Glücklicherweise ruft nicht jeder in den Körper eingedrungene Bacillus die Tuberkulose hervor. Der Körper verkügt über mehr oder weniger große Widerstandskraft gegen die vom Bacillus entwickelten Gifte. Wohl aber sind manche Menschen mehr gefährdet, oder wie man sagt mehr disponiert zur Erkrankung, als andere. Hochgeschossene, hohlwangige Menschen mit flachem Brustkorb, schlechter Blutbeschaffeoheit sind io der Ansteckung besonders leicht ausgesetzt Auch einzelne Krankheiten geben einen ganz besonders günstigen Boden hier für ab, so Masern und Keuchhusten. Am gefährlichsten für Auftreten und schweren Verlauf der Tuberkulose ist Schwan- gerschaft und das Stillgeschäft zu bezeichnen. Auch manche Berufe disponieren in besonderem Matze dazu: Steinarbeiter, Messingarbeiter, Straßenkehrer u. a. — Die Tuberkulose ent- wickelt sich in den einzelnen Organen, sagen wir, in den Lun gen mit der Bildung kleinster durch die Bacillen und deren Gifte sich bildenden kleinen Knötchen, welche entweder in einem kräftigen Organismus eingekapselt und somit unschädlich wer- den oder sich andererseits in einem disponierten oder geschwäch ten Organismus sich vergrößern und nach und nach Hohlräume in den Lungen bilden. Je nachdem ein solcher Herd mit den Luftröhrenästen communiziert oder nicht, spricht man von einer „offenen" oder „geschlossenen" Tuberkulose. Letztere ist nicht ansteckungsfähig. Besonderes Augenmerk ist natürlich auf die ersten Anfänge zu richten: Mattigkeit, Kraftlosigkeit, Stillstand der körperlichen Entwicklung oder Abmagerung, abendliches Auftreten der „hektischen" Wangenröte, Hüsteln oder der nächt lichen Schweiße. Da die Statistik lehrt, daß zwischen dem 1S. und 60 Lebensjahr jeder 3. Mensch an Tuberkulose stirbt, ist es dringend geboten, die Krankheit mit allen zu Gebote stehen den Mitteln zu bekämpfen. In erster Linie dient hierzu Veleh- rung und Aufklärung weitester Kreise. Besonders gefährdete oder schon erkrankte Menschen sollten möglichst isoliert und unter günstigste Lebens- und Atmungsverhältnisse gebracht werden. Diesem Zwecke dienen Waldschulen, Fährbootschulen, Seehospize. Aber nie darf der Aufenthalt zu kurz bemessen werden. Wenige Wochen schaffen keinen Erfolg, sondern Mo nate erst oder Jahre. Ein großes Gewicht ist bei Gesunden schon, um wieviel mehr nicht bei Kranken auf ein großes, vor allem sonniges Schlafzimmer zu legen. Die Sonne ist der größte Feind des Tuberkelbacillus. Wie viel wird in diesem Punkte gesündigt. Kranke müssen selbstverständlich ihr eigenes Bett, ihre eigene Bettwäsche, eigenes Eß- und Trinkgeräte ha ben. Sehr wichtig ist eine ordentliche Mund- und Zahnpflege. Anstellung von Schulärzten wird namentlich nach der bezeich neten Richtung, auch bei der Berufswahl, ein notwendiges und gesegnetes Feld der Beteiligung abgeben. Es gibt wenige Städte, die diese Einrichtung noch nicht kennen, wohl aber viele Dörfer. Die wesentlichste Bekämpfung muß dem Aus wurfe Lungenkranker zuteil werden. Bedient sich ein solcher unausgesetzt einer Taschenspuckflasche, so wird der ansteckende Stoff sofort vernichtet und die Gefahr einer Uebertragung be seitigt. Ist ein Kranker an Tuberkulose gestorben, so muß Wäsche, Kleidung, Wohnung desinfiziert werden. Mit dem Aberglauben, daß „Ausschwefeln" etwas nütze, mutz aufgeräumt werden. Das einzig wirksame Desinfektionsverfahren ist das mit Formalindämpfen. — Was schließlich die Behandlung be trifft, so ist sie je eher, um so sicherer erfolgreich. Tuberkulose ist heilbar, aber natürlich nur im Anfangsstadium. Von Mit teln das souveränste ist das Tuberkulin, welches unter die Haut eingespritzt wird. Nächst ihm kommt in Frage das hygienisch diätische Verfahren in Heilstätten, die jetzt in allen Gegenden sich vorfinden, deren besonderer Wert in der Erziehung des Menschen zur Achtsamkeit, Reinlichkeit, zu einer vernünftigen Lebensführ-mg besteht. — Eine große Reihe Lichtbilder illu strierte nunmehr das Gesagte, Reicher Beifall lohnte die beleh renden und interessanten Ausführungen. Auch an dieser Stelle sei dem Herrn Bezirksarzt vr. Heyn nochmals herzlich gedankt. Kr. Pul»uitz. (Da» elfjährige Bestehen) feierte am vergangenen Sonntag im festlich geschmückten Saale de» Schützenhauses der Post- und Telegraphen-Unter- beamtenverein für Pulknitz und Umgegend. Den zahl reich erschienenen Besuchern wurde ein Programm ver abreicht, reich an UnterhaltungSstoff. Nach eiüigen Musikstücken begrüßte der Vorstand de» Verein», Herr Oberpostschaffner Senf die Anwesenden und ließ seine Worte au-klingen in einem mit Enthusiasmus aufge nommenen Hoch aus Kaiser und König. Da» Verein»- Doppelquartett erzielte mit seinen Vorträgen „Wie» daheim war" und „Musikalische Schnurrpfeifereien" vollen Erfolg. Herr Postdirektor Heymann dankte für die Einladung, beglückwünschte den Verein und hob in seiner mit einem Hoch auf den Verein schließen- den Ansprache die idealen Bestrebungen derselben und die Pflege der Kameradschaft hervor. Wa» die dra matischen Spenden de» Abend» anbelangt, so ist zu- nächst die sehr gut durchgeführte, humorvolle Duoszene „Briefträger und Telegraphsnbote" zu erwähnen. Eine recht gut in den Rahmen des Feste» passende Gabe war ferner der Schwank „Einer von der Post", der sicher und flott dargestellt wurde. Wie sehr dem Publi kum diese Aufführung gefallen hatte, da» zeigte der große Beifall, den die Mitwirkenden einhetmsen konn ten. So nahm die Feier einen bestgelungenen Ver laus, und während de» ganzen Abends — fröhlicher Ball hielt die Teilnehmer noch lange vereinigt — herrschte eine überaus angenehm berührende Kamerad schaft und harmonische Geselligkeit. Pulsnitz. (Die Dresdner Klotzsche-Mau- rice-Sänger) gaben am vergangenen Sonntag ein Gastspiel im Hotel „Grauer Wolf". Bon den zahl reichen Sängergesellschaften, die im Laufe de» Jahres in den Provinzstädten heitere, bunte,Lieder- und sonstige Abende veranstalteten, waren un» bisher die am Sonn- tag gastierenden Sänger unbekannt; wir stellen aber gern fest, daß sich die Klotzsche-Maurice-Sänger den guten gleichartigen Gesellschaften würdig an die Seite stellen können. Von dem 70 Nummern umfassenden Repertoire hatte man 9 auSgewählt. Dis beiden Quar- tettgesänge, je einer im ersten und zweiten Teile, wur den trefflich vorgetragen, sodaß sich die Sänger beide Male zu einer Zugabe verstehen mußten; auch die Darbietungen de« Herrn Lange und die Lieder des Herrn Schuricht verfehlten ihre Wirkungen nicht. In Herrn Maurice lernten wir einen geschickten und un terhaltenden Zauberkünstler kennen. Bei weitem am besten aber hat un» Herr Buschbeck gefallen, der so wohl durch den Vortrag seiner Humoresken, als auch al» drastischer Komiker ganz Vorzügliche» leistete und daher beim Publikum ungeteilten Beifall erntete. Am Schluß de» ersten und zweiten Teile» standen je ein Ensemblespiel „Lehmanns Weisheit" und „Der Säug- ling". Beide Stücke wurden flott und mit vielem Humor gespielt. Auch hier war wieder Herr Buschbeck einmal al» Faktotum Lehmann, da» andere Mal als Rentier Nickel d,e Seele vom Ganzen und der Erfolg de» Abends dürfte wohl zum größten Teile ihm zu geschrieben werden. Erfreulicherweise war der Vortrags abend recht gut besucht, sodaß die Sänger wohl auch einen klingenden Lohn mit nach Hause nehmen konnten. Pulsnitz. (Vorläufige An z e t g e.) Der O rtS- auSschuß für Jugendpflege gedenkt Freitag, den 24. Januar, abend» 8 Uhr im Saale des Schützenhauser eine öffentliche Feier von Kai- ser» Geburtstag al» VolkSunterhaltungS abend zu veranstalten. Eintrittsgeld wird nicht erhoben. Als Festredner ist Herr Pastor Lösche- Wurzen, ein erfolgreicher, anerkannter Praktiker, eine führende und begeisternde Persönlichkeit auf dem Gebiete der Jugend pflege, gewonnen worden. Die geehrten Eltern, Obermeister, Meister und Chefs, städtischen, königlichen und kaiserlichen Behörden, Gesellschaften und Vereine, unsere Jugendlichen aus Stadt und Land, wie alle, denen es am Herzen liegt, daß eine gesunde Jugend mit vaterländischem Empfinden heranwachse, seien zu dem festlichen Abende herzlich eingeladsn. Pulsnitz (Edison-Theater.) Ein Film für 120 000 Mark wird diese Woche vorgeführt. Es ist die» der historische Film „Christoph ColumbuS". Drei Jahre hat dis Herstellung gedauert. In dem Stück zieht das ganze Leben des ColumbuS bis zur Höhe seines Ruhmes und dem Unglück seiner Alterslage an uns vorüber. Den Glanzpunkt bildet die Fahrt der drei historischen Karavellen, der „Santa Maria", der „Pinta" und der „Rina", die die Gesellschaft von der Regierung der Vereinigten Staaten gegen eine Bürg, schäft von 400 000 M geliehen hat. Auch die trau rigen Ereignisse der Sommer» 1498, in dem der Held al» ein gebrochener Mann in Ketten in seine Heimat zurückkehrte, sind nicht vergessen. Er fehlt auch nicht die Geschichte von dem Et de» ColumbuS. Kurzum, dieser historische Kunststlm ist ein Meisterstück der Kino industrie, das sich jedermann ansehen sollte. Ganz besonders lehrreich ist der Film für Kinder. E» sei noch erwähnt, daß an diesen Tagen keine PreiSerhöh- ung ist, und wäre schon deshalb ein guter Besuch zu wünschen. Pulsnitz. (Die Hausbesitzer von Puls- nitz) werden darauf aufmerksam gemacht, daß morgen die Frist zur Zahlung der Wasssrabgabe auf das 4. Vierteljahr 1912 abläuft. PulSnitz. (In Ermangelung eine» Saa le») soll da» für heute abend angekündigte Blinden. Konzert später statt finden. — (Winke für unsere Handelrwelt) für den augenblicklichen Geschäfts-Verkehr mit Rumänien. Angesicht» der Tatsache, daß nach amtlichen Nach richten etwa 800 bi» 900 Waggon» mit Waren im Werte von 6 bi» 7 Millionen Lei auf den rumänischen Bahnhöfen stehen, die von den Bestellern nicht auSge- löst werden können, erscheint fü die deutschen Liefer, anten nach Rumänien, der Rat angezeigt, sich vor Absendung der zu liefernden Waren, mit den rumän ischen Bestellern darüber zu verständigen, ob sie die bestellten Waren jetzt auch abzunehmen in der Lage sind. — (Gewarnt) wird vor einem Schwindler, der mit Vorliebe Lehrer und Geistlich« auf dem Lande, namentlich im angrenzenden preußischen Gebiet, be sucht und ihnen wertlose Glühstrümpfe für Petrol um- lampen zu hohen Preisen aufschwatzt. Er gibt sich für einen früheren Lehrer Rakowski aus, ist 35 bi» 40 Jahre alt, etwa 1,75 bis 1,80 Meter groß und wohnt angeblich in Halle. — (Vorsicht! Lotteriespieler!) Ganz Westsachsen wird jetzt mit einem Angebot einer au», ländischen Lotterie überschwemmt. Gleiche- wird von auswärt» gemeldet. E» handelt sich um die dänische Kolonial-Klaffen.Lotterie. Diese ist aber in Deutsch- land verboten. Wer nicht da» Risiko wagen will, ganz bedeutende Geldstrafen zu zahlen, wird gut tun, Ange bote ausländischer Lotterien unberücksichtigt zu lassen. Lichtenberg. (26. Stiftungsfest de» Turn - verein».) DaS stolz und freudig begrüßte JubiläumS- jahr 1913 ist angebrochen. Wo irgend in seinem Verlaufe dem herrlichen nationalen Aufschwünge unsere» deutschen Volkes vor hundert Jahren ein Andenken geweiht wird, könnte dort de- verdienstvollen Turn vaters Jahn, de» Altmeisters und Begründer» der deutschen Turnerei vergessen werden, der in so glühen, der Vaterlandsliebe um die körperliche Ertüchtigung de» jungen Geschlechts bemüht war? Nun und nimmer! — Möge daS neuerwachte Jahr mir seinen imposanten patriotischen Feierlichkeiten ganz besonders dazu berufen sein, auch der edlen Turnsache hohe flammende Begeisterung in allen Kreisen und Gauen unseres Volke» zu entzünden. Wem ein warmes Herz für da» Turnen in der Brust schlägt und wer am eigenen L^ibe den Segen regelmäßiger Turn übungen erfahren hat, der mußte am vergangenen Sonntage über die turnerischen Leistungen seine Helle Freude haben, die anläßlich eine» Verein»balleS voll- bracht wurden. Zunächst erwarb sich die wackere Damenriege mit ihren exakten und dabei höchst an- mutigen Stabübungen reiche» Lob. Leichtfüßigen Schrittes und in graziöser Haltung, die Wangen zart gerötet vom Eifer für ihre gute Sache, so sah man die Schar jugendlicher Turnerinnen frei und sicher sich ihrer gar nicht so elementaren Aufgabe entledigen. Der Turnwart, Herr Siegemund, der immer so un ermüdlich und hingebend seine Ziele verfolgt, entrollte dabei vor dem Publikum ein anschaulicher Bild davon, wie das Turnen mit seinen vielseitigen Bewegungen die verschiedensten Partien de» menschlichen MuSkel- system» zu kräftigen und zu durchbilden im stände ist. Ebenso deutlich war da» erkennbar an der zweiten turnerischen Festgabe, dargebracht von einer Abteilung männlicher VereinSmitglieder, der nicht minder vollste Anerkennung gebührt. Freiübungen mit geradezu überraschend-n Wendungen und gewagten Sprüngen, aber straff und präzis ausgeführt, wie man e» von den Mitwirkenden seither gewöhnt ist. — Nur unbe-