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SmtG Beilage? KM MMW WOMIM M. 1S1 LII!! Druck und Verlag von E. L. Förster'» Erben Inhaber: I. W. Mohr) - Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz I rügt die Erde gute Früchte, Sagt sie: Ich habe sie gebracht! — Doch, wenn nichts gedeiht» dann heißt es: Gott hat mich so schlecht bedacht. — Zum Reformationsfeste. — Vor reichlich 400 Jahren war's, da fuhren eines Tages zwei offene Wagen in Leipzig ein, und selten hatte man Ankömmlinge so neugierig betrachtet, als die Insassen dieser Wagen. Im ersten saß ein stattlicher Mann, offenbar ein Gelehrter, im zweiten saßen ihrer zweie. Fremde Stu denten, etwa LOO, mit Spießen und Hellebarden zogen rechts und links von beiden Wagen als Schntz- und Ehrengeleit. In der Nähe der Pauliner- oder Universitätskirchc zerbrach plötzlich der erste Wagen, der gelehrte Herr fiel auf die Straße, der zweite Wagen fuhr voraus. Da hörte man aus der Menge derer, die das mit ansahen, die Bemerkung: Der im ersten Wagen wird unterliegen, der im zweiten wird siegen. Der Erste war der Professor der Theologie Carl- stadt aus Wittenberg, der nach Leipzig kam zu der berühmten Disputation, dem Gelehrtenstreit, der zwischen ihm und Dr. Eck stattfinden sollte. Die Insassen des zweiten Wagens waren Dr. M. Luther und Melanchthon, ersterer von Dr. Eck so oft zum Streit herausgefordert, daß er sich endlich ein stellen mußte. In der alten Pleißenburg erwartete sie der Gegner der Reformation Herzog Georg von Sachsen, die Vertreter der Universität und Eck. Im prächtigen großen Laale hatte man zwei Katheder errichtet. Da fand der Streit statt. An vier Tagen stritten Eck und Carlstadt, und dann noch 5 Tage Eck und Luther. Ersterer wird geschil dert als großer, breitschultriger Mann mit einer Löwenstimme, eher wie ein Fleischer, als wie ein Gelehrter aussehend, Luther schmächtig und von Sorgen und Studieren abgemagert, aber mit Heller durchdringender Stimme und fröhlichen Angesichts, voll sicherer Ruhe unter seinen Feinden stehend, als einer, der sich bei seinem schweren Werk des Beistandes Gottes getröstete. Eck, gelehrt, belesen, geschickt und dreist im Reden, Luther, nicht minder schlagfertig, zuweilen scharf und rück sichtslos, vor allem immer wieder fußend auf dem Felsen grund der heiligen Schrift. Eck von den Leipzigern begün- ftigt, oft eingeladen und geehrt, Luther empfindlich vernach lässigt. Dabei achtete man auf jede Kleinigkeit, man nahm Anstoß daran, daß er ein Blumensträußchen mitgebracht und mehrfach daran gerochen habe, daß er einen silbernen Ring mit einem kleinen Anhänger trug, und man munkelte aber gläubisch, darin trage er den Teufel. Daß er seinen ge fährlichen Gegner dennoch besiegte, war nicht Teufelswerk, sondern kam daher, daß er feststand auf dem Bekenntnis zu Jesus Christus. Wir gedenken nun wieder des Werkes, das er durch Gottes Gnade vollbracht hat. Schon früher war Luther in Leipzig bekannt. In demselben Saale hatte er eine gewaltige Predigt gehalten, die gedruckt und bis heute erhalten ist. Der Text zu dieser Predigt ist Matth. 16, 13—20. Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn! Dieses Petrusbekenntnis, zugleich im Namen der Mitjünger aus die Frage des Herrn, ist noch heute kurz zusammenge faßt, das Bekenntnis unserer ev.-luth. Kirche, der vom Herrn selbst gelegte, zwar verschüttet gewesene, aber durch die Re formation ans Licht gebrachte Grund. Solange unsere Kirche auf diesem Grunde steht, ist sie auf Felsen gegründet. Dieser Felsen ist nicht Petrus, wie man aus Matth. 16, 18 heraus lesen will, sondern Christus und sein Evangelium. Der Herr will sagen: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen, nämlich deines Glaubensbekenntnisses, will ich meine Kirche bauen. Auch Luther ist nicht unserer Kirche Grund, obwohl wir uns „lutherisch" nennen, sondern das Bekenntnis Luthers, das kein anderes ist als das des Petrns. Der Predigttext Luthers erinnert uns aber auch an die Macht, die Christus seiner Kirche gegeben hat in den sogenannten Gnadenmitteln: Dem Worte Gottes, das uns selig macht, der Taufe als Bad der Erneuerung des heiligen Geistes, dem heiligen Abendmahl als sündenvergebenden Gemeinschaft mit dem Heiland. Diese Güter hat der Herr seinen Dienern zur Verwaltung anvertraut und die Gemeinde sollte sich dankbar dieses Amtes freuen und es betrachten, als handelte unser lieber Herr Christus mit uns selber. Ach, daß diese Güter recht fleißig benützt würden! Sie sind Eigentum des gan zen Christenvolkes und nur unter fleißiger Benutzung kann das Ziel erreicht werden, das Luther bereits im Auge hatte und das wir heute erstreben: Eine Volkskirche. Jeder im Volke soll sich dessen bewußt sein : ich gehöre zur Kirche, auch mir sind ihre Güter gegeben, daß ich sie erhalte und bewahre. Und diese Kirche hat herrliche Verheißungen, Vers 18 lesen wir: Die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Gerade unsere ev.-luth. Kirche ist gegenwärtig arg bedroht, es scheint, als ob die Hölle gegen sie los wäre. Was wird nicht alles getan, um der Kirche Schaden zuzu fügen in maßloser, unglaublich lügenhafter Verhetzung. Und dennoch sind wir getrost. Mag manches stürzen, manches anders werden, manches sich bekenne es offen) auch an unserer ev.-luth. Kirche dringend einer neuen Reformation bedürfen, worauf es ankommt, ist das: Zwar ist unsere Kirche zum Teil Menschenwerk, darum hat sie Unvollkom menheiten, aber der Grund und Eckstein ist ewig und solange wir uns auf diesem Grund gründen und unsere heiligsten Güter wahren, gehören wir zu der Gemeinde, der die Ver heißung gilt: Unüberwindlich! Der Heiland schaut dich und mich an und fragt uns, da soviele von ihm abgefallen sind: Und was sagst du, wer ich sei? Selig, wenn wir die Ant wort des Petrus finden. Der Herr helfe sie uns finden, helfe uns glauben, helfe uns siegen! . nu.