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Nr. 131. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 1. November 1824. Seit« 7. Eckener hat in Amerika durch Tat und vorbildlichen Takt mehr bewirkt al» fünfzig Diplomaten. Zum vtt«prLfident«n der Goodyear Zeppelin Eo. wurde der deutiche Kapitän Lehmann ernannt, ferner wurden für di« Gesellschaft Chefingenieur Arnstein und elf Konstruktion»,richner au» Friedrich»Hafen verpflichtet, dir in vierzehn Tagen nach New Dort abrrtsen wer den. Nach ihrer Ankunft wird der Bau «ine» doppelt so großen Zeppelin» für den Ozeanoerkehr in Angriff genommen. ' <Orden für Kinderreichtum.) In Frankreich beobachten die Behörden mit Besorgnis das ständige Sinken der Geburtszisfern Mit allen erdenklichen Mitteln sucht man dagegen anzukämpfen, vor allem durch Auszeichnung der Kinderreichen. So ist jetzt der Bauersfrau Dordoigne im Dörfchen Broy das Kreuz der Ehrenlegion verliehen worden, um dessen Erlangung, wie man sagt, Politiker und Jour nalisten so heftig intrigieren. 2n der amtlichen Er Wägung heißt es, wie die Monatsschrift „Der Kinder reiche" mitteilt: „Mutter von zwölf Kinder, blieb als Witwe mit zehn Kindern allein, die sie alle zu Landwirten erzog und von denen einer im Kriege fiel, wird im Kreise als Muster ländlicher Tugenden betrachtet." Bon den Inhabern der Ehrenlegion be ziehen die Militärs nach dem französischen Gesetz eine jährliche Pension. Ob eine solche auch sür Frau Dor doigne ausgeworfen ist, verrät unsere Quelle leider nicht. * (Zwiegespräch.) Anton: „Na, wie ist so ein« Eh«?' Emil (gedrückt und scheu): „Ach, dank« schön, ganz angenehm. Nur, weißt du, mein« Frau redet soviel, st« redet von früh bi» spät!" Anton (mitleidig): „Ach je, wie schrecklich, worüber redet fle denn?' Tmil (voll«nd» verzweifelt): „Da» sagt sie nicht!' * (Rasch abgesertigt.) Der beliebt« Diri. gent Bülow hatte viel unter der Zudringlichkeit sein,» .Berehrer' zu leiden. Er verstand e» ober vortrefflich, sich solche Leute schnell vom Leib« zu schaffen. Mit den Worten: „Herr von Bülow, ich wett«, Sie kennen mich nicht mehr,' begrüßt« ihn einmal ein Wildfremd». .Et« hoben die Wett« gewonnen,' gab Bülow zurück und ließ bin Zudringlichen stehen. * (Der neugierige Dieb.) Ein Taschendieb, schon «in dutzendmal vorbestraft, stand wieder vor Gericht. Er bat um Vertagung seine» Falle», da sein Verteidiger krank sei „Aber St« find doch abgefaßt worden, al» Et« ihr« Hand in d«r Tasche «in«» Man ne» hatten. Wa» soll denn da ihr Berteidiger sagen!' metnt« der Richter. „Ja, da» möchte ich eben auch gern« wissen,' Loeal - Erfindungs - Schau. Susammengrstellt vom Patentbüro Krueger, Dresden-A. Auskünfte an die Leser kostenlos. Friedrich Walter Raupach, Pulsnitz; Schlipshalter; (ausgcl' Pat.) — Gust. Schurig, Großröhrsdorf; Wasser! oder Niederdruck- dampskessel mit einem, den Feuerraum oben und seitlich umschließen den Wasser- oder Dampfmantel (Gm.) — und Wasserabschneider für Dampfkessel (vusgel. Pat.). Fa. E. Max Haufe, Großröhrs dorf; Schleifapparat (Gm.) — Fa Joh. Schröder, Schwepnitz; Werkzeug zum Herstellen von Drelfüßchen. (Gm.) — Fa. I. G. Hauffe, Pulsnitz; Gürtelband mit eingewcbten Schlaufen. (Gm.) MmPlesen ist gesetzliche Michl! Im Gesetz ist darüber nichts gesagt, wohl aber besagt der hier in Frage kommende § 76 des BGB.: „Fahrlässig handelt, wer die tm Verkehr erforderliche Sorgfalt außer Acht läßt." Das bezieht sich zunächst auf den Schaden, den man einem anderen zusügt, aber auch — sich selbst. Da nun alle obrigkeitlichen Verordnungen in unserer Zeit nicht mehr ausgekltn- gelt, sondern durch die Zeitung veröffentlicht werden, sogar nach mehrfachen Gsrichteenlscheidungen in den Lokalzeitungen veröffentlicht werden müssen, wenn sie der Allgemeinheit bekannt werden sollen, so ist jeder, der sich nicht Strafe und Schaden bringen will, eben auch verpflichtet, eine Zeitung zu lesen. Tut er das nicht, so erlangt er auch nicht Kenntnis von den wie Pilze aus der Erde schießenden neuen gesetzlichen und behördlichen Verordnungen und hat kein Recht, sich im Beiretungsfalle oder bei Nichterfüllung einer Zah> lungs- oder Lieferungsauflag damit zu entschuldigen, „er habe das nicht gewußt, er lese keine Zeitung, die Zeitung sei ihm zu teuer" usw. Die Zeitung ist eben heute ein Organ des Verkehr?. Deshalb gehört das Lesen einer solchen nicht bloß zur Anwendung der „üblichen" sondern der im Gesetz erforderlichen Sorg falt jedes Menschen. Wer also keine Zeitung hält, handelt „fahrlässig" nach dem Gesetz und hat diese seine Fahrlässigkeit voll und ganz zu vertreten. Lehrer Obst s Haus s Tee - Kuren! Ein Seqen der Volksgesundheit. Asthma-, Blasen-, Bleichsucht«, Blut- und Darmreis nigungs-, Diarrhoe-, Fieber-, Frauen«, Hals«, Hä morrhoiden-, Herz-, Leber-, Lungen-, Magen-, Nerven-, Nieren», Rheuma», Gicht», GaSenleiden«. Haarausfall-, Ischias», Krebs» u. Geschwüre», Lähmung«», Skrofel-, Weißfluß-, Würmer«, Zuckerkrankheit-, Schwitz-, Was sersucht- u. viele Spezialtee», wie Angst-, Arterien-, Abmagerungs«, Flechten», Fallsucht-, Fettsucht« u. viele andere, bestbcw., selbst in bnsch. hoffnungsl. Fallen, worüber ungez. Dankesbriefe! Man mache gen. Angaben! Drucks, kostenlos. Rückpvrw. Monalspak. M 3,— ,Pak. M 1,bO. Haupt vertr. f. Freist Sachsen: Stephanien-Apotheke, Dv«d«N»A., Pfote«« hauerftr. 17. Berl. Sie d. Tees in Ihrer Apotheke. Näheres durch den alleinigen Hersteller: R. Obst, Herrmannsdorf bei Breslau. Aus dem Gerichtssaal. 8 (Wegen Entführung «in«» jung«n Mädchen») stand d«r 21 Jahr« alt« Handlung»« g«hilf« Franz Armann au» Stolzenhain vor d«m Kr«i»g«rtcht in Reichenberg. Di« 17 jährig« Mari« D. au» Berlin vtfand sich seit d«m 6. Juni 1924 in Nitdrrodttwitz i.Sa. auf Erholungsurlaub. Am 17,Juni wtilt« st« auf d.m Bahnhof in Zittau, um ihr« Schwistrr zu erwarten. Da dt«s« aber nicht kam und di« Zeit schon vorgeschritten war, wollt« st« auf d«m Bahnhof üb«rnacht«n. Arman, dir st« ansprach, wußt« st« jedoch zu überr«d«n, mit ihm zu gehen, da er ihr «in. andere» Nachtquartier verschoffen wolle. Er ging mii dem Mädchen über die Grenze nach Böhmen und logiert« sich später mit ihr in Großmergthal ein. Dann nahm er da» Mädchen mit nach Zwickau, Leip« und nach Deutsch-Gabel, besorgte überall Wohnung und Ver pflegung, ohne di« Eltern de» Mädchen» über dessen verbleib zu verständigen. Der Angeklagte rechiferttgt« sich dahin, daß da» Mädchen freiwillig mit ihm gr- gang«» srt. Di« Anklage «klärt« die» jedoch rechtlich sür unerheblich, weil der Tatb«stand d«» verbrechen» schon gegeben sei, wenn «ine Minderjährige hinter dem Rücken der Eltern entführt wird. Armann wurde zu acht Wochen schweren Kerker» verurteilt. Kirchen-Nachrichten. Pulsnitz. Donnerstag, 6. November: 8 Uhr Gustav Adolf-Frauen- verein im Konfirmandenzimmer. Lichtenberg. Sonntag, 2. November, 20. nach Trin: 9 Uhr Gottes dienst mit Predigt. r/,12 Uhr Pachtabgabe auf November. 1 Uhr Taufen. G e tau ft: Hans Wolfram, Sohn des Lehrers Karl Hans Stübner in Kleindittmannsdorf. — Helene Hanni, Tochter des Fabrikarbeiters Paul Arthur Schäfer in Mittelbach. Aufgeboten: Arthur Georg Nitzsche, Wirtschaftsgehilfe hier, ledig, und Anna Linda Gräfe, Wirtschaftsgehilfin hier, ledig. — Max Arthur Gärtner, Landwirt hier, ledig, und Walli Elfride Boden in Groß:öhrsdorf, ledig. Oberlichtenau. Sonntag, 2. November, 20. nach Trin.: 9 Uhr Predigt gottesdienst. Uhr Kindergottesdienst (1. Abt.) 2 Uhr Trauung. Mittwoch, 5. November, abends 8 Uhr Gemeinschaftsbibelstunde bei Kaiser's. — Donnerstag, 6. November, abends 8 Uhr Frauenverein (Bortrag über Wohlfahrtspflege). Reichenbach. Sonnabends 1. Novbr., abends 8 Uhr Posaunenmissions- abcnd. — Sonntag, 2. November: 9 Uhr Eiöffnungsgottesdienst der Evangelisation. Liedgottrsdienst mit Posam cn (Predigt: Herr Pfarrer Müller). Abends 8 Uhr: 1. Evangelisationsvottrag. — Montag bi» Freitag, 3. bis 7. November, abends 8 Uhr: Evangelisationsvorträge durch Herrn Pfarrer Müller nach dem in die Haushaltungen verteilten Plan. Eintritt frei. Kinder habek keinen Zutritt ohne Begleitung ihrer Eltern. Prinzeß Rottraut. Ein Märchen aus dem 20. Jahrhundert. Roman von L. von Rohrscheid. A) (Nachdruck verboten.) Das leis« Rauschen einer seidenen Schleppe ... ein Knacken im Schloß . und Prinzeß Rottrout lag in Georgs Armen. „Endlich allein mit Dir, Georg; der Abend wollte Kein Ende nehmen.' Er beugte fick nieder zu den roten Lippen die ihm «Maegenblühten und küßte fie leidenschaftlich. „Meine süße, Geliebte, wie soll ich dir je genug dan ken lür alles, was Du um mich wagst?' »Leise, leise!' Sie zog ihn hinter den mächtigen Stamm einer Palme. »Der Mond steht so dreist herein wir haben wenig Zeit. Georg, wir müssen zusammen fliehen! Damit gehen wir jedem Kamp! aus dem Wege und haben gewonnenes Spiel. Statt die Jagd mitzumachen, reitest Du auf die Station, wo der Zug hält ; ich laste die geplante Autofahrt dort enden. Wir find in wenigen Stunden in Hodenelbe, wo Du mich unter den Schutz Deines Vaters stellst. Don dort schreiben wir an Papa und Bernhard, denen ja gar nichts anderes übrig bleibt, als schleunigst ihre Einwilligung zu geben. Ist es nicht ein herrlicher Plan?' Er Küßte mit andächtiger Zärtlichkeit ihre Hände, die aus seinen Arm gefaltet waren. „Ec ist rührend, mein Lieb- ling, als Beweis, was Deine Liebe für mich wagen will, aber unausführbar. Ich mutz offen um dich werben, wenn es gleich eine Vermessenheit ist. Zu einer heimlichen Flucht bars ich Dich nicht verleiten. Als Edelmann nicht und nicht als Soldat, der das Wort Flucht nicht kennen darf.' »Hast Du nicht selbst vor kaum einer Stunde gesagt, datz im Kriege und in der Liebe jede List erlaubt wäre? Ich denke mir unsere Reise so entzückend, zu zweien.' »Wie willst Du es Fräulein von Rekow klarmachen, datz fie im Auto zurückbleiben mützte?' »Die gute Ulla wird schwierig zu bereden sein! Dann kann ft« meinetwegen mitkommen, wir setzen fie aber ins Damenabtril. Ach, Georg, störe meine Pläne nickt, ich habe mich schon so unendlich darauf gefreut. Dein Vater wird auch einverstanden sein' „Er würde gan^ gewiß bezaubert von meiner aber- wonnigsten Prinzessin sein, aber er wird fie sofort an den hiesigen Hol zurückbegleitrn und seinem Sohn sehr zürnen, der ein Glück erzwingen, statt erbitten will. Latz' mich Deinen Bruder ins Vertrauen ziehen, er weitz schon, datz ich morgen eine wichtige Angelegenheit mit ihm besprechen will. Gütig und gerecht, wie er ist, wird er Verständnis sür un sere Lag« haben und unser Fürsprecher beim Herzog sein. Eo selig mich Deine Liebe macht, ich habe doch immer mit dem Gefühl eine» Unrechts, der Heimlichkeit wegen gekämpft. Run geh, sch keinen Schritt weiter. Morgen wissen fie un- lrr seliges Geheimnis, datz die Elsenbeinkönigin ihren Ritter rryoren, statt betören will. Wirst Du es auch nie bereuen?' Er kniete vor ihr nieder und umschlang st« mit Heitzer Leidenschaft. Das Mondlicht lag voll auf seinem kühnen edclgeschnitlenen Gesicht, dos zu ihr emporgewandt war. »So lest halte ich mein Glück, niemand soll es mir ent- reitzen!' »Aber einen Kampf wird es koch geben,' flüsterte fie. »Dich werdcn fie sortschicken; und ich will mich nicht einen Tag von Dir trennen. Georg, warum wollen wir es uns un nütz schwer machen? Ich war so stob über meinen Gedan ken.' Ihre Augen schimmerten feucht. »Bitte, bitte, latz uns fliehen!' Je stärker ein Mann ist, desto weicher wird er unter dem Weinen hilflosen Herzeleids; auch Georg kämpfte einen schweren Komps, als er die Tränen von Rottrauls dunkel- seidigen Wimpern kützte, aber er blieb fest. Ich mützte mich mein Leben lang verachten, wenn Ich mir Deinen Besitz aus solche Air erschleichen wollt«; wenn ich einen Zwang aus- übte, Indcm ich Dich durch die Flucht blotzftellte. Was fürchtet denn meine tapfere Rottraut eigentlich? Du freutest Dich doch auf den Triumph, dem Prinzen Deine endgültige Absage zu geben?' Sie schmiegte sich enger an ihn. »Ich habe Angst!' gestand ste, »weniger sür mich, denn mir kann er nichts tun, ater sür Dich fürchte ich seine Rache.' »Wie gut, datz wir in einer modernen Welt leben," scherzte Georg, um ste zu trösten. .Ec kann mich nicht heim lich beseitigen, wie die Helden der Rtssaissanee es taten, was Du mit ihm neulich so sehr bewundertest. Ich freue mich au, den Kamps! Welch «in stolzes Gefühl ist es Mr mich, datz Du um meinetwillen dem höchsten Glanz der Erde ent sagst. Wie kann ich Dir je genug danken, mein Lieb!' »Liebe braucht der Liebe nicht zu danken.' Mit zärt lichem Blick, sah ste in seine Züge, die, von dem blaffen Licht übergossen, in ihrer strengen Regelmätzigkeit einer Marmorstatue glichen. »Ich werde ja doch eine Kaiserin,' lachte fie. »Habe ich es nicht immer gesagt, datz Du wie das Ideal meiner KMderträume, der große Hohenstaufenkaiscr, ausfiehft. Ich süge mich Deinem Willen, morgen soll es alle Welt wissen, daß wir uns gehören.' »Gleich nach der Jagd spreche ich mit Bernhard,' be stätigte Georg. „Er mutz es vor dem Gabelfrühstück wißen, weil sonst möglicherweise irgend ein Trinkspruch das kom mende Ereignis andeutet. Ich vermute, datz der enttäuschte Freier, dann sofort abbreist.' »Aus Nimmerwiedersehen:' jubelte Rottraut. „Ich dehne dir Autofahrt so lange aus. dis ich sicher bin, datz er sort ist. Mit Vater und Bruder werde ich schon fertig wer den. Glaubst Du nicht auch, das Bernhard und Ulla sich lieben?' „Es ist eine wuncerbare Harmonie zwischen ihnen. Ob ste sich schon ausgesprochen Haden?' „Bernhard ist einer von den ganz Stillen, er über rascht uns alle einmal mit einem fertigen Entschlutz. Mir kann es nur recht sein, desto mehr Verständnis wird er für uns haben.' „O. wie wunderschön kann die Zukunft werden I Wir machen unsere Hochzeitsreise gemeinsam mit Bernhard und Ulla!' Eie standen eng umschlungen, sprachen nichts mehr und kützten sich immer wieder in trunkener Glückoersunken- heit. Plötzlich schauderte die Prinzeß zusammen. »Hörtest Du kein Geräusch. Georg?' »Ein Nachtvogel streifte wahrscheinlich mit den Flügeln am Fenster.' »Ich hatte aber das unheimliche Gefühl, datz mich jemand ansah; ich merke das sofort.' »Das müßten Katzenaugen sein, welche dies Dämmer licht durchdringend lachte er. um sie zu beruhigen. .Sieh nur, wie der Mond sich versteckt; er ist mit uns im Bunde; gleich werden einige Sterne heroorglänzen.' Oben am Himmel Kreisen die Sterne nach ewigem Gesetz. Ein Sternschnuppe löste sich und glitt zur Erde nie der. Wie ein Grütz aus weiter Ferne berührte die Lieben- den das Auslöschen des goldenen Funkens. »Wir haben dasselbe gewünscht. Nun geht es in Er füllung, aber jetzt mutz ich fort.' »Wie kommst Du in Dein Zimmer hinein?' - »Ick ltetz die Derandatür offen und scklüpfte unter den Heruntergelaffen«» Rolladen hinein; so kann niemand etwas merken.' ^ck einmal fanden sich ihre Lippen in berauschend langen Kutz, dann glitt die weitze Gestalt, fick vorsichtig um- schauend, zur Tür hinaus in das geheimnisvolle Schweigen der stillen Sommernacht. Ihr« Boa löste stck und fiel herab, ohne datz fie es bemerkte; ste hatte in der Eile vorhin die Ullas genommen. Ungesehen erreichte fie das Schlützchen. Georg wartete noch einige Zeit, dann öffnete er ge räuschlos die kleine Tür ; der Luftdruck, welchen er dabei zu überwinden hatte, bewies ihm, datz ein Gegenzug durch ein offenes Fenster in der Rückseite vorhanden war. Hatte sich durch Zufall eine der schmalen Sckeihen gelockert? War ste unhörbar eingedrückt worden, weil jemand lauschen wollte? Dann hatte Rottrauls feines Empfinden, das jeden Blick spürte, ste nickt betrogen Vleickviell Es mackte Georg weiter keine Sorgen. Morgen nahm ja, Gott sei Dank, jede Heimllckkeit ein Ende. Das Blut hämmerte in seinen Pulsen, er mockte nicht an Schlaf denken und ging in den Wegen zwischen den breiten Buchenbecken des Gartens aus und ab. Ein feiner Regen sprühte hernieder und kühlte angenehm seine erhitzten Schläfen. Ein Käuzchen schrie oom Baum und leise ertönte der Unkenruf aus dem Schilf des Sees. Als er um eine Ecke bog, gewahrte er einen glimmenden Funken, der sich näherte Johanniswürmchen gab es nicht mehr, es mutzte eine brennende Zigarette sein. Bald sah er auch den dunklen Umritz einer Gestalt und erkannte den königlichen Prinzen. Leiden Sie auch an Schlaflosigkeit, Herr von Hoch stetten, datz Ste hier nachtwandeln?' »Für gewöhnlich nicht, Euer königliche Hoheit; es war wohl die elektrische Spannung der Gewitterluft, die mich ins Freie trieb.' »Ja, die Atmossphäre war den ganzen Tag wie mit Elektrizität geladen. Empfindliche Naturen fühlen e» in allen Nerven; nehmen Sie zur Beruhigung eine meiner starken Zigaretten.' Liebenswürdig bot der Prinz Georg seine Zigaretten tasche Georg verbeugte sich dankend. (Fortsetzung folgt.)