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A-orter Wochenblatt. Zugleich: Anzeiger für die Stadt Neukirchen, sowie für sämmtliche einbe- zirkte Ortschaften des Königl. Justizamtes Adorf. Sechzehnter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post: 1 Thaler, bei Bestellung de« Blatte« durch Botengelegenheitr 25 Ngr. 43. Mittwoch, den SS. Oktober 1851. Lan-wirthschastlichcs. Kartoffelkrankheit betr. Waldheim, Ende September. Die Ursache der allmählig seit ILM auch für Sachsen zur Landplage gewordenen Kartoffelkrankheit ist keine andere, als der Schmarotzer.Schimmelpilz, mir welchem der Professor von Martius in der 1845 zu München abgchaltenen 8. Versammlung deutscher Land - und Forstwirthe die Landwirrhe bekannt machte. Alle andern Srklärun- gen über die Entstehung und regelmäßige Wiederkehr der Kartoffelkrankheit sind ungenügend. Am wenig sten zuverlässig ist die am allergemeinsten und in den weitesten Kreisen verbreitete Meinung, daß zufällige Witterungseinflüsse in Verbindung mit örtlichen Bo denverhältnissen die Kartoffelkrankheit alljährlich neu erzeugten, und daß die Landwirtbschaftslehre kein Mit tel zur Hand habe, den eingebürgerten Feind zu be zwingen. Selbst als man in neuerer Zeit öfterer als früher erkannte, daß in jedem kranken Kartoffel ein schmarotzerischer Schimmelpilz sich eingenistel habe, der zunächst von den stickstoffhaltigen Bestandtheilen der Kartoffel sich nährt, und als gelehrte Pflanzenkundige . mehrfach in Zeitschriften und Büchern wol tausendmal vergrößerte Abbildungen von dem verderblich gewor- nen Kartoffel-Schimmelpilz gaben, selbst da beharrte man häufig in dem Glauben, daß diese vollständig ausgebildete Schimmelpflanze sich nicht fortpflanze wie jede andere derartige, sondern ausnahmsweise sich je- -des Jahr neu erzeuge. Man beharrt in dieser Mei. vung, ungeachtet seit 1842 dir Wikterungsverhältniffe alljährlich so sehr abweichend von einander waren und die Kartoffelkrankheit endlich in jeder Bodenart wahrgcnom- men wurde, in dem fettesten Thonboden, wie in dem mageren Sande. Entsteht aber, wie genaue und jah relang unermüdlich fortgesetzte Beobachtungen lehren, die Kartoffelkrankheit durch das üppige Wuchern ei- nes Schimmelpilzes, welcher nur zufälligen Umständen seine verheerende Ausbreitung verdankt, so kann die Kartoffelkrankheit auf einfache und rerhallnißmäßig sehr billige Weise leicht binnen wenigen Jahren be grenzt und di« Kartoffel als Nutzpflanze gerettet wer den, wenn die Landwirthe sich bestimmen, für die Dauer der nächsten Jahre bei dem Kortoffclbau Saa. menwechsel eiufuhren. Die erste Bedingung ist: es dürfen n^r vollkommen gesunde Kartoffeln gelegt wer» den. Nur bei einem durch mehrere Jahre durchge führten Saamenwcchsel werden wieder vollkommen ge- sunde Saamenkartoffeln in ausreichender Menge ge wonnen. Zu diesem Behuf müssen die Saatkartvffeln schon bei der Kartoffelernte, wo irgend möglich, auf dem Acker aufmerksam ausgesucht und dann sorgfältig von den Kartoffeln entfernt gehalten werden, welche von dem Kartoffel-Schimmelpilz (dem Schmarotzer- Schimmel) angcstcckt sind. Hier kann die Aufmerk samkeit bei dem Aussuchen kaum weit genug getrie ben werden. Der Aufwand, welchen diese Arbeit ver ursacht, die Zeit, welche sie in Anspruch nimmt, ver gilt sich unausbleiblich und reichlich. DaS Auslesen der kranken Kartoffeln auf dem Felde wird sehr er leichtert, wenn man, anstatt das Kraut der Kartoffel stöcke, welche am zeitigsten und auffälligsten die Zei chen der Kartoffelkrankheit an sich tragen, in der trü gerischen Hoffnung, durch die Entfernung des kranken Kräutigs die Ansteckung von den Knollen abzuhaltcn lange vor dem Ausnehmen abzuschneiden, die beson ders auffallend erkrankten Stöcke, sammt den Knollen, so zeitig als möglich entfernt und die Kartoffeln be liebig zur Fütterung oder sonst verwendet; denn nur in den allerseltensten Fällen sind an solchen Stöcken,