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Doch es kommen weitere Zusammenstöße zwischen Col lator und Pfarrer, es müssen mittlerweile weitere Differenzen vorgekommen sein. Der Collator hatte die churfürstlichen Dienste verlassen, aber die ihm 1589 verliehene Würde als Hauptmann der Aemter Stolpen und Radeberg nach wie vor behalten. (Fortsetzung folgt.) Schillers Jenenser Gartenhaus. Wenn die Berliner Dichter von heute auch durchschnittlich in einem Gartenhaus wohnen, so hat es hinsichtlich des Gartenhauses von Goethe im Weimarer Park und desjenigen von Schiller in Jena, das jetzt der Oeffentlichkeit als National heiligtum übergeben wurde, eine weit andere Bewandtnis. Das Haus, das sich neben der Universitäts-Sternwarte hinter dem alten Mönchgäßchen, gegenüber dem Engelplatz befindet, wurde von Schiller 1796 von den Erben des Professors Schmidt für die damals nicht gerade geringe Summe von 1150 Talern erworben, wozu dann noch 500 Taler Bau kosten für eine Küche nnd Bad kamen. Seit dem 2. Mai 1797 hat hier der Dichter einige seiner fruchtbarsten Jahre glücklich verlebt, die besten seiner großen Balladen nnd vor allem den „Wallenstein" geschrieben, für dessen formale Disposition ihm Goethe hier manchen wertvollen Nat gab. Wenn in diesen Tagen unsere Augen, anläßlich der Erdnähe des Akars, oft forschend zum nächtlich gestirnten Firmament aufblicken, so hat Schiller damals von seinem Jenenser Gartenhaus und von der benachbarten Sternwarte das gleiche getan. Die Figur des Sem im „Wallenstein", der astrologische Glauben seines Helden selbst wiesen ihn zur eigenen Himmelserforschung. Als Schiller dann 1799 definitiv nach Weimar übersiedelte, vergaß er doch niemals sein geliebtes Gartenhaus in Jena. Hier gewährte ihm besonders das kleine Zinneuhäuschen, das er in der südlichen Gartenecke hatte erbauen lassen, die reizendste Aussicht über Stadt, Tal und Strom, die behaglichste Stätte zu dichterischer Meditation. Es enthielt ein einziges Zimmer, zu dem eine Freitreppe Schillers Tode wollte Goethe dieses Häuschen für die Nachwelt, für die Verehrer des Genius und literarischen Pilger erhalten. Unter seinen amtlichen Papieren findet sich ein Gutachten von seiner Hand, vom 24. März 1817 datier? lautend: „Schiller baute in der linken Ecke seines Gartens ein kleines Häuschen, wo zu einem einzigen Zimmer im ersten Stock eine freistehende Treppe führte. Diese ist, sowie die allzu tief liegenden unteren Schwellen verfault. Diese wären höher neu einzuziehen, die Treppe in das Gebäude zu verlegen und das Ganze so herzustellen, daß man zu dem oberen Zimmer gelangen und Fremde dahin führen könnte. Diese wallfahrten häufig hierher und meine Ansicht ist, den hergestellten Naum nicht leer zu lassen, sondern des trefflichen Freundes Büste daselbst aufzustellen, an den Wänden in Glas und Nahmen ein bedeutendes Blatt seiner eigenen Handschrift, nicht weniger eine calligraphische Tafel, meinen Epilog zur Glocke enthaltend. Hierzu möchte ich nun einen Stuhl, einen^kleinen Tisch, dessen er sich bediente, vielleicht Tintenfaß, Feder oder irgend eine andere Reliquie. Alles sollte, soviel es der Raum gestattet, anständig und zierlich aufgestellt werden, den Wunsch Einheimischer und Fremder zu erfüllen und diese Freundespflicht gegen ihn zu beobachten." Die Ausführung fand Hindernisse, die Goethe nicht zu beseitigen vermochte, — heißt es. Welcher Art diese Hinder nisse waren, erfahren wir nicht. Genug, das Häuschen verblieb in seinem baufälligen Zustande und wurde endlich abgetragen. Die durch ewigen Ruhm geheiligte Stelle wurde mit einem Rasenhügel geziert. Gegenwärtig erblicken wir an dem Standorte desselben, unter schattigen Bäumen einen großen Stein mit der Inschrift: „Hier schrieb Schiller den Wallenstein 1798." Der Fuß des Steines ist mit einem Haufen Gerölls umgeben und mit Buchsbaum eingefaßt. Daneben wurde am 10. November 1859, bei der Feier des 100 jährigen Geburtstages des Dichters, die kolossale Schillerbüste aufgestellt. Sie ist aus Eisen in der fürstlichen Gießerei zu Katzhütte 1843 gefertigt, nach der bekannten Büste von Dannecker, Schillers Jugendfreunde auf der Karlsschule, der mit begeisterter Hingebung an diesem Werke arbeitete, „um — wie er sagte — Schiller lebendig zu machen." Dannecker wollte eine Apotheose und hatte einen großartigen Plan entworfen, das Kolossalbild in einem Tempel auf hohem Postamente aufzustellen, von Musen umgeben, von den Flügeln eines Adlers überschattet, — von diesem Plane ist nichts zur Ausführung gekommen, als nur die herrliche Büste, die sich in der Bibliothek zu Weimar befinde!. Neben der Kolossalbüste in Schillers Garten liegt eine kleine, trauliche Laube mit einem alten, verwitterten Steintisch. Eine hohe, dreistümmige Linde und eine schlanke Tanne stehen auf beiden Seiten des Eingangs. An dem Steintisch haben Goethe und Schiller oft gesessen. Goethe liebte diesen Garten mit dem heimischen Plätzchen und hat auch das Gartenhaus in seiner ursprünglichen Ge stalt abgebildet in einer Federzeichnung, die im Besitz von Salomon Hirzel in Leipzig war. 2—0—2 Gesundheitspflege. ° Die Gefahren der Aehre. Die Untugend, Blumen, Blätter oder Getreideähren in den Mund zu nehmen, ist leider sehr verbreitet. Welchen Gefahren man sich durch solch gedankenloses Tun aussetzen kann, möge aus Folgendem klar werden: Ein Spaziergänger ergeht sich am Rande eines Getreidefeldes, pflückt eine Aehre und zieht sie durch den Mund. Wirft sie schließlich wieder weg. Ein paar Wochen (päter — der an sich geringfügige Vorfall ist längst ver gessen — tritt am Unterkiefer eine harte Geschwulst auf. Keinerlei Eiteransammlung ist zu konstatieren. Die Geschwulst bleibt trotz aller Umschläge hart, ja, sie vergrößert sich zusehends und erstreckt sich schließlich auf Brust und Hals. Nun eilt der Kranke zum Arzt. Diagnose: Aktinomykose. Höchst schwieriger Fall. An der harmlosen Aehre saß ein Aktinomykes oder Strahlenpilz, der durch einen hohlen Zahn in den Körper drang. Am ganzen Körper bilden sich Fisteln. Hat der Pätient Glück, so wird er durch die gewaltigen Jodmassen, die der Arzt dem kranken Körper verordnet, gerettet. Viele aber müssen ihren Leichtsinn mit dem Tode büßen. Man unterlasse es nicht, eindringlich vor dieser lebensgefährlichen Spielerei zu warnen. Aeinl Wasser, kein Bier auf Obst! Alljährlich ereignen sich zur Obstzeit eine ganze Anzahl Krankheilsfälle, die mitunter zum Tode führen, weil auf reichlichen Genuß von Früchten Wasser oder Bier getrunken wurde. Besonders schädlich ist cs, Flüssigkeiten ans genossenes Steinobst (Kirschen, Pflaumen) zu sich zu nehmen, doch auch Birnen — seltener Aepfel — sind in dieser Beziehung nicht unbedeuklich, wenn sie nicht gekocht, also als Kompott oder Mus, verzehrt werden. Heißer Kaffee oder Tee schaden weniger als unge kochtes Wasser; Bier aber ist ganz besonders gefährlich und kann zu den schwersten (ruhrartigen, oder durch Verstopfungen und Blähungen gefährlichen) Magen- und Darmerkrankungen oder zum Tode führen, wenn der vorherige Obstgenuß sehr reichlich war. Schwächliche Naturen erkranken schon heftig, wenn sie auf wenige Birnen ein paar Schluck Bier zu sich nehmen. Nie darf auf Früchte irgendwelcher Art Bier getrunken werden!