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Nr. 106 Pulsnitzer Wochenblatt. — Donnerstag, den 4. September 1924. Seit« 3. im Pökelfasle liegende Schweine, Eier, Butter, Weins und dergleichen gestohlen. Man ist dem Töter auf der Spur. Leipzig. (Besserung der Geschäftslage auf der Leipziger Messe,) Der Matzstab für die Frequenz der Leipziger Messe ist bekanntlich der Ver- kauf der Messeabzeichen. Am Dienstag wurden in Leipzig ebensoviel Messeabzeichen aurgegrben, wie an den beiden Vortagen insgesamt. Dadurch wird bestätigt, daß der Verkehr noch eine wettere Z mahme erfahren hat. Hierzu trug auch di« Ankunft von wetteren 16 Sondeczügen mit starker Besetzung im Lauf« dt» Tage» w«sertlich bei. Nm Dienstag nachmittag wurde durch den Leipziger Oberbürgermeister Rothe da< Musik- wesithau» offiziell eröffnet. Im Vergleich zum Mon tag war «ine weitere Zunahme de» Verkehrs in den Messehäusern und damit glelchzettig ein« Hebung des Geschäfts unverkennbar. AIS System dafür können di« ErgänzungSkäuf« für das Weihnachtsgeschäft gelten, das seilens der maßgebenden Einkäuferkrets«, insbeson dere der Warenhäuser, bedeutend zuversichtlicher beurteilt wird, als noch vor wenigen Wochen. Für die zweite Hälft« der Meßwoche verbessern sich die Keschäflsau». fichten noch weiter dadurch, daß die «utsteller sich Mehr und mehr dazu bereit finden, auf dir Kredit- wünsche solcher Firmen, di« zur alten, soliden Stamm kundschaft zählen, «inzugehev. Auf der technischen und der Vaumeffe war der Besuch ebenfalls recht rege Dak Geschäst hat gegenüber den Vortaprn im allgemsinen eine Steigerung erfahren. Lebhaft-» Inter,ff« bestand für Lastkraftwagen. Ja einzelnen Bereichen der Eisen- und Stahlwarrnindustrie sind nicht unbedeutende Au». landSabschlüsse gemeldet worden, unter anderem auch nach Südafrika. — (Der virrte Messetag.) Der Verkehr der M.sse am Mittwoch entspricht an Stärk« völlig dem Ke» Vortage». Außer den vielen sahiplan- Mäßigen Zügen sind auch am Mittwoch zahlrtiche ^""^rzüge mit Messebesuchern hur eingrerofft». Die UuSstellerschast rechnet für die letzt« Hälfte der Woche "*r ^Eiteren Steigerung det Besuche». Trotz «eldknapphrtr und Kreditschwinigkeiten ist infolge de» "^grndrn Warenbedarf,- in vielen Abteilungen «in Nicht unttfrttdjg,^, Messegeschäft zu beobachten. Leipzig. (Ein widerwärtige» Verbrechen.) '^pE'ger Volkszeitung" meldet: In der Letchrn- » Lindenau« F^iidhofe» war di« Leich« einer Löjahrigen Frau aufgebahrt. Ja der Nacht zum Sonn- tag ist ein 29 jähriger Krankenwärter, nachdem er sich vorher stark dem Alkoholgenusse hingrgeben halt«, in di« Halle etngedrungrn und hat, wie am anderen Morgen seftgrflellt werden konnte, unsittliche Hand lungen an der Leiche oo genommen. Der Lelchen- schänd«r hat sein« abscheulich« Tat «ingestand«n und wurde verhaftet. Leipzig, 3. Septbr. (Ein schöneres Auto- Mobilunglück) ereignet« sich am Dienstag abend auf der Eilenbahnstrecke Leipzig—Berlin. In der NSHe von Gräfenhainichen durchfuhr ein aus Leipzig kommendes Automobil die Bahnschranke in demselben Augenblicke, als der Leipzig—Berliner Eilzug dis Straßenkreuzung passierte. Das Auto wurde von der Maschine ersaßt, eine große Strecke mitgeschleift und schließlich vollständig zertrümmert. In dem Wagen befanden sich mehrere Geschäftsleute, von denen zwei getötet wurden Der Führer des Auto«, ebenfalls ein Geschäftsmann, wurde bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt neben dem Vahngleis aufaefunoen. Ein anderer Insasse wurde durch die Trümmer des Auto zu Tode glguetscht. Ein drit'er Jnsalss erlitt so schwere Verletzungen, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wiid. Er wurde in das Wittenberger Krankenhaus eingeliefert. Der Zugführer, der das Unglück bemerkte, brachte den Eilzug zum Halten. Das Vohnpsrsonal betätigte sich an den Rsttunäs- und Aufräumungsarbeiten. Durch dos Unglück erlitt der Zug eine Stunde Verspätung. Die Personalien der Verunglück-en konnten noch nicht genau festgestellt werden, anscheinend handelt es sich um zur Messe gefahrene Berliner Kaufleute. Politische Rundschau. Deutsches Reich. — (Tine Aanzlerrede in Hann ver) In der Stadthalle in Hannover sprach am Dienstag Vor» mittag der Reichskanzler Marx in der Generalver sammlung de» BolkSverein» für dar katholische Deutsch land. Er erklärte u. a.: Ohne Optimismus könne da» deutsch« Volk nicht die schweren Lasten tragen, di« «» auf sich genommen hab«. Aber er s«i «in unheilbarer Optimist, glaube an Gotte» Hilfe und di« Kraft des deutschen Volke». Unser Volk müsse auf die ihm b»> vorstehende neue Zett vorbereitet werd-n. Weil die Regierung di« Pflicht hatte, da» deutsch« Volk in seiner Einheit zu erholten und zu versuchen, «« wirtschaftlich und materiell wieder allmählich in di« Höh« zu bringen, habe die Regierung sich zu «in«m drakonischen, bisher noch nicht vorhandenen Regiment entschließ«« und zu überaus schweren U«Sergang»v«rordnungen gr«if«n müssen. Die neue Inflation und damit der Uni«rgang mußten vermieden werden Demgemäß müssen fich jetzt auch di« einzeln«« Beruf»- und Wirtschaftsgrvppen der Gesamtheit unterordnen. Wenn da» Volk mit seinen Ansprüchen nicht aufhöre, müsse der Staat schließlich auseinanderfallen. Für die Regierung habe «» kaum jemal« schwerer« Entschließung«» g«geb«n, al» die in der Frage der Dawergesetze. El hab« sich aber kein anderer gangbarir Weg al» der beschritten« gezeigt. Selbst wenn die Gulachtengesetz« in günstig«m Sinne auSgelegt werden, wird doch eine schwere Last auf dem ganzen deutschen Volke li«g«n. Den Arbeit gebern ist zu sagen: »Ihr dürft eure Macht nicht zum A«ußerst«n ausnütz««,- Ihr müßt Gerechtigkeit üb«ni" Der katholisch« Volk»o«r«in hab« die Aufgabe, oufklä- rend in allen Ständen zu wirken. Zrankreich. — (Fast nicht« «tngebracht. Ein Urteil über den Ruhreinbruch) Der franzöfische Han» delSminister Rrynaldi hat bei der Einweihung rin«» Fliegerdenkmal» eine R°de gehalten und darin u. a. auSgesührt: .Ursprünglich konnte man an di« Wirk samkeit der Ruhrbesetzung glauben. Heut« kön««n selbst ihr« überzeugtesten Anhänger nur sagen, daß die Ruhrbesetzung höchst«»» neue Lösungen begünstigt oder vorbereitet. Man muß bei der Wahrheit bleiben! In der Tat hat sie fast nicht» eingebracht! Wollte man sie fortsetzen, so würde man Gefahr laufen, da» Land in bedenkliche Komplikationen zu verwickeln. Die Ver- träge mit den Industriell«» brachten uns bei jed«r Verlängerung geringere Vorteil». Die Annahm« de» DawrSplar.es hat die wirtschaftliche und militärisch« Räumung de» Ruhrgebttte» zur uno«rm«idlichen Folg«. Da» in London begonnen« Werk muß in G«nf und in Pari» fortgesetzt wirden.* Lhina. — (China vor einem neuen Bürger- krirg.) In China liegen fich wieder einmal verschie den« Generäl« in den Haaren und e» sieht beinah« so au», al» ob sich au» diesem Konflikt, dessen Mittel» parkt Shanghai bildet, ein ziemlich au»g«dehnt«r Bürgerkrieg zu rntwickrln droh». LIS Gegner stehen sich an der Bahnlinie Shanghai—Nanking die Generäl« Chi von Kiangsu und Lu von Chtkiang mit ihr«n Truppen gegenüber. Zu Zusammenstöße» scheint e» jedoch bisher noch nicht gekommen zu sein. Jmmer- hin haben sich die Amerika»«! veranlaßt gesehen in Shanghai Marinetruppen zum Schutze der dort leben den Europäer zu. landen. Unabhängig davon hat sich in Kanton die Kaufmannschaft gegen Sun Yat-stn aufgelehnt und «in ziemlich stark«» Freiwilltgrnkorp» gebildet und ausgerüstet. Sun Y,t sen hat jedoch mit seinen Truppen tingegriffen und e» schein», al» ob di« Empörung drr Kanton« Kaufmannschaft ohn« jedes Blutvergießen niedergeschlagen worden ist. Nach den ntursti» Meldung«» soll sich Sun Art sm mit grö ßeren Trvppenmossm auf dem Weg« nach Shanghai befinden, um die dortig« Empörung niederzuwerfen. Neueste Meldungen. Deutschnationaler Vertretertag in Berlin. Berlin, 4. September. Wie der „Lokalanzetger" hört, w ll die Deut'chnationole Volkspvriei die Partei- Vertretung«» in «tnig«n Wochtn vermutlich nach Ber lin «tnkirustn, um zur politischen'Lag« Stellung zu nehmen. Di« Abhaltung «ine» Parteitag.» ist nicht vorg«sehen, Gwen Young in Berlin. Berlin, 4 September. Der amertkanisch« Kom missar Owen Young ist gestern abend 8,23 Uhr in Begleitung seiner Gattin und seine» Sekretär» auf dem Bahnhof Friedrichstraße «ingetroffen. Er nimmt im Hotel Adlon Wohnung. Auf dem Bahnhof« wurde Young von einem Vertreter de» Retchsfinanzwiniste- rium» begrüßt. Nachtdiv 8pgfk Leite un6 Lmfenpulvef kMeiMenckmg vonLsnlLV dsi 685 Mscke vsrbiliigt öss^sscken. VoirüyLekes WMilitel1.IllM (21 Jahre) sucht pr. sofort Stellung in Büro. - Auch Wetterausbildung als Korre spondent angenehm. Offerten unter 1. 4 an die Wochenblatt Geschästsst. erb. Die Obsinutzung des Rittergutes Ohorn wird durch das Forstamt verpachtet. An gebote bis zum 7. September erbeten. Landwirte, Besitzer selbfiänd. Ackernohrungen (Größe mindestens 3 da) erhalten erftstellige Hypothekendarlehns zum Iahreszinsfutze von 5 ° g imtt Amortisation). . Wenden Sie fich vertrauensvoll an mich, Sie werden Md'n,u reell und nach soliden Grundsötzen preiswert be- Trundstückspopiere sind mitzubriagen. Kein Vor- iwutz. 1 Mark sür Rückantwort erdeten. Ernst Raue, Gear 1M7 Grundstücks- und Hypothkkenmokler w g. ruui. vereid. Versteigerer und Schätzer Vnutzen, Goschwltzftk. 32. - Tel. 629 Beste Reserrnzrn. - G-schüstszeit 8-6 Uhr. 5sgerp8ns dsbsn tsxlicd sbruAsbon. 6. m. b. «. MWlz-Mlm. MU-MMM Mier. Sonnabend» den 6. September ». er., nachmittags 5 Uhr, sollen im Gasthof zn Bränna 100 rm Ki -Rollen, 80 Stück Ai.-Langhaufen meistbietend gegen Barzahlung versteigert werden. Gräsl. Rentamt. lW. Das in den Schlägen noch nicht abgefahrene Reisig ist bis 10. September abzufahren. Wergibteuglisch? Meldungen sofort an die Wochenblatt - Geschäftsstelle. kitt WlM-KNW (säst r.ru) ist preiswert zu ver- Käufen. Altrrr 11-13 Jahre. Wo? Zu erfragen in der Wochenblatt - Geschäftsstelle. «t Ziege zst verkaufen. Zu erfragen in der Wochenblatt - Geschäftsstelle ÜM- Arbeiten aller ^rt fertigt in kürzester 2eit ülo vocliüMkml vom fMItrok Mlmdlstt Herriot »eist Sonnabend nach Paris su«ück. Paris, 4. Septewb'r. H«rriot reist, wir au» Genf gemeldet wird, am Sonnabend nach Pari» zu rück. Di« Stund« sriner Abreise hängt von der Lag« ad. Um 7 Uhr gtstern ab«nd begab sich Th«uni» zum franzöfische» Ministerpräsidenten. Die Unterredung dauerte 20 Minuten. Vegouttes Erlass. Paris, 4. September. H--v°« mrldrt au» Düssrl- dorf: General Degoutt« hat Bekundung de» fran- zöstschen Willen», di« wirtschaftliche Einheit d«» Reiche» so schnell wie möglich Wtederherzustill«», gemäß dem Zeitpunkt de» Aetikrl» 4 de» Anhang«» 3 kug London«« RSkomwen» am 3 September ein« Verordnung folgen den Inhalte» erlassen: 1. Der Wager- und Autover kehr wird vollständig freigtgrben. L, Für die Bewohner de» unbesetzten Gebiete», die fich naH besetzten Gebiet Srgebm wollen, fällt dt« Notwendigkrtt eine» besonderen «urweise» sor». 3. Di« Erhebung von An- gabt» zwischen dem besetzten und dem unbesetzten Gebiet wird abgeschafft. Diese Verordnung tritt am 10. September Mitternacht in Kraft. De» Bürgerkrieg in Lhina. New-York, 4. September. Nach Nachrichten au» Hongkong beabsichtigt Sunjatsen in der Provinz Kan ton die Sowjetdittatur zu errichten. Zu diesem Zweck stellt «r -ine rote Armee zusammen. Morkau hat die nötigen Generäl«, Offizier« und Agitator«» «ntsandt. Nach «intm Telegramm au» Schanghai zog fich dt« Schlachtlinst um da» Weichbild d«r Stadt herum. Di« Revolution nimmt stündlich größrrrn Umfang an.