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in Leipzig war es sehr schlimm." „Die fremden Kriegs- Völker brachten sie auch mit," antwortete Pfarrer Klette, der es merkte, daß sich die Kriegslust in seinem Sohne etwas vermindert hatte. „Bei Hans Philipp auf dem Bergest wurde zuerst ein Kind krank. Man beachtete dies in den Kriegs nöten nicht sonderlich. Da rief mir ein paar Tage später Philipp Hans schmerzerfüllt zu: „Herr Pfarrer, nun ist auch meine 17 jährige Tochter dem schwarzen Tode Versalien." „Und nun ging das Pestelend los. Es war schröcklich!" versetzte die Frau Pfarrin, die dem David die Kriegsschrecken so recht zu Herzen führen wollte, „an demselben Tage, wo Philipps Barbara starb, just zur Mittagszeit, da brannten ihm die wilden Krabaten das Gehöft nieder." „Der Aermste," sagte Elisabeth voll Bedauern, „mußte den Leidenskelch bis auf die Neige trinken; denn der schwarze Tod nahm ihm sodann noch sein Weib und die übrigen vier Kinder."») „Das ganze Haus starb doch ans bis auf die Magd und den Ziegenbock, durch den sie gerettet wurde," setzte Marie eisrig hinzu. „Durch einen Ziegenbock, habe ich denn recht ver standen, durch einen Ziegenbock? Du meinst wohl, Marie, durch Ziegenbalg, obwohl der kein Doktor ist," fragte auf- hvrchcnd David. „Ach, laß dir doch von unserm Mariegel nichts vorschwatzen. Wer weiß, was sie nachträglich von irgend einer alten Frau gehöret," nahm Pfarrer Klette lä chelnd das Wort. „Was du aber denkst, herzlieber Vater, das hat mir niemand anders als der alte Lösche gesagt, und dec mußt es doch wissen." „Da haben wirs," lachte jetzt Pfarrer Klette laut, „ja, der muß es wissen," und um weiteres Nachfragen unmöglich zu machen, setzte er gleich hinzu: „Ja, Gottes Hand ruhte schwer auf dem armen Philipphans, aber er war ein zweiter Hiob, der Gottes Prüfungen standhaft zu ertragen wußte." David nahm sich vor, gelegentlich sein Schwesterlein von wegen des Ziegenbocks zu fragen und sagte: „Da warst du wohl, lieber, Vater, bei den vielen Beerdigungen immer in Gefahr, ein Opfer deines Berufes zu werden?" , (Fortsetzung folgt.) V x —- Drömeröm gekommen. — Lustige Lausejungengeschichle aus dec Westlansitz von Hermann Weise. (Schluß.) „Ja, siehste, Mutter," meente Gorgel, „die hoa'n doas Gewöchte nö mih, weil se iöwerreif sein ond ofsgegwollncr wie de hoalbreifen, bumslichen Beeren!" Do toat se sich zefriödeu gähn ond wollt'se o glei' noa ei'koachen; oawer Gorgel luß nö iger locker, bis'n irscht noa a extroa fett bekleisterte Bemme gegahn hotte, ond 6eruo macht'erch troapp aus'n Schtoobe. „Ar müßte sich noa bei Schimauks Emile wagen der Schularbt befroon!" soat'er zcr Mutter. De Mutter macht'ch an gruoßen Topp zeraichte ond schock derno doas Karwel vull Beeren nein. Off emo blcb'er doa baale derr Verschtaand schtiöhn. 's koam doa hinger dan lapp'chen poar Bloabeeren, die hu'm droffe lagen, bluos noa lauter Heedelbeerkräutch anzn geporzelt, doaß err ver Schreck glei' 's Karwel aus derr Hand suhl. Irscht soat se ane Weile goar nischt, oawer derno, wie ner emo 's Uhr- wark wiöder ön Gange woar, ging oawer 's Gebeiße luos. Ihren Aalen toat se glei' dan Kremplich weisen ond'n aushiöhuen: „Do siehste, woas de dir dorch dei'Kinderröm- gepimple an deinen Saujungen derzuohn host!" — „Host'n doa vor'ns suo rausgeströchen, oals wenn err meitage noa nö suo fleiß'g gewast wäre!" toat'er dar zer Antwort gähn. „Wie reimt'ch'n doas do nu zesoammen?" Do roasselt se'n oawer oan: „Du Quatschsack — du! Guckt derr ner irscht amo valls eegent oan! — Wuo Hot err de Beeren? — Siehste de woas? — Die poar Dinger schecchen ön Toppe. Nischt wie lauter Kräutch Hot dar verflixte Igel neingepackt! Daß mer denken soall, ar Hot Wonder Gott woas zesoammengebeert!" — „Doas ös kee' dommer Gedanke vo'n!" fuhr'sch do 'n Aalen raus. Oawer do woar err ja bei sencr Aalen öns Fattnappel getraaren. „Woas —?" bröllt's'n oan. „Tu wöllsl wuo o noa dan Nischtnotz verdeffentiren ond dan seine Dommheeten gutt Heeßen! Schaamt'ch doa! Du böst mer juo a schiö- ncr Voater!" ond — Pardautz — Hot err o sckwu dan Topp zsoammtch dan Bibsel Bloabeeren ön de Beene, doaß err senc Traater woas an de Hiöh huob ond de Knoche woas reeb;'s mochte darb oangezuon hoan. Ond nu mußte derr Aale 'n Blitzoableiter fer'n Jungen oabgahu, hingen ond vorne konnt'err nö mih raicht traaten, suo möbelt'se'n off. 'n klennen Oadolf jägt se o glei' öns Naast ond knorrte derbeie: „Moag ner irscht derr Gruoße eintreiben, — derno oawer, — möt dan hoa'ch o noa au Taanz vir!" To er eb'g nö anzu koam onds schon sinstrig woar, sah'k se doa amo ofs'n Boden. Do lag err schon ön senen Kvahne ond hot'ch feste ei'gemummelt. Se derwischt'n doa noa trotz dar Duukclhcet ond verwoalkt'n nu oawer noa oallen Oarten, doaß ar bläkte, als wenn er an Schpicße schlacken täte. Se woar suo ön derr Wut, doaß je goar nö drofs hielte, wie ar egoa hoilte: „Jche hoa doa goar nischt getoon!" Wie se genung off» rümgeploatzt hotte, meenl'se zu'u: „Dir Word wuo deine Unoarr nu amo a bössel vergiöhn! .Dei' Hinger Word derr schon noa a Weilchen feuern!" Kaum, doaß se wiöder nunger woar, koam o Gorgel aus derr jeneu Bodenkammer anzu ond froote 'n Bruder, woas luos wäre. Dar hoilte zem Gottderboarmen ond knackste: „Denk-derr ner, wie ane Wölbe kömmt de Mutier - roffgeschtormt oud verpacht mich mir nischt, dir nischt, ich wöß nö, wuoröm!" Gorgel, dar woßte Bescheed, weil er uaichten zu Oadolfel'n gesoat hotte, ar sellte doa Hinte amo in seuer Koammer schlossen, ar hätte gestern ze sihre ön de Sonne gesahn ond do toät'n de Oogcn noa suo sihre wiöh, ond hiehe ön sener Kammer do schiene der Mond groade offs Bette ond'n öns Gesöchte, doas wär zu gefährlich fer sene entzünd'tn Oogen. Ond do hott'n se glei' getauscht. Dröm meenter nu o scheinheil'g zu'u: „Nu g'öht mer a Licht off! — Derr Voater meente gestern zem Nobber, ar hätte möt'n Dokter gered't, — doas wären sicke Oan- fälle, die koämen öu dan Aalter Viöl vir! Do müßt' mersche oawer ruh'g giöhn lösten, doas toätch wiöder von salwer gähn! Die wüßten derno 'n andern Tag nö mih, woas se oangervchl't hoan!" Do beruh'gt'ch Oadolfel ond woar tausendsruoh, doaß'n de Mutter nö noa mih zugedackt hotte. Oiib Gorgel feixte sich ees, doaß ar suo. geriöben ge wast woar ond'ch suo feine öm de Schwumse geschmuggelt hotte. Ar soatch, ocrr Voater Hot sei' Fett wag, derr Bru der de Kloppe, de Mutter an koaputten Topp mih ond iche hoa' de Raichnung fer de Bloabeeren nö ze bezoahleu brauchen! Ja, kommt nor dan Lausejungen Heutzetage, die hoan's juo hingern Uhren! Der Nixberg bei Kleindittmannsdorf. Volkssage. Neuerzählt von E. Grohmann. Zwischen Wachau und Kleindittmannsdorf fließt plät schernd und über Gesteine springend emsig und hurtig die kleine Röder durch ein herrliches Wiesental, an das sich Hügel mit dunkelgrünen Wäldern drängen. Das Bächlein hat sich offensichtlich seit Urzeiten seinen Weg durch dieses Tal gebahnt und durch wilde Natur ereignisse, die es zum wilden Strome machten, dasselbe geweitet. Von Wachauer Flur bis zur Großnaundorfer Grenze trägt es den Charakter eines Talwiesengrnndes.