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Nr. 79. Pulsnitzer Wochenblatt. — Donnerstag, den 3. Juli 1924 beite 6. Lauchstädter Brunnen zu gebrauchen, da hierdurch das Blut verbes sert und der Körper widerstandsfähiger gegen, gewisse Krankheiten wird. Die hervorragenden Erfolge mit dem heilsamen Brunnen stützen sich auf eine mehr als 200jährige Erfahrung. Der Lauch' städter Brnnnen ist in Pulsnitz bei Richard Teller N f l. käuflich, wie aus dem beiliegenden Prospekt ersichtlich ist. Die beste Reklame ist die Zeitungs-Anzeige! Kirchen-Nachrichten. Pulsnitz. Sonntag, den 6. Juli, 3. nach Trin.: S Uhr Predigt- gottcsdienst. Pfarrer Ehrler. ^/,ll Uhr Kindergottesdienst. 2 Uhr Tanfin. */,8 Uhr Abendandacht im Pfarrhausgarten. — Montag, den 7. Juli, ö Uhr Kirchgemeindevertretung - Sitzung im Konfir mandenzimmer. 8 Uhr Bibclkränzchen des Jungsrauenvereins. — Dienstag, den 8. Juli, '/ib Uhr Spaziergang des Frauenvereins Pulsnitz M. S. (Treffpunkt: Oberdorf, Kirchsteg). 8 Uhr Bibel stunde in landeskirchl. Gemeinschaft. — Freitag, den 1l. Juli >/,9 Uhr Bibelstunde des Jünglingsvereins. Ohorn. Sonntag 2 Uhr Kindergottcsdicnst (bei gutem W tter Som- mcrfest am Bnchberg, bei ungünstiger Witterung tm Betsaal). — Donnerstag 4 Uhr Altcnvereinigüng Fnchsbcllc bei der Schwester. '/-9 Uhr Bibclstttnde in der Schule. Oberlichtenau. Sonntag, den 6 Juli, ». nach Trin.: l/,9 Uhr Prc digtgottesdienst unter Mitwirkung des Herrn Landesposauuenmeistcrs Pfarrer Müller-Dresden und seiner Bläser. ^/,!1 Kindcrgottesdicnst (1. und 2. Abtlg.) Herr Pfarrer Müller. 4 Uhr Posaunenmiisions- versammlung im Schloßpark, bei ungünstigem Wetter in der Kirche. Kollekte des Tages für die Posaunenmission. Königin Sphinx. Roman von Erich Eben ft ein. 25) (Nachdruck verboten.) Er betrachtete fie mit einem Gemisch von Mitleid, gutmütigem Spott und Neugier. Er zweifelte nun nicht mehr, daß fie aus »unglücklicher Liebe" weinte und hülle gerne gewußt, wer der — Glückliche war. Wahrscheinlich handelte es sich um eine Lappalie. Man Halle sich gestritten und würde sich morgen versöhnen. „Zum Sterben und Unglücklichsein find Sie aber noch viel zu jung, onüdigss Fräulein!" „Jung? Oh, wenn sie wühlen — wie alt, wie uralt ich mir seit zwei Stunden vorkomme!" „Wirklich? Nun, man steh! Ihnen das Alter gott lob nicht an- Aber das ist immer so, wenn man verliebt ist und —" Gita fuhr erschrocken auf. „Sie wissen? Woher wissen Sie es denn?" fragte sie naiv Er unterdrückte ein Lächeln. „Oh — so etwas hat man im Gefühl! Auch ich war schon unglücklich verliebt, fühlte mich uralt und dachte ans Sterben Aber das gibt sich. Man versöhnt sich wieder und olles ist gut!" Sie schüttelte trostlos den Kopf „Bei mir nicht I Nie kann sich das geben! Er liebt eine andere!" Sie mutzte es aussprechec. Sie würe sonst erstickt daran. Es war auch zu schwer, all diesen Kummer allein zu tragen I Und er kannte fie ja nicht . . . natürlich würde sie keine Namen nennen. Ihre Tränen begannen von neuem zu fliehen. Nun konnte er nicht anders; er mutzte ihre Hand nehmen und leise beruhigend streicheln Auch über das Haar glitten seine zerstreuten Finger . . Die Hand war weich und rosig mit vier winzigen Grübchen darin. Das Haar seidenweich voll krauser, wirrer, Kleiner Löckchen, die sich überall oordrängten. Süh dachte er, und grübe'te dann wer es wohl sein Könnte, den sie liebte? Ob er ihn kannte? Wahrscheinlich nicht . . . „Er ist ein Esel, wenn er eine andere liebt!" sagte er plötzlich sehr bestimmt „Ach nein I" wehrte Gita erschrocken ab, obwohl ihr die Bestimmtheit seines Tones sehr wohl tat ,Er ist der klügste, bedeutendste Mann, den es gibt . . ." „Unsinn! Wenn er Ihre Liebe nicht erwidert! Oder weiß er etwa garnicht durum?' „Nein — ja — ich weih es nicht? Wußte ich es doch selbst noch nicht vor zwei Stunden! Erst fitzt ist es mir klar geworden . . . ach, und er war so grausam mit mir. . I" „Und die anders? Die liebt er?' „Die hatte ihn bezaubert! Gan» bestimmt! Sie mutz sehr schlecht fein — denn fie ist ja die Frau eines anderen und kann ihn niemals heiraten." Der Offizier stieß einen leisen Pfiff aus Die Sache interessierte ihn plötzlich sehr. Zugleich empfand er ein von Minute zu Minute steigendes Mitleid mit Giia. Er legte den Arm um ihre seine Taille. Irgendwie kam fie ihm wie eine Schicksalsgsnosstn vor. »Sie müssen mir alles sagen, wenn ich Ihnen helfen soll . . ." meinte er eifrig. »Ja — können Sie mir denn helfen?" »Vielleicht Also sagen Sie — ist die anders hier aus der Gegdnd?" »Ja. Aber mehr darf ich Ihnen wstklich nicht ver raten . . ." .Nein. Es genügt." Er daä te: Also auch cin Opfer Marineles! Armes Kind! Und wer er wohl ist? Herr v. Artus? Das war der einzige, wo er es begriffen HSt e; denn Artus war viel zu alt für Gita, aber ein schöner, ele ganter Mann. An den ernst;n, schweigsamen Hans dachte er nicht einmal. Der hatte sich ja nie um Frauen bekümmert. „Passen Sie aus", sagte er nun Gita sanft an sich drückend, „ich will Ihnen etwas sagen: Die erste Liebe tötet nicht Man stirbt nur an der letzten! Dies sagt ein Dichter, und es ist wahr. Ec ist doch Ihre erste Liebe?" „Natürlich! Aber auch meine letzte!' „Bah — die erste ist niemals die fitz e, merken Sie sich das!" Gita sah grenzenlos erstaunt in das hübsche, bräunliche Gesicht des jungen Offiziers, der lächelnd seinen schwarzen Schnurrbart strich. »Kann man den — mehrmals lieben? Gibt es das?" „Und ob! Die erste Liebe ist überhaupt nur ein Probcpssil I Eins Art Trockenmieler Sie wissen: Trocken Mieter bleiben nicht lange. Sie sind nur Quartiermacher." „Aber das ist ... das wäre ..." fie war ganz verwirrt »Heilig und unumstößlich wahr! Sie werden schon sehen: Plötzlich, ehe fie es recht gewahr werden, ist »er" aus- gezoaen und ein anderer — ver wahre Hausherr — sitzt in Ihrem Herzen I" Gita rückte plötzlich mißtrauisch von ihm fort „Wer find Sie eigentlich? Wie kommen Sie hier her?' „Durch Zufall. Und wer ich bin? Rittmeister Rolf Wenger bei den Husaren in G-, gegewärtig zu Gast in Manderscheit. -" »In — Manderscheit - ?" Gita wollte bestürzt aufi springen, aber er drückte sts sanft nieder. „Erschrecken Tie nicht I Vor allem bin ich ich Ihr Freund und werde Ihnen das beweisen j Sie möchten gerne alles w ssen, was in Manderscheit vorgeht nicht wahr?' »Ja — allerdings — aber —-° Gira geriet in immer größere Verlegenheit. Daß er als Gast in Monde-scheit war, rinderte die Situation völlig. Sie halte Ihn a!s zufällig vor- überkommenden Ausflügler geholten Nun wußte oder ahnte er mindestens ihr Geheimnis. Wie schrecklich! Uever- Haupt, welch unpassende Situation ... so allein mit einem jungen Offizier im Waide . . . tausend gute Lehren ihrer Mutter fielen ihr ein über den .guten Ton" Lb-r Schicklich keit, weidfichen Stolz und weibliche Zurückhaltung . . Schließlich konnte sie nicht anders: fie begann wieder zu weinen Nicht mehr stürmisch, aber so hilflos und rührend, daß ihm ganz weich ums Herz wurde. »Nanu . . . ?" fragte er niedergeschlagen, »was sollen denn nun die Tränen? Tut es denn noch immer so sehr web?" „Nein . . . aber ... ich schäme mich so sehr vor . . . Ihnenfi Ec lächelte plöfstich sehr sorglos und sehr glücklich. »Vor mir? Ader gnädiges Fräulein ... I Was füllt Ihnen ein?' „Sie . , denken jetzt . . gewiß recht schlecht . . . von mir?" Kam es stoßweise aus ihrer Brust. »Im Gegenteil! Ich habe nie im Leben ..." — ein süßeres Geschöpf gekannt, wollte er sagen, verschluckte es aber und fuhr ernsthaft fort, „mehr Respekt vor einer jungen Dame gehabt! Auch können fie ganz beruhigt sein: Ich schweige wie das Grab! Im übrigen will ich Ihnen ja helfen . . . als wahrer Freund . . . sehen Sie Gita — die vertrauliche Anrede entfuhr ihm ganz unwillkürlich im Eiser und fie merkte es garnicht - „eigentlich wollte ich morgen früh abreiskn. Jetzt aber bleibe ich — um Ihretwillen!' „Um meinetwillen? Warum denn?" »Das erraten Sie nicht?" (Fortsetzung solgt.)