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Nr. 74 Pu!rn!tz« Wochenblatt. — Sonnabend, den 21. Juni 1924. Seite 3. einigen und damit eins Mehrheit von über hundert Kammer haben sich 104 Mitglieder, 103 Mitglieder, 44 Mitglieder, 48 Mitglieder, 42 Mitglieder, 38 Mitglieder, 26 Mitglieder, 14 Mitglieder. nat nicht!" Paris, 20. Juni. (Die Konstituierung der neuen Kam m e r.) Die Fraktionen der nunmehr endgültig, wie solgt, konstituiert: Sozialisten Demokratisch-republikanische Sozialistisch republikanische mit den rechtsstehenden Sozialisten Demokratisch-republikanische Linke Radikals L uke Linksrepublikanische Kommunisten Elsaß.Lothringer Gine Nede des Reichsautzenrnimsters Oc. Stresemann. Dessau, 20. Juni. Die Deutsch« Volktpart« hatte für Hestern Abend anläßlich der am Sonnabend stuttfindenden anhalttschrn Landkagkwahlen eine ösfrnt lich« Maflrnokrsowmlang nach dem groß«« Saale de» evangelischen Verein-Hause» einberufen, Redner dr» Tages war der Retcheaußrnminister vr. Stresemann. Zunächst gab er einen kurzen UeberbNck über die po- PoMsche NzmRchCN. Deutsches Reich. Stimmen erzielen. Paris, 20. Juni. (Die Wahl desSenatspräsi- denten.) Der französische Senat hat den früheren Minister präsidenten und Präfekten des Seinedepartements De Selbes zum Präsidenten des Senats gewählt. De Selbes hat 151 Stimmen erhalten, während der Kand dal der Linksparteien, uämlich der Vize präsident des Senats Bienvenue-Martin, nur 134 Stimmen erhielt. Gegen 5 Uhr wurde das Resultat der Wahl des Rechtsrepublikaners De Selbes in der Kammer bekannt. Die Rechtsparteien erhoben sich von ihren Sitzen und riefen: „Es lebe der Senat! Es lebe der Senat!" Die Linksparteien entfachten einen ungeheuren Tu mult. Der Sozialdemokrat Moutct rief: „Wir fürchten den Se- Verwattung mit, sie bringe demnächst ein zum Patent I mehr. Herriot wird etwa 330 Stimmen auf sich osr- angemeldeies Haus mit "sugsnlosen Decken, Wänden und Fußboden heraus, dessen kleinste Type, für den guten Mirtssstand decechnet, mit Mädeln 6500 Mk. losten werde. — Fitt viele ein Hoffnungsstrahl an- gEsichts der ewigen Wohnungsnot! Döbel». (Ausstellung und Jahrmarkt) brachten unserer Stadt am 16 Juni einen großen Fremdrnöesuch. Der Döbelner Jahrmarkt zeigt neues Leben durch reichliches Warenangebot, ausfällig be sonders im TeXtilgswerbe. Und dis Fachausstellung sur daxhsz anläßlich des 21. Juni hier stattsindgl, bfetot vielen Firmen gute Gelegenheit, das vorzpsghxz^ Was Saalinheber und Gastwirte "aimendig w jhxeu Vsirieben brauchen. Dis reich- veli;lck!g Ausstellung weist aber auch für den Pcioat- haushgfj an Neuigkeiten auf. Sie füllt die groze Exxrzierhalls und einen gleichgroßen- Hallrn- neubah, moderne Aufmachung und Schmückung Erstellung ist ebenfalls sehenswert, sodaß die Voucher ^friedigt werden. Doch auch dis Aus- ^'"-ksind zufriedengestellt. Am Mittwoch, den 18 Juni, s'Niei dfz Hauptversammlung des Saalinhabrrver oandrz statt. — Inzwischen rüstet man hier emsig das Heimat- und Marktfest, welches in groß« ZuAiger Weise am 5. dis 7. Juli in Verbindung nut Ak Tagung der Sachs-Thür. Landsmannschaften in ^öLeln abgehalien wird. Am 13. Juli findet dann die Hauptoersammlung des Sächs. Miiitäroereins- ^»ndeZ in Döbeln statt. Berlin, 20. Juni. (Eine p e»e Verordnung des Reichspräsidenten.) Die Verordnung des Reichspräsidenten 28. Februar 1924 betr. Einschreiten gegen periodische Drnck« tristen z»r Abwehr von Bestrebungen ans gcsetzeswidrige Acndernng der verfassungsmäßigen Slaatssorm hat sich nach den Vorgängen der letzten Monate als unzureichend gezeigt. Nin d e Lücken, die sich ans der Praxis ergaben, ansznsüllen, hat nach Rücksprache der Reichsregierung mit den Landesregierungen der Reichspräsident auf Rniaten der Reichsregiernug die Verordnung vom 28. Febrnar 1924 dahin ergänzt, daß das Einschreiten gegen eine periodische Druck« schüft auch dann möglich ist, wenn dnrch ihren Inhalt znm Unge- horsam gegen die Gesetze oder Verordnungen oder gegen die von dkn Behörden innerhalb ihrer Zuständigkeit getroffenen Anordmin- Ke» oder zu Gewalttätigkeiten gegen politisch oder wirtschaftlich Andersdenkende anfgcfvrdcrt oder ängereizt wird. Ferner bestimmt die neue Verordnung, daß das Verbot einer periodischen Druckschrift auch jede andere Druckschrift umfaßt, oic sich sachlich als die alte dttstellt. Ebenso werden die im gleichen Verlage, wie die verbotene Druckschrift erscheinenden Kopfblätter verboten und unter Strafe ^stellt, ferner auch die Anstellung eines Crsatzblattes an die Be- rich-r der verbotenen Druckschrift. — (Keine Reise steuer, aber Gebühren. Gc - liaffelter Tarif) Eine amikiche Mitteilung des Reichsfinanz- Ministeriums besagt: Die Ausstellung von steuerlichen Unbedenklich« Its,Verklärungen für Auslandsreisen bedeutet für die Finanzämter ki,e beträchtliche Arbeitsleistung. Es ist daher anqezeigt, daß die Äeichsfinanzverwaliung fnr ihre im Interesse der Austandsreisen- d-n aufzewandtc Berwaltungsarbett rine angemessene Gebühr erhebt. Tu diesem Zwecke ist eine Verordnung erlassen worden, die eins Gebühr von 10 Goldmark für die einzelne Reise vom 20. Juni ab Ersieht. Für Familienpässe gilt die gleiche Gebühr wie für Ein» Spässe. Die Gebühr beträgt für Unbedenklichkeitsvcrmcrke, wenn "tt lknbedenklichkcitsvermerk für eine einmalige Ausreise ausgestellt fRd. ist Goldmark; wenn der Unbedenklichkeitsvermelk sür beliebig Aufige Ausreisen ausgestellt wird, bei einer Geltungsdauer von drei Monaten 25 Goldmark, von sechs Monaten 40 Goldmark, von mehr sechs Monaten 60 Goldmark. Für steuerliche Unbedenklichkeits- mcheinigungcn beträgt die Gebühr die Hälfte der vorgcseheren Be züge. Für die Verlängerung von steuerlichen Unbedenklichkeitsver- ^rke und Unbedenklichkeitsbescheinigungen wird die gleiche Gebühr stoben wie sür die Ausstellung. Frankreich. Paris, 19. Juni. (Tumultsz«n«nin der ^anzöstsHrn Kammer.) Dir Kammer wurde »ui« nachmittag 3 Uhr unter dem Borfitz Painlem- ^ssnet. Der früher, Ftnanzmtnister BokarnowLN ?"«rp,llierte di« Rtgierung über die Finanzpolitik de» '«u»n Ministrrium-, Er forderte den Ministrrpräst- 'tn»»n auf, sich klar darüber au-zusprechen, ob er di« !^n d«m Sabtnrtt Pottcar«« angekündtgtrn Sr«u«rn .k widerruf«, gedenke. Bokarnnwlki stellte eine der» Mg« Finanzpoljzj; al» ein« auß«ord«ntljch, Erfahr d«n y^. Um s«ch, Uhr «Nt«rpillation,n ,» End« und Herriot begann dir Er- wnungkrrde. Gleich zu Anfang seiner Xu-führun» «r«ign«tk sich Zwischenfall, von der linken «it« waren «intge unverständliche Zwischrnruf« gemacht Akden. S» st«l da« Wort Mörder". Die Recht« . !>°ö fich von den Bänken und stürmte zur Redner in, vor. Die Link« folgt« diesem Beispitl. E» ^°ad ein ungrhrurer Tumult. Der Präsident hob Sitzung auf. Herriot verlies dir Rednertribüne »KUten «ine» furchtbaren Tumult». Um sieben Uhr >'»d, wurde di« Sitzung wird«: aufgrnommen, da Ariot noch die Autsührungrn zu Ende bringen wollte, Kammer di« Möglichkeit zur Abstimmung zu sj. Paris, 20. Juni. (Di, zw«it« Kamm«r» Nachdem di« Sitzung «in« Unt«rbr«chung ^"hr«n hatt«, begann um 10 Uhr die Nachtsitzung. ! Redner hatte der Abgeordnete Seculier die ^n« bestiegen. E» werden ihm verschieden« and«r« ! folgen, dir ihr« «bsttmmung»erklärung abgeben untrr di«s«n Umständen dürft« di« «bstim« is^S nicht vor Mttt«rnacht «rfolg«n. Trotz d«r Gr- Oh^i'nmung, die in der Kamm«r herrscht und der ^^erbrochenen Protest», di« di, Recht-parteten bei ^"iührungen der oerschitdenin Redner «tnbrachten, " üb,r da» Resultat dir Abstimmung k«in Zwtisel ttttsch« Lag« in Anholt, um dann auf die Fragen der großen RüchrpolMk Übrrzugehen und da» Sachv«. ftöndigrngutachLrn zu besprechen. Töricht sei da« Ver langen gewesen, einem Volk« die ganzen Lasten d»t Weltkriege» auszubürden. Da» Exp»rimrnt hat nicht nur uns, sondern auch den Feindbund zugrunde ge richtet. Man ist von einer internationalen Konferenz zur anderen geeilt, um du» Problem zu lösen. Aber kein« Lösung fand sich. Al» England vor Einleitung Ke» RahrrttbruchS zur Verständigung rt«f, waren die Franzosen dagegen. Ehe aber dieser Kampf begonnen wurde, wurde der Gedanke des Sachvrrständigengut- achtens geboren. Ein amerikanischer Wirtschafter sagte: Die Entscheidung über Deutschland» Leistungsfähigkeit könne nur auf wirtschaftlichem Gebiet« geprüft w«rd«n. Frankc«ich war dag«g«n und die damalige Regierung Cuno dasür. Nach Abbruch de» Kampfe» st-gtr nicht dis Irr« de» französischen Imperialismus, sondern e» kam auf Drängen der Vereinigten Staaten der G« danke einer Sachoerständigenkonserenz in Anregung. Da» Zusammentreffen der Sachoerständigrnkonserenz ist auf die weliwirtschoftlichen Interessen de» Au», lande» zurückzusühren. Man kann auf dem Weltwlrt. schasttmarkt« auf Deutschland nicht verzichten. Die Auldauer, aut der die Bevölkerung der besetzt«« Ge bitte gelitten hat, ist erstaunlich. Man müff, all,», was ihnrn an Geld und Gut verloren ging, beschoffen. Der Rkdnrr kam sodann auf dit BesatzungA- und Re- parationSkosten zu sprechen und behandelt« dann de» näh«r«n da» Sachverstäadigrngutachtrn mit s«tn«n Forderung««, an Deutschland. vtsond«r» wesentlich ist, daß sich die Leistungen Drutschland» nur nach seiner Leistung-fähigkett richten dü'.krn. Da» Jnkrast- trrt«n de» Sachverständigengutachten» ist davon ab« häcgtg, daß auch dit Brgntr, dir d«m Versailler Frit denroertragt entgegenstlhenden Maßnahmen ausheben und daß nach diesen Maßnahmen Rhein und Ruhr geräumt wird. — Stürmisch« Beifall folgt« d«n «u» sührungsn de» Redner,. Wegen Uebersüllung d«S Saale» sand im Palasttheater noch «in« Parallel Versammlung statt, in der Rtich<tag»abgeordnrter Morath sprach. Die Kreditkrise. V/. IV. D«r Rat, den dtk Retch»bankpräfid«nt Dr. W. Schacht d«r brutschen Wirtschaft gab, sich durch Abstoßung der Warenvorräte Bargeld zu verschaffen, ist verteufelt einsach. E» ist unangenehm, doß der Rat vernünftig und au»sührbar ist. Allein er Hütt« «tnig« Monat« früh« gegeben wrrden und von «in« KrtdiipoliUk d« Reich«bank begleitet sein müssen, die biegsam und anpassungrfähig war. Tatsache ist doch, daß dir RrichSbank nach B.festtgung der Mark «ich- ltch Kredit« gewährt«, wob«1 di« «erw-ndung «in« NlbensäLlich« Roll« spi«lt«. OS «» sich um di« Ein. fuhr von Südfrüchten und anderen entbehrlich«« «e- nußmittrln hand.lte, od«r ob «» d«r hochwichtig« land- wirtschaftlich« und industritll« B,trirb»kr«dtt war, darüber hat sich di« R«ich»bank damals nicht d«n Kops -erbrochen. Erst al» all« vrrfügung»ber«tt«n Summen hinau-gegrben war«n, zog di« Reich»kank di« Schraub« an, ohne Rücksicht darauf, daß nun di« Wirtschaft zum Teil und unvtrdi«ntttmaß«n notl«td«nd w«rd«n mußte. D«r verschärften Kreditpolitik der Reichsbank ist viel- fach zugestimmt word«n. Sie hat aber auch «benso scharf« Gegner gefunden, die mit Gründen aufwartrn, di« nicht mit «in«r Handb«w«gung unt«r d«n Tisch g«f«gt w«rd«n könnrn. Zunächst «ivmal, w«nn schon War«nlagrr oorhandrn sind, wo soll ihr glatter und sicher« Absatz möglich seins Gerade will die dringend« j Aufforderung, dir War«nlag«r abzubauen, um Geld zu ötschaffen, von amtlicher Seite gegeben worden ist, besteht die Gefahr, dcß auf weiteren Abbau gewartet wird. D« Schluß liegt doch nahe, daß, wenn schon der Preisabbau beginnen läßt, sofern die Käufer noch rinige Zeit streiken. Kommt «» dann tatsächlich zu einer Verschleuderung, so ist der volkSwtrtschastliche Schaden unzweifelhaft größer, al» r« uuf der anderen Seite der Gewinn ist, der dadurch entsteht, daß die Wirtschaft »tniglS Kapital hereinbekommen hat. E» darf nicht übersehen werden, daß da» Warenangebot er-wungsn ist, daß e» sich also nicht um den natür lichen Kreislauf der Wirtschaft handelt. Die Kris» wär« dann nicht übtrwundrn, sondern würd« «ist recht beginn«». Sind die Warenlager mit Verlust abge- stoßen, so muß doch unbrdingt drr Erneu«ung»proz«ß einirrtev, drr bann zunächst durch unzulängliche» Be- tritbSkapital behindert ist. W iter kommt in Betracht, doß der Markt nach der außerordentlichen Urbersätii. gung infolge der Verschleuderung der Waren nur noch wenig aufnahmefäh'g sein wird. Dabei darf nicht übersehen werden, daß wir un» offenbar wieder vor rin« Nnkurpelung der Lohnschraub« bcftndrn. Trifft da» zu, so wird da» die Krise nicht lösen, sondern nur verschärfen. Erfahrungsgemäß wächst die Kaufkraft der Massen nich; mit der Steigerung der Löhne. E» wäre beschleunigter wirtschaftlich« Selbstmord, die Mitte! sür di« Lohnerhöhung au» der Verschleuderung der Warenbtstände zu gewinnen, da dann «rst recht doS Betriebskapital sür die Ecnruerung fehlen würde. Weiter kommt in Betracht, daß der Weg, durch die Abstoßung der Warenbestände Betriebsmittel zu be. schaffen, nur langsam zum Ziel führen kann. Wir Lüifrn nicht übrrsthen, dc ß w«r nicht nur eine Kredit» kris« haben, sondern auch eine Geldzetchennot. Der Verkehr ist nicht entfernt so stark mit Geldzeichen ge sättigt, al» da» sür d^n Warenumschlag und alle Be dürfnisse dr» Leben» notwendig ist. W«nn heute drei oder vier Milliarden Goldmark den gesamten inneren Brrkehr in Fluß halten sollen, so darf nicht ol» Ver gleich aus die sech» Milliarden Goldmark der Lor- kriegs-eit verwiesen werden. Weder der Giroverkehr, noch der Scheck« und Wechsrlverkrhr sind heut« so weit ouSgebaut, daß sie den größten Teil der Zahlungen bewältigen. Die Kreditkrise würde weniger scharf und empfindlich sein, wenn die Höge der Umlauslmitttl sich den tatsächlichen Bedürfwssen dt» Verkehrs an» paßte. Dir Gefahr einer neuen Inflation ist damit noch nicht gegeben. Aus aller Welt. Zserlohn, 20. Juni, (Das Straßenbahn- Unglück) hat in der vergangenen Nacht noch drei Todesopfer gefordert, sodaß damit dt« Zahl der Toten auf 24 grstitgrn ist. Die Schuldfrag« an d«r Kata strophe ist noch nicht gekläit. Morgen finden in Iser lohn und Umgebung Gedächtni»- und TraUttfeiern für die unglücklichen Opfer der Katastrophe statt. Während de» Begräbniss.» am morgigen Nachmittag ist von der Stadtverwaltung «ine halbstündig« V«r> kihrS» und GeschäftSruh« angeordnet worden. Berlin, 19. Juni. (Der Rtichspräsident Ebert ist Großvater geworden.) Die einzige Tochter de» Rrichrprüstdentev, di« s«it d«m 16. Juni o. I. v«rh«tratet ist, hat g«st«n «inem Knaben da» L rben l eg«brn. Der Reich,präfident ist damit «roß» voter giworden. Kirchentag und soziale Frage. Bethel - Bielefeld, den 17. Fm>i 1924- epä. I» seiner heutigen fünften Plenarsitzung hat der Deutsche Evangelische Kirchentag einstimmig nach mehrstündiger Aussprache eine denkwürdige Kundgebnng an das deutsche evange lische Volk beschlossen. Er nimmt 'darin zu den Fragen des Ehe- und Familienlebens, der Kindererziehnng, der Jngendbcwcgnng, der gesamten öffentlichen Verhältnisse Stellung. Zu den immer schärfer sich zuspitzenden ivzialen Kämpfen und Gegensätzen spricht sich die Gesamtvertretnng des deutschen Protestantismus in folgenden pro grammatischen Darlegungen aus: „Zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern sehen wir mit ernster Sorge wieder Kämpfe entbrennen derart, daß sie die Volks gemeinschaft, die gegenwärtig doppelt nottut, zu zerreißen drohen. Wir haben volles Verständnis für die äußere und iuuere Not der Arbeiterschaft, die Vieles zerrinnen sieht, was sie geglaubt und erhofft hat, und nun auch noch von Arbeitslosigkeit und drücken den Sorgen bedroht ist. Sie kann sich jedoch dem nicht verschließen, was die schwere wirtschaftliche Lage von allen Volksgenossen zwingend fordert. Sie darf die Mitverantwortung fiir das Volksganze, dem sie als wichtiges, gleichberechtigtes Glied angchört, nicht vergessen.. Aber auch von falsche» Schlagworten so/ltc sie sich endlich frei machen wie denen, daß das Christentum cme Partei, oder Klassen sache sei, daß es den geistigen, sittlichen und sondern sozialen Auf stieg hindere und daß die Wissenschaft den Glauben unmöglich ge- macht habe Gottesglaube und Christentum sind für die Arbcitcrseete genau so unentbehrlich wie für alle anderen. Den Arbeitgebern aller Art legt die größere wirtschaftliche Macht, die sie in Händen haben, uni so größere Verantwortung auf. Ist auch ihre Lage vielfach unter den obwaltenden Verhältnissen schwierig, so ist cs doch eine zwingende sittliche Pflicht für sie, sich vor einer Ausnützung ihrer Macht gegenüber wirtschaftlich Schwä cheren zu hüten, vielmehr bis an die Grenze der Möglichkeit Opfer zn bringen, um nicht ohne Not Arbeiter brotlos werden zu lassen, um nicht unnötig die Arbeitszeit heranfzusetzen oder den Lohn hcrab- zudrücken. Die Arbeiter sind nicht eine Masse, die nur abgelohut ;u werden braucht, sondern glcichzuachtendc Volksgenossen, die nm ihre soziale Gleichberechtigung ringen nnd ein Recht auf Anerken nung, Verständnis nnd Würdigung ihrer Lüge und auf Berücksich tigung ihrer materiellen nnd seelischen Bedürfnisse haben und denen auch die Freiheit zn gewerkschaftlichem Zusammenschluß nicht unter bunden werde» darf."