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Male wieder alle Mägde und Burschen zusammen, und mau bleibt bei Speise und Trank bis frühmorgens beisammen, um noch einmal die Erinnerung an all die heiteren Vorkommnisse während der Svinnstnbenzeit wachznrufen. Das Spinnrad hat aber Ruhe bis zum nächsten Winter. Bevor man fort- geht, erhält die Spiuumutter zum Dank von den Mägden und Burschen einen wollenen Rock oder sonst etwas als Ge schenk. Die Spinnstuben erhielten sich in Großröhrsdorf bis zum Jahre 1860. Es trat das Federschleißen als gesellige Bereinigung an ihre Stelle, den besonderen Reiz, den aber die Spinnstuben hatten, konnte obwohl dabei die alten Spinn stubenlieder fortlebten, das Federschleißen nicht mehr hervor- briugen. , -Ende.— /; Wie Großpostwitz bei Bautzen zu sei- °° nem Namen gekommen sein soll. °° Von Llr. (Nachdr. Verb.) An der Von Bautzen nach Zittau führenden Landstraße liegt zwischen dem Mönchswalder Berge und dem fagen- reichen Dromberge das staatliche Kirchdorf Großpostwitz, Station der Bahnlinie Bautzen—Wilthen. Seine Entstehung fällt in vorgeschichtliche Zeit. Wenden dürften hier die ersten Ansiedler gewesen sein. Sie nennen heute noch den Ort kuckestery Er ist sehr wahrscheinlich, daß der heilige Hain am Südwestfuße des Dromberges Veranlassung zur Gründung von Großpostwitz gab. In nächster Nähe ihrer Wallfahrts stätten errichteten die Wenden gern Wirtshäuser, die sie kuckzc nannten. Daher mögen ihre Worte bei Stiftung jenes heiligen Haines gewesen sein: dlecktuckx Kucks steji, d. i.: Es mag ein Wirtshaus hier stehen; oder sie sagten wohl auch: pojin^ cko Hsjg, scksic tsm Kucks steji, d. i.: Laßt uns in den Hain gehen, es stehet ja ein Wirtshaus dabei! Noch jetzt hat die Großpostwitzer Erbschenke, die am nörd lichen Ende des Dorfes nach Haynitz zu steht, die Kataster- Nummer 1. Dieses Wirtshaus soll nach der allgemeinen Ueberlieferung der Anfang von Großpostwitz gewesen sein. — Die Wallfahrt dauerte gewöhnlich mehrere Tage, darum führten die Pilger die nötigen Lebensmittel mit sich. In der dazu gewühlten schönen Sommerszeit ward die Nacht im Freien zugebracht, da es au genügenden Herbergen fehlen mochte, wenn auch solche für die Ausgewählten des Volkes von den Priestern bereitgehalten wurden. Manche der Prie ster waren damals gleichzeitig auch Gastwirt und sorgten in gottesdienstlichen Versammlungen auch für Speise und Trank. Die Pestkapelle in Hinlerhermsdorf. Von Str. (Aachdr. verb.) Als in unserer Heimat noch alle Leute katholisch waren, gehörte Hinterhermsdorf bei Sebnitz in kirchlicher Beziehung nach dem böhmischen Orte Zeidler. Nun fand aber Luthers Lehre in der Sebnitzer Gegend rasch Eingang, auch die Be^ wohner Hinterhermsdorfs bekannten sich zur evangelischen Kirche. Daher sagte sich Hinterhermsdorf kirchlich von dem katholisch gebliebenen Orte Zeidler los und ließ sich 1539 nach Sebnitz einpfarren. Dahin wurden nun auch die Ver storbenen zur letzten Ruhe getragen. Das geschah beinahe 150 Jahre hindurch. Im Jahre 1686 hielt ein grimmer Feind seinen Einzug in Hinterhrrmsdorf. Unter den Ein wohnern wütete die Pest, von den Leuten die rote Ruhr genannt, in gar verheerender Weise. Da sollen sich die Sebnitzer angeblich aus Furcht geweigert haben, die Hinter hermsdorfer Leichen auf dem Kirchhofe in Sebnitz ferner be statten zu lassen. Daher sahen sich die Hinterhermsdorfer genötigt, einen eigenen Kirchhof anzulegen, war doch wohl auch die weite Entfernung ein Grund mit dazu. So wurde 1686 in Hinterhermsdorf eine Begräbnisstätte eingerichtet. Auf ihr erbauten die Hinterhermsdorfer in den Jahren 1689 bis 1690 eine Kapelle, die bereits am 20. November 1689 geweiht wurde. Sie nannte der Volksmund viele Jahre hindurch die Pestkapelle. Im Laufe der Jahre erfuhr sie manche Erweiterung und schaut jetzt von der Höhe als ein schmuckes Kirchlein hernieder auf das Dorf. o SM,«»-«» Dresdner Brief. Lin Morgen im Großen Garten. O ihr Bequemen, die ihr bis in den halben Vormittag im Bett liegt und auch ihr Geschäftigen, die ihr nur an schnödes Geld denkt und dem Mammon nachjagt in engen, öden Straßen, in dumpfen Läden und Büros, im lärmvollen Börsensaal, welch herrlicher Genuß entgeht euch an jedem Frühlingsmorgen! Könnt ihr nicht ein Stündchen eher den Schlaf abschütteln, um auf kurzem Wege oder für wenige Pfennige mit der Straßenbahn einen Abstecher nach dem Großen Garten zu unternehmen, um euch die Lungen mit Luft, die Seele mit Sonnenschein zu füllen? Wahrlich, viel weniger Bosheit, Falschheit, Geldgier und Ichsucht gäbe es, wenn ihr meinem Rat folgtet! Kirchenstill ist es in den großen Alleen unter dem Dach der weit verästelten Bäume, in den gewundenen Wegen, an den stillen Seen. Schmelzend nur tönt der Amsel Lied und fröhlich das Trillern des Finken. Aber auch andere Vögel sind wach, unzählig in ihren Arten, wenig vertraut mit den Menschen. Gurrend sitzt di« wilde Taube auf hohem Baum, das huscht und fliegt und trägt Wolle und Reiser zusammen zum künstlichen Nestbau, das pickt und hüpft und zerrt lange Regenwürmer aus taufeuchtem Rasengrund. Noch mißfarben sind die Wiesen, die uns im Sommer durch ihr herrliches Grün erfreuen, nur hier und da steckt ein vorwitzig Blättlein den Kopf hervor. Doch ahnungsvoll, neues Sprießen ver kündend, webt es zwischen den Bäumen von glänzenden Knospen, die des Aufspringens harren. Es glitzert und sprüht auf jeder Welle des Carola- Sees und des Paläisteiches von schrägen Sonnenstrahlen. Blau spiegelt sich der Himmel im klaren Wasser und leise ziehen Schwäne ihre Bahn. Auf den Wegen ist es einsam, kaum ein Spaziergänger ist zu sehen, nur ein junges Paar kommt auf blitzendem Stahlroß einher, ihr fröhliches Lachen schallt mir schon von weitem entgegen und paßt so gut in den lachenden Morgen, zu dem Gurren der Tauben über mir. Wo die Laubbüume dicht stehen und feuchter Wald boden den kaum erst geschmolzenen Schnee langsam versickern läßt, stehen gebückt zwei alte Weiblein, eifrig beschäftigt, die welken Buchenblätter zusammenzuraffen. Ob wohl die beiden Mütterchen bei ihrer Arbeit die Schönheit ringsumher empfin den ? Ich glaube wohl, denn anfatmend richtet sich die eine auf, schaut umher und schmunzelt. „Scheener Morchen Helte!" ruft sie mir zu und ich lächle zurück und winke und drehe mich noch einmal um, jo daß auch das andere Weiblein auf schaut und erstaunt den Kopf schüttelt. „Wegen uns Alten", denkt sie wohl. Aber mir geht es wie dem Franzosen in Raimunds „Verschwender", ich stehe still und „bewundre die Natur" auch in dieser armseligen Menschenruine. Noch sind die vielen Ruhebänke an den breiteren Stra ßen wie auch an still verschwiegenen Plätzchen leer, denn die Lust ist kühl und der lachende Morgen den Liebespaaren zu neckisch. Die kommen erst gegen Abend heraus, verzögern das Heimgehen bis zur Dunkelheit, wo sie noch gar zu gern die Sitzgelegenheiten des Großen Gartens unsicher machen. „Frisch gestrichen", ist an mancher der Bänke zu lesen. Wehe euch, wenn ihr im Dunkeln das Plakat nicht beachtet! Die