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-ir 37 Bultnitzer Wochenblatt. — Donnerstag, ven 31. März 1910 Seit« 3. Händen. Auch die hier lebenden europäischen Kaufleute erwarten nunmehr eine stetige und gesunde Entwickelung des Landes und haben Vertrauen zu der jetztigen Re gierung. Miigelndt WmMWM Ler MWen - — NiHM 82K. Dresden, 30. März. Der Bezirksverein König reich Sachsen des deutschen Fleischerverbandes hat an die Sächsische Staatsregierung eine Eingabe gerichtet, in der die mangelnde Leistungsfähigkeit der sächsischen Vieh zucht nachzuweisen versucht und vorgeschlagen wird, frei willig auf die Erhebung der Schlachtsteuer zu verzichten, um eine geregelte Fleischversorgung der Bevölkerung zu nicht zu hohen Preisen zu ermöglichen. Die Eingabe geht von folgenden Gesichtspunkten aus: Die sächsische Rindviehzucht fei feit dem vorigen Jahre abermals erheb lich gesunken, während der Schweinebestand eine nur verhältnismäßig geringe Vermehrung erfahren habe und der Schafbestand ständig weiter abnehme. Der Anteil der sächsischen Viehwirtschaft an der Versorgung des Konsums werde mithin offenbar immer geringer. Die Zahlen der Schlachtviehversicherungsanstalt zeigten dies deutlich. Während im Jahre 1902 noch 150000 säch sische Rinder geschlachtet wurden, sank die Zahl im Jahre 1908 auf unter 140000. Vorübergehend stellte sie sich im Jahre 1905 sogar auf nur 133 600. Dabei sei es besonders beklagenswert, daß der Gesundheitszustand der sächsischen Viehzucht auf einem fo tiefen Niveau stehe, daß sie die Aufmerksamkeit aller Sachverständigen heraussor- dere. Beanstandung der versicherten männlichen Rinder sei von 1,98°/» im Jahre 1900 auf 4,61°/, im Jahre 1908 gestiegen, bei weiblichen Rindern von 8,39°/» bis auf 14,69°/» im Jahre 1905, und bei Schweinen von 0,92«/» auf 2,09°/» im Jahre 1906. Stelle man die sächsischen Ergebnisse den Durchschnitts verhältnissen des Reiches gegenüber, so ergebe sich ein erschreckendes Bild. Der Prozentsatz der tuberkulösen Rinder sei von 1901 bis 1907 von 29,39 auf 38,09°/» sbei Kühen sogar aus ca. 44°/»), bei Schwei-en von 3,79 auf 5,41°/» in 1906 und 5,07°/, in 1908 gestiegen. ES sei geradezu als Notwendigkeit zu bezeichnen, den sächsi schen Viehstand in gesundheitlicher Beziehung zu heben und zwar, wenn nicht anders möglich durch regierungs seitigen Zwang verseuchte Ställe oder Gehöfte durch Abschlachtung des verseuchten Wehes und Desinfizierung verseuchter Ställe und sonstiger Räume. Auch dieVerwendung nichteinwandfreier Futtermittel dürfte zu verhindern, bez. zu verbieten sein. — Ebenso dringend sei es notwendig, den Fleischkonsum mit neuen Belastun gen zu verschonen. Die in Preußen eingeführte Neure gelung des NotierungswesenS mit dem Wiegezwang für einen erheblichen Teil des Auftriebs habe für die Preis notierung gar keinen praktischen Wert, wie die Erfah rungen in Preußen längst erwiesen haben. Sie belasten aber den Fleischkonsum mit direkten Gebühren und indi rekter Verteuerung, weshalb von ihrer Durchführung noch mals entschieden abzuraten sei. Da alle das Vieh und Fleisch belastenden Gebühren im Verkaufspreis schließlich zum Ausdruck kommen müssen, sei in jeder Hinsicht Wert darauf zu legen, daß an Gebühren nicht mehr als das absolut notwendige Maß erhoben werden. Eine Anzahl städtischer Schlacht- und Viehhöfe werfe aber eine erheb liche Rente für die Stadtkasfe ab, was sich mit dem ge setzlichen Zwang, diese Anlagen zu benutzen und den Zweck ihrer Einrichtung als sanitäre Wohlfahrtsanstalten, sehr schlecht vereinigen lasse. Es sei auch für das König reich Sachsen zu erwägen, durch eine Novelle zum Schlacht hausgesetz vom 11. Juli 1876 den Schlacht und Viehhö fen Rentabilitätsgrenzen zu ziehen. — Schließlich wird noch bemerkt, es sei leider anzunehmen, daß die Vich und Fleischpreise ständig verhältnismäßig hoch bleiben werden; da aber das Fleisch zu einem der wichtigsten Volksnahrungsmittel rechne, wäre es sehr zu begrüßen, wenn die Kgl. Sächs. Staatsregierung ihr Einsehen da durch bekunde, daß sie freiwillig auf die Erhebung der Schlachtsteuer verzichte; zum wenigsten sollte die Schlacht steuer aus Kälber und Schweine beseitigt werden. — Man darf gespannt sein, wie sich die Regierung zu die ser Eingabe der sächsischen Fleischer stellen wird. 6us aller Welt. Mühlheim, (Rhein.) 30. März. (Zur Eisenbahn- katastrophe.) Zur Eisenbahnkatastrophe wird noch ge- meldet: Der dritte Wagen fuhr durch den vierten durch und durch. Er rasierte ihn zu Trümmern und Split tern von den: Waacngestell herab. In diesem Wagen konnte kaum einer mit dem Leben davonkommen. Der fünfte und siebente Wagen sind nur wenig beschädigt; die Wagen waren sämtlich dritter Klasse. Tot sind 19 Personen, 25 tödlich verletzt und eine größere Anzahl leichter verwundet. Letztere wurden in die Krankenhäu ser Mühlheim, Deutz und Köln überführt. Der Expreß zug blieb fast ganz unbeschädigt und konnte nach Köln weiterfahren. Einige Passagiere haben leichtere Verletz ungen erlitten. — Im hiesigen Krankenhause liegen 7 Tote und in der Leichenhalle 13 Tote. Im Kranken hause befinden sich ferner etwa 30 Verletzte darunter 20 Schwerverletzte, im Hospital befinden sich 7 Verletzte, da runter 4 Schwerverletzte. Ob bei dem Unglück Zivilper sonen verunglückt sind, konnte bisher noch nicht festge- stellt werden. Unter den Verletzten befindet sich auch ein Bahnbeamter. — Der von Düsseldorf kommende Mili tärzug hatte Haltesignal und durste in den Bahnhof nicht einfahren. Ob der Expreßzug, der in einer Flach kurve ankam, auch Haltesignal hatte, ist nicht zu erfah ren. Die Lokomotive fuhr bis in die Hälfte des letzten Wagens und bildete mit diesem eine kompakte Masse, die nur mühsam von Lokomotiven auseinandergezogen werden konnte. Der letzte Wagen ist zur Hälfte zer trümmert. Die darauf befindlichen Militärpersonen muß ten durch das Dach, das abgehauen werden mußte, her ausgezogen werden. Der zweit etzie Wagen blieb ziem lich unbeschädigt. Wien, 30. März. (Schneestürme.) Aus allen Teilen Oesterreichs und Ungarns werden starke Schnee stürme gemeldet. Dieselben richten an den Obstkulturen großen Schaden an. In Wien schneit es seit heute früh ununterbrochen. Budapest, 29. März. (Die Opfer der Brand katastrophe.) Den letzten autentischen Meldungen zu folge ist der Brand in Oetkörito nicht durch Brandstif tung, sondern durch die Explosion zweier Petroleumlam pen verursacht. — Die Zahl der Toten beläuft sich auf 325, doch dürfte sich diese Zahl infolge des mehr als be denklichen Zustandes vieler Verletzter auf 330 bis 335 erhöhen. — Fast alle Mädchen aus Oetkörito sind den Flammen zum Opfer gefallen. Auch bie beiden dienst tuenden Gendarmen sind verbrannt, desgl. 5 Soldaten, die mit Urlaub nach Hause gekommen waren. Aus den Ortschaften der Umgebung eilen verzweifelte Einwohner herbei, um ihre Angehörigen zu agnoszieren. Die Lei chen, deren Jtendität nicht festzustellen ist, werden in ein gemeinsames Grab gelegt, während die anderen in ein fache schwarze Särge gelegt und ihren Angehörigen auS- gefolgt werden. — Aus Szatmar wurden gestern nach mittag 360 Särge nach Oetkörito gebracht vor der Ge meinde steht eine große Wagenburg. Aus allen umlie genden Ortschaften sind Leidtragende herbeigekommen, die sich nach ihren Angehörigen erkundigen. In vielen Häu sern sind nur kleine Kinder und ganz alte Frauen am Leben geblieben, die Kinder wurden von der Behörde in Obhut genommen. Auf dem Schauplatze des Brandes spielen sich ergreifende Szenen ab. Die Angehörigen gehen die Reihen der verkohlten Leichname ab, und su chen festzustellen, welche die Ihren sind. Budapest, 30. März. (Die schuldfreie Luise.) Der Rechtsanwalt der Prinzessin Luise von Visontai be friedigte sämtliche Gläubiger der Prinzessin Luise. Die Prozeßangelegenheiten bezüglich der Schulden derselben sind somit geschlichtet. Salzburg, 39. März. (Verhaftung.) Großes Aufsehen erregt hier die Verhaftung des Freiherrn Lud wig von Poschinger, des Sohnes des ehemaligen Statt halters von Niederösterreich. Derselbe wird beschuldigt, Betrügereien in Höhe von 150000 M. begangen zu ha ben. Auch soll er sich der Bigamie schuldig gemacht haben. Rom, 30. März. Der Ausbruch des AetnaS nimmt einen immer beängstigenderen Umfang an. Die neuen Krater haben sich bedeutend erweitert und von allen Sei ten dringen aus dem Innern flüssige Lavamassen hervor. Der angerichtete Schaden nimmt den Umfang einer Ka tastrophe an. Der Aschenregen sowie die ausgeworfenen Steine erreichen bereits das Meer. Madrid, 30. März. (Diebstahl.) Wir aus Se villa berichtet wird, ist der Herzog von Orleans von Ta schendieben bestohlen worden. Sie entwendeten ihm während der letzten Festlichkeiten seine Uhr, Uhrkette, ver schiedene Ordensabzeichen sowie seinen Paß. Dem Be gleiter des Herzogs von Orleans sind ebenfalls verschie dene Wertgegenstände gestohlen worden. Von vor LuttscbMabrt. Innsbruck, 29. März. Gestern Nacht ist auf einer Alpe beim Villfrattenertal ein von vier Herren besetzter Ballon aus Dresden gelandet. Er wurde mit Hilfe von Bauern geborgen. Torok-Kanizsa, 29. März. Ein Ballon des Dresdner Luftschiffoereins ist gestern mit zwei Insassen hier glatt gelandet. Drei weitere Ballons von demselben Verein, welche ebenfalls über Torok-Kanizsa hinwegflogen, haben die Richtung nach Rumänien genommen. Die Ballons sind sämtlich Teilnehmer an einer Fernfahrt, als deren Ziel das Schwarze Meer angesehen wird. Budapest, 30. März. In Bukuvatz bei Semlin ist der deutsche Ballon „Hamburg" mit dem Oberpostsekretär Bloch und Professor Biller, Halle, gelandet. Ballon und Insassen wurden vorläufig von den Behörden zurück gehaltem Neueste direkte Meldungen von Hirsch's Telegraphischen Bureau. Mühlheim a. Ruhr, 31. Mürz. Nach amtlichen Fest- stellungen wurden bei dem gestrigen Zusammenstoß des Luxuszuges Nr. 174 mit dem Milstärurlauberzug Nr. 40 von den Militärpersonen 19 getötet und 43 mehr oder minder schwer verletzt. Der Oberkellner des LuxuSzugeS hat eine Kopfverletzung erhalten. Das Unglück ereignete sich in der Nähe der Ueberführung an der Gladbacher Straße etwa 7—800 Meter vom Bahnhof Mühlheim ent fernt. Der von Düsseldorf kommende Militärzug hatte das Haltesignal und durfte nicht in den Bahnhof ein fahren. Der Luxuszug hatte indessen sein Haltesignal überfahren und so kam das Unglück zustande. Beide Züge bohrten sich ineinander und bildeten nur eine Masse, von der im Augenblick nichts zu unterscheiden war. Die letzten Wagen des Militärzuges wurden vollständig zer trümmert, in welchen sich nur Militärpersonen befanden. Der dritte Wagen bohrte sich völlig in den vierten ein und scheint in diesem Wagen niemand mit dem Leben davongekommen zu sein. Von dem Personal des Militär zuges ist auch ein Schaffner schwer verletzt worden. Minister Breitenbach verhörte persönlich an der Unglücks stelle das Lokomotiv- und Stellwerkspersonal und er stattete dem Kaiser telegraphisch Bericht. Köln, 31. März. Die bei dem Eisenbahnunglück ge töteten und verletzten Soldaten gehören den Infanterie- Regimentern Nr. 144, 154, 98 und 30 an, die in Metz in Garnison liegen. Das 7. Pionierbataillon ist mit den Aufräumungsarbeiten beschäftigt. Auf eine Anfrage bei dem Eisenbahnministerium wird mitgeteilt, daß die Schuld an dem Unglück wahrscheinlich den Führer der Luxuszuges treffe, der das Haltesignal überfahren hat und dadurch auf den Militärzug lossteuerte. Die Bergung der Toten und Verletzten gestaltete sich äußerst schwierig; besonders in den ineinandergeschobenen Wagen machten die Versuche, in diese einzudringen, unüberwindliche Schwierigkeiten. ES bedurfte stundenlanger Arbeit, ehe man die Personen befreien konnte. Gestern abend tra fen bereits aus Westfalen zahlreiche Familien in Mühl heim ein und erkundigten sich nach ihren Angehörigen. Der Gouverneur von Köln weilte ebenfalls an der Un glücksstätte und besuchte die im Hospital liegenden schwer verletzten Soldaten. Sämtliche in der Richtung nach Köln fahrende Züge erlitten Verspätungen. Dünkirchen, 3 s. März. Lür die auf heute angesetzte Aussperrung der Dockarbeiter sind umfassende Vorsichtsmaß regeln getroffen worden. Zwei Schwadronen des 6. reitenden Jägerregiments, sowie 50 Gendarmen aus kille sind nachts nach Dünkirchen abgegangen. Man befürchtet ernste Zwischen fälle. Wien, 31. März. Kaiser Wilhelm hat an Kaiser Franz Josef anläßlich des entsetzlichen Brandunglücks in Oekörito ein Beileidstelegramm gesandt. — In Oekörito wurden gestern die letzten Toten begraben Rom, 31. März. Das Kabinett Lucatti ist nunmehc gebildet. In das neue Kabinett treten drei Freunde GiolettiS, zwei Radikale, ein Mitglied der demokratischen Linken und drei Mitglieder der Rechten ein. KriegS- minister Singarti behält sein Portefeuille Das Martne- ministerium übernimmt Admiral Leonhard. Paris, 3s. März. „Echo de Paris" meldet aus Rom: Auf der Lonsulta ist bis jetzt kein Telegramm eingetroffen, welches den Tod Kaiser Meneliks bestätigt. Auch wird her vorgehoben, daß bis jetzt kein bestätigendes Telegramm von irgend einem Korrespondenten eines italienischen Blattes aus der abessinischen Hauptstadt eingetroffen ist. Man glaubt daher, daß die Nachricht vom Tode Meneliks wieder ein mal verfrüht ist. /WguskAukMdrllkLiMck Merles e Forstes isknsclliM DeuMblsnös. - Ubei-reügenäiesiUM^ üie müMMe libtMüe.I such Wer KÄfebcec-öe-s mssebmen, llbcen etc. Kostenlos von (len oeutsrfilsnlj kMi-sü-HkekMn für die Dresdner Nachrichten, Dresdner Neueste Nachrichten Dresdner Rundschau, Leipziger Neueste Nachrichten befindet sich jetzt Langestr.3,Manfardenwohn. Bernh. Krüger, Herrsnkleidermacher. MmpEx-kss-km, von Lsrgmann 8- Oo. in ltaüebeul bestes ksvpkwssser, verkmNert Lus- sllen, Spalten unä Oramveräen Hume unä beseitigt alle Kopisekuppeu. L plsscbe 1.25 blarlr bei Kax senkcb, Lent r-U - vroxerie. 8i6»en-6e8uo!ie. Suche für meinen 15j. Sohn mit bes. Vorbildung für praktische Kon- torarbeiten in einem kaufmännisch. Geschäft (am liebst. 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