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Nr. 122. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 15. Oktober 1910. Seite 6. GLAMMtzG-MMEEGMUKGr in allen Größen, sowie »Ainllivkv empfiehlt Bolins Zckornslein ist das beste Mittel §e§en dos Ducken cier Oken und klerde. Oauernd Zute >VirkunASweise, lOjäkr. Oarantie kür Haltbarkeit laut Prospekt. 450000 Stück vorkaukt. krnrt Süfgi?« kselif., ink.: 4 k. Mei't. Zeiäensloste in grösster ^uswakl u. solicien Qualitäten ru billigsten Preisen. ^ARlLiLsLsoL«sL«, ^,A5a°i Dresden, rn lj«? r, M M 1. ktsgv. Grösstes Sammet- und Seidenlager in Sachsen. kill». KMtlW MliiutiiM vfDIri 8qP« 88^ Lpoir» m!t ULF -4»» würre stets erst beim Ln- UU « I L 8. riebt«,, »ickt Mlckocksn! Kestens empkoklen vo» U.. Okorner Strasse 2». 1^1^661 Lick. ZorkksrSt, 4iLUZ68trL886 24 empfiehlt sein großes Lager in Hit«» mü ßüt^i für Herren und Knaben. IM« UeMtö»! Sllligste krsiss! Freundlich möbel. Zimmer 1. November zu vermieten. Näh. Bischofswerdaer Str 213 n, I. Etg. 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I-Mw- kit°»n°rii,°r. „^uimiüsnüülls" U..M„" Bosenberg (Oberpkalr) u. Zwickau l. 8. Vl^egen Okkerte wende man sick an die bekannten Verkauksstellen oder direkt an die vorgenannten Pinnen. UW°° Litte 2U döLedteo! Meine Wohnung befindet sich nicht mehr Kamenzer Str., sondern ^kLKU«rt8tl«»88« L7S I Knepps, bei Herrn Stellmachermeister k>8m«I. Pul»nit2l. Lcjus^ Klsikislüsk. M MEM f^iscksm, KSkockism Obst, MMlI ein§sm3Qk1sn ^ücNIen, lUlls Oslos unci iVIscmelscje, LURlU ^zuoktsäftsn slisc sckmeckt lln. Vvlksn's puillling vorrüglicb. Vr. OetÜLvr^s kuääiuKpuIvsr erkält einen ^usLtr von pkospborsaurem Kalk und wird dadurck ein kervorragendes knockenbildendes blak- rungsmittel kür Kinder. Der Urinz HemochL. Roman von Henriette v. Meerheim b. 1 (Nachdruck verboten.) Eiste» Kapisel. .Wir wollten doch auf di« Jagd gehen, Jung«!* D«r alt« Herr v. Suchow stieß die Tür, di« zu dem Zim- mer seine» Sohne» führte, heftig auf und schrie dem behaglich auf dem breiten Diman Hingestreckten die Wort« zu. .Komm nur Herrin, Papa! Mach dir'« bequm — hier» bitte!* sagte Georg v. Stechow, hob kaum den Kopf «in wenig von den buntseidenen Kiffen, auf denen er lag, und rollte mit lässig aulgestreckter Hand einen juchtenledernen Klubsessel dem Vater näher. Der alte Herr lehnte sein Gewehr vorsichtig in die Ecke. Erst blieb er unschlüssig vor dem Sola stehen, dann nahm er, auf eine erneut« Handbewegung de» Sohne» hin, wirklich auf dem tiefen Sessel Platz. Seine gewichtige Person versank in den weichen Polstern, seinem breiten Rücken bot di« ni«drig« Lehn« wenig Halt. .Verwünschte» Möbel!" schalt er. .Na — üb-rhaupt^di« ganze Einrichtung hier! Konntest du nicht noch wahnsinnigere» Zeug zusammensuchen?" .Etwa» Stilvolle«», mir Behaglichere» jedenfall« nicht.* Dabei stieß Georg eine leichte blaue Rauchwolke au» dem Mund. Mit mattem Wohlgefallen sah er an den ebenmäßig blaßgrün gestrichenen Wänden hoch, von denen sich die eigenartigen Klin- gerschen Radierungen in ihren roten Mahagonirahmen Wirkung»« voll abhoben. Auf dem Hol,paneel, da» sich an den Zimmer- Wänden entlang zog, standen Tonabgüsie klassischer Statuen, da zwischen einige zart abgetönte Tanagrarfiguren und ein paar pompejanische Vasen, au» denen leuchtendgelbe Narzissen mit spitzgrünen Blättern herau»wuchsen. Bücher, Mappen mit Kup ferstichen, Aquarellskizzen bedecken die Tische, zerstreuten sich so gar über die Sessel, die teil« mit Leder überzogen waren, teil» nur mit lose darüber geworfenen Teppichen behangen waren, Die übrigen Möbel, ein breiter offener Diplomatentisch, «in großer Schrank, der auf kunstvoll gewundenen Säulen stand, waren au» olivengrün gebeiztem Hol, gearbeitet, dessen Maserung wie zartblaue Adern durchschimmerte. „Stilvoll!* wiederholte der alte Stechow brummig. .Da« Wort ist mir direkt verhaßt. Gemütlich will ich'« haben, nicht stilvoll. Uebrigen« heißt ihr modernen Leute von heutzutage alle« stilvoll, wa» vernünftige Menschen verdreht nennen. Und diese Möbel paffen in unser alte» einfache» Hau» wie die Faust auf» Auge.* .Wa» hat dir denn die Laun« so arg verdorben, Herr Papa?* .Viele». Ersten» da» miserabel« Hundew«tter —* .Bei dem du auf dir Jagd gehen wolltest?* „Ich kann nicht den ganzen Tag auf dem Sofa herumlie gen und nicht» tun, wie —' .Bitte sehr — ich arbeitete." Der alte St«chow lacht« spöttisch auf. Er str«ist« di« schlanke, lang ««»gestreckte Gestalt seine» Sohne» trotzdem mit wohlgefäl ligem Blick. Schlank und biegsam war der Bengel wie eine Weidegerte — dazu der schmal« Raffekopf mit den feingeschnit- tenen Zügen, den großen braunen Augen, die so schläfrig blin zelten, aber doch adlerscharf sehen konnten und selten ihr Ziel fehlten, wenn der junge Herr nach der Scheibe schoß oder seinen Vater wirklich einmal auf seinen weiten Birschwrgen begleitete. .Du glaubst wohl, daß man nur arbeitet, Papa, wenn man Holz hackt, einen Gaul müdereitet oder knietief im Acker herum stampft, um irgend einen armen Hasen vom Leben zum Tod zu befördern?* .Jedenfall» ist da« eine nützlichere Beschäftigung, wie die halben Tage sich auf dem Sofagherumzuwälzen und Zigaretten zu rauchen.* .Nergern wir un« nicht unnötig Papa. Ich sagte dir be reit«, daß ich arbeitete — auf meine Weise allerding«. Ich dachte Kopfarbeit ist oft viel anstrengender al« Handarbeit.* Stechow zuckte nur die Achseln. Seine derbe, vierschrötige Gestalt in der alten verschossenen Jagdjoppe bot «inen grellen Gegensatz zu der eleganten Erscheinung de« Sohne«. „Wenn du also .auggedacht" hast, könnten wir wohl gehen,* schlug er vor. An den Fensterscheiben sickerten immer noch dir Regentrop fen herunter. Die kahlen Bäume im Garte» schlugen klatschend mit den nassen Zweigen zusammen. .Wir machen ja mehr Flurschaden, al» die Geschichte wert ist,* entgegnete Georg und gähnt- verstohlen dnrch seine feine Nase. Im stillen hoffte er, der Vat«r würde ihn nun in Ruhe lassen oder allein seiner Jagdpafsion frönen. Der alte Stechow sah al« guter Landwirt auch die Berech tigung de« Einwand« rin. Er blirb mit einem Seufzer der Enttäuschung sitzen und beschloß, den doch einmal gründlich ver regneten Tag noch mit einer unangenehmen Autsprache, die ihm schon lange auf der Seele lag, entgültig zu verderben. Er wußte aber nicht recht, wie rr e» anfangen sollte, ohne mit der Tür in« Hau« zu fallen. Er begann also, «inen selbst komponierten Marsch zu pfeifen, dessen merkwürdig« Töne an den reizbaren Nerven seine« Sohne« rissen und zerrten. .Hör auf, Papa!* bat endlich Georg gequält. .Steck dir lieber 'n« Zigarre an.' ,Wa« ist denn lo« ?* Der Alte sah ganz verwundert in Georg« verstimmte« Gesicht. Er war sich keiner Schuld bewußt, denn er erriet niemal«, womit er seine reizbare Frau und den nervösen Sohn so oft folterte. ,Du wolltest mir etwa« sagen," fuhr Georg schnell fori, UM di« Wi«d«rholung de» Marsche» zu verhindern. Gewiß wolltest du mir «in« R-d« über zu viel«» Geldautgeben halten oder dem ähnliche« — ist'« nicht so?" .Kannst nicht Übel raten, Junker." Stechow legte da« ge löste Deckblatt einer etwa« feucht gewordenen Zigarre umständ lich fest. .Also da» alt« Thema wieder!' Georg ließ sich resigniert in die Kiffen zurückfallen. .Da» dauert lang«, da» kenn« ich! Dabei mach ich'« mir lieber bequem.* „Da« tust du überhaupt gründlich mein Freundchen," „Seit einigen Monate» h'«r — ja. Du wolltest durchau«, daß ich herkam, um deinem Mündel, der reichsten Parti« de« ganzrn wohllöblichen Hasellande«, den Hof zu machen.* „Aber weiter bist du immer noch nicht gekommen!" .Wie weit soll ich denn kommen?' »Zur Heirat — du Dummbart!' platzt« der alt« St«chow herau«. Er warf di« ang«raucht« Zigarr«, di« «in«n unangr»«h- men Geruch verbreitete, weil st« nur schwelte und nicht ordent lich brannte, nach einigen saugenden Zügen mit einer Verwün schung in den stilvollen Aschebecher, Ser in Gestalt eine» aufrecht fitzenden Frosche» bereitwillig sein breite» Maul aufsperrte. »Ich — und heiraten! Georg lacht« laut auf. .Da wüßte ich wirklich nicht, wer mir bei dem Unternehmen mehr leid täte — ich oder meine Frau." .Warum? Du bist ein hübscher, frischer Junge, wenn'» auch manchmal bei dir rappelt. Eine vernünftige Frau bringt da» schon herau». Und wenn du erst auf deinem eigenen Grund und Boden sitzest al« Schloßherr von Lehmin, so wirst du all deine Schrullen von Kunst, Malerei, Dichte» und so weiter bald vergessen. .Da« wäre traurig, wenn meine Liebe für die Kunst auf so schwachen Füßen stände." »Kunst — dumme« Zeug! Da« bißchen Pinseln und Schreiben!* .Da» wird sich in der Praxi« zeigen, ob mein Talent klein oder groß ist. Professor Ohlhardt soll kein Blatt vor den Mund nehmen und Schüler, di« ihm nicht zusagen srhr bald au» seinem Atelier hrraulbesördern." „Hast du den verrückten Gedanken, in Pari« Maluntericht zu nehmen, noch immer nicht aufgegeben? Wenn durchau« ge malt werden muß, kannst du r« doch auch in Deutschland tun. .Gewiß — aber mir sagt Othardi« Methode besonder« zu. Ich halte viel von seinem Können. Vorigen Sommer lernte ich ihn in Tirol kennen. Er ist süddeutscher, aber er schwärmt von den Kunstschätzen der Louvre. Hauptsächlich um Venen nahe zu sein, hat rr sich sei» Atelier und «in« Kunstschul« in Pari« eingerichtet. Uebrigen« will ich auch nicht allein de« Maler« wegen nach Pari« gehen." (Fortsetzung folgt.)