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Pulsnitzer MckendlaN Donnerstag, 7. Juki MV 62. Jahrgang gewiß, Sie «ton ent» meinte da» macht, für 3. Dresden. (Wieviel Zeitungen und Zeit schriften erscheinen in Sachsen?) Nach dem Stande vom 1. Januar 1910 erschienen im Königreich Sachsen insgesamt 832 Zeitungen und Zeitschriften, von welchen 137 wöchentlich 6 mal, 121 3 mal, 39 2 mal, 160 1 mal, 14 monatlich 3 oder 4 mal, 127 2 mal oder alle 14 Tage, 187 1 mal und 47 weniger als monatlich oder unbe stimmt erscheinen. Unter diesen 832 Zeitungen befinden sich 300 politische Blätter und zwar in der KretShaupt- Mannschaft Bautzen 47, Chemnitz 53, Dresden 77, Leipzig 64, Zwickau 59. 109 Zeitschriften behandeln allein Berg, bau, Industrie, Gewerbe und Technik, 52 Heilkunde, Ge- sundheitS- und Krankenpflege, 50 Kunst, und Wissenschaft, 31 Erziehung und Unterricht, 28 Land- und Forstwirt- schäft, Gartenbau und Tierzucht, 13 Sport und Touristik, 14 Rechtspflege, Verwaltung und Volkswirtschaft. 8. Kötzschenbroda, 5. Juli. (Anhänglichkeit.) Die Prinzessin Eitel Friedrich von Preußen stattete am Mon tag ihrer alten Erzieherin am oldenburgischen Hofe, Fräu lein von Prittwitz im Luisenstist in Niederlößnitz einen Besuch ab. Sie sind doch wohl eine Freundin der Signora?' »Ich — nein, ich bin ja bloß die Köchin", Mädchen, dem e» anzumerken war, wie stolz «» fie die Freundin der Signora gehalten zu werden. „Ach? Wall Sie sagen! Ich dachte ganz unv Sücdslsckss. die Erhebung von Schiff. Ml deutschen Flüssen wird, wie Weite mitteilt, dem Reichstage W^ierung als erste Gesetzesvor lage nach den Ferien zur Beratung zugehen. Die Reichs, regierung will sich vorerst mit den großen Parteien in Verbindung setzen, um eine schnelle Gesetzwerdung des Gesetzes herbeizuführen. Man hofft, die Zustimmung Oesterreichs und Hollands bis spätestens Frühjahr 1911 zu erreichen. — Die verschiedenen größeren und kleineren Orga nisationen des Handwerks erstreben zur Beseitigung ver schiedener Mißstände und zur Hebung des Ansehens ihrer Gewerbe in neuerer Zeit immer energischer eine gewisse Einschränkung der Gewerbesreiheit, insbesondere die Beseitigung der gegenwärtigen sehr leichten Erlang- barkeit des Gewerbescheines. Neuerdings hat sich, wie man hierzu schreibt, der Verband der selbständigen Bild hauer, Stukkateure und Gipser Deutschlands an die Spitze dieser Bewegung gestellt und beschlossen, der ReichSregie- rung, den Gewerbekammern und den Gewerbeämtern eine entsprechende Denkschrift zu unterbreiten. Hierbei haben sich verschiedene Organisationen bereits angeschlossen. In Sachsen außer einigen Innungen u. a. auch der Jnnungs- ausschuß zu Leipzig. Den Ausführungen der Denkschrift sollen die folgenden, vom Obermeister der Bildhauer- Innung zu Leipzig, Rudolf Cöllen, aufgestellten Leitsätze zugrunde gelegt werden: 1. So sehr die Folgen der grundsätzlichen Anerkennung der Freizügigkeit, der Zoll- und Handelsfreiheit durch die Gesetzgebung als segens reiche anzuerkennen sind, so wenig ist es berechtigt, die Gewerbefreiheit, wie sie seit 1868 in der Gewerbeordnung gegeben ist, als etwas Unantastbares zu betrachten. 2. In demselben Maße, wie durch Beibehaltung der Grundsätze die Zoll- und Handelsfreiheit eine den fortschreitenden Verhältnissen entsprechende Aenderung erfahren hat, muß auch die Gewerbefreiheit, die unbestreitbar zur Gewerbe- zügellosigkeit ausgeartet ist, bei aller Wahrung ihres Prinzips einer die Auswüchse beseitigenden Reform unter zogen werden. 3. Das, was von der Gewerbesreiheit er wartet wurde, die Verbilligung der Produkte und die Be- seitigung der Schranken gegen eine individuelle Betäti gung, ist nicht überall und nicht in dem Maße eingetre ten, wie ihre verheerenden Folgen. Einerseits verhindern die erzwungenen hohen Löhne in den Handelsbetrieben eine Verbilligung der Erzeugnisse, anderseits ermöglicht es der für wenige Pfennige zu erlangende Gewerbeschein fachlich und moralisch völlig ungeeigneten Leuten durch ein gewissenloses GeschästSgebahren dem ehrlichen Hand werker nicht nur das Fortkommen zu erschweren, sondern es vollkommen zu vereiteln. 4. Soll daS Handwerk als wesentlicher Bestandteil des Mittelstandes erhalten blei ben, soll es sich deshalb ferner mit ehrlichem Gewissen der Heranbildung des Nachwuchses unterziehen, dann muß es, wie auch andere Stände, die Möglichkeit haben, das Eindringen Unberufener in seine Reihen zu verhindern. ES muß sich jener erwehren können, die weder Willen noch Fähigkeit haben, die Pflichten des Berufes und die Wohlanständigkeit zu erfüllen. 5. Deshalb ist bet voller Aufrechterhaltung des Grundsatzes der Gewerbefreiheit zu verlangen, daß die fast kostenlose Erlangung des Gewerbe- scheines durch eine dem Werte des Gegenstandes entspre chende Gegenleistung ersetzt wird. Es sollen nicht weni- ger als 100 Mark zum selbständigen Betrieb eines ge- lernten Berufes gefordert werden. ' Weiter soll der Ge werbeschein nur an Personen gegeben werden, die im stande sind, Lehrlinge auszubilden und die Großjährigkeit, besitzen. plus aller Welt. Berlin, 5. Juli. (Vergiftung durch Gänse fleisch.) In Weißensee erkrankte die aus 3 Köpfen be- stehende Familie des Arbeiters Sommerfeld nach dem Genuß von Gänsefleisch schwer unter VergistungSerschei- nungen. Obwohl der Zustand der Erkrankten bedenklich ist, hoffen die Aerzte, sie am Leben zu erhalten. — Im Befinden der in der Irrenanstalt Kortau untergebrachten Frau v. Schönebeck-Weber ist eine plötz liche Wendung zum Besseren eingetreten. Lemberg, 6. Juli. (Die Lemberger Studenten unruhen.) Die hiesige Universität bleibt bis auf wet- tereS geschlossen, da neue Ausschreitungen befürchtet wer den. Wie auS Wien berichtet wird, herrscht unter den dortigen polnischen Abgeordneten eine erregte Stimmung, weil Getüchte verbreitet sind, daß der Justizminister eine besondere Untersuchungskommission nach Lemberg serkden will, die die Schuldigen der Ausschreitungen an der Uni- versität unparteiisch feststellen soll. Aachen, 6. Juli. (Zugszusammenstoß.) Der Per sonenzug 1114 von Bleiberg rutschte über das auf Halt zeigende Einfahrtssignal O hinaus und stieß heute früh 6 Uhr 25 Min. mit dem nach Aachen—Hauptbahnhos abgefahrenen holländischen Leerzüge 55 am KreuzungS- punkte km 46 zusammen. Soweit festgestellt, beläuft sich die Zahl der Schwerverletzten auf 8, während gegen 20 Per- sonen leichter verletzt wurden. Die Schwerverwundeten wurden dem Krankenhause zugeführt. DaS Fahrgleis von und nach Bleiberg ist gesperrt. Die Züge von und nach Aachen verkehren. Der Materialschaden ist ziemlich bedeutend. Die Strecke nach Bleiberg wird vor aussichtlich 6 Stunden gesperrt bleiben. Brüssel, 5. Juli. (Der millionenste Besucher.) Gestern ist der millionenste Besucher der Weltausstellung verzeichnet worden. Wien, 6. Juli. Wie verlautet, wird Hofrichter Ende dieser Woche unter starker Eskorte nach der Festung Arad überführt werden, um dort seine Strafe zu verbüßen. Hofrichter wird zu Arbeiten in der Kanzlei verwendet werden und täglich 8 Stunden Dienst haben. Paris, 6. Juli. Der Blitz bei einer Leichen- feier.) In der Kirche von Nantiat (Dep. Haute-Vienna) eLshofen. M. Kossak. Nachdruck verboten. Ä dem Kostüm ihr« Herrin dort beim Ankleiden M» AuSgänge zu unter« .Wsier in den „Kaiser« e» aber, daß man ihr dort alle« nett und Wt ihren Direktor B-ME'Wb zu geben, um Wr batie ihr nur ' Menn war durch MrrPiindlich mch sie eS ehedem M den ihm daraus Wuta hätte, wenn Konventionalstrafe so fügte sie MU^bcrdem nahm si- M trauernde Braut S'xM-Mchblicken, baß der . Mem Wege, der zu Sie trug ihm ' 7 - aus kosibV si-m WB c nehmen au Wahrer Trauer ^7 --- M I trug cS Wn Toten Sozialdemokratie unv Lanvarbeiter. Die sozialdemokratische Flut steigt. Auch dort, wo seither die natürlichen Dämme vor ihr sicheren Schutz zu bieten schienen. Seit . Jahr rind Tag mehren sich die Zeichen, daß die sozialdemokratische ' Agitation allmählich auch unter den Landarbeitern feste Wurzeln i zu schlagen beginnt. Noch im April vor zwei Jahren umfaßte die z sozialdemokratische Organisation in Ostpreußen nur fünf Land- l arbeiter. Schlesien zählte 7, Bayern 62, die beiden Mecklenburg 172 ländliche Arbeiter, die sich dem Fabrikarbeiter-Berband ange lschlossen hatten. Aber schon ein Jahr später, am 15. März 1909, »konnte der sozialdemokratische „Landbote" in Königsberg mitteilen, I „daß mehr als 4000 Mitglieder in allen Teilen Deutschlands, da- l runter mehrere Hundert in Ostpreußen, sich dem Landarbeiter- ß Verband angeschlossen hätten, und daß täglich neue Anmeldungen ? einliefen. Die Organisation mache andauernd Riesenfortschritte." Eielleicht klingen auch diese Zahlen manchem noch verhältnis- mäßig recht geringfügig. Indes wäre es ein verhängnisvoller Mahn, sich bei einem vermeintlich noch so bescheidenen Anfang nach wie vor der Sorglosigkeit zu überlassen, die mit Tatenlosigkeit - gleichbedeutend ist. Der von der sozialdemokratischen Landagitation bereits erzielte Erfolg, der zunächst zahlenmäßig noch nicht allzu sehr in die Wagschals zu fallen scheint, bedeutet in Wirklichkeit, daß die Umsturzpartei unter den Arbeitern auf dem Lande Boden » gefaßt hat. Für die Sozialdemokratie galt hier das Wort: Aller l Anfang ist schwer! Tatsächlich ist aber nun der schwere Anfang ' gemacht, und die folgende Arbeit, die bei weitem nicht mehr so schwer wie der Anfang sein wird, droht, Fortschritte zu zeitigen, die, wenn die Gegenarbeit in kaum mehr als Zuschauen und un tätigem Gewährenlassen besteht, schon bei den nächsten allgemeinen Reichstagswahlen furchtbare Ueberraschungen bringen könnte. Die eine Tatsache, daß sich die Landarbeiter der Beeinflussung durch umstürzlerische Wühlerei nicht mehr als unbedingt unzugäng lich erweisen, sagt bereits genug. Seit Jahren haben die Sozial demokraten mit ihren Versuchen, die Landarbeiter zu gewinnen, ! schon genug Erfahrungen gesammelt, um einzusehen, daß sich die s anders geartete Landbevölkerung nicht genau so behandeln läßt, f wie die Industriearbeiter. Wenn sie mit einer Behandlungsart j nichts erreichen, bemühen sie sich mit einer anderen. Sie verstehen z sich auf die opportunistische Taktik, die ja nach den Verhältnissen " wechselt. Wo die groben revolutionären Mittel zuerst versagen, wendet man ein vorsichtigeres Bearbeitungsverfahren an, das die letzten Ziele verschleiert oder vorläufig ganz außer acht läßt. Auf die Politik wird verzichtet, solange man mit den Versprechungen rein wirtschaftlicher Natur bessere Geschäfte erzielt. Sind die Land arbeiter nun erst einmal für Bestrebungen empfänglich geworden, die zwar scheinbar mit dem Umsturz nichts zu tun haben, sondern vorgeblich nur auf die Besserung ihrer Lage in den Grenzen der bestehenden Ordnung abzielen, aber der Zweifelsucht kräftig Vor schub leisten und allerwegen absprechende Auffassungen züchten, so kann von den Sozialdemokraten nach und nach weiter gegangen werden, bis in den Landarbeitern als Grundstimmung Unzufrie- . denbeit und Mißtrauen mit den gegebenen Verhältnissen erzeugt zweiten und abschließenden Teil der Wühlarbeit aus dieser Grundstimmung heraus die staatser- 7^ M^mnmgcn, die Königstreue, die Vaterlandsliebe und ins Wanken bringen. von unabsehbarem Verhängnis droht, wenn Massen der städtischen Lohnarbeiter -Wv zugesellen. Die Landrekruten sind der gute körperlich wie sittlich. Wird dieser Kern der Zuversicht der Boden entzogen, daß an H.-.-R e'-'W^ schließlich alle sozialdemokratischen Machtan- 7- Rettung ist nur noch möglich, wenn cmolratie für ihre gemeinsame Sache so Wdemalratie arbeitet, mit demselben A fge- - Mue ^oßaldemotratie einsetzt, mit der aäm- rschchtz r-ch KchtKi W^-rwilligkeit wie diese, mit dem unvermüst- -7 ^MZieg dessen, der sich um die Seele des a . Mt. Aber — ich darf da» Fräulein nicht unnötig aufhalten. Daher, um auf die Flitterrobe zurückzukommen — mein Chef meinte, die Signora hätte den Stoff nach einer Bluse aurgesucht, welche die Signora besitzt. Wissen Sie gar nicht» über die Sache, Fräulein — verzeihen Sie, ich weiß nicht Ihren geehrten Na men —" „Ich heiße Karoline Wetzel", gestand da» Mädchen, wie beschämt, daß sie keinen vornehmeren Namen führte al» „Karo- line". „So, so, Fräulein Lina Wetzel! Ein schöner Name, Lina! Die Frau Gräfin, bei deren Gemahl mein seliger Nater Gut»« schreib« war, hieß auch Lina. Alle Damen, die Lina heißen, find feine Damen, haben also alle so wa» Feine» wie Sie, Fräulein Lina. Also nochmal», auf die Flitterrobe zurück« zukommen — können Sie mir sagen, Fräulein Lina, ob Signora sie bestellt hat?* „Nein, ich weiß leider gar nicht» über di« Sache", meinte Fräulein Lina. „Aber wenn ich Ihnen die Blusen der Signora zeigen möchte — glauben Sie, daß Ihnen da» wa» helfen würde, Herr —" „Smetana, Camillo Smetana!" stellte sich Brümmel vor. „Aber natürlich würde e» mir etwa» helfen, liebste» Fräulein Lina. Ich weiß doch, wie die Flitterrobe aulschaut und wenn ich nur die Blusen sehen möchte, so würde ich doch sofort her« «»»erkennen, ob «ine darunter ist, di« da»selbe Muster hat, wie die Flitterrobe. Es wäre wirklich sehr freundlich von Ihnen, Fräulein Lina, wenn Sie mir helfen wollten, meinen Auftrag gut au»zuführen." M Nun, Fräulein. Lina war so freundlich. Sie nötigte de» galanten Herrn Camillo Smetana in die Wohnung der Signora Brufio und schickt« sich an, deren Schränke und Kommoden öffnen, um ihren Inhalt den Blicken de» Herrn pr«i«zugeben. H „Eine schöne, elegante Wohnung!' äußerte Brümmel, in H den prunkhaft eingerichtete», aber nicht übermäßig ordentlich au»« M schauenden Räumen scharf umherspähend. Man erkannte sofort, M wären die Freundin der Signora, da» heißt, ich meinte eigentlich ihre Anstand»dame. Aber freilich" — fügte er rasch hinzu — „find Anstand»damen immer schon älter — über die fünfund zwanzig htnau» gewiß." Da» Gesicht der Küchenfee, da» stet» in einem etwa» zu lebhaften Rot erstrahl», gewann jetzt die Farbe «ine» gesottenen Krebse». Für noch nicht fünfundzwanzig hielt sie dieser junge Mann! „Wirklich, ein netter Mensch!* dachte sie. „Er besitzt Lebensart und Scharfblick." - Na ja, Kochfräulein haben ja heutzutage auch eine ange nehme Stellung", fuhr Brümmel fort, indem er seine Augen mit einem Ausdruck, der lebhafte Bewunderung widerspiegeln sollte, über de» Mädchen» Züge gleiten ließ. „Früher war da» doch nicht ganz so wie heute, aber in unserer Gegenwart fängt man endlich da» Verdienst zu schätzen an, denn — wa» könnte für eine Frau «Hl verdienstvoller sein, al» gut koche» zu können? sernt hatte, klingelte Brümmel an der Haustür und schritt die Treppe, die zur Wohnung der Brufio führte, empor. An ihrer Tür drückte er abermals auf den Knopf der elektrischen Glocke. Eine kaum dreißigjährige Person von drallen Formen und frischen Farben öffnete ihn. „Signora Brufio zu sprechen?" fragt« Brümmel. „Die Signora ist leider ausgegangen", erwiderte jene. „Wa» wünschen Sie?* Brümmel machte rin Gesicht, al« ob er es tief bedauerte die Künstlerin nicht anzntreffen. „Ich bin von der Firma Haas u. Co. geschickt, um mich zu erkundigen, ob die Signora eine Flitterrobe bestellt hat", sagte er. „Die Rob« ist ausge sucht und verpackt und es weiß niemand recht, für wen sie fein soll. Vielleicht könnten S?k darüber Aulkunst geben, Fräulein?