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Nr. 153. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 27. Dezember 1910. Seite 2. der Bahn nach Suakin fort. Ueber die auf dem Rück wege etnzuschlagende Route ist noch nichts Näheres be stimmt. 8. Dresden. (Eine Stimme gegen die Ein fuhr ausländischen gefrorenen Fleisches.) Recht trübe Erfahrungen hat ein sächsischer Gutsbesitzer in England gemacht, der dort Studien über die Be schaffenheit des gefrorenen Fleische» angestellt hat. Er berichtet darüber folgende»: Bet mir hat der Besuch des Schlachthauses und Fleischhallen in England jedenfalls bewirkt, daß ich mehrere Tag« jeden Fleischgenuß ent- behren konnte. Wenn man billige« Fletsch essen will, braucht man nicht nach England zu reisen. Man braucht bloß nach der Freibank zu gehen oder junge Hunde zu schlachten. Das gefrorene Fünftel des englischen Fleisch- Verzehrs hat geringeren Nährwert als Freibank- und Hunde- steisch. ES wandert zu einem fabelhaft billigen Preise in der Tat in englische Magen. Aber in welche? In solche, die ähnlichen Kreisen «ngehören, wie die, die bet uns Hunde und Katzen aufgreifen zum Sonntagsbraten, oder auch finniges Fleisch au» dec Freibank erstehen. Solche Kreise sind überall in der Welt zu finden. Im kapitalistischen Musterlande, in England, sind sie am zahl- reichsten. Es ist hier ein Drittel der Bevölkerung, das nach dem Nusspruche de» verstorbenen Ministerprä sidenten Campbell Bannermann „an der Hungergrenze vegetiert". Will man die Eßgewohnheiten eines solchen Landes, in dem ein Zehntel, da» „versinkende Zehntel" sagt der General der Heilsarmee Both, sogar ständig von der Heilsarmee lebt, zu un« importieren? Uns den Ge nuß gefrorenen Fleisches zumuten, ist jedenfalls wahr lich unverfroren, wo wir bei uns die heimische Viehzucht nicht bis zu dem Grade ruiniert haben, daß das Ausland uns 45 Prozent unseres Fleischbedarfes liefern muß, wie in England. Wenn wirklich das gefrorene Fleisch so vor- züglich wäre, warum essen es nur die allerärmsten in England? Und warum ziehen zwei Drittel der Bevöl. kerung das mehr als doppelt so teuere britische und das nordamerikanische gekühlte Fleisch vor? Diese 28 Mil lionen sind doch auch keine reichen Leute! Dresden, 26. Dezember. (Prinz Max von Sach ten und die sächsische Regierung.) Eine überraschende Erklärung der sächsischen Regierung haben uns die Feiertage gebracht. Nachdem die Regierung erst am 17. Dezember noch halboffiziös hatte erklären lassen, daß für sie kein Grund vorliege, zu der Angelegenheit des Prinzen Max Stellung zu nehmen, brachte am Sonn- abend abend der sächsische Staatsanzeiger eine Erklärung, die für das sächsische Volk mit seiner fast ausschließlich evangelischen Bevölkerung nicht gerade eine angenehme Weihnachtsüberraschung bedeutet. ES wird darin kurz und bündig gesagt, daß e» dem Prinzen Max vollkom men ferngelegen habe, sich mit der Gesamtlehre der katho lischen Kirche in Widerspruch zu setzen. Selbst wenn Prinz Max diese Erklärung in einem der seinem Wir- kungSkreis am nächsten liegenden Blätter veröffentlicht hätte, wäre der Fall bedauerlich und man müßte wün schen, daß der berühmte Artikel ungeschrieben geblieben wäre. War das Unglück aber nun einmal gesckehen und ein Widerruf unvermeidlich, so hätte man — das ist die Meinung in den maßgebenden sächsischen evangelischen Kreisen — diese wenig erfreuliche Operation getrost dem jenigen überlassen können, der durch seine Veröffentlichung die Situation geschaffen hat. Es lag jedenfalls keine Veranlassung vor, daß die sächsische Regierung hier in Tätigkeit trat. Die diesmalige Benutzung des amtlichen Organs steht übrigens in auffallendem Gegensatz zu der sonstigen Gepflogenheit der Regierung und speziell zur Erledigung des Falles Henrici durch das Kultusminister rium, das dort absichtlich die Benutzung des Staatsan- zeigerS vermied. Prinz Max, der ständig außer Landes weilt, und, wenn er dem gemeinen Rechte unterstünde, längst ein Ausländer geworden wäre, hat mit der säch sischen Regierung nicht das geringste zu tun. Warum wurde nun die Erklärung veröffentlicht und von wem stammt sie? Hierzu erfahren wir von sonst gut unter richteter Seite: Die Kurie hat unter Benutzung der Tatsache, daß die Angelegenheit des Baron de Mathies noch schwebte, ihre Chancen geschickt erfaßt und so ist offenbar „eine gütliche Vereinbarung" getroffen worden, für die man im politischen Leben gewöhnlich das Wort „Kuhhandel" hat. Natürlich kann unmöglich erwartet werden, daß dies zugegeben wird, aber Form und Zeit punkt der Veröffentlichung weisen unbedingt auf eine derartige Vermutung. Die andere Frage ist noch leichter beantwortet. Das hier erscheinende Zentrumsblatt, das „Sächsische Volksblatt", daS wohl für alle katholischen Kreise des Königreichs in solchen Fällen maßgebend ist, und jedenfalls die beste Fühlung mit dem Kirchenregiment hat, veröffentlichte die Erklärung sonderbarerweise gleich zeitig mit dem amtlichen Organ. Die Redaktion dieses Blattes hatte also den Text besonder« zur Verfügung ge stellt erhalten. Er geht demnach vom katholischen Kirchen regiment aus, das damit einen Erfolg errungen hat. Die Stellungnahme des katholischen Kirchenregiments kann man durchaus verstehen, diejenige der Regierung kaum. Denn über die Haltung des Amtsblattes gebieten die in eoangeliciS, nicht in katholicis beauftragten Minister, die höchstens Diener eines Landes, dessen Bevölkerung vor allen anderen Bundesstaaten den Namen „evangelisch" verdient. Man kann deshalb annehmen, daß in dieser Angelegenheit noch nicht da» letzte Wort gesprochen ist. Bautzen. (Aus sch uß v ersa mm lun g des L and w. Kreisvereins.) Der Landw. KreiSveretn für das Köntgl. Sächs. Markgraftum Oberlausitz hielt hier am Donnerstag seine 145. AuSschußversammlung ab, zu der u. «. erschienen waren Kreishauptmann von CrauShaar- Bautzen, Landesältester Graf zur Ltppe-Btesterseld auf Döberlitz, Landesbestallter Freiherr von Vietinghoff-Riesch auf Neschwitz, AmtShauptmann vr. von Pflugk-Bautzen, Landestierzuchtdirektor Prof. vr. Pusch-DreSden, Oekono- mierat Prof. vr. Raubold-DreSden, BezirkStierarzt vr. Zietzschmann-Kamenz usw. Die Zweigvereine, die Zucht genoffenschaften und das Herdbuch des KreiSvereinS waren durch 160 Abgeordnete vertreten. An Stelle des infolge Hinscheidens seiner Gemahlin am Erscheinen behinderten Vorsitzenden Geh. Oekonomierats vr. Hähnel-Kuppritz leitete Oekonomierat Reiche.-Seitschen die Versammlung. Dersebe gab zunächst einen kurzen Rückblick über die wirtschaftlichen Verhältnisse des Jahres 1909. Infolge der ungünstigen Witterung ist die Ernte zum großen Teil minderwertig ausgefallen. Die ausscheidenden Vor standsmitglieder wurden wiedergewählt. Die Landwirt schaftlichen Vereine Cosel, Taubenheim und Milstrich wur den in den Verband des Landwirtschaftlichen KreiSvereinS ausgenommen. Sodann wurde beschlossen, die für 1911 in Vmlw AMk »Mw ist eine oft recht schwierige Sache Jeder, der schon einmal mit einem solchen hartnäckigen Katarrh zu kämpfen hatte, kann davon ein Lied singen. Mit den gewöhnlichen Hausmittelchen, wie Hu stenbonbons und Mineralpastillen ist da nicht viel anzufangen. Bei einem einfachen kleinen Erkältungshusten, der sowieso schon nach einigen Tagen von selbst zu verschwinden pflegt, mögen derartige, harmlose Mittel ja ganz gut sein. Aber, die Beseitigung eines chronisch gewordenen, alten, immer wiederkehrenden Hustens, der bei dazu Disponierten gar oft den Aeim der Lungenschwind sucht in sich trägt, — wenn er nicht schon als Symptom dieses Leidens aufgefaßt werden muß, — erfordert eine ganz andere Auf merksamkeit und muh mit wesentlich anderen Mitteln behandelt werden, die den Feind sozusagen im Inneren seines Lagers aufsu chen und ihn dann „von innen heraus" vertreiben. Als eines der besten Mittel zur Beseitigung derartig chronisch gewordener Katarrhe mit ihren Folgezuständen (alter Husten, Verschleimung, Asthma, Bronchialkatarrh, Lungenspihen- katarrh usw.) galt den berühmten Beizten des Altertums und gilt noch heute im ganzen Orient der sogenannte Arabische- oder Utubalsam, der naturreine Harzsaft eines in den Küstenländern des Roten Meeres wachsenden Balsambaumes. Dieser Arabische Bal sam war bis zur Entdeckung Amerikas die einzige Droge, der man den Namen „Balsam" gab und beziehen sich daher alle älteren Li teraturstellen in wissenschaftlichen medizinischen Werken, bei denen von „Balsam" die Rede ist, ebenso wie die zahlreichen Hinweise der Bibel auf den Heilwert des „Balsams", nur auf ihn Schon das Wort „Balsam" zeigt uns die Wertschätzung, in der das Mittel bei den Alten stand: das Wort „Balsam" stammt aus dem Alt- Hebräischen und heißt soviel wie „König der Oele". Erst später kamen aus dem neuentdeckten Amerika weitere Balsame, wie der Perubalsam, der Tolubalsam usw. nach Europa und noch später belegte man sogar eine Anzahl künstlicher, bolsamähnlicher Erzeug nisse mit diesem Namen, der aber eigentlich nur dem Arabischen Balsam zusteht. Daß sich dieser echte, Arabische Balsam bisher noch nicht in unserem Heilschatz eingebürgert hat, lag an seiner großen Selten heit und dem dadurch hervorgerufenen, ganz ungeheuer hohen Preise, der Jahrhunderte hindurch den Preis des ungemünzten Goldes um das Doppelte überstieg. Die Schwierigkeiten, die seiner Beschaffung im Wege standen, gelten indessen heule als behoben und heute kann das von den allen Aerztcn so sehr empfohlene Mittel schon zu einem Preise in den Handel gebracht werden, der seine Anwendung auch Minderbemiltel en ermöglicht. Seit wir den Arabischen Balsam in den Handel gebracht haben hatten zahlreiche Patienten Gelegenheit, denselben zu versuchen und berichten heute schon Hunderte von Briefen usw., die ganz un verlangt bei uns ein-elaufen sind, von den gehabten guten Er folgen. Die Wirkungen des Arabischen oder Utubalsams, von dem wenige Tropfen pro Tag genügen, find in kurzem folgende- Der Balsam macht den Auswurf flüssig und vermindert ihn. In folgedessen hört schon nach verhältnismäßig kurzer Zeit der Husten reiz und damit auch der Husten auf. Infolge der Entfernung, der in dem Auswarf enthaltenen Zerfallprodukte tritt da, wo Fieber vorhanden war, eine Abnahme des Fiebers ein. Aus demselben Grund verm odern sich auch die Nachtschweiße, die mit der Zeit ganz auf hören. Ein gesunder Nachtschlaf und damit eine Besserung des All gemeinbefindens pflegt einzutreten. Außerdem wirkt der Utubalsam magenstärkend und appetitanregend und bedingt dadurch eine grö ßere NahrungSzufuhr und hierdurch wieder eine Gewichtszunahme. Der Patient bekommt durch das Verschwinden der katarrhalischen Erscheinungen und durch die Besserung seines Allgemeinbefindens wieder neuen Lebensmut und größere Lust und Ausdauer zur Arbeit. , . Wer auch noch soviel andere Mittel ohne Erfolg bereits be nutzt hat, der möge trotzdem in seinem eigenen Interesse einmal einen kleinen Versuch mit Utubalsam machen. Er wird diesen Ver such so leicht nicht bereuen. Wir versenden Kostenlos und franko eine Probe des Balsams an Jeden, der uns darum ersucht. Den Herren Aerzten stellen wir zu Versuchszwecken ein größeres Quantum des Balsams kostenfrei zur Verfügung. Morgenländische Drogen-Jmport-Gesellschaft Berlin 15. Aussicht genommene Kreistierschau auf das Jahr 1912 zu verschieben und zwar infolge der herrschenden Maul- und Klauenseuche. Nach einem Bericht der PcoffessorS vr. Gräfe befindet sich das Herdbuch des KreiSvereinS in fortschreitender stetiger Entwicklung, Es gehören jetzt demselben 230 persönliche und 30 körperschaftliche Mit glieder an. Großenhain, 26. Dezember. (Vermißt.) Seit Freitag nachmittag wird die 8 Jahre alte Martha Kschenka vermißt. Das Mädchen, das im Körperwachstum gegen sein Alter zurücksteyt und auch geistig schwach befähigt ist, hat am Freitag mittag 2 Uhr mit dem Schvltornister die elterliche Wohnung verlassen. Da aber die Schule geschlossen war, hat die Kleine ihren Schulranzen in einen Kinderwagen gelegt, der in der Flur des von ihren Eltern bewohnten Hauses stand, und hat sich zu einer Frau begeben, die eine Bekannte ihrer Mutter ist. Von dort ist das Kind gegen halb 6 Uhr fortgegangen und wurde von einer anderen Mitbewohnerin des Hauses vor einem Ladenfchaufenster stehend bemerkt. Das ist die letzte Spur, seitdem fehlt jede weitere Nachricht über den Verbleib des Kindes. DaS Mädchen trug bei seinem Weggange aus der elterlichen Wohnung eine rote Samt- Haube, ein schwarzes, grau gemustertes Jackett, eine schwarze Schürze mit roten Kleeblättern bestickt, ein dunkelblaukarrierteS Kleid, schwarze Strümpfe und Holz schuhe ES wird gebeten, Nachrichten über das Verbleiben des Kindes sofort dec nächsten Ortspolizeistelle oder an die Eltern, Schillerstraße 6, gelangen zu lassen. riugssgs-cklüdts. Deutsches Reich. (Weihnachten am Kaiser- Ho f e.) Der Kaiser machte am Sonnabend vormittag, wie alljährlich am Weihnachtsheiligabend, einen längeren Spaziergang in der Umgebung des neuen Palais, wobei er auch dem Restaurant „Historische Mühle" einen Besuch abstattete. Zu den Weihnachtsfeiern im 1. Garderegiment zu Fuß waren auch die Prinzen August Wilhelm und Oskar bei ihren Kompagnien anwesend. Prinz Joachim hatte sich zum Lehrbataillon begeben. — Am Sonntag vormittag nahm das Kaiserpaar an dem Gottesdienst in der Garnisonkirche zu Potsdam teil. Mittags war im Neuen Palais Familientafel, an der die Mitglieder des Königlichen Hauses tcilnahmen. Berlin. Der frühere Staatssekretär des Reichskolonial- amtS Dernburg steht in erster Reihe der Männer, die für die Nachfolge des Oberbürgermeisters Kirschner in Frage kommen. Kirschner wird sich in wenigen Monaten zu entscheiden haben, ob er nach Ablauf seiner zwölfjährigen AmtSpsriode zum Oberbürgermeister von Berlin wieder gewählt zu werden wünscht oder nicht, und verschiedene Anzeichen sprechen dafür, daß das letztere derFall ist. Auch hat man Ursache zu glauben, daß Dernburg keineswegs abgeneigt sein würde, als Herr im roten Hause einzu ziehen — mag er auch vorläufig als kluger Politiker daS Gegenteil virsichern. — (Heeresausgaben in Frankreich und bei uns.) Die Bescheidenheit der Forderungen unsrer neuen Militärvorlage wird — fo schreibt dis „Mil.-pol. Korr." — einmal wieder deutlich vo Augen geführt, wenn man die der französischen Kammer jetzt wieder vorliegen den neuen Nachtragskredite für 1910 betrachtet, die wahr scheinlich nicht einmal die letzten sein werden. Sie gehen etwas über 24^ Millionen hinaus. Davon entfallen etwa 1,3 M üionen auf Besoldung, nahezu b'/z Millionen auf Verpflegung über 5'^ Millionen auf Rationen 1,8 Millionen auf Genie-Material. Bei Zurechnung dieses Nachtragskredits würde der Voranschlag des Kriegsbudgets 1911 das endgültige Kriegsbudget 1910 nur 8 Millionen überschreiten — wenn nicht eben wieder neue Nachtrags kredite zum Inventar des Budgets 1911 gehörten. Einige solche zum Voranschlag sind von dem Budgetausschuß schon bewilligt, andere, so die Kosten für die geplante Vermehrung der schwarzen Truppen, stehen in Aussicht. Mit 910—915 Millionen Franken setzt man daS fran zösische Kriegsbudget 1911 eher zu niedrig als zu hoch an. Oesterreich-Ungarn. Wien, 26. Dezember. (Die Rekonstruktion des Wiener Kabinetts.) Wie unterrichteterseits versichert wird, erfolgt die Rekonstruk tion des neuen Kabinetts, das abermals nur einen pro visorischen Charakter haben wird, unmittelbar nach Neu jahr. Finanzminister soll der Gouverneur der Postspar kasse Dr. v. Schuster werden. Frankreich. Paris, 26. Dezember. (Verstärkung der Truppen im Wadaigebiet.) Der Budget ausschuß hat auf Vorschlag der Regierung den Wunsch geäußert, die BesatzunoZtruppen im Wadaigebiet zu ver stärken. Das Budget für 1911 hat infolgedessen di Bil dung eines neuen Bataillons zu 4 Kompagnien vorgesehen. Wie jedoch nunmehr behauptet wird, sollen 2 Bataillone zu, je 3 Kompagnien errichtet werden. Russland. Petersburg, 26. Dezember. (Eino öster reichisch-russische Annäherung?) In hiesigen diplomatischen Kreisen hat man die Ueberzeugung, daß man aus deutscher Seite tatsächlich eine freundschaftliche Annäherung zwischen Oesterreich-Ungarn und Rußland herbeizuführen bestrebt ist. Die bevorstehende Reise des österreichischen Gesandten Grafen Berthold nach Berlin soll hiermit im Zusammenhang stehen. Man ist der Meinung, daß der Graf als künftiger Minister des Aeußern Oesterreich-UngarnS zu betrachten fei. Gleich zeitig verlautet hier in diplomatischen Kreisen, daß auch zwischen Berlin und London eine Verständigung über die politischen Fragen schon erfolgt sei oder solche unmittel bar bevorstehe. Nus aller X^elt. Baden b. Wien, den 26. Dezember. (Panik in einer Kirche.) Während des gestrigen Hochamtes in der hiesigen Pfarrkirche löste sich vom Plafond ein Stück des Gesimses ab und stürzte in das Kirchenschiff, ohne jedoch jemanden zu treffen. Trotzdem entstand unter den Andächtigen eine Panik; alles drängte nach den Aus gängen. Schließlich gelang es aber einigen besonnenen Personen, die Ruhe soweit herzustellen, daß d'e Kirchen besucher die Kirche verlassen konnten, ohne ernstliche Ver letzungen erlitten zu haben. Bielitz, 26. Dezember. (Zwei Gattenmorde.) Der 50jährige Grundbesitzer Johann Kieczka in Janovica erschoß am Weihnachtsheiligabend seine Gattin Juliane, mit der er am Tage vorher beim Bezirksgericht Biela eine Sühneverhandlung im EhescheidungSverfahren hatte. In MikuSzowice bei Biela erschlug nachts der Wein schenker Liendzibrodzki seine Gattin, eine dem Trünke er gebene Frau.