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Nr. 119. Pulsnitzer Wochenblatt. —Sonnabend, den 8. Oktober 1910. Seite 3. 8. Deutscher MsMerlng in Sresötü. eil. Dresden, am 7. Oktober 1910. Der 8. Deutsche Luftschiffertag wurde h Ute Abend mit einem Bier- und Begrüßungsabend, den der König!. Sachs. Verein für Luftschiffahrr im städtischen AusstcllungS- palast gab, eröffnet. Der Saal war mit kleinen Ballons und anderen Emblemen der Luftschiffahrt schön geschmückt. Von hervorragenden Persönlichkeiten waren u. a. erschie- nen: Geh. Rat Or. Beutler als Vertreter der Stadt, Polizeipräsident Köttig, ferner Geheimrat BuSley, Major von Tschudi, Geheimrat Prof. Or. Hergesell, Geheimrat Freiherr von Gemmingen, Rektor Pro', Or. Poeschel, Burg graf zu Donau-Schlodien, Freiherr von BassuS, Geh. Ko- merzienrat Gans, Graf von Sierstorpff, Komerzienrat Büxenstein, Or. von Bleichroeder, Kontreadmiral Rempold, Graf Wilhelm Arco, Herzog von Urenberg, Vizeadmiral Berlin. 7. Oktober. Der portugiesische Geschäftsträger in Berlin erhielt im Laufe der Nacht ein amtliches Tele gramm aus Lissabon, das ihm in kurzen Worten die Proklamierung der Republik und die Bildung der pro visorischen Regierung unter dem Vorsitz Bragas anzeigte. Der Geschäftsträger wurde in dem Telegramm, das von dem neuen Minister der Auswärtigen Angelegenheiten Machado unterzeichnet war, aufgefordert, die deutsche Regierung und die hier lebenden Portugiesen von dem Regierungswechsel in Portugal offiziell in Kenntnis zu setzen. Diesen Befehl Hal er heute gegen 1 Uhr auSge- sührt. Seine Mitteilung jwurde im Auswärtigen Amte von dem Unterstaatssekretär Stemrich entgegengenommen. — ES ist ein interessantes Zusammentreffen, daß zur derselben Zeit, wo in Portugal der Thron kracht, dieStammburg des Hauses Koburg, aus dem König Manuel durch seinen Großvater Ferdinand von Sachsen- Koburg-Gotha stammt, vollständig renoviert und zum Teil ausgebaut wird, um dem regierenden H erz o g Karl Eduard w'eder als Residenz zu dienen. Die Burg, auf der Luther während des AngSburger Reichs tages 1530 weilte, ist nächst der Wartburg wohl die schönste deutsche Füistenburo, die zum wesentlichen im ADm Bau erhalten ist. »Hamburg, 7. Oktober. ( ie Einigung in der W er f tin d u stri e.) Die Einigung im Werftarbeiter- Hreik wird in den hiesigen Arbeiterkreisen allgemein be friedigend ausgenommen. Der deutsche Metallarbeiter verband beruft zum Sonnabend vormittag 11 Uhr eine Versammlung der streikenden Werftarbeiter ein, in der über die Verhandlungen berichtet werden soll und die endgültige Aufhebung des Streiks erfolgen dürfte. Italien. Nom, 6 Oktober. Papst Pius ist über die Ereignisse in Portugal sehr niedergeschlagen; er verbrachte einen großen Teil des gestrigen Tage? im Gebet für den jungen König und die Königliche Familie. England. (England erkennt die neue Re publik an.) Die englische Regierung will, wie ein Vertreter der republikanischen Partei in London nach Lis sabon telegraphierte, die neue Republik 'n Portugal an erkennen, vorausgesetzt, daß das Ministerium Garantien für den Bestand der neuen Verhältnisse biete. Spanien. Madrid, 7 Oktober. Der Vertreter des spanischen Thronpräsidenten Don Jaime, Tirso Onagebal, der in der französischen Grenzstadt St. Jein de Luz'seine Wohnung hat, ist von der französischen Regierun; benach- richt worden, daß er sich wenigstens SOO Kilometer von der französischen Grenze zu entfernen habe, wenn er nicht ausgewiesen werden wolle. Dieses Vorgehen hat den Zweck, ein karlistischeS Komplott zu vereiteln, das augen blicklich an der französischen Grenze geplant wird. Türkei. Konstantinopel, 7. Oktober. (Die türkisch griechischen Beziehungen.) Der Manneminister hat den Minister des Auswärtigen ersucht, der griechischen Gesandtschaft mitzuteilen, daß, entsprechend dem geltenden Reglement^7deHchiffi welches nicht mit den offiziellen Bordpapieren oder Dokumenten versehen sei, oder welches des nachts ohne Licht fahre, als verdächtig angesehen werde und dann die für derartige Vergeben festgesetzten Strafen in Anwendung gebracht werden würden. Diese Maßnahme erfolgte, weil griechische Schiffe in letzter Zeit deS öfteren verbotene Gegenstände auSschifften und ferner desertierte Soldaten an Bord nahmen. von Ahlefeld, Generaldirektor l)r. von Oegelhäuser, Vize admiral Graf v. Moltke und Exzellenz von Nieder. Herr Geheimrat BuSley eröffnete den Abend mit ei nem Vortrag über die allgemeine Lage des Verbands und das neue Grundgesetz. Der Redner gab zunächst einen Ueberblick über die geschichtliche Entwickelung des Verban des, der im Jahre 1902 gegründet wurde. Der Verband hat die Tagung deshalb alle Jahre anberaumt, um einen näheren Kontakt zwischen den Verbandsve einen herbeizu- führen und Erfahrungen zu sammeln. Redner erklärte es für wünschenswert, nicht größere internationale Fahr ten zu veranstalten, sondern vielmehr für Gruppen- und Vereinsfahrten und Ballonfuchsjagden und Verfolgungen durch Automobile anzustreben, um gerade dadurch das innere VereinSleben gewißermaßen organisch zu stärken. Der Redner meinte ,daß der Luftsport sich bedeutend he ben würde, wenn das heute bestehende Reglement für Luftschiffahrt abgekürzt würde. Glücklicherweise habe man heute schon damit den Anfang gemacht. Ohne weiter auf das neue Grundgesetz einzugehen, empfahl dann der Vor tragende die Annahme des neuen Grundgesetzes. Darnach sprach der Vorsitzende des König!. Sächs. Vereins für Luftschiffahrt Herr Or. meck. Weißwange über die Verbandszeitschrift und das Jahrbuch. Herr Ober- leutnant a. D. Rasch sprach darnach über das Thema: Haftpflicht und Unfallversicherung in der Luftschiffahrt. Er erwähnte, daß es erst in jüngster Zeit gelungen sei, im Freiballonsportbetrieb Versicherungen einzuführen. In Betracht kämen die Haft- und Unfallversich rung. Red ner glaubt, die Unlust für Haftpflichtversicherung darauf zurückführen zu müssen, daß wir noch kein ordentliches Luftrecht haben. Nach statistischen Nachweisen über die außerordentlichen Gefahren des Ballonsports empfahl der Redner, die obligatorische Haftpflichtversicherung einzufüh ren. Er forderte dazu, auch den Fahrern selbst und den Hinterbliebenen alle Sorge zu nehmen, das würde auch das Ansehen des Luftsports heben. Diesem Vortrag schloß sich als letzter der des Hern Major von Salviati über Ballonfignale an. Der Redner wies auf die außer- ordeniliche Wichtigkeit der Tatsache hin, schnelle und sichere Ballonsignale auf die Erde geben zu können, und em pfahl in längeren Ausführungen dazu hauptsächlich den TricpUspiegel, der am nächsten Sonntag anläßlich der Fahrt nach Weißig praktisch vorgeführt werden soll. Am heutigen Sonnabend begannen früh 9 Uhr die Verhandlungen der Delegierten, die bis abends '/,6 Uhr ununterbrochen dauern. Soviel es sich aus dem Begrüß- ungSabend entnehmen ließ, wird cS zu allerlei Zusam menstößen zw schen einzelnen Gruppen und Vereinen, die mancherlei Sonderinteressen vertreten, kommen. 6us aller XVsIt. Halle a. S, 7. Oktober. (Beethoven-Musikfest l 9 sl in Halle.) Unter dem Vorsitz des D berbürgermeisters Rive trat gestern im Rathaussaale ein Komitee zusammen, das die Veranstaltung eines großen Beethoven-Musiksestes für den 20. und 2(. Mai des kommenden Wahres plant. Als Mitwirkende wird die Berliner Philharmonie unter der Leitung des Wiener Dirigenten Ferdinand Loewe genannt. Hanau, 7. Oktober. (Metallarbeiterdemon strationen.) Einen Demonstrationszug durch verschiedene Straßen Hanaus unternahmen gestern abend mehrere Hun dert auswärtige Metallarbeiter. Sie kamen in der Richtung von Großauheim und zogen in geschlossenen Reihen nach dem Gewerkschaftshause, wohin vom deutschen Metallarbeiter verband eine Versammlung zwecks Stellungnahme zur drohen den Aussperrung einberufen worden war. Nach Beendigung der Versammlung zogen dis auswärtigen Arbeiter vereint mrt zahlreichen hiesigen Arbeitern, die an der Versammlung teilgenommen hatten, unter Absingung der Arbeitermarseillaise aus Hanau wieder in gleicher Weise hinaus. Die Sache verlief ohne störenden Zwischenfall. St. Goarshausen, 7. Oktober. Danny Gürtler, der bekannte König der Boheme, hat sich seit zwei Tagen unliebsam in St. Goarshausen bemerkbar gemacht. Lr sagte den Leuten, er beasichtige den Loreleifelsen anzukaufen, um dort ein Heidendenkmal zu errichten Sn der vergangenen Nacht lief er im Adamskostüm in den Straßen von St. Goars hausen herum und belästigte die Einwohner. Als man ihm festnahm stellte es sich heraus, daß man es mit einem Geistes kranken zu tun hatte. Danny Gürtler wurde sodann in die Provinzialirrenanstalt Eichberg gebracht. Stanvssomts - Noedriedtsn vom 1. bis 7 Oktober 1910. Geburten: Gertrud Hilda, T. des Wirtschaftsbesitzers Gustav Emil Prescher in Friedersdorf. — Alfred Erhardt, S. des Töpfers Franz Alfred Jürgel in Pulsnitz. — Erich Bernhard, S. des Fabrikarbeiters Robert Bernhard Anders in Pulsnitz. Eheschließungen: Otto Bernhard Grundmann, Bäcker in Milstrich, mit Anna Linda Heinrich, Fabrikarbeiterin in Ohorn. — Ernst Otto Käppler, Webstuhlbauer in Ohorn, mit Flora Meta Schölzel, Fabrikarbeiterin in Ohorn. — Ernst Mar Mägel, Fabrik arbeiter in Vollung, mit Bertha Marie Freudenberg, Näherin in Pulsnitz. — Johann Heinrich Ernst Kubasch, Fabrikarbeiter in Pulsnitz M. S., mit Anna Frieda Tübel, Näherin in Pulsnitz. — Arthur Clemens Steglich, Bahnarbeiter in Obersteina, mit Frieda Elsa Haase, Fabrikarbeiterin in Obersteina. Sterbefälle: Johanne Christiane verw. Hauswald geb. Lau, Lohntreiberin in Friedersdorf, 74 I. 10 M. 17 T. alt. — Emil Paul Großmann, Bäckerlehrling in Obersteina,! 16 I. 9 M. 11 T. a!t. — Carl Alwin Ebert, Schuhmachermeister in Pulsnitz, 44 I. 9 M. 28 T. Wettervorhersage der Kgl. S Landeswetterwartc zu Dresden Sonntag, den 9. Oktober 1910. Südwestwind, Bewölkungszunahme, kühl, zunächst meist trocken. Magdeburger Wettervorhersage. Sonntag, den 9. Oktober 1910. Vorherrschend wolkig bis trüb, etwas windig, Regen, Tag wenig veränderlich. Montag, den 10. Oktober 1910. Abnahme der Bewölkung und der Niederschläge, am Tage mild. Neueste direkte Meldungen von Hirsch'S Telegraphen-Bureau Berlin, 8. Oktober. (Zum Moabiter Streik.) Zwischen der Kohlenfirma Kupfer L- Co. in Moabit und den streikenden Arbeitern fanden gestern Verhandlungen zur Beilegung der Differenzen statt. Die Firma sagte eine Lohnerhöhung vom 1. Ap il 1911 zu. Die Arbeiter müssen sich verpflichten, am Montag die Arbeit wieder aufzunehmen. Heute Nachmittag nehmen die Arbeiter zu dem Vergleich Stellung. London, 8 Oktober. (Von der portugiesischen KönigSfamilie) Wie verlautet, ist gestern ein Tele gramm deS Königs Manuel aus Gibraltar in London eingetroffen. Der König erklärt darin, daß die Königin- Mutier, der Herzog von Oporto und er selbst wohlbehalten und bei guter Gesundheit an Bord der Dacht „Amelia" in Gibraltar eingetroffen sind. Der König erwähnt in dem Telegramm die Revolution nicht und gibt auch keinerlei Andeutungen über seine Zukunftspläne. In hiesigen gut informierten Kreisen glaubt man, daß der König vorläufig in Gibraltar bleiben wird, bis Nachrichten über die Lage in den portugiesischen Provinzen einge troffen sind und ob sich die Revolution über das ganze Land ausgebreitet hat, worauf er nach England kom men werde. Paris, 8. Oktober. (Die Grundsätze des Re- gterungSprogrammSderRepublikPortugal.) Der Lissaboner Korrespondent des „Malin" hatte eine Unterredung mil dem Präsidenten Braga, dieser erklärte, die Grundsätze des Programms der Regierung seien: Die Sicherung und Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung, Einführung des Zivilstandwesens und Trennung von Kirche und Staat. Lissabon, 8. Okt. Nach den aus dem ganzen Lande eintreffenden Nachrichten soll die Proklamierung der Re publik in ganz Portugal vom Volke anerkannt worden sein. Die Königstreuen leisten keinen Widerstand mehr. Die Regierung läßt viele Mannschaften der Kgl. Polizei und zahlreiche Geistliche, die sich weigern, die Republik anzuerkennen, gefangen setzen. Die Festgenommenen wur- den überall als politische Gefangene angesehen und mit der größten Rücksicht behandelt. Der Verkehr zwischen der Hauptstadt und der Außenwelt ist noch immer un vollkommen Der Telegraph arbeitet noch unter Schwie rigkeiten, da die Wiederherstellung der durchschnittenen Linien noch nicht völlig durchgeführt werden konnte. Die Stadt ist im großen und ganzen noch vom Weltver kehr abgeschnitten. Auch der normale Eisenbahnverkehr ist noch nicht wieder eingerichtet Die diplomatischen Vertretungen Portugals im AuSlande sollen außer der jenigen am Vatikan bestehen bleiben. Die deutsche Kolo- nie ist unversehrt. Eine« Pfennig Kosten Mi Tsssen des Memhrten KOmms NchWee. Bedenken Sie dabei, daß Kathreiners Malzkaffee gesund ist, daß Kathreiners Malzkaffee ein feines Aroma hat, daß Kathreiners Malzkaffee einen ausgezeichneten Geschmack besitzt, daß Kathreiners Malzkaffee von immer gleicher Güte und Reinheit ist. Bifii-klivk susgvLeüvknvi svkmvvlrvn in Gürteln ru 10 ptz. iür 2—3 Teller Luppe. liiun mil Vsssvr» in Kürzester 2eü -urubereiten. lest empkekle ckie- selben jedermann aul das ^NAele§entlicksie. Svttvn, Neum rtt Meiner werten Kundschaft, sowie der geehrten Einwohnerschaft ' von pusnitz und Umgebung zur gefl. Kenntnisnahme, daß sich mein Schneider-Geschäft vom heutigen Tage ab nicht mehr Ecke Schillerstraße, sondern in meinem Grundstück WU" SckMerstratze Nr. 213 "MS befindet. Für das mir bisher in so reichem Maße bewiesene Wohlwollen j bestens dankend, bitte ich, mir dasselbe auch in mein neues GeschäftS- lokal gütigst zu übertrugen. Hochachtungsvoll Pulsnitz, 1. Okt. 1910. ?ossk Südöker.