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Nr. 104. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 3. September 1910. Seite 7. deren Stelle im Falle der Uneinbringlichkeit 3 Tage Gefängnis zu treten haben, kostenpflichtig verurteilt. 2. Weiter war ange klagt der Fleischer M. in Pulsnitz M. S. wegen Berstotzes gegen das Nahrungsmittelgesetz. Er wurde deshalb vom Schöffengericht wegen Vergehens nach A 10, Ziff. 1 und 2 des -Gesetzes vom 14. Mai 1879, betr. den Verkehr mit Nahrungsmitteln, zu 5 M Geld, ev. 1 Gefängnis kostenpflichtig verurteilt. Bauyen, 30. August Landgericht. «Nachdruck verb.) Seit dem 6. Mai 1910 verbüßt der schon siebenmal vorbestrafte 50 Jahre alte Bandweber August Ferdinand Seifert aus Grotzröhrsdors eine ihm vom hiesigen Landgericht wegen Betrugs im Rückfall zuer kannte Strafe von 2 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrenrechts- verlnft, heute wurde gegen ihn wegen vier im Rückfall an dem Fahrradhündler Schiebank in Bautzen im Juni und Juli 1908 ver übter Betrugsfälle verhandelt. Seifert hatte damals in Dahren bei Göda in der Mühle eine Bandweberei eingerichtet, befand sich aber in ungünstigen Vermögensverhältnissen. Die letzte Zuchthaus strafe hatte er erhalten, weil er sich unter falschen Angaben und Hingabe wertloser Wechsel einige Pferde und Fahrräder erschwin- oelt hatte. Seifert hatte von Schiebank im Jahre 1908 am 12. Juni 1, am 17. Juni 2, am 19. Juli 1 «und am 24. Juni 1 Fahrrad gegen Leihvertrag auf Kredit erhalten und sollte ihn durch falsche Angaben dazu veranlaßt haben. Das Gericht fand ihn nur be treffs der am 17. Juni erhaltenen 2 Fahrräder für schuldig und erkannte unter Zubilligung mildernder Umstände auf eine Zusatz- strase von 3 Monaten Zuchthaus. — Hierauf wurde gegen den 20 Jahre alten noch unbescholtenen ledigen Bauarbeiter Wilhelm Otto Drahtfach aus Bischofswerda, zuletzt in Kamenz wohnhaft, wegen schweren und einfachen Diebstahls verhandelt. Nach feinem eigenen Geständnis war er im April, Mitte Mai und am 19. Juni 1910 durch ein offenes Fenster in den Walkraum der Tuchfabrik von Stiegel in Kamenz eingestiegen und hatte Stücken Tuch im Werte von 27,60 M, 32 M und 2 Stücken von je 26,25 M Wert gestohlen und sie an Privatleute verkauft. Aus den Beständen der Fabrik hatte er ferner von April bis Mitte Juni nach und nach 15 bis 20 Stück Seife gestohlen. Das Gericht erkannte auf 6 Mo nats Gefängnis. dl. X. Saehgemästs Lodenbcreicheruug mutz unter den heutigen Verhältnissen das Bestreben eines jeden Landwirts sein, um grö ßere Gewinne herauszuwirtschafteu. Gerade die Wintersaaten wollen bei der Phosphorsäureanfnahme aus dem Vollen schöpfen. Auf Böden in schlechtem Düngungszustande zeigt eine schwache Düngung häufig noch keine nennenswerte Wirkung, während kräf tige Gaben von etwa 6—800 Kx Thomasmehl pro ds neben ent sprechender Kali- und Stickstoffdüugung sich ganz auffallend ver lohnen. vuttsrprsiss auf dem bissigen Wocksnmarkls Sonnabend, den 1. Sept. 1910, 4 Stück 2.70 Mark. Llebersicht über die an den Lsauptmarktorten Deutsch lands in der letzten Woche gezahlten Lettrnehpreise. Die Preise sind in Mark für 50 Schlachtgewicht bezw. Lebendgewicht (l bedeutet Lebendgewicht) angegeben. Die erste Zabl bedeutet den niedrigsten, die zweite den höcksten für die betr. Viehgattnng gezahlten Preis. (Unberechtigter Nachdruck verboten.) Rindvieh Hammel, Schafen. Großvieh Kälber Lämmer Schweines flachen . . . 58—82 76—114 81—87 68—71 Barmen . . 65-80 90—100 80—84 63—70 Berlin . . 56-88 70—118 73-88 62—68 Bremen. . . 60-82 70—110 65—85 63—69 Breslau . . 52-77 75—87 68-85 62—70 Bromberg. . . — 30—55 l — 47—50 l Chemnitz . . 54-86 45—78 l 36-43 l 59—74 Dortmund 56-86 71—NO 65—85 62—70 Dresden . . 55-90 75—88 78—90 62—71 Elberfeld . . 55—82 82—110 60—76 62—70 Essen . . 65-87 45—85 70-85 60—70 Frankfurt a. M. 51—91 84—104 74-80 70—74 Hamburg . . 48-98 92—126 75—84 53-66'/, l Hannover. . 61—84 75-110 72—90 60-69 l Husum . . . 50-82'/, — 60—78 40—47-/,l Kiel .... 50—78 62—102 55-81 35—521 Köln a. Rh. . 66—93 52—85 70—90 60—70 Leipzig. . . 55—92 50—65 l 36-451 61-69 Magdeburg . 26-48 l 36—85 33—441 55—69 Mainz . . . 62—90 98—100 65—75 Mannheim . 56-92 90—110 76-84 73—74 Nürnberg . . 62—98 55—74 45-65 73—75 Stettin. . . — 60-85 — 60—65 Zwickau . . 45—87 50—641 33—43 l 68—73 Aufgestellt am 1. Sept. 1910. Mitberücksichtigt sind noch die am 81. Aug. abgehaltenen Märkte. Marktpreise zu Kamenz am 1. Sept 1910. höchster niedrigst. Preis. Preis. 50 Kilo M. Pf. M. Pf- Korn 7 25 6 90 Weizen 9 60 9 — Gerste 7 50 6 80 Hafer alter 8 — — — „ neuer 7 40 7 — Hirse 17 — 16 — Kartoffeln 2 50 M. Pf. Heu SO Kilo < 3 3 30 --»ML. 24 — 20 — 2 2 70 SO Eier 7 Erbsen 50 Kilo 17 so Marktpreise für Schweine u Ferkel in Kamenz am 1. Sept. 1910 Läuferschweine: pro Paar: Ferkel: höchster Preis 1l5 Mk., höchster Preis 40 Mark, mittler „ 100 Mk., mittler „ 30 „ niedrigster „ 85 Mk., niedrigster „ 20 „ Zum Verkauf waren gestellt: 35 Läufer und 321 Ferkel. Für ausgesuchte feine Ware wurden Preise über Notiz gezahlt. dresdner Produkten-Börse, 2. Sept. 1910. Wetter: Trübe. Stimmung: Ruhig. Um 2 Uhr wurde amtlich notiert: Weizen, weißer, M. brauner, alter, 74—78 Kilo, i M, do. neuer, 75—78 Kilo, 196—202 M, do. feuchter, 73—74 Kilo, 190-193 M, russischer rot 220—234 M. do. russ. weiß M, Kansas , Argentinier 225—230 M, Australischer — M, Manitoba — M. Roggen, sächsischer alter 70—73 Kilo 146—152 M, do. neuer 70—73 Kilo, 148-154 M., do. feuchter, 66—69 Kilo, 136—145 M., preußischer 153—157 M., russischer 164—166 M. Gerste, sächsische, —M, schlesische 180—200 M, Posener 175-195 M, böhmische 205-220 M, Fnttergerite 124—132 M. Hafer, sächsischer 165—170 M, do. neuer 150—160, beregneter 140-148 M, schlesischer 165—170 M, russischer loco —,—M. Mais CmgnaMiue!l76—182 M, alter M,Rundmais, gelb, 145—152 M, amerikan. Mired-Mais— , Laplata, gelb, 152-154 M, do. neu, feucht M. Erbsen, 160-180 M, Wicken, sächs. 168—180 M. Buchweizen, inländischer 180—185 M, do. fremder 180—185 M Geisaateu. Winterravs, schar? trocken, per August 228, do. trocken 218—223, do. feucht 208-218. Leinsaat, feine —, ,— M, mittl. —, ,— M. Laplata 370—375 M. Bombay 390-395 M. Rüböl, raffiniertes 63,00 M. Rapskuchen «Dresdner Marken) lange 12,00 M, runde — — M. Leinkuchen (Dresdner Markens I 19.00 M,N 18,50 M. Malz 26,00—30,00 M. Weizenmehle (Dresdner Marken): Kaiserauszug 36,00—36,50 M, Grießlerauszug 35,00—35,50 M, Semmelmehl 34,00—34,50 M, Bäckermundmehl 32,50—33,00 M, Grießlermundmehl 23,50 bis 24,50 M, Pohlmehl 18,00-19,00 M. Roggenmehle (Dresdner Marken) Nr. 0 24,50—25,00 M, Nr. 0/1 23,50—24,00 M, Nr. 1 22,50-23,00 M, Nr. 2 20,00—21,00 M, Nr. 3 16,50—17,00 M, Futtermehl 12,00—12,40 M, ercl. der städtischen Abgabe. Weizenkleie (Dresd. Mark.): grobe 9,80—10,00 feine 9,20—9,60 Roggenkleie (Dresdner Marken): 10,60—10,80 M. vsrlmer SKtrsidsbörse. Der Bericht des Deutschen Landwirtschaftsrates, der eine Verschlechterung des Weizens konstatierte und Käufe für auswärtige Rechnung wirkten heute befestigend auf die Weizenpreise ein. Roggen gab anfangs auf stärkeres Angebot und billigere rusfisnr Offerten nach, befestigte sich aber im späteren Verlaufe. Hafer zog gleichfalls auf bessere Kauflust an, Mais blieb vernachlässigt, Rüböl schwächte sich weiter im Preise ab. vsr Sstrsivsmarkt. Wochenbericht vom 23. August bis 2. September 1910. Der Getrcidemarkt zeigte in der letzten Berichtswoche in der Hauptsache eine materielle Haltung als in der vorigen Woche, da von Amerika und Rußland viel An gebote von Weizen, Roggen und Gerste vorlagen und auch aus dem Inlands sich die Zufuhren nach den Märkten ziemlich vermehrt hatten. Große Preisschwankungen sind aber trotz der flauen Tendenz nicht eingetreten, da zeit weise für gute ausländische Getrerdesorten auch etwas höhere Preise verlangt wurden, zumal forderte Ungarn und Rumänien für vorzügliche Qualitäten von Weizen und Gerste höhere Preise, die auch zum Teil bewilligt wurden. „Bedürfen Eie meiner?" Kann ich Ihnen irgendwo be hilflich sein? Ich kenne Weg und Steg hier genau." Ursula richtete sich hoch auf und strich über ihre Augen, als wollir sie «inen Traum fortwischen. »Ich danke Ihnen. Mein Vater ist mit dem Führer drüben in der Hütte, Wir wollen dort übernachten und morgen früh da hinauf." Sie zeigte zu dem eirbsdeckten Gipfel hinauf. Will trat noch näher heran und ließ seine großen Augen mit finsterem Forschen auf ihr ruhen. „Dat sollen Sie lieber unterlassen. Dis Tour ist zu an strengend für Damen." Ei« reckt« lächelnd die kraftvolle, schlanke Gestalt. „O, ich schaffe «r schon", rief sie ihm strahlend ansehend. „Bin gar nicht so zart und empfindlich, wie andere Damen." „Trotzdem — Sir sollten ei nicht tun. Das ist ein böser, finsterer Gesell, der da oben — er hat schon Opfer gefordert." Er sagte da» so ernst und schwer, daß ihr ganz bang zu Muts wurde. Aber sie schüttelt« das Unbehagen ab. Was hatte sie nur, daß ibr die Art deS Fremden, sein Aussehen, seine Sprache so auf dis Nerven fiel. Eie warf den Kopf zurück. „Wir sind vorsichtig, mein Vater und ich. Und der Führer ist ja auch dabei." Ihr Herr Vater sollte Sie dennoch nicht mit hinaufnehmrn". Sie lacht- leise. „Papa freut sich gerade darauf, daß ich mithalte." Er sah prüfend an ihr herab. Sie schien blühend und kräftig, nicht so zart wie Eva. Trotzdem war er ihm rin peinigen. d«S Gefühl sich zu denken, daß dieses junge Mädchen auf den Wetterkogel hinauf wollte. Er war ihm zu Mute al» müsse er e» verhindern, alr drohe auch ihr Unheil. Jedenfallr gab er plötzlich sein Vorhaben auf, noch in» Tal hinabzusteigen. Zögernd und überlegend schaut« er um sich und wieder in Ursula» Augen. Ein seltsamer herzbewegender Ausdruck lag jetzt darinnen, In seiner seit Jahren verstummten Seele erwachte etwa» wie neue» Leben. Da» feurige Ungestüm seine» Naturell», da» er künstlich «ingedämmt hatte, regte sich mit einem Male und rüttelte an seiner starren Ruh«. In s-inrn Augen flammte e« auf, und dieser flammende Blick zündete in Ursula» Seel«. Sie wurde unruhig und ängstlich und wandte sich zum Gehen. Da trat er an ihre Seite mit einer entschloffenen Gebärde. „Gestatten Sie, daß ich Ei« zur Hütte zurück begleite. Sie werden sich meine Gesellschaft gefallen kaffen müssen — ich werde auch hier oben übernachten." Mit einem stummen Kopfneigen nahm sie seine Begleitung an. Ohne zu sprechen schritten sie neben einander her. Sonder bar beklommen war der wilden Ursula um» Herz. Al» sie vor hin den einsamen Wanderer erblickt hatte war sie erst erschrocken gewesen, hier oben Menschen m finden. Sie glaubte sich allein. Dann hatte sie der fremde Mann eigentlich angezogen und sie batte ihre Auge» nicht von seinem Küstern, kühn geschnittenen Gesicht abzuwenden vermocht. AI» er sich zum Weitergehen an, schickle, war sie aufgefahrrn, unbewußt, al» müsse sie ihn halten, Dadurch war er auf sie aufmerksam geworden. Und al» sich seine flammenden Augen in die ihren gesenkt hatten, war ein Erstaunen über sie hingkfloge«. Sie wurde sich nicht klar über ihr Empfinden. Willenlo», wie im Traume, schritt sie neben ihm her. Ihre kraftvolle, ursprüngliche Natur lehnte sich jedoch bald aus gegen den Bann, den seine Gegenwart auf sie auSLbte. Der Trotz regte sich in ihr. Wait ging sie dieser Fremde an. Warum war ihr so be klommen um» Herz bei seinem Anblick? Sie wehrt« sich gegen den Zauber, der sie gefangen nehmen wollt«. Die Berge waren wohl schuld an ihrer törichten verzagten Stimmung. Man kam sich gar so klein und unbedeutend vor in der Gesellschaft der Bergriesen. Wettervorhersage der Kgl. S. Landeswetterwarte zu Dresden. Sonntag, den 4. September: West-Wind, Bewölkungszunahme, wärmer, zeitweise Regen. Magdeburger Wettervorhersage. Sonntag, .den 4. September: Ziemlich heiter, kracken, am Tage warm, nur im Osten Nacht noch trübe und etwas Regen, dann auch aufheiternd. Montag, den 5. September: Vielfach heiter, trocken, Nacht etwas kühl, Tag warm. Standesamts - Nacvrickten vom 27. August bis 2 September 1910. Geburten: Johanna Ruth, T. des Bürgerschul. lehrerS Emil Paul Steglich in Pulsnitz. — Ernst Wal ter, S. des Tischlers Ernst Robert Albrecht in Ohorn. — Johannes Erich, S. des Gutsbesitzers Johann Paul Kai- ser in Ohorn. — Alwin Heinz Georg, S. des Färberei besitzers Alwin Georg Schulz in Pulsnitz, — Paul Erich, Sohn des Bandwebers Gustav Emil Hartmann in Ohorn. Marha Gertrud, T. des Zimmermann? Bruno Max Mütze in PulSnitz. Eheschließungen: Max Emil Haufe, Fleischer in Demiy-Thumitz, mit Emma Tont Brückner in Puls nitz M. S. — Julius Oskar Voigt, Tuchscherer in Puls nitz, mit Hedwig Anna Ebert, Verkäuferin in PulSnitz. — Carl Moritz Senf, Büffetier in Ohorn, mit Johanne Frida Schulze, Hausmädchen in Klotzsche. — Emil Bruno Guhr, Postillion in Dresden, mit Alma Helene Klare, Fabrikarbeiterin in PulSnitz M. S. Sterbefälle: Arthur Erich, S. der Fabrikarbei terin Elsa Fanny Höfgen in Obersteina, 3 M., 28 T. alt. — Auguste Emilie Oswald geb. Haase in Nieder steina, 56 J„11 M., 9 T. alt. — Bandweber Karl Ehrens fried Garten in Ohorn, 67 I., 10 M, 11 T. alt. — MrüdNcÄe rrvedr^tsn. Pulsnitz. Sonntag, 4. September, 15. »ach Trinitatis: 8 Uhr Beichte V-9 „ Festgottesdicnst aus Anlaß der Sedanjubelfeier mit Kirchenparade der Militärvsreine. Predigt: Pfarrer Schulze. V-2 „ Gustav-Adolf-Stunde („Zeugen der Wahrheit in Schlesien") HilfSgeistl. Schuster. 8 „ Jünglings- und Männerverein. AmtSwoche: Pfarrer Schulze. IW. Das Erntedankfest wird am 11. September ge feiert werden. Die Gemeindeglieder in Stadt und Land werden um Schmückung des Gotteshauses gebeten. Ltürtenderg. Sonntag, 4. September, 15. nach Trinitatis >/,9 Uhr Gottesdienst mit Predigt. Getauft: Ma.r Martin, S. des Alwin Emil Mägel, Zimmer manns und Hausbesitzers, hier. OberNcktenau. Sonntag, 4. September, 15. nach Trinitatis: >/s9 Uhr Predigtgottesdienst. Srotznaundork. Sonntag, 4. Sept. 15. nach Trinitatis, Erntedankfest: 9 Uhr Festgottesdienst. Text: Ps. 34, 9-11. Kollekte für die kirchliche Armen- und Krankenpflege in der Gemeinde. Gemischter Chor: Erntefestgesang. 1 Uhr Betstunde. 2 „ TaufgotteSdienst. Beerdigt: Eine totgeborene Tochter des Wirtschaftsbesitzers Alwin Klotzsche, hier, den 31. August. Die Weichheit schwand au» ihrem G«ficht, au» ihren Auge». Ein trotziger Eigenwille prägte sich au» um Mund und Kinn. Will Vollrat merkte nicht» von diesem Wechsel der Stim mung bei seiner Begleiterin. Er hatte genug um sich selbst zu tun. Da» erstemal, seit Eva in sein Lebe» getreten und dann wieder darau» entflohen war, hatte ein weibliche» Wesen einen tiefen Eindruck auf ihn gemacht. Nicht da» schöne, eigenartige Gesicht, nicht die stolze, schlanke Erscheinung, zwang ihm da« Inter,ff« ab. Nur daß er plötzlich hier oben, fast an der Stelle, wo Eva damal» zusammengebrochen war. ein junge» Weib stehen sah, daß auch sie auf den Wetterkogel hinauf wollte, hatte sein Interesse geweckt. Und au« ihren dunklen Augen traf ihn ei» so träumerisch versonnener Blick, der an seinem verschlossenen Herzen rüttelt«. Wi« rin Wahn setzte sich bei ihm der Ge danke fest, daß er um jeden Preis verhindern müsse, daß sie binaufst-rg auf den Gipfel. Sie schien ihm ein» zu sein mit Eva. ES stand bei ihm fest, daß sie da»selbe Schicksal ereilen mußte wie Eva, wenn sie die Partie nicht aufgab. Deshalb gab er e« auf, in« Tal hinunterzusteigen. Er mußte bleiben — «in innerer Zwang brachte ihn dazu. Im steten Schweigen hatten sie di« Hütt« «rreicht. Herr von Erl,»Horst empfing seine Tochter mit lustigem Schelten. „Mädel, du tolle« — wo steckst du schon wieder so lange? Hast du noch nicht genug heute? Mußt du schon wieder Streif- zügs auf eigene Faust unternehmen? Ruhe dich lieber au«. Morgen haben wir ein schwerer Stück Arbeit vor un«." „Nicht zanken, Pa. Ich war ja nur drüben, um mich ein wenig hier oben umzusehen. Und da bring« ich dir auch Ge sellschaft mit." Sie trat beiseite und ließ Vollrat vortreten. Die beiden Herren standen sich gegenüber und maßen sich in der beginnenden Dämmerung mit forschenden Blicken. (Fortsetzung folgt.)