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Nr. 104. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 3. September 1910. Seite 3. Lagesgssckickte. Deutsches Reich. Das deutsche Kronprinzen paar gehört unzertrennlich zu einander, und es ist ganz wahrscheinlich, daß Kronprinzessin Cecilie ihren hohen Gemahl nach Ostasien begleiten wird, wenn sie, wie ver lautet, statt des weiten Seeweges, den der Kronprinz nimmt, den kürzeren und mit der Eisenbahn nur wenige Tage beanspruchenden Landweg einschlagen wird. Berlin, 2. September. (Schlußsteinlegung des neuen Reichsmilitärgerichtsgebäudes.) Am heutigen Sedantage fand in Gegenwart des Kaisers und des Kronprinzen die feierliche Einweihung des neuen Dienstgebäudes des RetchsmilitärgerichtS mit großem militärischen Gepräge statt. Im Plenarsitzungssaale fan den sich die Geladenen ein, darunter meist hohe Offiziere und militärische Beamte. Man sah u. a. die KriegS- minister von Preußen, Sachsen, Bayern und Württem berg, Admiral v. Tirpitz, Reichstagspräsident Schwerin- Löwitz, städtische Vertreter usw. Nach 12-/4 Uhr erschien der Kronprinz, dem bald darauf der Kaiser im Automobil solgre Nach Abschreiten der Front der Ehrenkompognie und der äußeren Besichtigung des Gebäudes begab sich der Kaiser in den Plenarsitzungssaal, wo nunmehr die feierliche Schlußsteinlegung stattfand. Nach einer von einem Bläserchor vorgetragenem Hymne ergriff der Kaiser daS Wort zu folgender Ansprache: Ich beglückwünsche das Reichsmilitärgecichr zu der Vollendung seines neuen Heims, und ich danke allen denen, die an der Errichtung dieses stattlichen Neubaues mit gewirkt haben. Ich spreche bei dieser Gelegenheit den Offizieren und Beamten des Reichsmilitärgerichts meine warme Anerkennung aus für die guten Dienste, welche der oberste MilitärgerichtShof der deutschen Hee. eSmacht und dem deutschen Vaterlande geleistet Hut. In dem neuen Haus ist dem Reichsmilitär gericht eine würdige Stätte weiterer gedeihlicher Wirksam- kett entstanden. Möge das Streben nach Wahrheit und Gerechtigkeit sich auch weiterhin in rastlosem Schaffen und Forschen betätigen! Dann wird Gottes Segen auch fernerhin auf dem ReichSmilitä gericht ruhen. Nach Schluß der Ansprache wurde eine Reihe von Auszeichnungen ver kündet und alsdann die Urkunde für den Schlußstein durch den Präsidenten des ReichsmiitärgerichtS, General von Linde, ve llsen und alsdann vermauert. Hieraus gab der Kaiser die üblichen drei Hammerschläge ab m t den Worten 8uum cuigue! Ihm folgten der Kronprinz mit einer Anzahl Geladerur; während dieser Zeit stimmte der Blüserchor den Ambrosianischen Lobgesang an. Hieraus ergriff General von Linde das Wort zu einer Dnnkrcde Oesterreich-Ungarn. Wien, 2. September. (Ein neues österreichisches Geschütz.) Wie die „Zeit" erfährt, wird in nächster Zeit ein neues schweres Geschütz in der österreichisch-ungarischen Armee eingeführt werden und zwar eine 60 Zentimeter-Haubitze. Das neue Ge schütz wird zerlegbar und in zwei Teilen transportier bar sein. Dänemark. Kopenhagen, 2. Sep». (Vom Inter nationalen S 0 z i a li st e n k 0 n g r eß) In der heu tigen Sitzung des Internationalen Sozialistenkongresses führte der Däne Claußen das Präsidium. Zuerst erhielt der österreichische Delegierte das Schlußwort zu den zahl reichen Resolutionen, über die er gestern referierte. Jn- bezug auf die Einigung, so meinte er, seien nicht Reden von der Tribüne, sondern Handlungen in der Oeffent- lichkeit das beste Er wies ferner auf eine neue Resolu tion hin, die gegen die Verletzung des Asylrechts pro testiert. Alsdann kämm die vom Frauenkongreß gefaßte Resolution übe: die finnische Frage zur Verhandlung. Hierauf kamen die in den gestrigen und heutigen Berich ten erwähnten Resolutionen verschiedenen Inhalts sowie die Reso ution über die Einigkeit in der sozialdemokra tischen Partei zur Besprechung. Sämtliche Resolutionen gelangten einstimmig zur Annahme. Nach der Abstim mung über die finnländische Frage wurden die finnischen Deputierten stürmisch applaudiert. Die Resolution gegen die Todesstrafe gelangte ebenfalls zur Annahme. Spanien. Madrid, 2. September. (Zur Lage in Bilbao.) Die Streikbewegung absorbiert das ganze öffentliche Interesse. Der „Liberal" befürchtet, daß die Berufung eines Militärkabinetts notwendig sein wird, das den Uebergang zu einem reaktionären billigen würde. Der Generalstreik in Saragossa nimmt einen ziemlichen Umfang an. Heute erschienen daselbst keine Zeitungen. Auch für Barcelona ist die Proklamierung des General streiks geplant. Zwischenfälle sind bisher nicht zu ver zeichnen. Türkei. Konstantinopel, 2. Sept. (Zur griechisch türkischen Spannung) Die gesamte hiesige Presse bezeichnet die Lage als wesentlich beruhigter. Der Tannin erklärt, daß ein Krieg gegen Griechenland für die nächste Zeit als gänzlich ausgeschlossen betrachtet werden kann. Die Zulassung Venizelos und sogar einiger weiterer Kre ter zur griechischen Nationalversammlung besitze für die Türkei gar keine große Bedeutung. DaS Blatt sieht einen Abbruch der diplomatischen Beziehungen nur dann für gegeben, wenn VemzttoS die griechische Ministerprüsident- schaft übernehmen sollte. Neueste direkte Meldungen von Hirsch's Tclcgraphsn-Bureau Berlin, 3. September. In de.s Spandauer Kranken haus. ist gestern noch die Arbeiterin Helene Möckel einge- Ueferc worden. Das junge Mädchen gilt jedoch nicht als choleraverdächtig, sondern anstcckungsverdächiig. Sie be findet sich durchaus wohl. Außerdem wurden sieben Kanoniere, die von verschiedenen Regimentern zur Absol vierung eines Waffenmeisterkursus an die Geschützgießerei in Spandau kommandiert wurden, in das Spandauer Garr.isonSlazarett interniert. Die Untersuchung hat er geben, daß die an Cholera erkrankte Waschfrau Heubrick die W sche für sieben Kanoniere besorgt hat und dadurch die Möglichkeit gegeben ist, auch die Kanoniere infiziert woroen sind. München, 3. September. Eine Konferenz von Diplo maten der Trippel Entente hat, wie die Augsburger Abendzeitung berichtet, in aller Stille in München statt gesunden. JSwolSkt, der bei seinen Eltern in Egern war und wie gemeldet in der Donnerstag Nacht nach Hom burg 0. d. Höhe zum Zarenpaar abgereist ist, hat gestern nachmittag und abend mit dem gleichfalls rm Hotel Continental abgestiegenen französischen und englischen Botschaftern konferiert. Petersburg, 3. September. In kur Kaserne der Schützen brigade in Odessa sino sechs Soldaten an der Pest erkrankt Madrid, 3. September. Hier zirkulieren bedenkliche Gerüchte über Catalanien, 100 der Generalstreik vorbe reitet werden soll. Man besüichtet blutige Zusammen stöße zwischen den Truppen und den von Hunger ange triebenen Arbeitern. Rom, 3. September. In einem Interview mit einer hochgestellten politischen Persönlichkeit über die türkisch griechischen Beziehungen äußerte sich diese u. a, daß die Möglichkeit eines Krieges, wovon verschiedene Blätter reden, als vollständig ausgeschlossen betrachtet werden kann. Die Mächte würden einen solchen Krieg niemals zulasten, und andererseits könne die Türket einen Krieg nicht er klären, da die türkische Regierung genau wisse, daß ein Geheimverlrag zwischen Griechenland, Bulgarien und Montenegro bestehe. Newyork, 3. September. Aus Colorado wird gemeldet, daß ein Bandit mit großer Kühnheit versucht hat, einen Expreßzug anzuhalten und die Reisenden auSzuplündern. Nachdem er den Zug zum Stehen gebracht, zog er seinen Revolver, um den Lokomotivführer herunrerzuschießen. Dieser bückte sich aber und die Kugel verletzte ihn nur am Bein. Darauf warf der Lokomotivführer ein schweres Kohlenstück gegen den Räuber, der dadurch am Kopf eine tötliche Verletzung davontrug. London, 3. September. In dem Garten eines Hauses in Swansea wurden sechs kleine Särge mit Neugeborenen entdeckt. Die von der Polizei vorgenommene Untersuchung ergab, daß das Haus von einem Leichenträger bewohnt ist, der sich die Mühe ersparte, die Särge mit den Kin dern aus den Friedhof zu bringen und sie in seinem Garten verscharrte. London, 3. September. Auf sämtlichen Werften von Barrow am Clyde und der Tyne wurde gestern durch Anschläge bekannt gemacht, daß heute mittag 12 Uhr die den englischen Werften beschäftigten Kesselschmiede deren Zahl sich auf 64000 beläuft, auSgesperrt werden. Als Grund werden die in der letzten Zeit ausgebrochenen Streiks angegeben. — Ueber den Beginn des Streikes auf den englischen Schiffsbauwerften berichtet ein weiteres Telegramm: Dis Krisis dürfte voraussichtlich nur von kurzer Dauer sein. Die vereinigten Schiffswerften haben bestimmt, daß alle Arbeiter, die der Union der Boiler makers angehören oder einer anderen Förderation ange schlossen sind, ausgesperrt werden. Hiervon werden 60 000 bis 70 000 Arbeiter betroffen. vriekkastsn. M. H. in Bautzen. In Z 1309 des Bürgerlichen Ge- setzbucheS heißt eS: Niemand darf eine Ehe eingehen, be vor seine frühere Ehe aufgelöst oder für nichtig erklärt worden ist. In Z 1571 heißt eS: Die Unterhaltungs pflicht erlischt mit der Wiederverheiratung des Berechtigten. MW Zvkillvnsli». 213. Modern einger. Wannenbäder, sämtl. Kurbäder, (mediz. Bäder), Hand- und VibriationSmastagen. Tägl. offen früh 7—8 abds. (Sonnt, bis mittags) IxuckrMnMer M fertigen sauber und preiswert L. I LismLrelcpIatö. Gicht, Reisten bewährt sich unüber troffen das echte australische Euca lyptusöl „Marke Stern", a Fl. 1 M Max Ionlscv, Zentral-Drogerie 8isll6N-LesMb. 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