Volltext Seite (XML)
Pulsnitzer wocbendlal Beilage zu Ar. 112 Donnerstag, 22. September 1910 hatte, war mit fern unter den Hochzeil«gästen. von Tröschkau arbeitenden Dampfpflug einer Leipziger gerieten die dort als Heizer angestellten Brüder 5tei einen Wortwechsel, in dessen Verlauf Lrnst Stein von fl Bruder durch einen furchtbaren Messerstich in den Unter! getötet wurde. Königsberg, 20. September. (Ovationen , Professor Ehrlich.) Im Anschluß an den Bor. des Geheimrats Neißer über Syphilis-Therapie auf . Naturforscher- und Aerztekongretz brachte die Versau, lung Geheimrat Ehrlich spontane laute Ovationen da sodaß Ehrlich von der Bühne des FestsaaleS aus danken mußte. Er tat dies in bewegten Worten, indem er be- , scheiden seine Verdienste auf die Vorarbeiten und die V Mitarbeit anderer Forscher zurückführte. Wien, 20. September. (Schwere Eisenbahn- katastroph e.) Bei Rottenmann (Steiermark) hat sich heute um 1/48 Uhr nachts ein furchtbares Eisenbahnun glück ereignet. Der Schnellzug 102, der um 7 Uhr 50 abends von Pontafel abging, und der Schnellzug 101 der um 9 Uhr abends Wien verläßt, sind dort zuso mengestoßen. Die Lokomotiven bohrten sich ineina^ und türmten sich aus. Mehrere Wagen wurden zertr-' mert. Die ersten Depeschen über die Katastrophe me^ 7 Tote bezw. 10 Tote und 6 Schwerverwundete. NN Einzelheiten fehlen. Die verunglückten Schnellzüge 6«? ren zu den frequentirtesten des internationalen Reff Ueber ein Jahr war Ursula Kurt Arnstetten« Gattin. Sie lebte ihre Tage in stiller Pflichterfüllung und zeigte sich ihrem Mann stet» ein freundliche», liebevolle» Wesen. Er fühlte sich wunschlo» glücklich in ihrem Besitz. Da» einzige, was zuweilen seinen leuchtenden Glückthimmel trübte, war Ursula» gehaltene» Wesen. Seine Zärtlichkeit ließ sie stet» willig über sich ergehen, aber freiwillig erwiderte sie sie nicht. Al» er darüber zu ihr sprach, strich sie ihm wie eine zärtliche Mutter über da» Haar. „Da» liegt nicht in meiner Art, Kurt. Damit mußt du dich abfinden, ich kann mich nicht ander» geben." „Jq tu« e» ja auch, Liebling. Nur manchmal, wenn ich zurückdenke, wie du früher warst, dann meine ich, e» müsse viel mehr Leidenschaftlichkeit in dir stecken. Vielleicht fehlt mir da» Zauberwort, sie zu wecken. Liegt e» doch über deinem ganzen Wesen wie ein Schleier, seit du mein Weib geworden bist. Aller« ding» ein anmutiger, verklärender Schleier. Aber so sonderbar find wir Menschen, jetzt gelüstet e» mich manchmal, die wilde Ursula wieder zu wecken." Sie wandte sich ab und machte sich an einer Fruchtschale zu schaffen. „Die laß lieber ruhen, r» ist bester so", sagte sie ernst und griff dann ein andere» Thema auf. — Im Herbst begann Arnstettrn plötzlich zu kränkeln. Er hatte sich eine schwere Erkältung zugezogrn. Ein heftiger, akuter Gel«nkrheumati»mu» warf ihn nieder und brachte sein Leben in ein. Seine kleine Frau kam bald darüber hinweg, daß nu? Schwiegervater bei ihrer Hochzeit anwesend war. Sie ma ihrem Gatten die Häuslichkeit so lieb, daß er alle» andere w l ausgab. Und alle vier Wochen kam Herr von Herrenfelde a einige Tage zu Besuch und verstand sich ausgezeichnet mit sein bürgerlichen Schwiegertochter. Frau von Herrenfelde hatte kopfschüttelnd die Achseln gi zuckt, wenn sie Zeugin von diesem liebeatmrndrn Familienidyü hätte sein können. So etwa» lag ihr gar nicht. OerMcbss unv Säcbflfcdes. — (Fußdecken im Eisenbahn-Personen wagen.) Am 1. Oktober werden sämtliche Personen wagen 1. bis 3. Klaffe der König!, sächs. StaatSeisen- bahnen mit Fußdecken ausgestattet. In den Abteilen der O° Zugwagen 1. und 2. Klasse wird außerdem an jedem Seitenfenster eine FrieSdecke angebracht. Für die Reinhaltung dieser Decken unausgesetzt zu sorgen, ist das beteiligte Personal angewiesen worden. — (Verbotene Zurückbehaltung von ^Dienstbüchern rc.) Wir machen daraus aufmerksam, da-hß es vom 1. Oktober d. I. an den Stellenvermittlern ver-irboten ist, Dienstbücher (Gesindebücher), Arbeitsbücher, Zeug nisse, AuSweiSpaptere und sonstige Gegenstände, die -ü—, > .. . " — Eines der Ziele nnserer Kolonialpolitik ist die An siedlung deutscher und im allgemeinen weißer Kolonisten in den bisher größtenteils von wenig kultivierten Ein geborenen bewohnten Gegenden. Inwiefern dies in der deutschen Kolonien bisher gelungen ist, zeigt ein Blick auf unsere Tabelle, die dem eben erschienenen vorzüglich redigierten Gartenlaube-Kalender für das Jahr 1911 ent nommen ist. In Deutsch-Ostafrika kommen auf zehn Millionen Schwarze nur 3387 Weiße; ganz ähnlich ist das Verhältnis in Kamerun. Dagegen leben in Togo 330 Weiße unter einer Million Eingeborener. Deutsch- Südwestafrika ist unter unseren Kolonien das für die weiße Ansiedlung geeignetste Land; wie die Tabelle zeigt, kommt dort auf etwa ein Dutzend Eingeborene schon ein Weißer. Nicht ganz so günstig für die Weißen liegt das Verhältnis in Kiautschou, Neuguinea, Samoa und den anderen Besitzungen in der Südsee. Von diesen Kolo nien hat Kiautschou absolut und relativ die größte An zahl Weißer. Im ganzen stehen in den deutschen Kolo nien rund 14.5 Millionen Eingeborener rund 20,000 Weiße gegenüber. Nus aller Welt. Köln, 20. September. (Schweres Uni im Rheinland.) Gestern in den Abendstun!^ gen in der Rheinprovinz außerordentlich schwere nieder, die von wolkenbruchartigem Regen begleitetN. In den Rheinniederungen sind große Ueberschwemn;« eingetreten, die durch das von Oberrhein gemeldet wasser weiteren Zufluß erhalten, so daß schwer^ schaftliche Schäden zu erwarten sind. Der Blitz h'r- den verschiedenen Feuerscheinen zu urteilen, in versfl nen Ortschaften gezündet. Besonders in den Weinbr wo die Weinlese bereits begcnnen hat, ist unabseß Schaden angerichtet. Halle a. d. S., 2 s. September. (Bruderm Die „Saale-Zeitung" meldet: Um einen in der F? mit seinem Bruder in die nahe Garnison zurück — und ver« liebte sich sterblich und sinnlo» in ein arme» Bürgermädchen. Dieser Sproß der Herrenfeldr begann au» der Art zu schlagen. Ganz plötzlich wurde er sich bewußt, daß er ein füh lender Mensch war. Wa» würde seine Mutter zu dieser Ueberraschung sagen? Vorläufig erfuhr sie nicht» davon und Han» Herrenfelde verlebte ein halbe» Jahr im ungetrübten Glück. Seine Angebetete, die Tochter eine» Beamten, war wirklich ein liebe», hübsche» Mädchen. Sie sah in Han» Herrenfelde ihr Ideal und fragte vorläufig nicht« nach Rang und Stand — und nach feindlichen Verwandten. Und die Liebe saß wirklich fest bei ihm. Er war entschlosten, sein Mädchen zu heiraten um jeden Prei». Alt Frau von Herrenfelde von ihm mit dieser Abficht be kannt wurde, sah fie ihn starr an. Mit hoheittvollrr Miene fragte sie ihn, ob er verrückt geworden sei. Daß seine „soge nannte" Braut bürgerlich wäre, darüber wollte sie ja hivwegsehen. So bedauerlich e» wäre, sei e» doch erwiesen, daß der Adel sich mehr und mehr mit den Bürgerlichen vermische. Aber daß sie arm sei, mache di« Verbindung unmöglich. „Urbrigent begreife ich dich nicht. Solche Sentimentalitäten hätte ich dir nie zuge traut", schloß sie ihre Rede. Wider Erwarten bekam Han» durch seinen Vater Unter stützung. Der alte Herr freute sich! im stillen unbändig, daß wenigsten» ein» seiner Kinder herzentwarm zu empfinden imstande war. Er trat mit ungeahnter Energie für seinen Sohn ein und hielt allen entrüsteten Vorwürfen seiner Gattin gegenüber an seinem Willen fest. Han« durfte seinem Herzen folgen und durch diese Ange legenheit kam er seinem Vater um viele« näher. Die Familie Herrenfelde teilte sich fortan in zwei Lager, in ein riesig feudale», kühle» und vornehme» und «in schlichte», herzliche», gefühltwarmes. Han» heiratete sein Mädchen und richtete sich mit dem väterlichen Zuschuß einfach, aber behaglich Frau von Herref "(de hatte auch die Genugtuung, daß die Herrschaften nicht obigen, ehe die Verlobung perfekt wurde. Nun hatte die kluge Zwei ihrer Kinder glänzend unterge bracht. Sie war sto,^ ff diese» Werk und trug da» Haupt seitdem noch etwa» Herr von Herr^he^' trat immer mehr in den Schatten zurück. Er hatte vx«.?, nicht» zu tun, al» die Unfehlbarkeit seiner Gattin zu bt'u ^»n. Und Han» sah mit gemischten Ge fühlen um sich. We ie Frau würde ihm da» Schicksal, von seiner Mutter gelenkt zuführen? Er reiste etwa» beklommen aus Anlaß der Stellenvermittelung in ihren Besitz ge langt sind, gegen den Willen des Eigentümers zurückzu behalten, insbesondere an solchen Gegenständen ein Zu- rückbehaltungS- oder Pfandrecht auszuüben. Wer dieser Bestimmung zuwiderhandelt, wird mit Geldstrafe bis zu 150 Mark oder mit Haft bestraft. — (Altweibersommer.) Nun streichen wieder durch die Lüfte die weißen Fäden des sogen. Altweiber sommers. Manche Sage weiß von ihm zu erzählen. Dem einen sind es Fäden vom Grabgewande der heiligen Jungfrau, das ihr entfiel, als fie sich, die Himmelskönigin, empor ins Reich der Seligen schwang. Daher spricht man auch von „Mariengarn", dem das französische „kil8 äe la vierte" entspricht. Die Böhmen sagen: „Die Mutter Gottes sitzt am Rocken und spinnt", während die Hol länder die „Marienfäden" als der heiligen Jungfrau „Schleppchen" — „8leepje" — bezeichnen. Offenbar liegt hier eine Verschmelzung heidnischer und christlicher Vor- stellungen zu Grunde. Die Sage von Berchta — Frau Holle — wurde aus die heilige Jungfrau übertragen und die Legende weiß nun zu berichten, daß Maria mit 11 000 Jungfrauen durch die Lüfte fliegt und daß jede derselben einen Rocken spinnt, den ihr ein Engel hält. So sind am Ende Mariens Fäden und Frau Holles Bettfedern, die sie im Winter über die lotenstarre Erde schüttet, ein und dasselbe. Und was ist in Wirklichkeit der Altweibersommer? Er ist das Erzeugnis winziger Spinnen, die in diesem ihren Erzeugnisse hinsegeln durch die Lüfte. Keine Sorge wegen des woher und wohin wohnt in ihren kleinen Herzen, nur die frohe Zuversicht auf den ewigen, großen Weltenlenker da droben, der sie finden lassen wird den geeigneten Ruhepunkt. So über lassen sie sich in mutiger Fahrt den führenden Winden — ein tröstendes Beispiel für alle, die bang und zagend stehen vor den rauhen Stürmen des Lebens, die manche Blume geknickt, manch starken Baum entfesselt haben, aber auch eine eindringliche Mahnung daran, daß es nun ernst werden will mit dem — Herbste. — Die Zuständigkeit der Gewerbege- ge richte erstreckt sich auf alle Arbeiter ohne Rücksicht auf daS Einkommen, während technische Beamte das Ge richt nur anrufen können, wenn deren Jahreseinkommen 2000 Mark nicht übersteigt. Anders ist es daher bei den Kaufmannsgerichten, denn hier ist die Anrufung bis zu einem Jahreseinkommen von 5000 Mark möglich. Der Werkmeisterverband-Düffeldorf hat sich nun an den Reichs tag gewandt und die Ausdehnung der Rechtsprechung des GemerbegerichteS auf alle technischen Beamten gefor dert, deren JahreSarbeitSverdienst an Lohn oder Gehalt 5000 Mark nicht übersteigt. Gleichzeitig wünscht die Ein gabe die Zuständigkeit der Gewerbegerichte aus Konkur renzklauseln, ferner besondere Angestellten Kammern im Anschluß an die Gewerbegerichte zur Erledigung der Streitigkeiten aus dem Dienstverhältnis der technischen Beamten. 8. 2. K. Dresden, 19. September. (Kraftfahrer. Vereinigung deutscher Aerzte.) Am letzten Sonntag fand in Dresden der Herbstgautag des Gaues VII (Königreich Sachsen) der Kraftfahrer-Vereinigung deutscher Aerzte unter reger Beteiligung aus allen Teilen des Landes in der Technischen Hochschule statt. Geh. Hofrat Professor vr. Schett hielt einen fesselnden Vortrag über die „Theorie und Praxis im Automobil- i -4 Ursula. n Roman von CourthS-Mahler. 16 r Nachdruck verboten. „E« grenzt an» Wunderbare, Liebling, wie du dich ver ändert hast. ? „Hoffentlich zum Vorteil!* scherzte sie. „Unbedüflgt, du bist jetzt geradezu von unübertrefflicher Vollkommenheit. Da» alle» hat die Liebe au» dir gemacht, mein geliebte» Herz. - Nur konnte sie diesen Zauber an dir vollbringen. Hab ich recht?"' Sie sah m,it geistesabwesendem Blick in die Weite. „Ja — dü^ hast recht.' Da« jung« Paar pflegte regen Verkehr mit der Nachbar barschaft und sah gern einige Gäste bei sich. Von großen Ge selligkeiten hielten ssie sich aber fern, dafür waren sie nicht zu haben. Al« Liess Herrenfelde Frau von Lindenhof wurde, konnten fie sich der Hochzeit«f<ier nicht enthalten. Frau von Herrenfelde hatte ein glänzende« s^est arrangiert. Darin war sie Meisterin. Uebrigen« galt eff dabei, Dols« künftiger Braut zu impo nieren. Di« junge D. me, die in Ostende mit Dolf angebändelt fahren", der reichen Beifall fand, . war auch eine Ausstellung und Vorführ^^^»? fayrzeugen und Zubehörteilen verbunden. — Ein heiteres Vorkommnis in Gegenwart Sr. Maj. des Königs stattges »0^ növerS der 40. Division zu berichten. D^^ mit der 88. Brigade von Zwönitz über am sog. Stockholz angekommen, als die Vo-.A' jede Vorausberechnung von Buchholz her auch s^m Kompagnien Fußtruppen der feindlichen 89. Br Stadt Schlettau sich nähern sah. Auf der j Partei ließ man sofort Kampfstellung einnel^ auch die Artillerie zum Feuergefecht auffahren, lich sah man sich arg getäuscht. Die feindlichen entpuppten sich als drei Schulknabenklaffen, t Führung ihrer Lehrer auf einem Ausflug ins Ma gelände begriffen waren. Als der König von diese' wechSlung erfuhr, soll er über das Vorkommnis l. gelacht haben.