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Nr. 114. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 27. September 1910. Seite 3. beworfen, wöbe: mehrere Beamten Verletzungen davon trugen. Berlin, 25. September. (LiebeSdrama eines Gardeleutnants.) Großes Aufsehen erregte gestern im Nordwestcn der Stadt der tragische Abschluß eines Liebesverhältnisses: Ter 26 jährige Leutnant v. L. schoß nach heftigem Streit in seiner Wohnung in der Scharn- horststraße auf die 25 jährige Näherin Anna G. und ver suchte sich darauf durch einen Schuß in die Schläfe zu töten. Er ist lebensgefährlich, das Mädchen nur leicht verletzt Das Motiv der Tat ist Liebeskummer. Die Aerzte glauben nicht, daß der Leutnant mit dem Leben davon kommen wird Berlin, 26 September. (Prof Ehrlich im ReichSgesundheitSrat.) D.r BundeSrat hat den Geh. Obermrdizivolrot Prof. Or. Ehrlich, den Entdecker des „606" zum Mitglieds des ReichSgesundheitSrateS ge- wähli. Gottesbcrg, 26. September. (Von einem Bullen gespicßt.) Von einem wütenden Bullen aufgespießt wurde das Dienstmädchen Illner, dis auf der Weide eine Vieherde hütete. Der Stier bearbeitete das Mädchen mit feinen Hörnern in schrecklicher Weise. Mehreren Männern gelang es, die Bedauernswerte, die lebensgefährliche Ver letzungen erlitten hat, von dem wütenden Tier zu be freien. Breslau, 26. September. (Das Hochwasser in Schlesien.) Nach einer Mitteilung der Kal. Wasser- bauinspektion Oppeln müssen, nach dem in Ratibor er reichten Stande von PluS 4,48 Meter die sämtlichen Na- delwe^re von Junuschkowitz bis Neißemündung sofort niedergelegt werden Kattowitz, 26 September. (VomZuge überfah ren.) Gestern stieg auf der Station Krakau ein Passa- gier II. Klasse in einen falschen Zug. Er bemerkte sein Versehen erst, als sich der Zug bereits in Bewegung setzte. Er sprang während der Fahrt aus dem Zuge und zwar so unglücklich, daß er unter die Räder geriet und auf der Stelle getötet wurde. Da der Leichnam nur noch eine unkennliche Masse bildete, konnte seine Persön lichkeit nicht festgestellt werden. Görlitz, 26 September. (Z u r F l e i s ch t e u e r u n g.) Magistrat- und Stadtverordnetenversammlung haben be schlossen, gemeinsam beim deutschen Städtetag zu bean tragen, in einer Petition an den BundeSrat um geeignete Maßnahmen zur Milderung der außerordentlichen Fleisch- teuerung zu ersuchen. Düsseldorf, 26. September. (Opfer der Unvor sichtigkeit.) Der 13 ährige Gymnasialquartaner Karl Karte aus Kalkum hat sich beim Revolverschieben auf Spatzen erhebliche Verletzungen am Unterleibe beiaebracht und ist kurz nach seiner Einlieferung ins K ankenhauS gestorben. Köln, S6. September. (Ausstand.) Die Hafenar beiter der Speditionsfirma Egen 8- Co. haben heute mor gen infolge Lohndifferenzen die Arbeit niedergelegt. Frankfurt, 25. September. (Eine Zigeuner- schlacht.) Eine furchtbare Zigeunerschlacht fand gestern nachmittag in der Mainkur bei Fechenheim statt. Ein Trupp von ungefähr SO Zigeunern hielt mit seinen Wa gen von Hanau kommend gegenüber der Wirtschaft von Schütz in der Mainkur. Am Nachmittage veranstalteten NuchklSM MMucheMser Vilhelms inNien Eisensest und turmhoch über allen Schwankungen der Tagespolitik erhaben steht die politische Freundschaft und der Bündnisvertrag zwischen Deutschland und O-ste- reich-Ungarn, und ganz eigenartig ist ja auch das Freund- schaftsverhältnis, welcher die Kaiser Franz Josef und Wilhelm und überhaupt die beiden kaiserlichen Herrscher häuser in Wien und Berlin mit einander verbündet. Das Deutschtum in seiner schönsten Blüte, das auch noch in Oesterreich und besonders in der österreichischen Haupt stadt bodenständig ist, zeigt sich in diesem Bündnisse der beiden Kaiser und ihrer Völker in der herrlichsten Weise. Da gibt es kein Zaudern und Schwanken in den Zeiten der Gefahr, sondern da gilt es die uralte und weltbe rühmte deutsche Treue zu halten, und in allen diesen großen und schönen Empfindungen und einfachen und klaren Bedingungen in der Wahrnehmung der Interessen der beiden verbündeten Starten hat der Kaiser Wilhelm bei seinem letzten Besuche in Wien und zumal im Wiener Rathause doch noch eine herrliche Vermehrung und Er gänzung in den freundschaftlichen Gefühlen zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn geschaffen, indem er es in seiner hochherzigen und prächtigen Weise verstand, so zu den Wienern zu sprechen, wie es die He zen dieser liebenswürdigen Bewohner der österreichischen Hauptstadt wünschen. Der ganze Eindruck der Erscheinung und der Rede des Kaisers Wilhelm im Wiener Rathause ist daher ein ganz überwältigender und beispielloser gewesen und nicht weniger nachhaltig wird dieser Eindruck auf die ganze politische Welt sein, denn die Wiener Blätter schrei ben, daß der deutsche Kaiser zu dem schon vorhandenen Bündnisse zwischen ihm und dem Kaiser Franz Josef noch eine ganz neue Allianz geschaffen habe, nämlich die per sönliche Allianz zwischen dem deutschen Kaiser und der Bevölkerung der österreichischen Hauptstadt. Unvergeßlich werden in Wien und ganz Oesterreich und Ungarn auch die Worte des Kaisers Wilhelm bleiben, daß das Bünd- niS zwischen Deutschland und Oesterreich zum Heile der Welt geschaffen worden ist und daß eS in die Ueberzeug- ung und in das Leben der verbündeten Völker als ein Jmponderabile übergegangcn ist, d. h., daß neben dem Bündnisse der beiden so waffenstarken Völker auch noch daS Bündnis der Herzensfreundschast besteht, und daß diese den politischen und militärischen Bündnisvertrag eine ganz besonders hochzuschätzende Stütze verleiht. Si cher werden die letzten Wiener Kaisertage auch dazu bei tragen, das nationale Selbstbewußtsein der Deutschöster reicher ganz besonders zu stärken und hoffentlich auch mit dahin führen, den ewigen Völkerzwistigkeiten in Oesterreich durch eine etwas höhere uffassunq von den Pflichten gegen den gemeinsamen Staat ein Ende zu bereiten oder diese Zwistigkeiten doch in ein Fahrwasser zu lenken, in welchem Verständigungen über bestehende Differenzen er zielt werden können. Kein Volk weiß ja mehr wie daS deutsche, daß Kampf und Streit und Parteihader nahezu unausrottbare Dinge sind, und daß sie bis zu einem ge wissen Grade von den politischen, sozialen und wirtschaft lichen Bestrebungen gar nicht zu trennen sind, aber die Kulturarbeit der Menschen verlangt doch in der Haupt sache Ruhe und Frieden, deshalb sollten alle politischen, sozialen und wirtschaftlichen Kämpfe ohne gehässige Lei- denschaften geführt und mehr auf das sachliche Gebiet hinübergelenkt werden. Diese Mahnung klingt indirekt aus dem deutsch-österreichischen Bündnisse heraus, denn diese Allianz ist ja auch in erster Linie zur Erhaltung des europäischen Friedens geschaffen und soll die Kämpfe und Streitigkeiten eindämmen. Strslk-Vswsgung. Kottbus, 24. September. (Arbeiterbewegung in der Lausitzer Tuchindustrie) Die im Arbeit geberverband der Lausitzer Tuchindustrie organisierten Tuchfabrikanten der Städte KottbuS, Forst, Spremberg, Guben, Luckenwalde, Sommerfeld und Finsterwalde machen durch Aushang in ihren Betrieben bekannt, daß sie am 5 Oktober abends ihre Fabriken bis auf weiteres schließen, fall? nicht bis zum 27. September abends die in Forst in einigen Betrieben streikenden Spinnereiarbeiter die Arbeit zu den bisherigen Bedingungen wieder ausgenommen haben. Von der angedroüten Aussperung werden zirka 25 000 Textilarbeiter betroffen. Kus vsm Seriiktssaals. Z Leipzig, 26. September. (Die Verhandlung gegen die Brüder KoppiuS.) Die Schwurgerichts- Verhandlungen gegen das Raubmörderpaar, die Brüder KoppiuS aus Leipzig, werden am 5. Oktober ihren An- fang nehmen. Es sind vorläufig 3 Tage dafür angesetzt worden. Neueste direkte Meldungen von Hirsch's Telegraphen-Bureau Berlin, 27. September. (Neue Streikunruhen in Berlin.) Die ernsten Ausschreitungen, die von den streikenden Kohlenarbeitern der Firma Kupfer 8- Co. hervorgerufen wurden, haben gestern Abend zu einem außerordentlich scharfen Zusammenstoß zwischen einem starken Polizeiaufgebot und der aufgeregten Menge ge führt. Der Mob griff die Sicherheitsbeamten mit Stein- mürfen und Revolverschüssen an, so daß der führende Palizeioffizier zum Ziehen der Waffen Befehl geben mußte. 3 Polizeiofstziere und 40 Schutzleute und viele Streikende wurden verletzt. 14 Rädelsführer sind verhaftet worden, lieber die Straßenkämpfe werden folgende Einzelheiten berichtet: Nachdem es gestern Nachmittag der Polizei ge lungen war, die Sickingen-, Rostocker- und Beusselstraße von den Ausständigen zu säubern, sammelte sich gegen Abend in den genannten Straßen wieder eine gewaltige Menschenmenge an. Gegen 6 Uhr erfolgte der erste Zu sammenstoß zwischen mehreren Personen und einigen Be amten, die durch Steinwürfe verwundet wurden. Um 7 Uhr abends wurde auf eine Schutzmannskette an der Ecke der Sickingenstraße ein Angriff gemacht. Als die Beamten die Menge zurückdrängen wollten, wurden gegen die Polizei aus einer Kneipe Revolverschüsse abgegeben, zugleich setzte im selben Augenblick ein Hagel von Bier- gläsern, Krügen und anderen Gegenständen ein. Sofort drangen 20 Beamte in das Lokal ein und trieben die Angreifer mit Säbelhieben auf die Straße, wobei zwei Expedenten so schwer verletzt wurden, daß sie nach dem Krankenhaus transportiert werden mußten. Etwa hundert halbwüchsige Burschen überfielen hinterrücks einen Polizei- beamten, so daß andere Beamten zur Hilse kommen mußten. Auch hier wurden die Schutzleute aus einer Knerpe mit Biergläsern beworfen. Erst in später Abend- stunve gelang eS der Polizei, die Straßen zu säubern. Gegen 10 Uhr kam eine neue Alarmmeldung, die die bis herigen Nachrichten an Schwere übertraf. Es wurde ge- meldet, daß die Plakatsäule an der Ecke der Sickingen- und Beusselstraße in Brand gesteckt worden ist und sämt liche Straßenlaternen in den benachbarten Straßen zerstört worden seien. Dann kam noch eine Nachricht von einem Sturm auf die reformierte Kirche. Die tobende Menge zerstörte die Kirchenfenster durch Stein würfe. Etwa 300 Schutzleute erhielten Befehl zum AuS- rücken, voran die Berittenen. Letztere machten eine Attacke in der Richtung der Kirche. Die Menge wich schließlich der Polizei und gelang es schließlich, in den gefährdeten Straßen die Ruhe gegen Mitternacht wieder herzustellen. Wie verlautet, soll, wenn die Ausschreitungen sich wie derholen, Militär requiriert werden. Frankfurt a. O , 27. September. (Sozialdemo, kratisch er Wahlsieg.) Bei der gestern stattgefun- denen Reichstagsstichwahl im Wahlkreise Frankfurt a. O.- Lebus wurde der sozialdemokratische Kandidat Faber ge wählt. Für den liberalen Kandidaten Or. Winter wurden 15 625 und für den Sozialdemokraten Faber 15 797 Stimmen abgegeben. Die Wahlbeteiligung war stärker als wie bei der ersten Wahl. Karlsruhe, 27. September. (Z ur F leisch n ot.) Dm Hinblick auf den günstigen Stand der Maul- und Klauen seuche in der Schweiz hat Baden die Lin- und Durchfuhr von Rindern aus den Kantonen Aargau, Basel, Bern, Frei burg, Neuburg, Schaffhausen und Solothurn vom 22. d. M. ab wieder zugelaffen. Wien, 27 September. (Kaiser Wilhelm und die Wiener Jagdausstellung.) Kaiser Wilhelm hat an den Präsidenten der Jagdausstellung folgendes Telegramm geschickt: Ich bitte, dem Komitee der Jagd- ausstellung nochmals meine wärmste Anerkennung aus zusprechen für den großartigen und einzig dastehenden Erfolg auf diesem Gebiete. Was Geschmack, Geschick und Fachverständnis anbelangt, konnte nicht mehr ge leistet werden. Die große Mühe und Sorgsamkeit der Herren vom Komitee macht denselben alle Ehre und hat sich überaus bewährt, Ganz besonders danke ich der Jury sür die Bewertung meiner Geweihe, was eine Freude und ein Stolz sür mich ist. Mit bestem Gruß und WaidmannSheil Wilhelm N. Paris, 27. September. (Sturz des spanischen Kabinetts?) „Echo de Parts" erhält von seinem Korre spondenten aus Bayonne folgendes Telegramm: Der Sturz des Kabinetts CanalejaS ist unvermeidlich ge worden und zwar infolge der katholischen Protestbewe gung und zweitens wegen seines Finanzprojektes. Die gesamte spanische Presse, selbst die radikale, bekämpft energisch die Regierung wegen des Anleiheprojektes. Das Blatt „Radikal" bemerkt, daß die Regierung, nachdem sie die gewöhnlichen Hilfsquellen erschöpft habe, durch eine neue Anleihe den Ruin Spaniens herbeisühren wolle. In uniformierten Kreisen ist man der Ansicht, das Cana- lejas nach dem Manifest vom 2. Oktober demissionieren werde und daß er es auf alle Fälle nicht wagen werde, vor d-r Cortes die Interpellation de? Deputierten Melka zurückzuweisen jeckc Interessentin verlange rur Orientierung über clie neue Blocke cler neuen Saison: 8ei blennunA clieses Klattes umsonst uncl postlrei von ^clolk Zenner, vresclen-^. 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