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Sonnabend 3. Dezember !M). 2. Aeilagc z« Ar. !43. 62. Jahrgang. OsrMcbes und SScdsifcdss — Mancher, der heutzutage eine Rech nung mitblauerZahlkartezugesandt erhält, weiß leider mit der Zahlkarte noch nichts anzufangen. Er legt sie einfach bei Seite und greift schließlich nach alter Gewohnheit zur Postanweisung, um die Rechnung zu bezahlen. Und doch gibt es, seitdem die Deutsche Post den Postscheck- und Ueberweisunzsverkehr eingeführt hat, nichts billigeres als solch eine Zahlkarte. Denn wer sich ihrer bedient, braucht für die Uebermittelung des Geldes der Post keinerlei Gebühr zu entrichten; er spart also jedesmal daS PostanweisungS-Franko, da§ sind, da eine Zahlkarte aus Beträge bis 10 000 Mk. lauten darf; bis zu 90 Pfg. Allerdings ist zu beachten, daß man Geld mittels Zahlkarte immer nur an solche Personen einzahlen kann, die bei der Deutschen Post ein Postscheck- Konto besitzen. Wer zu diesen Kontoinhabern zählt, welche Post-Kontonummer sie haben und zu welchem Postscheckamt sie gehören, ist ohne weiteres aus der übersandten Rechnung zu ersehen, sodaß sich darnach die Zahlkarte gut ausfüllen läßt. Vielfach sind diese An- gaben auch, wenn der Rechnung eine Zahlkarte beiliegt, auf der Zahlkarte auf Veranlassung des Kontoinhabers bereits mit vorgedruckt. Da die Post an allen Orten dem Publikum am Schalter einzelne Formulare zu Zähl karten unentgeltlich verabfolgt, kann man Geld mittelst Zahlkarte auch dann gebührenfrei einzahlen, wenn der Empfänger zwar ein Postscheck Konto hat, dem Schuldner aber eine Zählkarte für die Begleichung nicht zugestellt hat. Dieser Fall kommt z. V. gegenüber den ein Post scheck-Konto besitzenden Steuerzahlstellen in Betracht. Hier läßt sich aus dem Steuerzettel das entnehmen, was man zur Ausfüllung der Zahlkarte braucht. Nur darf man dabei die im Steuerzettel handschriftlich an gegebene Kontonummer, unter der der Steuerzahler selbst bei der Steuerzahlstelle gebucht ist, nicht mit der v o r ge druckten Postkontonmnmer wechseln. Noch bei weitem größer gestalten sich die An nehmlichkeiten für den Einzelnen bei der Begleichung seiner Zahlungsverbindlichketten, wenn er selber sich bei der Post ein Postsch-ck Konto einrichten läßt. Dies kann namentlich den mittleren Geschäftsleuten, Handwerkern und Landwirten nicht warm genug angeraten werden. Denn von demselben Tage ab, wo sie Postkontoinhaber geworden sind, nimmt ihnen ihr Postscheckamt die Sorge für die Aufbewahrung und Verwaltung ihrer größeren Barbestände ab und sie brauchen sich fortan nur noch die für den Kleinverkehr täglich nötige Münze zu Hause zu halten. Der Kontoinhaber ist dergestalt keiner der Ge fahren mehr ausgesetzt, die mit der Aufbewahrung von Geldsummen und ihrer Uebergabe an Dritte (Angestellte usw.) verknüpft sind. — (WasdenWertderHauSfrauauSmacht.) In den heutigen Debatten über moderne Frauenlaufbah nen und den Wert des HauSfrauen-BerufeS sei an ein Wort der hochverdienten Frau Käte Windscheid in Leip zig erinnert, die dort die Volkshaushaltungsschule ins Leben rief. Sie .sagte: „Es sollen dem Volke Haus frauen erzogen werden, die mit beschränkten Mitteln gute und kräftige Nahrung bereiten können, die gelernt haben mit Geld und Gut sparsam umzugeyen, die ihre Hausarbeit gern verrichten, weil sie sie zu leisten verste hen." Man sieht, die Kenntnis des Haushaltes von die sem Standpunkt aufgefatzt ist eigentlich „wissenschaftli cher" als mancher moderne Beruf. — (1 Geldlotterie zum Besten derKöni- gin Carola Gedächtnis-Stiftung.) Die Zieh ung der Lotterie findet am 15. und 16. Dezember unter behördlicher Aufsicht in Dresden statt und zwar im Vor- tragSsaale (Zimmer 154) des neuen Rathauses, Ringstr. 19, eine Treppe. Gezogen wird vormittags von 9 bis 1 Uhr und nachmittags von 4 bis 6 Uhr, Zum Wieder — (Verlegung von Regimentern.) Vor einiger Zeit konnten wir aus Grund von Mitteilungen aus Bautzen berichten, daß man dort Land erworben für den Bau von Kasernen für das 28. Feldarttllerie-Regiment, das von Pirna nach Bautzen verlegt werden soll. Offi ziell war davon nichts bekannt, doch wird jetzt unsere Nachricht durch den Militäretat im Reichstage bestätigt. ES werden für den Neubau und die Ausstattung einer Kaserne nebst Zubehör für die Unterkunft eines Feld- artillerie-RegimentS in Bautzen als erste Rate 700 000 Mk. gefordert. Die Gesamtsumme beträgt 2 300 000 Mark. Die EtatSvorlage gibt für diese Forderung folgende Er läuterung: Das am 1. Oktober 1913 neu zu bildende Fußartillcrie Bataillon muß aus dienstlichen und Mobil- machungSgründen nach Dresden verlegt werden. Für das in Dresden stehende Pionier-Pataillon Nr. 12 wird die Beschaffung eines neuen UebungSplatzeS erforderlich, was aus örtlichen Gründen nur mit außergewöhnlichem Kosten aufwands zu erreichen wäre. In Pirna kann bereits vor handenes Gelände dazu verfügbar gemacht werden. ES ist deshalb beabsichtigt, das Fußartillerie-Bataillon in die Kaserne des Pionier Bataillons Nr. 12 in Dresden, letzteres in die des Feldartillerie-Regiments Nr. 28 in Pirna und dieses nach Bautzen zu verlegen. Damit soll für die in der Lausitz liegenden Truppenteile ermöglicht werden, daß während des ganzen Dienstjahres die im Interesse der Ausbildung unabweisbaren notwendigen praktischen und theoretischen Uebungen innerhalb der verschiedenen Waffen gattungen gemischt stattstnden können. Der Bauplatz von 8 Hektar wird von der Stadt Bautzen unentgeltlich hergegeben. Der Bau umfaßt zwei Mannschaftsgebäude für je drei Batterien, zwei Familienwohngebäude für Unteroffiziere und Beamte, ein Wirtschaftsgebäude, ein Stabsgebäude mit Wache und Arrestzellen, eine Offiziers- speiseanstalt, enhaltend einen Speisesaal, zwei Nebenzimmer, ein Bibliothekszimmer und die erforderlichen Wirtschafts- und Nebenräume, sechs Pferdeställe für je eine Batterie, einen Krankenstall, eine Beschlagschwiede, eine Wissen ¬ der Steuerzahlstelle ver- ! verkauf sind Lose nicht mehr zu haben. Dagegen sind einzelne Lose und Zehner-Serien noch bei fast allen Ver kaufsstellen erhältlich sowie beim Jnvalidendank zu Dresden. ! I Proben werden bereitwilliAsi Zesancit. kesickii^unA okne KauirwanA gestattet. Vuleissisffe üMhsle kür weitmclitseMlife sind in SlliMlioüen ^.bwilunMN in überaus rsiebsr Ifills vor- troten nnä bürgt der guto btnk dor Birina kür durchaus solide tzualitütsn 8U bsksnnt billigen : : : : küsissn. : : : : «itbbt-!lstLli>s 1!NW gibt kür Heiliimkköinksufö (FsloMnbsit, sieb vorder nu oriontisrsn. Xostsnloss Zusendung Ü68 talogss stebt 20 Diensten uncl bitte ieb, dieselbe unter ^.n- gabs der Adresse 2u verlangen, MevMnkW Der Urinz-HemaHL. Roman von Henriette v. Meerheim b. 22 (Nachdruck verboten.) „Werner ist verschwunden. Er treibt sich ohne Wohnung, ohne Geld in Pari» herum. Weiß Gott, wa» er für dumme« Zeug macht! Ich muß ihn suchen." „Suchen? J-mand in Pari» suchen?" „Hier gibt'« genug Polizeibüro»." „Und wa« wollen Sie mit ihm machen, wenn Sie ihn ge funden haben?" „Ihn zu mir nehmen, Ich hätte da« längst tun sollen! Ich mache mir schwere Vorwürfe." „Da« ist überflüssig. Sie konnten ihm doch nicht wirklich helfen. Da« konnte niemand. Nur erfolgreiche« Schaffen hätte ihn vielleicht gerettet, alle« andere war auch nur eine Art Ab sinth für ihn — Betäubung, keine Heilung." „Trotzdem muß ich ihn suchen — und hoffentlich werde ich ihn finden." „Zeigen Eie mir seinen Brief!" Norbert reicht« ihr den augenscheinlich au« einem alten Heft herau«gerifsenen Zettel. - Die Schrift ging auf und nieder- wie wenn die Hand de« Schreiber« heftig gezittert hätte. „Schlafen, vielleicht auch träumen —" wiederholt« sie lang, sam. „Er hat recht. Da« müßte himmlisch sein! Aber schlafen kann man nur gut, wo e» dunkel, kühl und still ist. Ist Pari» «mal» still? Bi» tief in die Nacht hinein lärmen die Omni, duffe, rollen die Droschken. Und morgen» brennt die Sonne schon wieder mitleidlo», glühend, und der gleiche Lärm geht wieder los." „Ja, dieser Sommer ist schrecklich heiß!" stimmte Norbert zerstreut bei. Werner» Schicksal ging ihm im Kopf herum. „Sie gehen jetzt nach Hause, Fräulein Nadine?" „Wo sollte ich sonst wohl hingehen?" Ruhen Sie sich nur ordentlich au»! Ich gehe jetzt zum nächsten Polizeiamt." sagt« er hastig. „Ich wollte, ich könnte Sie aus« Land schicken. Wenn ich Werner gefunden habe, fahren wir recht bald alle drei nach Fontainebleau Hinaul — ja?" Sie zuckt« zusammen. „Lieber nicht", sagte sie kurz. „Warum nicht? Mit Stechow fuhren Sie doch oft au«!" „Vielleicht wäre e« Keffer gewesen, ich hätte eL nicht getan," antwortete sie tonlo«. „Doch ich will Sie nicht längeraufhalten." Er sah ihr eine Minute beunruhigt, kopfschüttelnd nach. Dann bog er hastig in die Seitenstraße rin, die zu dem nächsten Polizeiamt führte. Vorher hatte er sich noch überzeugt, daß Nadine wirklich den Weg zu ihrer Wohnung einschlug. Der Staub, der von dem Holzpflaster de« Fahrdamme« aufflieg, lag wie eine fein« Dunstwolke über ganz Pari«, Da« Trottoir brannte unter den müden Schritten der Fußgänger. Sogar die Zeitungiverkäufer, die sonst bei der Ausgabe der neuesten Nummern rin ohrenzrr. reißende« Geschrei au»zustoß«n pflegen, riefen heute nur matt und eintönig ihr: „Malin — l'Aurore — Le Temp»" den Vorübergehenden zu. Kein Lüftchen rrgte sich. Die wenigen Bäume, die man im Quartier Latin zu sehen bekommt, ließen welk und schlaff ihre verstaubten Blätter hängen. Die Gerüche der vielen of fenen Fleisch, und Käseläden, an denen Nadine vorübergehen mußte, erregten ihr eine förmliche Uebelkeit. Eine abgemagert« schwarz« Katze mit triefenden Augen schlich scheu vor ihr her an den Häusern entlang. Nadine blieb stehen. Ein ihr selber unerklärliche« Gefühl der Furcht packle sie bei dem Anblick de« elenden, häßlichen Tiere«. Sie wußte nicht, warum ihr da« armselig«, verhung«rt« Erschöpf solchen Abscheu erregte. Sie wollte, um nicht an der Katze dicht vor. beigehen zu müssen, den Fahrdamm überschreiten. Aber ein plötzlicher Auflauf entstand. Die Waaenreihen, die sich durch einander drängte», mußten eine Weil« still halten. Ein Drosch» kenpferd war gefallen, nicht außgeglitten, sondern vor Schwäche zusammengebrochen. Unfähig, sich zu erheben, blieb da« arme Tier trotz der grausamen, klatschenden Peitschenhiebe auf dem Fahrdamm liegen. Die halbgebrochenen Augen starrten in die sengende Sonne. Trotz der glühenden Hitz« fror Nadine. Sie drückte die Hand vor die Augen und lief vorwarl«. O, nur nicht« mehr sehen, vicht« mehr hören von all dem Entsetzlichen um sie her! In ihrem Zimmer angelangt, warf sie sich auf ihr Bett und vergrub ihren Kopf in de» Kiffen. Ein unbezwingliche« Schluchzen schüttelte ihren Körper wie im Fieber. Endlich richtete sie sich wieder auf. Die Arme um die Knie geschlungen, saß sie auf der Bettkante. Bei einer Bewe- gung, die sie machte, knisterte ein Papier in ihrer Tasche. Sie tastete mit der Hand danach. E« war Georg« Brief, den sie vor einiger Zeit erhalten hatte, sein Abschied»brief. In diesen Tagen würde vorau»sichtlich seine Hochzeit sein! Eie la« den Brirf noch einmal langsam durch. Wort für Wort, obgleich sie ihn auswendig konnte. Heute fühlte sie kei nen stechenden Schmerz mehr im Herzen, wie beim Empfang de« Schreiben», nur eine lähmende, niederziehende Traurigkeit. Ge. dankenlo« starrt« si« zur weißgedünchten Decke hinauf, an der die Sonne zitternde Ringel malte. Die Hitze wurde nachmittag» immer unerträglicher, der be» täubende Dtraßenlärm ließ Nadine auch jetzt keine Sekunde Ruhe finden. Trotz ihrer Ermüdung beschloß sie, wieder auSzu» gehen, sich hoch oben auf da» Verdeck eine« Omnibusse» zu setzen und nach der Kathedrale von Notre Dame zu fahren. Dort würde Stille, gedämpfte« Licht, Friede herrschen. Auf dem hohen Verdeck kam durch die Bewegung de» Fah ren» ein wenig Luftzug in die erstickend schwüle Atmosphäre. Der heiße Wind trocknete zwar alle» noch mehr au», aber im Augenblick war «» doch eine wahre Erlösung. Der Omnibu» schwankte ost. Immerzu ging's durch da» Gewirr der engen Straßen rücksichttlo« oorwär!».