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Pulsnitzer Mchendlatt Sonnaöend 3. Dezemöer 1910. 1. Aeilage zu Ar. 143. 62. Jahrgang. LagEsgkscklcdte. Deutsches Reich. Berlin, 1. Dezember. (Kein Verzicht aus die Zuwachs st euer.) Die Blätter- meldung, wonach die ReichSregterung aus die Zuwachs steuer zu verzichten bereit ist, wird amtlich als unzutref- fend bezeichnet. Mannheim, 2. Dezember. (Vassermann kandi diert nicht in Guben-Lübben.) Der „Mann heimer General-Anzeiger" schreibt: Wir sind in der Lage, zu erklären, daß die Meldung, Herr Bassermann würde rm 7 Frankfurter Wahlkreis Guben-Lübben kandidieren, den Tatsachen nicht entspricht. DieinternationaleantideutschePreß- sabrik hat wieder einmal eine ansehnliche Leistung auf zuweisen Im Pariser „Matin" ergreift nämlich ein un genannter „brasilianischer Patriot" das Wort, um den Nachweis zu versuchen, daß an der Meuterei der brasilia nischen Flotte nur Deutschland die Schuld trage. Er führt aus, daß d.e brasilianischen Offiziere, die Heer und Marine in modernem Sinn ausbilden, in Deutschland ihren Unterricht genossen hätten, und auf diese Weise wäre auch in die brasilianische Wehrmacht ein Drillsystem ganz nach deutschem Vorbilde hineingetragen worden, welches aber die brasilianische Bevölkerung nicht ver tragen könne. Diesem deutschen Einfluß sei auch die Ein führung der Prügelstrafe bei der Marine zu verdanken, die in ganz barbarischer Weise gehandhabt würde. Der brasilianische Patriot beschreibt eingehend, wie eS bei dem Vollzug dieser Strafe zugeht und schildert, wie die Delin quenten auf eine Bank geschnallt und dann auf entblöß tem Rücken mit der Peitsche bearbeitet würden. Manche Offiziere seien dann noch so weit gegangen, ganz nach deutschem, aus Kamerun bekanntem Muster die offenen Wunden der bestraften mit Salz einzureiben. Darum wehre sich auch die Mehrheit der Bevölkerung gegen das Ueberhandnehmen des deutschen Einflusses. — Hierzu be merkt die „Deutsche Tageszeitung": „Diese Entdeckung des „Matin" ist doppelt erstaunlich, denn nicht in Deutsch land, wohl aber in England besteht bekanntlich die Prügelstrafe in Heer und Flotte; und an Ausländern, denen man irgendwelchen Einfluß aus die Entstehung der Meuterei — oder auch auf die Anwendung der. Prügel strafe in der brasilianischen Marine — zuschreiben könnte, waren wiederum nur Engländer an Bord der meutern- den Schiffe!" Gesterreich-Ungarn. Wien, 2. Dezember. (Gras AehrenthalausUrlaub) Der Minister des Aeußeren Graf Aehrenthal wird nach Gerüchten von informierter Seite im Laufe des Februars eine längere Erholungsreise nach dem Süden antreten. Wien, 2. Dezember. (Dr Weiß! krchner geht?) In parlamentarischen Kreisen will man wissen, daß die Stellung des Handelsministers Dr. Weißkirchner ernstlich erschüttert sei. Reichstags-Mmnungsbilrier. Sitzung vom 1. Dezember. Wäre der Ort nicht gewesen, so hätte der Zuhörer im Reichs lage im ersten Teil der Sitzung sich in eine Versammlung von Anhängern der Naturheilmethode versetzt glauben können, denn mit wenigen Ausnahmen sangen die heutigen Redner das Lob des Kneipp'schen Gusses, der Prietznitzumschläge und anderer schöner Sachen, während man den Aerzten kaum ein gutes Haar ließ. Herr Mayer aus Kaufbeuren will mit Rücksicht auf die Heilbega bung auch nicht approbierter Personen von dem Gesetz nichts wis sen und zu ihm gesellt sich der Genosse Stückten, der gleichfalls auf die Mediziner nicht gut zu sprechen ist; man weiß ja, datz Kranken kassen und Aerzteverband recht oft in heftiger Fehde liegen. 2m übrigen meint allerdings Genosse Stücklen, datz durch das vor liegende Gesetz die Kurpfuscher kaum getroffen würden, da sich die größeren einfach Aerzte halten und unter diesem Deckmantel lustig ihre Kuren weiter betreiben würden. Als Anwalt der Aerzte, zu deren Zukunft er ja selber gehört, trat Herr Dr. Struve von der Fortschrittlichen Volkspartei auf, der sich im großen und ganzen auf den Boden des Gesetzes stellte. Nach weiterer unwesentlicher Debatte ging die Vorlage an eine Kommission von 28 Mitgliedern. Es folgten die Interpellationen über die Bekämpfung der Reb schädlinge, welche Zentrum und Nationalliberale eingebracht hatten. Beide wollen im Grunde genommen dasselbe und ähnlich wurden sie auch mir der Nollage der Winzer durch die Abgeordneten Jäger und Vlankenhorn begründet. Staatssekretär Delbrück, der ja als Herr des Innern über alles reden mutz, gab die Antwort vom Regierungstische. Er begann mit einer sehr gelehrten Facheinleitung, die schwer auf dem eigenen Mist gewachsen war, um dann einzu gestehen, datz man dem Rebschaden ziemlich hilflos gegenüberstehe und noch kein wirklich geeignetes Mittel gefunden habe. Trotzdem wolle man alles tun, um ein gemeinsames Zusammenarbeiten aller Faktoren in die Wege zu leiten. In der sich anschließenden Debatte verlangte man allseitig Maßnahmen zum Schutze des Winzerstandes und der bayerische Bundesratsbevollmächtigte Dr. Strößenreut gab die in Bayern bei der Bekämpfung des Wurmes gemachten Er fahrungen zum Besten. Bayern unterstützt im übrigen auch die bedrohten Winzer finanziell. Bei der Weitschweifigkeit, mit der man leider auch in dieser Session wieder um Reichstage alles be handeln zu wollen scheint, kam die Debatte noch nicht zu Ende, sondern soll morgen noch fortgesetzt werden. Sitzung vom 2. Dezember. „Manchem Redner scheint eine Reblaus über die Leber ge krochen zu sein", meinte heute unter der Heiterkeit des Hauses der Genosse Geck, und man mutz sagen, datz er Recht hatte, selten sind bei einer derartigen Gelegenheit so viel Redner zu Worte gekom men, dmn jeder wollte zeigen, wie sehr ihm die Not seiner Wähler zu Herzen gehe, und so sprachen denn nur Leute aus weinbau treibenden Bezirken. Bei einem derartigen Thema ist es begreiflich, daß eine Rede der anderen fast wie ein Ei gleicht, und darum mußte die Debatte trotz des Stoffes eine recht trockene werden. — Freilich der von der Reblaus betroffene Weinstock gibt auch keinen Saft mehr! — Die Not der Winzer schreit zum Himmel, daß das Oterum censeo aller Redner, so des Herrn Rösicke, der das winzerfreundliche Herz des Landwirtbundes zeigte und eine Reichsstudienkommission empfahl, so Herr Hoeffel, der für di' Wein bauern der Reichslande eintrat; dann Freiherr v. Wolff-Metternich, den man sonst nur über den „Dohnenstieg" reden hört resp. nicht hört, denn er spricht meist so leise, daß selbst die geübtesten Steno graphen Mühe haben, ihm zu folgen. Und so ging das in bunter Reihe weiter, Herr Vogt-Hall, dann noch eine Reihe von Herren aus dem Zentrum, wie Wallendorn, Spindler, Baumann, sie alle saßen am Ufer der Spree und „weinten". . . Die Interpellation schloß. Morgen will man sich, nachdem nunmehr die Winzer er ledigt sind, auf Grund eines konservativen Antrages mit der Mittelstandsfürsorge beschäftigen. Man merkt es, die Wahlen rücken immer näher. ttus dem SsrlcDlssaals. Bautzen, 2. Dezember. (1. Strafkammer.) Als im Sep tember 1910 der 24 Jahre alte Erdarbeiter Theophil Clemens Gurgula aus Galizien nach seiner Heimat abreisen wollte, um in den Militärdienst einzutreten, stellte es sich heraus, daß er in Groß röhrsdorf den mit'ihm zusammen wohnenden Stellmachern Löbel, Hübner und Pickert und dem Packer Körner Bilder, ein englisches Lehrbuch, Kragen, ein Hemd, Strümpfe und ein Chemisette ge stohlen hatte. Dabei sollte er eine verschlossene Kiste Pickerts mit einem falschen Schlüssel geöffnet haben. Wegen einfachen und schweren Diebstahls erhielt er 3 Monate Gefängnis und 3 Jahre Ehrverlust. Die Untersuchungshaft geht davon ab. kl. K. § Vom vereinigten zweiten und dritten Strafsenat des Reichsgerichts wurde der Angeklagte Nikolaus Geier wegen Verrats militärischer Geheimnisse zu zwei Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrenrechtsverlust, der Angeklagte August Geier wegen Begünstigung zu sechs Monaten verurreilt. Verlagen. — Unserer heutigen Nummer liegt der altbekannte Weihnachtsmann der nun bald 50 Jahre bestehenden Firma Anton Koch, Puppen- und Spielware n- Speztalgeschäft, Dresden, Webergasse 13, bei. Derselbe enthält selbstredend nur einen kleinen Teil der unzähligen Geschenke, die die Herzen unserer lieben Kleinen erfreuen, und ladet daher gleichzeitig zum bal digen Besuche dieser an Auswahl, Preiswürdigkeit und Ueberstchtlichkeit wohl unübertroffenen Weihnachts-AuS- stellung ein. Der heutigen Gesamtauflage liegt ein Prospekt des Herrn I. N Jebsen, Basel Bottmingermühle (Schweiz) bei, in welchem er auf seine vielen Erfolge in der Behand lung von Tuberkulose, Haut- und Geschlechtskrankheiten, Gicht usw. hinweist. Wir empfehlen die Beilage der be sonderen Aufmerksamkeit unserer Leser. Marktpreise zu Kamenz am 21 Nov 1910 höchster niedrigst. Preis. Preis. so Kilo M. Pf. M. Pf. ! M. Pf. Korn Weizen 7 9 25 25 7 9 Heu 50 Kilo i ^W/r ( nreor. 3 Gerste 8 — 7 1200( Schütt- StrohP^Mafchin. 28 —— Hafer alter — — — 20 — „ neuer Heidekorn 7 9 80 7 8 30 j so Butter Ko. (Uster (niedrigst. 2 2 60 40 Huse 17 — 16 Eier 10 Kartoffeln 2 70 Erbsen SO Kilo 17 so Wettervorhersage der Kgl. S. Landeswetterwarte zn Dresden. Sonntag, den 4. Dezember. Nord-Ost-Winde, teils wolkig, teils heiter, kälter, vorwiegend trocken. Magdeburger Wettervorhersage. Sonntag, den 4. Dezember. Trocken mit Frost, teils heiter, teils neblig, trübe. Nord-West- Winde und stellenweise Niederschläge. Montag, den 5. Dezember. Milder, vielfach wolkig, trüb, teilweise Niederschläge, doch von Be- jdeutung in den nördlichen Teilen. Uebersicht über die an den Lfauptmarktorten Deutschs lands in der letzten Woche gezahlten Lettviehpreise. wegen Raummangels in nächster Rümmer. Der Sstrsidsmarkt. (Wochenbericht vom 25. November bis 2. Dezember 1910 nach den Märkten von Berlin, Leipzig, Liverpool und Newyork.) In der letzten Woche zeigte der Getreidemarkt eine große Stille, da es an Kauflust mangelte und von kei ner Seite eine große Anregung stattfand. Die Verkäufer waren nämlich mit ihren Angeboten trotz der mangelhaf ten Kauflust auch meistens sehr zurückhaltend. Es fan- den daher nur klen e Umsätze statt, wobei der Weizen seinen alten P eis behauptete, während Roggen und Ha fer um 1 bis 2 M pro Tonne billiger zu kaufen waren. Auch die Futterge ste und der Mais konnten billiger ge kauft werden. Gute Gerste, zumal Braugerste hielt ihren alten Preis. AUMMWWMW^^ erfolgt wegen der stattstndenden Kirchenvisitation keine Bücherausgabe. Standesamts - sraekricktsn vom 26. November bis 2 Dezember 1910. Geburten: Richard Walter, S. des Arbeiters Erwin Richard Thieme in Vollung. — Marie Margarete, T. des Bandwebers Friedrich Hermann Böhme in Ohorn. — Margarete Lisbeth, T. des Polierers Paul Mar Hennig in Ohorn. — Karl Felir, S. des Fabrikarbeiters Oskar Bruno Prescher in Ohorn. — Hildegard Herta, T. der ledigen Rosa Frieda Freudenberg in Ohorn. — Fritz Johannes, S. des Krankenkassenführers Friedrich Mar Schöne in Ohorn. Sterbefälle: Jnvalidenrentenempfänger Johann Friedrich August Hübner in Obersteina, 65 I. 7 M. 10 T. alt. — Totgeb. T. des Buchhalters August Bernhard Hentschel in Pulsnitz. MrctMüds Nackricktsn. p tt! L rr l tz. Sonntag, den 4. Dezember, 2. Advent: Mrcksnvlsitation. ^9 Uhr Beichte > Pfarrer 9 „ Predigtgottesdienst (Matth. 3,1—10)sSchulze. Vor der Predigt: Ansprache des Oberkirchen rates Rosenkranz-Bautzen. 11 „ Hausväterversanunlung int Saale des „Herrnhauses " 1/2 2 „ Taufen. H'z3 „ Gottesdienst für die konfirmierte männliche u. weibliche Jugend der letzten 3 Jahrgänge. Pastor Resch. AmtSwoche: Pastor Resch. Mittwoch, den 7. Dezember abends 8 Uhr: Bibelstunde im Konfirmandenzimmer Jak. 1,19—27.) Pastor Resch. Bibelstunde in der Schule zu Ohorn. Pfarrer Schulze. Donnerstag, den 8 Dezember, abends >/z9 Uhr: Bibelstunde in der Schule zu FriederSdors. Licktondsrs- Sonntag, den 4 Dezember, 2. Advent: 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt. Hierauf Ergänzungswahl zum Kirchenvorstand in der Sakristei. 2 Uhr Taufen. 1/48 „ Trauung. Sonnabend, den 10. Dezember, 3 Uhr Beichte und Abendmahlsfeier (Herr Pfarrer Schleinitz Großröhrsdorf) Getauft: Martha Rosa, T. des Fabrikarbeiters Mar Bruno Gersdorf hier. Hertha Rosa, T. des Wirtschaftsbesitzers Paul Emil Müller hier. Beerdigt: Otto Kurt, S. des Ziegeleiarbeiters Julius Otto Gärtner hier, 10 Mon. 24 Tage alt. Srotznaundork. Sonntag, den 4. Dezember, 2. Advent: r/gü Uhr Beichte 9 „ PredigtgotteSdienst, hierauf Feier des heiligen Abendmahls. 2 „ Unterredung mit der weiblichen Jugend zur Vorbereitung für die Kommunion. Getauft: Ottilie Erna, T. des Wirtschaftsbes. M. A. Ewald Kaiser, hier. — Elsa Ida, T. des Hausbesitzers und Tagearbeiters R. Mar Fritzsche hier. Oberlicklonau. Sonntag, den 4. Dezember, 2. Advent: 9 Uhr Lesegottesdienst. V-3 „ Trauung. vostbowäbrlos Sadrikat! MU" 10 Jabro Saranliel MiliWrrctiinen a WliWsrMenderiige, slsUmebe luelmismM — empfiehlt — jkeinnck Kenig, sM-Vi,., Zirckkeim bB. Habe auch 2 Zonophons mit Platten billigst zu verkaufen.