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Nr. 143. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 3. Dezember 1910. Seite 2. Oertttckss unS SScksisckss. Pulsnitz. (Sonntagsplauderei.) Heute ist der erste Sonntag im Dezember Mit dem Dezember sind wir in den entscheidsnsten Monat des ganzen Jahres eingetreten. Er entscheidet zwischen Herbst und Winter, zwischen Nacht und Licht. DaS Regiment des eisigen Winters nimmt nun, nicht überall gerade mit freund lichem Wort begrüßt, seinen Anfang. Wie lange währt eS nun noch, so ist alles rings in Eisesbande gefesselt und das weiße Leichentuch breitet sich barmherzig über die erstorbene Natur. Ueberall Oede, Stille, Tod . . . DaS ist der Winter. Und doch bereitet sich zugleich in ebendemselben Monat ein tief einschneidendes Naturer eignis vor: die Sonne die ihren tiefsten Stand am Firmaments erreicht, wendet sich von neuem und beginnt immer größere, weitere Kreise am Himmelsgewölbe zu beschreiben: Der Sieg des Lichtes über die Finsternis entscheidet sich und mit ihm derjenige des Lebens, der Freude, der Liebe . . . Daher begingen im grauen Al- tertume die heidnischen Völker diese bedeutungsvollen Tage und Wochen besonders festlich, denn mit dem Siege des Lichtes und dem leisen Nahen der schöneren Jahres zeit lebte auch die Hoffnung auf 'eine freundlichere Zu kunft, auf neues Glück wieder auf. Und so wandelt sich das Hoffen in Haben. Hierin liegt auch der Grund gedanke der christlichen Adventstimmung. Auch sie gründet sich auf das natürliche Ereignis der Sonnenwende, des Sieges des natürlichen Lichtes. Aber dabei darf der Christ nicht stehen bleiben. Ihm soll alles natürliche nur ein Gleichnis sein. Und gerade im Dezembermond tritt ihm das gleichnisartige des natürlichen Vorganges so recht lebendig vor die Seele. „Was der alten Väter Schaar Höchster Wunsch und Hoffnung war Und was sie geprophezeit, Ist erfüllt in Herrlichkeit." So heißt es in einem alten Liede. Und der Prophet des alten Bundes weissagte: „Das Volk, so im Finstern wandelt, steht ein großes Licht, und über die da wohnen im finstern Lande, scheinet es Helle." So erinnert der Dezembermond mit seinem Siege des natürlichen Lichtes, zugleich an den Sieg des ewigen, geistigen Lichtes, das uns in der Geburt des Erlösers erschienen ist . . . ES ist der Christmonat, in den wir nun eingetreten sind. Willst du wissen, was das heißt? O, so blicke nur in die leuchtenden Augen deiner Kindletn; sie sogen dir mehr als Worte, und zu keiner Zeit im ganzen Jahre erfüllt reinere, seligere Freude ihre Herzen als gerade in diesem ersten Wtntermond. DaS himmlische Weihnachts wunder bewährt noch immer seine unversiegbare Kraft! Pulsnitz. Anläßlich der40jährigenWieder- kehr der Errichtung des deutschen Reiches beabsichtigt der hiesige Königl. Sächs. Militärverein am 18. Januar eine größere öffentliche Feier zu veranstalten. Die Vorbereitungen sind hierzu bereits im Gange. Pulsnitz. (Hausväterversammlung.) Infolge der Hausväterversammlung fällt der gewerbliche Zeichen unterricht, Sonntag, den 4. Dezember 1910 aus. Brück. — An unsere verehrlichen Inserenten; Trotz unserer wiederholten dringenden Bitte gehen im mer noch zahlreiche Inserate so spät in unsere Geschäfts stelle ein, daß dadurch die rechtzeitige Fertigstellung des Blattes ernstlich gefährdet wird. Wir machen unsere verehrlichen Inserenten nochmals aufmerksam, daß eS in ihrem eigensten Interesse liegt, wenn die Jnseratenauf- träge möglichst frühzeitig in unseren Händen sind. Es kann dann einerseits weit eher Garantie für sorgfältige Ausstattung und gute Platzierung geleistet werden, an dererseits ist aber auch dann Sie Möglichkeit ausgeschlos sen, daß allzu spät eingehende Inserate nicht mehr Aufnahme finden. — Zur Berufswahl der Jünglinge die nächste Ostern die Schule verlassen schreibt uns der Verland Deutscher HandlungSgehülfen zu Leipzig: Das gestei- gerte Wirtschaftsleben stellt an den Kaufmannsstand hohe Anforderungen. Das Wort Goethes, daß nichts aus gebreiteter sein müsse, als der Geist eines Kaufmanns, gilt heute mehr als je. Nur derjenige junge Mann darf hoffen, im Kaufmannsstande vorwärts zu kommen, der eine genügende Vorbildung mitbringt und in prak tischer Lehre und Fortbildungsschule seine Pflicht erfüllt. Von den kaufmännischen Fortbildungsschulen und Han- delskammern, sowie von HandlungSgetztlfenverbänden wird aber übereinstimmend geklagt, daß völlig ungeeig nete Elemente in unseren Stand kommen. Den Eltern und Vormündern der jungen Leute ist in deren eigenem Interesse, wie in dem des Handels, dringend zu raren, nur solche Personen dem Kaufmannsstande zuzuführen, die über die nötige Vorbildung verfügen. Die Prinzi pale aber haben die Ehrenpflicht, bei der Annahme der Lehrlinge eine Auslese der Tüchtigsten zu treffen, denn an Lehrlingen ist im Kaufmannsstande kein Mangel. — (Orleans zum zweiten Male erobert heute vor 40 Jahren.) Für den 4. Dezember 1870 hatte die deutsche Heeresleitung den Befehl erteilt, daß das III. Korps auf der Straße Loury Orleans vorgehen, daß das IX. Korps, dem das X. über Chevilly folgte, CercotteS und die 17. und 22. Division Gidy zu nehmen habe, während das I. bayrische Korps über Jauvry gegen Orleans vorrücken sollte. Von dem Hl. Korps hatte die 6. Division einen besonders harten Kampf um den Besitz des Dorfes Vaumannbert zu kämpfen. Hier hatten sich die besten Truppen der Franzosen, ein altes Linienregi ment und Marineinfanterie eingenistet. Trotz verzweifelter Gegenwehr war aber gegen Abend das Dorf in den Händen der Brandenburger. Nicht weniger schwer war der Kampf um CercotteS. Dem holsteinischen Infanterie regiment Nr. 85 gelang es, dem Feinde eine Position nach der anderen zu entreißen. Als gegen 11 Uhr das magdeburgische Füsilierregiment Nr 36 und das lauen- burgische Jägerbataillon Nr. 9 zur Hilfe anlangten, ge lang es den vereinigten Anstrengungen, CercotteS zu nehmen. Bald darauf gelang es auch dem 2. schlesischen Grenadierregiment Nr. 11 und dem magdeburgischen Füsilierregiment Nr. 36 die den Bahnhof von Les AubrayS umfassende Hauptstellung zu erschüttern und dem Feind zum Rückzug zu zwingen. Obersteina. (Stiftungsfest des Männerge sangvereins.) Am vergangenem Dienstag feierte im Gasthof zur „Goldnen Krone" der hiesige Männergesang- verein sein 4. Stiftungsfest. Der Vorstand Herr Her mann Kühne begrüßte die zahlreich Erschienenen und dankte für den Besuch Ferner wies er auf die Be deutung des Festes hin, dankte dem Dirigent, sowie den Sängern für ihre Mühen und Fortschritte; auch gedachte Redner den Verstorbenen im letzten Jahre und ehrte man die treuen Mitglieder durch Erheben von den Plätzen. Redner schloß mit einem dreifachen „Hoch" auf Se. Majestät den König, in welches Alle begeistert einstimm- ten. Sodann wurden Gesänge zu Gehör gebracht, die Zeugnis ablegten, daß der Verein in Herrn Hermann Steglich-Gersdorf einen tüchtigen Dirigenten besitzt. Die C^orlieder wurden bestens vorgetragen, die Doppelquar tetts ließen an Reinheit kaum was zu wünschen übrig. Auch die Couplets, sowie verschiedene andere humoris tische Vorträge fanden den besten Anklang, ja eS wollte der Beifall fast kein Ende nehmen. Nach dem Konzert trat der Ball, welcher die Anwesenden bis in die frühen Morgenstunden vergnügt und lustig beisammenhielt, in seine Rechte Arnsdorf. Zum Direktor der Königl. Lan- des an stallt ArnSdors ist ab 1. Dezember d. I. Herr Obermedizinalrat Vr. Schulze, bisher in Untergöltzsch, berufen worden. DaS Direktorhaus ist nunmehr voll endet und bildet eine Zierde des Niederdorfes. Die ge waltige Mühleiche ist mit in den Garten des Direktor hauses eingeschloffen und breitet schirmend ihre Zweige über dasselbe aus. Diese ehemalige Mühleiche gehört zu den denkwürdigen Bäumen unsres Vaterlandes, und eS ist für jeden Natur- und Vaterlandsfreund erfreulich zu hören, daß dieser Baum auch den künftigen Geschlech tern nunmehr erhalten bleibt. War doch einst sein fer neres Bestehen in Frage gestellt. Die Mühleiche mag ein Alter von 200 Jahren haben. Sie wurde von ei nem Besitzer der Arnsdorfer Mühle gepflanzt und hat manches Geschlecht kommen und gehen sehen. So man chen Bewohner der .rnsdorfsr Mühle sah sie zur letz ten Ruhe tragen. Sie bedeutet ein Stück Arnsdorfer OrtSqeschichte. Schneeberg. (Zweihundert lachende Erben.) Die im Juli sstOg hier verstorbene Frau verw. Miesel be stimmte in ihrem Testamente, daß von ihrem Nachlasse nach Abzug von stZOO M für Legate je eine Hälfte die Geschwi- sterabkömmlinge ihres Vaters und die ihrer Mutter erben sollten- Nun begann ein Suchen in den Kirchenbüchern von hier und Neustädtel bis auf das Jahr (790 zurück, und es fanden sich glücklicherweise (96 Erben aus 82 verschiedenen Orten Deutschlands Amerikas und Asiens, die ihre Verwand schaft mit der Erblasserin beglaubigt nachwiesen, von den 22 3000 M erhielt der, welcher das meiste bekam, 7H2 M und den kleinsten Erbteil, der 3 M 3( Pfennige betrug, er hielt ein amerikanischer Erbe. 6us aller XVelt. Berlin, 2. Dezember. (Der Rummelsburger Benzinbrand.) Der Benzinbrand an der Köpenicker Chaussee ist noch immer nicht gelöscht. Im Laufe des heutigen Tages soll noch einmal versucht werden, die Flammen mit einem Löschmittel zu ersticken. Dazwischen pumpen Angestellte der Firma fortgesetzt Benzin aus dem noch brennenden Tank 6 aus. Nordhausen, 2. Dezember. (Hochwasser.) Die Saale und die Werra führen in Thüringen infolge der eingetretenen Schneeschmelze Hochwasser. Die Talgegen- den sind vielfach überschwemmt. In den Ortschaften ist der Hochwaffermeldedienst eingerichtet wo »den. Cuxhafcn, 30. November. (Schiffskatastrophe in der Nordsee.) Die kürzlich gemeldeten Stürme in der Nordsee haben wieder ein Opfer gefordert. Ter deut sche Schoner „Engeline" ist auf der Fahrt von der Elbe nach der Weser untergegangen. Die gesamte Besatzung ist umgekommen. Beuthen, 2. Dezember. (Verhaftung eines Raubmörders. In Schoppinitz (Oberschlesien) wurde der seit längerer Zeit von den österreichischen Behörden steckbrieflich verfolgte Raubmörder Dombrowski verhaftet. Dombrowski hat vor einigen Wochen in Oderfurt den Kassierer Trupka ermordet und beraubt. Ferner ist er verdächtig, der Mörder des Direktors der Mährisch-Ost- rauer SpirituSwerke zu sein. Bei d-m Verhafteten fand man einen Browning, 30 Patronen und einen Dolch. Breslau, 1. Dezember. (Hinrichtung einer Raubmörderin.) Die unverehelichte ValeSca Bunzel, die den früheren Eisenbahnbeamten Karl Weiß in seiner Wohnung ermordet und beraubt hatte, um sich dadurch eine Aussteuer für ihre beabsichtigte Verehelichrkng zu verschaffen, und die wegen dieser Tat am 20. Juni d. I. zum Tode verurteilt wurde, ist heute früh im hiesigen Untersuchungsgefängnis hingerichtet worden. Frankfurt a. M., 2. Dezember. (Rückgang der Fleisch preise in Süddeutschland.) In Süd deutschland gehen infolge > er Einfuhr französischen Schlacht viehs die Fleischpreise erheblich zurück. Stettin, 2 Dezember. (BootSunglückbeiSwi- nemünde.) Gestern abend gegen 10 Uhr wurde durch einen einkommenden Dampfer bei der Hafeneinfahrt von Swinemünde ein Boot mit vier Mann Besatzung über rannt. Zwei Leute der Besatzung konnten sich retten, der Lotse und der Bootsführer sind ertrunken. Die Leichen sind nach nicht geborgen. München, 2. Dezember. (Schauspielerelend.) In Freilassing in Oberbayern hat sich der Schauspieler Camill Randolf aus Dresden auf einer Gastspielreise aus Nahrungssorgen erhängt. In Pfarrkirchen in Niederbay- ern hatte er sich unmittelbar nach der Vorstellung schon einmal aufgeknüpft, war aber noch rechtzeitig abgeschnit ten worden. Deueke direkte Meldungen von Hirsch's Telegraphen-Bureau Berlin, 3. Dezember. (Der Benzinbrand ge löscht.) Gestern abend 11 Uhr wurde das Feuer des letzten noch brennenden Benzintanks Nr. 6. auf dem Nobelhof in Borhagen-RummelSburg von der Berliner Feuerwehr gelöscht. Bonn, 3. Dezember. (Begnadigte Borussen.) Die Borussen v. Finkenstcin und v. DuiStorp, die wegen Hausfriedensbruch im Falle Feith zu je 8 Tagen Ge fängnis .verurteilt worden waren, sind vom Kaiser be gnadigt worden, indem die Gefängnisstrafe in FestungS- Haft umgewandelt wurde. Hamburg, 3. Dezember. (Mohr L Co.) Die Altonaer Margarinefabrik Mohr L Co, durch deren Fabrik „Barka" die zahlreichen Vergiftungen hervorge- ruscn wurden, erläßt sttzt eine E klärung worin es u. a. heißt, daß sie zur Herstellung der Margarine ein französi sches Fett benutzte, das ohne Beanstandung bereits seit Jahren verwendet werde. Da? französische Fett sei zwar in seinem Urzustände ranzig, werde aber durch chemische Behandlung zum Genußmittel. Budapest, 3. Dezember. (UntversitätKlausen- bürg- Der „Pester Lloyd" meldet: Die Universität Klausenburg in Siebenbürgen bat den Deutschen Kaiser zum Ehrendoktor ernannt. Die Ernennung wird damit begründet, daß der Kaiser anläßlich des Berliner Uni- versitätSjubiläumS erklärte, daß er für wissenschaftliche Zwecke 9 Millionen Mark gesammelt habe. Ueber den Zeitpunkt der (Überreichung des Doktordiploms ist noch nichts festgesetzt worden. WaM/toHd, , Lc/r/rercis/'e/' - 77M- u/rcl Lsttu-äMs, l/ntez-tcrilien, /(amel/raa/--, Lc/rla/- uncl Ktepp- ciecken, 77M- u. Oaz-tenLleLke/r, W /lfoLisu-Qz-en, > Xon/s/et/o/r, WäMe, SS Lins W siirnndttstrsnäs bereitet Zecker gern, ckocb »tollt ckie IVsbl cker krsssnte visltscb »uk 5cbvvierigksiten. Lin guter Likör, Lrsnatvrein u«v. knäet »der irniner Xn- > klang. Wer »ick nun «einen keäsrk mit Originsl- Leiebel - LssenLen „starke LicbtberL" selbst be reitet, bst kür geringe kosten tsckellose nnö feinste Likörspsrislitstsn usv., ckis öen teuersten in- unck suslsnckisebsn Stsrksn nicbt nur rninckesten» gleicb- kornrnen, sonckern sieb sueb bis uns ckas 2ebntsebe billiger stellen. Lin MKIingvn ist vollstsnöig »us» gsscblossen, <ler Lrkoig ein gsnr iiberrsscbsncker. Vor Ksebsbrnungen sei öringenö gevsrnt! Oie eeNten „Originsi-Reiebe'.-Lssenrsn" sinck an cker ,Msrks Licbtbsrr" erlrenntlicb. Wo nicnt erbältl.Vers. ab Labrilc Otto ksicbsl, Lsrlin 30. — ZWbckärencke Lroscbüre: „Oie Destillierung im blsusbulte" gratis. In ?ulsnitr bei Lelix blerberx, kismsrekplatr, in Qross- rökrsäork bei O. bientsckel, Oroxerie.