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Nr. 1S4 Pulsnitzer Wochenblatt. — Donnerstag, den 20 Oktober 1910. Seite 3. zu gebrauchen, allein getrieben von einer leichten Prise. Am Nachmittag kam der Wind stärker aus Westen. Um 5 Utzr abends befanden wir uns 4S Grad nördlicher Länge und 67 Grad westlicher Breite Um diese Zeit wehte der Wind aus Nordwesten in Stärke von 30 Meilen in der Stunde. Dis Amerika wurde mit einer Geschwindigkeit von 25 Meilen in der Stunde dahingetragen. Der Equi- lit rator bewies eine große Widerstandsfähigkeit. Er sprang von Welle zu Welle, beruhigte den Ballon, um ihn dann wieder zu erschüttern. Diese Zwitterbewegung drohte al les aus den Fugen zu reißen. Es war eine furchtbare Nacht, die wir durchmachten. Die Besatzung war ruhig, ja freudig gestimmt. Wir hatten uns eng aneinander gekau rt. einer neben dem andern. Wir schliefen in dem Glauben ein, am andern Morgen auf dem Wasser zu er wache-. In der von Wellman nach Newyork gesandten draht losen T pesche über seine Ozeansahrt heißt es weiter: Der Equllibrator zog die „Amerika" herab und drohte das Rettungsboot, unsere einzige Hoffnung, zu zerstören. Trotzdem waren alle einig, auf dem Luftschiff auszuhalten Wir entleerten Gasolin, um das Gewicht zu erleichtern. Da es uns bald klar wurde, daß wir mit dem ve rwo-r- tcn Gasolinvorrat unmöglich die Azoren erreichen können, so wurde die Richtung auf Bermuda eingeschlagen Schon Montag nacht hatten wir Gasolin und beschädigte Ma schinen über Bord geworfen, um uns in der kalten Nacht über Wasser halten zu können. Es wurde uns klar, daß wir eine zweite Nacht nicht auShcuten konnten. Die große Gefahr war, daß der Eguilibrat. r unser Rettungsboot zerstören konnte. Es gelang uns, diesen bei steifer Brise am Dienstag morgen in See zu lassen. Wir sahen die „Trent" etwa 2 Stunden entfernt. Wir mußten dc? Morgens landen uud durften nicht bis abends warten, wenn vielleicht keine Hilfe mehr in kur Nähe war Die ses Manöver wurde sehr geschickt ausgeführt, indem es gelang, die „Amerika" fast bis auf den Meeresspiegel h->- rabzubrtngen. Der Equilibrator streifte das Boot, wo Sei dieses fast umgeschlagen wäre. Sobald da« Retku-iaS- boot losgelöst war, stieg die „Amerika" hoch in die Luft und war bald in der Ferne verschwunden. Qu?; nNsr Bremen, 19. Oktober. (N e u e T u m u l t e i n B r e - ! men.) Vor dem Depot der Straßenbahn, wo die ans ! Hamburg eingetroffenen Arbeitswilligen untergeörachk ! sind, ist es gestern zu neuen schweren Ausschreitungen ! gekommen. Eine nach vielen Hunderten zählende Men- ! schenmenge hatte bereits gegen 7 Uhr abends die Straße ! besetzt. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung war ein ! Aufgebot von 100 Schutzleuten herangezogen worden. ! Als aus der Menge und aus den Fenstern verschiede- ner Häuser mit Flaschen und anderen Gegenständen auf die Beamten geworfen wurde, gingen die Schuß- ' männer mit blanker Waffe vor. Diese Zwischenfälle s wiederholten sich bis 11 Uhr abends. Zahlreiche Per- sonen wurden verletzt, 50 Verhaftungen vorgenommen. Auch bei dem Depot der Straßenbahn in Gröpelingen kann es zu ähnlichen Ausschreitungen. Die Polizei ging auch hier mit blanker Waffe vor und verletzte Zahlreiche Personen schwer. Auch viele Schutzleute wur den verletzt. Die Unruhen dauerten bis um Mitter nacht. Es handelt sich bei den Ausschreitungen nach Ansicht der Polizei nicht um Streikende, sondern um Janhagel, der die Gelegenheit benutzt, um Tumulte her beizuführen. — Die Einigungsverhandlungen zwischen den Angestellten und der Direktion der Straßenbahn haben noch zu keinem Resultat geführt und wurden auf heute vormittag vertagt. London, 19. Oktober. (König Manuel in England.) Die Pacht „Viktoria and Albert" mit König Manuel und Königin Amalie an Bord ist heute in Plymouth eingetroffen. Krccfcld, 19. Oktober. (Beigelegter Ausstand.) Die Arbeiter der Seidenweberei von Gustav Königsber ger L Co. nehmen morgen die Arbeit wieder aus, nach dem dem ihnen kleine Zugeständnisse gemacht worden sind. Bruun, 19. Oktober. (Sozialdemokratiche Demonstrationen.) Heute Mittag inszenierte die sozialdemokratische Arbeiterschaft große Straßendemon- strationen, wegen der neuen Steuerpläne des Landes- ausschusses. Das Landeshaus mußte von der Polizei vollständig gesperrt werden. Bis jetzt ist es noch nicht zu ernsten Zusammenstößen gekommen. Nus Sem Ssricktssaals. Z Ein Riesenbetrugs-Prozeß, wie er sich nur auf dem Sumpfboden der Weltstadt entwickeln kann, begann vor dein ersten Luidgerich! in Berlin. Es handelt sich darin um unreelle Vau- . es hafte, Betrügereien, Hypothelensclnevungen, Wechselfälschungen und ähnliche Delikte mehr. Es sind angeklagt der Lausmann (bustan Glaser, der Bauunternehmer Erich Köchling, der Hypotheken vermittler Emil Boß, der Kaufmann Siegfried Jacoby, die Agen ten Philipp und Adolf Glaser und die Buchhalter n Sophie Werner geb. Loch. Der Hauptangeklagte Gustav Glaser war seinerzeit nach Amerika geflüchtet, wurde dort verhaftet und ausgeliefert, je doch nur wegen der ihm zur Last gelegten Urkundenfälschungen. Er kann deshalb nur wegen dieser Delikte abgeurteilt werden. ß Ein in Charlottenburg wohnender Professor machte auch ein mal mit zwei Mägdelein einen Nachtbummel durch Berlin und entdeckte am anderen Morgen, wie üblich, daß ihm seine Varschaft von 200 Mark fehlte. Diesmal wurden indessen die Missetäterinnen entdeckt. Die eine bekam 1 Jahr und die andere 3 Monate Ge fängnis. Neueste direkte Meldungen von Hirsch's Telegraphen-Bureau Dresden, 20. Oktober. (Familiendrama.) Hier erschoß sich gestern nachmittag der Verlagsbuchhändler Schnee. Er schoß zuerst auf seine Frau und verübte dann Selbstmord. Das Motiv zur Tat sollen zerrütterte Fa- milienverhältnisse sein. Genf, 20. Oktober. (Luccheni f.) Der Mörder der Kaiserin Elisabeth von Oesterreich, Luccheni, wurde gestern erhängt in seiner Zelle aufgefunden. London, 20 Oktober. (König M a nu e lS Zuku n ft.) Ueber die Absichten König Manuels äußerte sich der Her zog von Orleans in einer Unterredung, daß der König bis jetzt keinerlei bestimmte Pläne auSgearbeitet habe. In Wodnordon wird er sich vorläufig die Zeit mit Jagd vertreiben. Erst nach einigen Wochen der Ruhe und Pfleae wird er einen Plan für seine Zukunft fassen Newyork, 20. Oktober. (Wellmans Ankunft in Newyork) Im Laufe des gestrigen Tages ist der Dampfer „Trent" mit Wellman und seinen 5 Gefährten an Bord in Newyork eingetroffen. Nach der Landung wurden die Luftschiffer von einer riesigen Menschenmenge mit begeistertem Jubel empfangen. Bremen, 20. Oktober. Die gestern nachmittag wie der aüigenommenen Einiaungsvcrhandlungen im Straßen bahnerstreik sind endgültig gescheitert. Bremen, 20. Oktober. (Zum Stratzenbahner- streik in Bremen.) Mit Rücksicht auf die vorgestrigen Vorfälle war gestern abend der Schauplatz der Ausschrei tungen in der westlichen Vorstadt durch die P olizei in einen regelrechten Belagerungszustand versetzt worden. Es fanden wieder in den betreffenden Straßen große M> nstbenansammlungen statt, d'e aber durch ständige Volrr-umtro' .flen in Bewegung gehalten wurden. Ohne von der W sie Gebrauch zu machen, gelang eS der Poli zei, die Massen zu zerstreuen. Gegen 10 Uhr wurden von den Demonstranten verschiedene Laternen ausgelöscht. Als aber wieder Steine gegen die Laternen geschleudert und Wt'l-Le zertrümmert wurden, unternahm -in großes Polneiaufgobot einen Vorstoß. E? wurde mir Steinen' Bi.rflaschea usw. auf die Beamten gewoifen, wobei ein Polizem-acktmeffter durch eia Stück Eisen get osten und verletzt wurde Die Menge wurde schließlich in die Neben straßen und ins Freie gedrängt. Gegen 11 Uhr war alles >nhig. Die Schutzmänner wurden teilweise zurück gezogen. Einige Verhaftungen sollen vorgenommen wor den sein. LsZsu- 2srkstliu§- ^LSSN- LLuirlcb.cn- ^Lt2W- usw. kauft zu allerhöchsten Preisen IkZorrrsis, Kick. ZrMM, 24 empfiehlt sein großes Lager in VKZ«ili Wm für Herren und Knaben. Istrtö Usubsitgn! MWs ^si8s! Iachenbarchent usw, gute, solide Ware, empfiehlt billigst Marie verw. WoigL, Schloffstrasie SM UNli /flsrgarme sind clle vollkommensten krsairmittel fvr allei-feinrte /flollcerei- Kutter lauten Lis ott, um eins gute ksruZsqusIIe ?u ent- äecken. 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