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Nr. 128. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 29. Oktober 1910. Seite 6. Marktpreis« su ^amsnz am 27. Okt 1910. höchster niedrigst. Preis. Preis. 50 Kilo M. Pf. M. M. Pf- Korn Weizen 7 9 50 70 7 9 20 Heu50Kilo"°.chst°r ( niedr. 3 3 30 Gerste 8 — 7 — --»ML. 27 — Hafer aller — — — — 20 — „ neuer Heidekorn 7 9 70 7 8 50 ^'«^LL 2 2 60 30 Hirse 17 — 16 — Eier 9 Kartoffeln 2 70 Erbsen 50 Kilo 17 50 Marktpreise für Schweine n Ferkel in Kamenz am 27. Okt. 1910. Läuferschweine: pro Paar: Ferkel: höchster Preis 110 Mk., höchster Preis 40 Mark, mittler „ 1V0 Mk., mittler „ 34 „ niedrigster „ 80 Mk., niedrigster „ 26 „ Zum Verkauf waren gestellt 33 Läufer und 250 Ferkel. Für ausgesuchte feine Ware wurden Preise über Notiz gezahlt Uebersicht über die an den Hauptmarktorten Deutsch lands in der lebten Ivoche gezahlten Fettviehpreiss. Die Preise sind in Mark für 50 Schlachtgewicht bezw. Lebendgewicht (1 bedeutet Lebendgewicht) angegeben. Die erste Zahl bedeutet den niedrigsten, die zweite den höchsten für die betr. Viehgattung gezahlten Preis. (Unberechtigter Nachdruck verboten.) . . , Hammel, R'ndmch Schafen. Aufgestellt am 27. Okt. 1910. Mitberücksichtigt sind noch die am 26 Okt. abgchaitcnen Märkte. Großvieh Kälber Lämmer Schweine. Aachen .... 60-85 78—122 80-85 66-69 Barmen . . . 65-82 90—105 76-82 65-70 Berlin . . . 56-88 67—132 66-84 63-72 Bremen . . . 60—77 80-110 50-85 63—72 Breslan . . . 54-81 81—103 68-90 65-72 Bromberg. . . — 32—55 l — 43-471 Chemnitz . . . 56—91 50-651 30-40 l 63—77 Dortmund . . 60-88 80-112 67—80 60—70 Dresden . . . 55-90 79-93 68-90 64—73 Elberfeld . . . 58-80 80-120 60-70 63—79 Esfin . . . 65-82 48-85 l 70—83 60—70 Frankfurt a M. 56-97 85—107 69—78 71—73 Hamburg . . . 48-89 95-140 65-80 54-691 Hannover. . . 60-78 80-110 60—80 60—70 Husum .... 48-81'/, — 58-75 40-491 Kiel 50-76 65—105 55—77 46—54 Köln a. Rh. . . 66-92 45-86 l 70-88 60—70 Leipzig.... 60-93 45-66 l 34-441 62-71 Magdeburg . . 30-471 33—52 l 33—421 60-71 Mainz .... 64-93 95-98 65-75 Mannheim . . 60-92 95—105 72-84 73—74 Nürnberg . . . 65-98 66-80 48-68 71—72 Stettin.... — 55-90 — 61-67 Zwickau . . . 48-85 56—64 l 33—431 66—74 Der Setreidemarkt. (Wochenbericht vom 14. bis zum 21. Oktober 1810 nach den Märkten von Berlin, Leipzig, Liverpool und Newyork.« Auf dem Getreidcmarkte herrscht j tzt sehr geringe Kauflrsi, da ein großer Bedarf nicht zu decken ist. Die Preise tonnten sich aber trotzdem für Wetzen und Roggen z cmlich gut behaupten, well auch das Angebot nicht groß w.:r und zumal von Rußland und Amerika aus keine großen Zufuhren eingetroffen sind. Nur der Hafer ist 1 — 2 Mk. pr. Tonne gesunken, da das Angebot in dieser Ware sehr gewachsen ist. vutterprsiss auf vem kiesigen Wocbonmarkts. Sonnabend, den 29. Oktober. 4 Stück Mark 2.70. Wettervorhersage der Kgl. S. Laudeöwcttcrwarte zu Dresden. Sonntag, den 30. Oktober: Südost-Wind, wolkig, keine erheblichen Niederschläge. Magdeburger Wettervorhersage. Sonntag, den 30. Oktober: Milder, windig, zeitweise aufheitcrnd, meist wolkig bis trüb, stellen weise etwas Regen, im Westen u. Süden ausgebreitete Regenfälle. Montag, den 31. Oktober: Ziemlich trüb, zu Niederschlägen geneigt, etwas sinkende Temperatur. 8vkkIIvns4n. 2i3. Modern einger. Wannenbäder, sämtl. Kurbäder, (mediz. Bäder), Hand- und VibriattonSmassagen. Tägl. offenfrüh7—8abds. (Sonnt.bismittags) 6auptgEWinns der ftr S. Landeslotteris. 5. Klasfe. — Gezogen am 27. Oktbr. 1910. — Ohne Gewähr. 5000 Mark und die Prämie von 500000 Mark auf Nr. 103767 in die Kollektion der Herren S. Jarmulowsky 8- Co. in Leipzig. 5060 Mark. 92397. 5000 Mark. 747 10048 12913 29433 33268 42147 42579 42632 46644 48160 50622 50952 56098 62629 63206 65023 67055 70077 74853 75353 78402 92582 96477 98497 100789 103351. 2000 Mark. 5I83 7994 26838 46574 56061 57673 60490 60849 61185 75404 81377 100649 103822 I049I8. MO Mark. 163 942 2848 6272 6514 6767 7065 7889 9477 21424 22728 24448 25227 2860S 31288 38969 42342 44379 48400 48730 49156 52425 55089 58027 61978 62189 64955 74163 83785 85552 88013 91876 95300 101950 107364 108674. 500 Mark. 2280 12210 13626 17690 18222 21062 24635 31667 32659 33986 36656 40224 43181 46992 52182 52519 55030 55940 56667 57904 61295 61301 62085 65014 74960 79067 82667 83409 85666 87185 88622 88749 92388 93556 94531 95574 96152 98093 103759 107460 108759 109367. Standesamts - Nackricdten vom 22. bis 28 Oktober 1910. Geburten: Paul Mur, S. des Färbereiarbeiters Gustav Emil Mey in Pulsnitz. — Liuda Elsa, T. des Fabrikpackers Arthur Richard Oswald in Pulsnitz M. S. — Bernhard Willi, S. des Bandwebers Robert Bernhard Oswald in Ohorn. — August Paul Gotthardt, S. des Spediteurs Alwin Pari! Gräfe in Pulsnitz. — Herta Ilse, T. des Schutzmanns Mar Alwin Tischer in Pulsnitz. — Mar Walter, S. des Bierschröters Hermann Gustav Grießbach in Pulsnitz. — Erhard Arthur, S. des Gutsbesitzers Ernst Emil Nitsche in Fricdersdorf. — Paul Erhard Helmut, S. der ledigen Wirtschaftsgehilfin Marie Ida Garten in Pulsnitz M. S. Eheschließungen: Alwin Otto Schöne, Packer in Pulsnitz, mit Auguste Martha Klare, Zuschneiderin in Pulsnitz M. S. — Paul Albin Baumann, Baumeister in Dresden, mit Hanna Lina Schulze, Privat« in Dresden. Ster befülle: Richard Helmut, S. des Fabrikarbeiters und Musikers Hugo Richard Milde in Pulsnitz M. S., 6 M., 29 T. alt — Richard Paul, S. des Fabrikarbeiters Ma.r Bruno Seifert in Ohorn, 6 I. 6 Al. alt. — Totgeborener Sohn des Maurers Mar Otto Haase in Friedersdorf. MrckllÄrs Nackrickten. Pulsnitz. Sonntag, den 30. Oktober, 23. nach Triuitatis: -/-9 Uhr Beichte I Mistor Resch 9 „ Predigt (Gal. 6, 7 —10) j Resch. '/,2 „ KindergolteSdienst (Matth. 2, 11.) Pfarrer Schulze. '8 „ Jüngling?» und Männerverein. Montag, den 31. Oktober. Reformationsfcst: V-d Uhr Beichte > 9 „ Predigt (Matth. 6, 7 — 13.) f Schulze. v»2 „ Predigt (Phil. 3, 17-21) HMg. Schuster. 5 „ Beichte u. heiliges Abendmahl. Pastor Resch. An beiden Tagen wird eine Kollekte für den Gustav- Adolf-Bereiu gesammelt werden. Amtswoche: Pastor Resch. Licktendsrg. Sonntag, den 30. Oktober, 23. nach Triuitatis: 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt. 2 „ Taufe. Montag, 31. Okt., Rcformatious- und Kirchweihfest: 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt und Kollekte für das Gustav Adolf-VcreinSwerk. Getauft: Rudolf Friedrich Hans, S des Kaufmanns Ru dolf Wilhelm Karl Baumgarten in Kleindittmannsdorf. Aufgeboten: Ernst Heinrich Wobser, Wirtschaftsgehilfe in Zschornau bei Kamenz, ledig und Auguste Martha Zickler, Wirt schaftsgehilfin in Mittelbach, ledig. Emil Ernst Kaiser, Schuhma cher hier, ledig, und Meta Wilhelmine. Kleinstück, Wirtschaftsaehil- fin hier, ledig. Getraut: Emil Arno Mager, Gutsbesitzer in Weißbach bei Pulsnitz, ledig, und Pauline Elsa Zimmermann, Wirtschaftsgehil fin in Mittelbach, ledig. Oberllcktenau. Sonntag, den 30. Oktober, 22 nach Triuitatis: 9 Uhr Predigt (Marc 12, 28—34) 11 „ Trauung. 1 „ Taufe. Montag den 31. Oktober, Reformatiousscst: 9 Uhr Predigt (Psalm 119, 133—134) Nach dem Gottesdienst findet Beichte und heiliges Abendmahl statt '/42 Uhr Kindergottesdienst. An beiden Tagen wird eine Kollekte für den Gustav Adolf verein und im Kindergottesdienst für die Kindergabe tSchülerheim in Eger) gesammelt. SrotznOundork. Sonntag, den 30 Oktober, 23 nach Trinitatis: 9 Uhr Predigtgottesdienst (Phil. 3 17—21) 2 „ Gustav-Adolf-Kindergcttesdicnst. Koll kte unter den Kindern für das eoang. Schülerheim in Eger. Montag, den 31. Oktober, Rcformativnsfcst: 9 Uhr Festgottesdienst (1. Petr. 3, 15—16) Kollekte für den Gustav-Adolf Verein. 2 Uhr Beichte und hl. Abendmahl besonders für Alte und Schwache Beerdigt: Ein totgeb. Söhnchen der Wühlendes. Ferdinand Brückner, hier. Abends beim SlO^snklang. Abends beim Glockenklang Ging ich ins Feld, Langsam im Dämmcrschein Schlief ein die Welt. Oben am Himmelsdom Entglomm ein Stern, Blinkte mir wie ein Gruß Von Gott dem Herrn! — cd Sinnend beim Glockenklang Stand ich im Feld, Doch meine Seele war Fern von der Welt! Pulsnitz Paul Dietze. pfisnrenduttek ^sImki-one-palmLtolr tter Wren unä äock nickt ouk 6sn kuttergenutz verdickten will, verlucke cke beliebten van den vergh'kkea -pglmkrone l palmstolL» P HMD WWrendutter-lUargorinek — Sie ersetzen beite Meiereibllttsr vollkommen, linä jetlock über ein Drittel billiger. 3n allen einlcklägigen Sesckäkten erkültlick. - Welch ein Gesichtchen I Die gerade Stirn, über der dar lockige, braune Haar sich ausbaulchte, die feingezeichnrten schwar zen Brauen, die großen, dunklen Augen. Über die die sanft «e. bogenen Wimpern wir ein Schleier fielen, da« seine, kurze Ma chen mit den leise zitternden Flügeln, der weiche, rote Mund, da« feste, runde Kinn I Sein Künstlerauge trank förmlich die zarte Schönheit de« entzückenden Gesicht«. Endlich riß er seine Bl cke von ihr lo« und sah auf ihre Arbeit. Im ersten Moment erschrak e>: Die Mängel sprangen ihm förmlich in die Augen. Welch unsichere Technik! Der eine Arm ganz verzeichnet, die Haltung total verfehlt, die scharfen Züge der Allen verflacht und verschwommen! Freilich befand sich da« Bild im allerungünstigsten Stadium ; aber er war j, kein Laie — da» hätte sein Urteil alt Maler nicht beeinflußt. Bon dem verunglückten Gesicht, dem miserablen Arm wegsehend, bemerkte er auf einmal, wie wundervoll ein Streifen zitternden Licht« gemalt war, den die Malerin aus den Hintergrund de« Bilre» geworfen. Wi« fein spielten die Sonnenstäubchen durch einander, wie virtuos war der Sonnenfl-ck wiedergegeben, der breit auf der gifl ck en Schür,« der Alten lag! Mit immer größerem Inler,sic sah er aus die schmalen Hände der jungen Malerin, di«, ganz eingenommen von ihrer Aib-it, ohne etwa» andere» zu sehen oder zu hören, immer W e ber mit leichtem P nsel da» gelbe, zitternde L.ch, in ihr ver,eich- nete» Bild hineinstrich. Erst der Emtritt de» Professor» ließ Gcorg auffahren und sofort wieder vor der eigenen Staffelei Stellung nehmen. Pros.sior O.hardt warf seinen weichen Filzhut in die Eck- de» Atelier». N emand durste sem Kommen bemerken. Jeder arbeitet«, ohne sich umzuschauen, weiter. Olhardt stell:« sich «me Zeit lang hinter jede Staffelei und sah zu. Manchmal kritisierte er mit rin paar kurzen, scharfen Wollen, die stet« den Nagel auf den Kopf trafen. Nur selten nahm er den Pinsel und arbeitete mit einigen Strichen in da« Bild hinein. Georg war gespannt, wa« er ,u Nadine Holzinger» Bild sagen würde. So — jetzt stand der Professor vor der Staffelei der jungen Malerin, dir sofort etwa« zur Seite trat. Da« Licht fiel scharf auf ihr im ganzen so verfehlte« und doch in einigen Einzelheiten so wunderbare« Bild. Olhardt stieß einen merkwürdigen Ton au» — halb Knurren, halb Lachen. Ec nahm Nadine den Malstock au« der Hand und zeigte auf den verzeichneten Arm. ^Eme richtige Sudelei!^ sagte er grob. »Lasten Sie sich Ihr Geld für Ihre Aktstudien rau«- zahlen, mein Kind. Vor allem sagen Sie nie, daß Vie bei mir Zeichnen gelernt haben, da« verbitt ich mir!* Georg biß sich auf die Lippen. Er konnte e« nicht losten, di« Getadelte anzusehen, obgleich e» ihm selbst taktlo« vorkam. Denn dir anderen sahen alle, wie auf Verabredung, starr vor sich hin. E» mochte vielleicht öfter Vorkommen, daß Olhardt so grob tadelte. Georg war dieser Ton einer Dame gegenüber befrem dend. Freilich, hier gab e« eigentlich keine Damen, sondern nur Schüler. .Ich kann solche Modelle nicht malen!' stieß Nadine piötz. lich hervor. Ihr zartbräunliche« G'fichtzglüht«. Sie nagte an der L.pps. »Solche Modelle?' Olhardt hielt den Malstock immer noch auf den verzeichneten Arm gerichtet. >Jn ganz Pari« gibt« kein bestens Modell." „Mag sein, aber mir liegt die» Genre nicht," beharrte die junge Malerin mutig. „Ich weiß schon, wa« Ihnen liegt! So ein Still-Leben — wa»? Em Tonkrug mll zwei weißcn Narzissen drin — und «in Sonnenstrahl, der auf irgend «men blaßgrünen Samt, lappen fällt! Ooer — wenn» schon ein Mensch sein muß: so ein glatte«, weiß osa G-stchtchen mit erstaunten blauen Augur und einer Blum« Hinterm Ohr — nicht wahr?' „Gewiß. Etwa« Junge«, Schöne« möckt« ich malen. Wa rum denn immer nur Alte«, Kranke«, Häßliche«? Die Kunst soll do<d schön sein?' „Schön! Jawohl — und da« ist schön!' Olhardt trat hart vor da» Modell. Wie wenn die Alte eine Wachtfigur wäre, so rubig glitt seine Hand von ihrer Stirn, die Nase entlang bi« zum Kmn. „Da di« L nie, ist di« etwa n-Ht schön? Wie da die Nase ansetzt? Wa« — meine Herren? Und wie der Kopf auf den Schultern sitzt? Gelt? Freilich, da« Fleisch ist welk, der zahnlose Mund verändert da« Untecgesicht, da« Kinn steht spitz hei vor. — Hattest wobl auch mal glatte Haut und blanke Augen Alte? Bist rin schöne« Mädel gewesen?" Ueber da« alte müde Gesicht glitt em flüchtige« Lächeln. „Lieber Gott, da» «st lange her. Da» Leben ist nicht sanft mit mir umgegangen Herr!' Professor Olhardt trat von der Alten fort, wieder vor Na dine Holzinger« Bild. „Da» muß Ihnen die arme Alte also erst erzählen? Da« war eigentlich ganz übe> flüssig. Das mußten Si« al» Künstlerin au« dem Gesicht ablesen, während Sie e» malten. Da« mußten Sie herautholrn au« der Twfe Jhiec eigenen Künstlerschast. Jede Runzel in diesem Gesicht ist eine einge grabene Schrift, man muß sie nur lesen können. Aber Sie haben nicht» davon verstanden, haben lieber mit den Sonnen stäubchen getändelt! Mt Sonne hat die« Leben aber nicht viel zu tun gehabt! Und wenn Sie schon die Sonn« her«inbracht«n, dann mußte die nur dazu dienen, zu zeigen, wie tief die Run zeln, wte v rorbeitrt die Hände sind. Haben Sie mich verstan den ? Ja. Nun, dann kommen Sie mir nicht wieder mit schön und häßlich — da« gibt« nicht in der Kunst. Da« fl eßt zu sammen. In der Häßlichkeit ist oft die tiefste Schönheit ver borgen." „Wa» soll ich denn mit dem Bild« machen, Herr Professor" (Fortfetzung folgt)