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Nr. 110. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 17. September 1910. Seite 3. konferenz des Auerbacher Schulbezirks die Volksschullehrer „mit ihrer geradezu einzig dastehenden Eigenheit, daß sie in Stadt und Lund bei allen Werken, die dem Allgemein wohls und dem kulturellen Fortschritte ge-ten, überall gern und freudig und mit ungeheuerem Geschick mirhelfen und an der Spitze als die Führenden seien. Das unterscheide sie himmelhoch von allen anderen Beamtenklassen, die in der Erfüllung ihrer Pflichten im Berufe glaubten, für Land, Volk und Reich genug getan zu haben. Es zeugte dies aber bei den Lehrern von der unverbrauchten jugend lichen Kraft des gesamten Lehrerstandes. Im stillen würden sie deshalb von anderen Ständen bewundert und beneidet. Deshalb wäre es auch verkehrt, dem Lehrerstande Hinder nisse in den Weg zu legen, und er wäre der erste, der die Lehrerschaft darin unterstützen und al« Parlamen tarier fördern werde." — Zu diesen Worten d>s konser vativen Abgeordneten Opitz wird nun seitens de? Sächsischen LehrerveremS folgendes bemerkt: „Die hier angeführten Worte des Geh. Rats Opitz sind einem Privatbriefe ent nommen, dessen Schreiber Zeuge der Rede war E.» ist keine Indiskretion, denn der Redner ließ Durchblicken, daß er seine Ausführungen für die Oeifentlich- keit gemünzt habe. Wir danken selbstverständlich dem Herrn Geheimrat verbindlichst für die gute Meinung, empfinden ganz besonders jetzt, da sich ein allge meines, frisch-frei-fröhlich-frommes Kessel treiben gegen d i e VolkSsch u l lehrererhoben hat, das Bedürfnis zu danken und wir fragen nicht, ob der Parteiführer und Parteitaktiker Opitz oder der Philo soph Opitz daS Wort führte, werden damit auch nicht in übler Selbstgefälligkeit zu renommieren suchen — wir stellen nur vor aller Welt fest, daß zwischen dieser Be wertung des Volksschullehrer st andes und der des offiziellen Parteiorgans ein gewaltiger Widerspruch klafft, den zu überbrücken nicht unsere Aufgabe ist. Wir kennen unsere Kräfte und sehen unsere Ziele und wwden den Weg unter allen Umständen zu finden wissen " Dresden. (Verleihung.) Se. Majest ät der König hat allergnädigst geruht, dem BezirkSschulinspcktor Schul rat Konrad Oskar Fink in Dresden den Titel und Rang als Oberschulrat in der 3. Klasse der Hofrango dnung zu verleihen. — Die Cholera kann nun in Sachsen wieder als erloschen betrachtet werden, da neue Fälle bisher nicht bekannt wurden und der Kopitzer Cholerakranke in der Genesung fortschreitet. Die getroffenen Vorsichtsmaß regeln werden aber noch aufrechterhalten. Der Jahrmarkt in Pirna wird voraussichtlich abgehalten werden können. Die vom Telegraphen-Bureau Hirsch verbreitete Meldung von einem neuen Cholerafall in Plauen i. V. stellt sich als eine in der gegenwärtigen Zeit allgemeiner Beun ruhigung nicht genug zu verurteilende Tartaren-Meldung heraus. Der Betreffende, ein Fleischermeister Hofmann, ist lediglich wegen Typhuserkrankung, wie sie häufiger vorkommt, in das dortige Krankenhaus eingeliefert wor den. ES ist übrigens der einzige TyphuSfall, der zurzeit in Plauen i. V. vorliegt. — Die am Mittwoch vormittag im Hotel zur grü nen Tanne abgehaltene Hauptkonferenz der Geistlichen der Ephorie Radeberg wurde durch die Anwesenheit eines Vertreters des ev.-luth. LandcSkansistoriums, des Herrn Oberkonsistorialrat v Zimmermann, ausgezeichnet Nach der Ansprache des V rsitzenden, des Herrn Kirchenrat Sup. v Kaiser, ergriff Herr Oberkonsistorialrat v. Zinn mermann, der das erste Mal die Ephoraikonferenz Rade bergs besuchte, das Wort. Es waren zeitgemäße ernst» Mahnungen, die er mit beredtem Munde den Geistlichen gab, Worte, die gewiß allseits tiefen Eindruck gemacht haben und dauernd fortwirken werden. Dem Vortrage deS Herrn Pastor Voigt-Göda: „Wie behandelt man das Lehrstück von der Kirche in Schule und Konfirmanden- Unterricht?" folgte eine längere Ansprache, an der sich auch Herr Oberkonsistorialrat v. Zimmermann eingehend beteiligte. In einem zweiten Vortrags suchte Herr Pa- nor Jost-Höckendorf die Fragen: „Ist mehr rhythmischer Gesang in den Gemeinden erwünscht? und wie kann er gefördert werden", zu beantworten. Nachdem zuvor Herr Pastor l-ic vr. Siedel-Lausa einen kurzen Bericht der Kommission für Religionsunterricht geboten und Herr Pastor Schulze-Weißig über „Haftpflicht und Unfallver sicherung in der Ephorie" gesprochen, wurde die Konfe renz Uhr nach dreistündiger Dauer geschloffen. An dem gemeinsamen Mittagessen und dem Kaffee in der Superintcndentur beteiligten sich auch diesmal die mei sten der anwesenden Geistlichen. Dohna. Ein heimatloser Mitkämpfer aus Deutsch lands großer Zeit, der hier durchwanderte und nachwies, daß er vor 40 Jahren aus Frankreichs Gefilden für Deutschlands Größ» und Einheit mitgefochten habe, jetzt aber, da ihn doch niemand mehr in Arbeit nehme, auf die Landstraße zum „Fechten" angewiesen sei, interessierte sich sehr für die Vorbereitungen zum Sedanfeste. Man würdigte dies in anzuerkennender Weise. Der Gastwirt Täuber staffierte den „Kameraden" mit besseren Kleidungs stücken, sogar mit Zylinder, aus. Stolz marschierte der Veteran inmitten der Ehrenjungsrauen im Festzug und nahm an allen Veranstaltungen des Militärvereines „Ka meradschaft", einschließlich Gottesdienst, teil. Der alte Herr war natürlich der Gegenstand mancherlei Aufmerk samkeiten, und eine an ihn durch Vermittelung des Vor stehers Böhme vom Fabrikbesitzer Humann gerichtete An frage, ob er (der Veteran, der gelernter Böttcher ist) in seiner chemischen Fabrik Arbeit nehmen wolle, bejahte er freudig. Er trat promt seinen Dienst an uud fühlt sich anscheinend wohl an seiner Arbeitsstätte. Leipzig. Die Brüder Fritz und Karl Koppius wer den, wie schon gemeldet, bereit? in der nächsten Schwur- gerichtSperiode im Oktober vor die Geschworenen gestellt werden. Vom Gericht sind die Herren Rechtsanwälte vr. Conrad Junk und Justizrat vr. Anschütz den Mör dern als Verteidiger bestellt worden. Die Verhandlung, in der Herr Landgerichtsdirektor Müller den Vorsitz füh ren wird, soll nur 2 oder 3 Tage währen, da beide An geklagte bei allen ihnen angemessenen Straftaten ein Geständnis abgelegt haben sodaß die Vernehmung einer Reihe in der Voruntersuchung vernommenen Zeugen für die Hauptverhandlung nicht mehr notwendig macht. Äu ßer dem Morde an dem Friedrichschen Ehepaare kommen auch die Erpressungen gegenüber dem Verlagsbuchhänd- Icr Weber, der Raubanfall auf den Briefträger Rübner und der Dienstmädchen - Ueberfall in der Liviastraße in Frage. Chemnitz, s 6. September. (Zweifacher Mord und Selbstmord.) Heute Nachmittag gegen H Uhr erschoß der Resterhändler Schreiter aus der Freibergerstraße 8 seine Ehefrau seine erwachsene Stieftochter und dann sich selbst. Schreiter lag mit seiner Ehefrau im Lhescheidungsprozeß. Die Leichen wurden beschlagnahmt. — (Fünf Millionen hinterlassen.) Vor einiger Zeit starben in Dresden die auS Hainichen ge bürtigen Damen Geschwister Werner. Sie hinterließen ein Barvermögen von über 5 Millionen Mark. Nach dem Testamente sind etwa 60 Anverwandte mit 60—75000 M bedacht worden, davon eine Anzahl in Hainichen. Der Stadt Dresden wurden zwei Sichtungen von zusammen 240 000 M zu Stud'enzweckm für Nachkommen der Fa milien Werner und Kuntze ausgesetzt. Hainichen fielen 10 000 M zu. Nus aller XVelt. Berlin, 16. Septbr. (Fürst Eulenburg nicht im AuSlande.) Die von Wien aus verbreitete Nach richt, daß Fürst Philipp Eulenburg nach Oesterreich ge reist sei und dort ein Sanatorium aufgesucht haben soll, wird von dem Rechtsbeistand des Fürsten, Justizrat Wronker, als unrichtig bezeichnet. Der Fürst ist nach wie vor in Liebenberg, und sein Gesundheitszustand sei so schleckt, daß an eine Reise gegenwärtig nicht zu denken sei. Breslau, 16. Sept. (Bewaffneter Ueberfall.) In der gestrigen Nacht überfielen bewaffn te Banditen, nach einer Meldung der „Kattow. Ztg.", das russische Gemeindeamt zu Halina. Der Gemeindewächter, der ihnen enrgegentrat, wurde erstochen. Die Frau des Gemeinde vorstehers, die durch den Lärm erwacht war und aus dem Fenster sah, wurde erschaffen. Von einer Beraubung der Gemeindekasse mußten dis Banditen absehen, da bewaff nete Bauern zur Hilfe herbeieilten. — Infolge des letzten Hochwassers in Schlesien hielt die VreSlauer Bürgerschaft eine Ver sammlung ab, in der beschlossen wurde, an den Minister der öffentlichen Arbeiten eine Resolution zu senden, in der es u a. heißt: Wir bitten nicht mehr, sondern for dern, daß von feiten der zuständigen Behörden alles ge tan wird, um die persönliche Sicherheit, das Eigentum und andere wohlerworbenen Rechte, die durch die Hoch wasserfluten arg gefährdet werden, zu gewährleisten. Wien, 16. September (Zum Befinden Joses Kainz) Das Befinden Josef Kainz war im Laufe des heutigen vormittags verhältnismäßig besser. Der Künstler empfing den Besuch des Justizrais vr. JonaS aus Berlin. Belgrad, 16. September. (Mönchsrevolte am Heiligen Berg.) „Politica" meldet: Die griechischen Mönche auf dem Berge Athos haben eine große Revolte gegen die dortigen russischen Mönche begonnen. DaS russische Klosterhaupt Moisens wurde ermordet und die in der Gegend von Kalinitza liegenden 10 kleinen russi schen Klöster verbrannt, die Weingärten, Felder, Obst bäume ausgerottet und verwüstet. Die russischen Mönche wurden vertrieben. Der russische Botschafter hat darauf hin bei der Pforte in Konstantinopel Protest eingelegt. Bei dem verhafteten griechischen Mönche Germanos ent deckte man ein ganzes Gewehrlager, womit er früher die griechischen Komiteebanden in Mazedonien ausrüstete. Triest, 16. September. (Scharfe Munition im Manöver) Bei den gestern beendeten Manöver« in der Nähe von Triest wurde von einem Soldaten deS 97. Infanterie-Regiments scharfe Munition verwendet, wodurch zwei bosnisch-herzegowinische Soldaten, einer am Oberschenkel, der andere am rechten Arm, verletzt wurden. Bei dem betreffenden Infanteristen, der verhaftet worden ist, wurden noch drei scharfe Patronen gefunden. Eine Untersuchung wurde eingeleitet Von der Luklscblkfabrt. München, 16 Septbr. (Fahrt des Parseval VI nach Traunstein und zurück.) Das Luftschiff „Parseval VI" stieg heute mittag 12 Uhr von der Ballon halle in der Ausstellung auf und wandte sich in rascher Fahrt nach Süden. Um 2 Uhr erreichte es Rosenheim und um 2 Uhr 35 Min. wurde e§ in Traunstein gesichtet. Um 2 Uhr 55 Min. langte es über der Stadt an, von einer großen Volksmenge jubelnd begrüßt. Die stäotischen Gebäude sowie eine Anzahl Vrivathäuser hatten zu Ehren des Luftschiffes geflaggt. Nach kurzem Aufenthalt wandte das Luftschiff sich wieder nach Norden und kehrte in flotter Fahrt über Wasserburg nach München zurück, wo eS wohlbehalten um 5 Uhr 25 Min. vor der Halle etn- traf. Die Entfernung München-Traunsiein hin und zu rück beträgt 200 km, die von dem Luftschiff in einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwas über 40 km pro Stunde zurückgelegt worden sind. An der Fahrt betei ligten sich vier Personen. Baden-Baden, 16. September. (Zur Katastrophe des „U. 2. VI.".) Die Herausgabe des offiziellen Berichts der Luftschiffahrtsgesellschaft über dis Brandkatastrophe des „l_. 2. VI." verzögert sich, da die Karlsruher Staats anwaltschaft bis heute noch nicht eingetroffen ist. Ende Oktober wird das Luftsch ff „Ersatz Deutschland" aus seiner Fahrt von Friedrichshafen nach Düsseldorf hier eintreffen und einige Tage in der hiesigen Luftschiffhalle stationiert weiden. Von Monar Mai nächsten Jahres ab soll eS dann von OoS aus aus längere Zeit Passagier fahrten in die Umgebung machen. Wetteüe direkte Meldungen nicht eingetroffen. Offene Ztelien. Tüchtige Men- treibemnen Md MillM Weder werden be» hohem Lohn für dauernde Beschäftigung gesucht. z. s. vurscbs. wird sofort geiucht bei Königsbrücker Str. 252V. WWVii wird bei gutem Verdienst sofortige Arbeit nachgewiesen. Näheres durch k*sul ttsss«, Gersdorf. sucht sofort LmU Nssvk, Großröhrsdorf (Oberdorf). Verloren. Abzuholen Rietschelstr. 362. i IVIiet-.KsLUoke. Volontän sucht mSbsI. mit Pension. Offerten erbeten an die Exped. d. Bl unter „Pension." tsiien mit Wohnung in Pulsnitz oder Umgegend sofort oder später zu mieten gesucht. Off. mit Preisan gabe unter K 88, Postamt 30, Vnvsilen Xetlerpllum zum Aufbewahren von Obst m mivlsn gssuvkl. Olivin prescker. beabsichtigt hier und an a llen größeren Orter: der Um gebung in Geraer Kleiderstoffen ein Speris!-Ullte-kiüiMt zu errichten. 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