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Nr. 94. Pulsnitzer Wochenblatt. — Donnerstag, den 11. August 1910. Seite Ü. er nach 8 834 des Bürgerlichen Gesetzbuches verantwort lich sein; die Haftung des Beklagten H. als Tierhalter wurde dadurch nicht berührt. Die Revision wurde des halb zurückgewiesen. verNner SetrelvebSrss. Berlin, 10. August. Obgleich von Amerika niedrigere Notierungen vorlagen und auch die Witterungsprognosen günstiger lauteten, eröffnete der hiesige Markt für Weizen in ausgesprochen fester Haltung. Bestimmend hierfür waren wieder erhöhte Pariser Kurse und andauernde Ex porlnachfragen für französische Rechnung. Daraufhin, sowie aus Deckungen hiesiger Importeure konnte Weizen drei Mark gewinnen. Roggen war vernachlässigt und in- folge reichlichen Angebots abgeschwächt. Hafer konnte sich befestigen. Mais und Rüböl verkehrten bet ruhigem Ge schäft zu unveränderten Kursen. vrlekkasten. P. P. 100. Wenn Sie ein gutes Herbstgeschäft machen wollen, dann haben Sie jetzt mit der regelmäßi gen Insertion im „Pulsnitzer Wochenblatt" zu beginnen. Sie wollen sich sofort an unsere Expedition wenden, denn dieselbe hat einen neuen, ungemein vorteilhaften Vorzugs- tarts für diejenigen, die ständig inserieren, auSgearbeitrt. M. K. i. P. Eine vorzügliche Schreibtinte können Sie bereiten aus 180 Gramm feingestoßenen Aleppo- Galläpfeln, 3 Quart Wasser, 90 Gramm reinem, gut kristallisiertem Eisenvitriol und 120 Gramm arabischem Gummi. Warum wollen Sie aber selbst bereiten? Im Handel sind doch ganz vorzügliche Tinten zu billigen Preisen erhältlich. Abonnent B. in O. Wir sagen Ihnen herzlichen Dank für das große Interesse, das Sie dem „Pulsnitzer Wochenblatt" durch Ueberweisung neuer Abonnenten be kundeten. Sie haben recht, würde ein jeder unserer Abonnenten uns nur einen neuen Abonnenten zuführen, dann wäre dies für einen jeden von größtem Werte, denn ie größer die Auflage unserer Zeitung wird, desto wirkungsvoller muß sich auch gestalten unser Eintreten für das Wohl unserer engeren Heimat. Mutz Voll oder nur ein T^Nsckad n ersetzt werden, wenn sieben gebliebene Mauern po- llzelllcb nickt wieder aukgsbaut werden dürken? ). K. ES ist nicht uninteressant, was das Reichsge richt darüber sagt, ob Teil- oder Vollschaden ersetzt wer den muß, wenn bet einem Brand stehen gebliebene Mauer- reste aus polizeilichen Gründen nicht zum Wiederaufbau benutzt werden dürfen, sondern niedergeriffen werden müssen. Das dem Kläger gehörige Haus brannte zum größten Teil nieder. Die Sachverständigen nahmen Teil schaden an, weil Mauern stehen geblieben waren. Als der Kläger das Haus wieder aufbauen wollte, wurde ihm die Verwendung der Mauerreste baupolizeilich unter sagt. Er mußte deshalb das Haus von Grund auf neu bauen und verlangte nunmehr von der SchleSwig-Hol- steinischen LandeSbrandkasse in Kiel vollen Ersatz. Das Landgericht Kiel erkannte nur einen Teilschaden an; daS Oberlandesgericht Kiel verurteilte zur Zahlung der vollen VersicherungSIumme; das Reichsgericht wies die Revision zurück. Aus den Gründen interessiert: die Revision wirft dem Berufungsrichter vor, daß er nicht den vollen Sach- verhalt berücksichtigt habe. Die Baupolizeibehörde habe die Benutzung der Ueberreste nicht etwa deshalb verboten, weil es bautechnisch nicht möglich gewesen wäre, Fach- werkSwände zur Wiederherstellung eines Fachwerksbaues zu verwenden, sondern weil nach § 15 der Baupolizei ordnung Neu- oder Wtederaufbauten in gewisser Ent fernung von anderen Gebäuden nicht mehr Fachwerk, sondern mit Brandmauern hergestellt werden müßten. Sei die Wiederherstellung des Gebäudes unter Benutzung der Ueberreste aber bautechnisch möglich gewesen und diese Benutzung nur auf Grund der Bauordnung im Teilnehmer am Weltkongreß für freies Christentum und religiösen Fortschritt Berlin 1910. Vom wellkongretz kür kreles cbristentum. In der deutschen Reichshaupt stadt tagt seit dem 6. August der Weltkongreß für freies Christentum und religiösen Fortschritt. Eine stattliche An zahl bedeutender Männer aus aller Herren Ländern'haben sich hierzu eingefunden, die in einer Reihe von Veranstaltungen und Versammlungen mit schönen und bemerkenswerten Worten für die Freiheit religiöser Be- tätigung und Forschung ein traten und alle aktuellen reli- giösen Fragen und Probleme freimütig besprachen. Unter den Teilnehmern befinden sich u. a. Professor Paul Rade au- Marburg, der dem neubegrün deten Komitee zur Pflege der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Fankreichs u. Deutsch lands Geistlichen angehört, der bekannte freigeistige französische Theologe Loysson, der Italiener Murri, Professor Weinel aus Jena, Fräulein Westenholz aus Dänemark und Pfarrer v Fischer der über das Thema „Aus tritt aus der Kirche oder kirch liche Reform?' sprach. Interesse des Fortschritts verboten werden, so müsse der dadurch entstände Schaden als mittelbarer angesehen wer. den. Allein wenn man auch mit dem Landgericht unter stellt, daß eS bautechnisch möglich war, die stehen geblie benen Teile zur Wiederherstellung des G-bäudeS zu ver wenden, so ist dennoch die Annahme des B rufungSnä:- ters, daß Vollschaden vorliegt, nicht zu beanstanden. In 8 39 Abs. 4 des Reglements ist zwar bestimmt, daß die Versicherung weder die mittelbaren Nachteile des Schaden falles, noch einen infolgedessen entgangenen Gewinn be greift, aber daraus, daß der Schaden des Klägers ohne den ß 16 der Baupolizeiordnung geringer gewesen sein würde, folgt nicht, daß das Mehr nur mittelbarer Schn- den sein könnte, denn das objektive Recht oder eine auf Grund des objektiven Rechts erlassen polizeilich Anord nung kann füglich nicht besondere Schadenursache neben Brande angesehen werden. Daß das auch nicht der Standpunkt des Reglements ist, dafür sprechen die Vor schriften über den Vollschaden in 8 45. Vollschaden liegt danach vor, wenn ein Gebäude derart zerstört ist, daß es durch Ergänzung in den vorigen Stand nicht wiederher- gestellt werden kann. Dabei wird aber nicht unterschie den, ob der Wiederherstellung technische oder rechtlich Hin- derniffe entgegenstehen, und es muß deshalb vas Vor- handensein eines Vollschadens i. S. des 8 45 auch dann angenommen werden, wenn die Wiederherstellung durch Ergänzung bloS aus rechtlichen Gründen unmöglich ist. (Urteil des R. G. VII 464/09 vom 27./6. 10.) kauptgewlnne Ser S. Lanveslotterle. 3. Klasse. — Gezogen am 10. Aug. 1910. — Ohne Gewähr. 50000 Mark. 16116. 10000 Mark. 61119. 10000 Mark. 55007. 5000 Mark. 8923. 5000 Mark. 10402 22067 22951 43989 2000 Mark. 1952 10174 15030 27975 32287 70274 85689 93153 97972. 1000 Mark. 7876 11430 12179 20863 29870 34182 35143 55411 105615 107685 108018. 500 Mark. 3013 3245 4641 6201 6333 7495 13894 16047 17495 18604 19617 22085 26897 27165 28059 29173 29994 32080 33314 34258 35105 38865 39846 43861 47977 51669 54324 55019 55403 59732 61136 62458 64553 67963 68675 87405 89738 91448 94429 95288 95566 96359 98510 104028. 300 Mark. 131 1212 2363 2662 2766 4138 4492 6140 6532 86585 88229 91014 92002 92224 94819 96276 97288 100958 101312 104185 105281 105418 105435 109121 109237. 7858 9232 11666 12814 13022 13073 13272 14385 14594 14601 14716 15351 17503 17537 18109 19712 21229 21950 22254 22689 23103 23531 24406 24564 26823 26876 27614 27806 28133 29927 30274 30282 31142 31177 36759 37002 37252 39551 44934 46446 46875 47722 47894 48470 55098 56671 61494 62027 63637 64477 64580 65037 66236 70135 70905 21650 71683 73674 74416 75923 76285 77170 77561 80633 80774 83711 83859 83878 84822 85635 85782 85902 Wettervorhersage der Kgl. S. Landeswetterwarte zu Dresden. Freitag, den 12. August 1910. Westwind, zunächst wolkig, später ausheiternd, meist trocken. Magdeburger Wettervorhersage. Freilag, den 12. August 1910. Etwas kühler, wechselnd bewölkt, Neigung zu Regenschauern und stellenweise Gewitter. Im und 8V^. teils heiter, teils wolkig, vorwiegend trocken etwas kühler. MrckNcvs Nackrledten. Pulsnitz. Sonnbend, den 13. August. 1 Uhr Betstunde. HilsSgetstl. Schuster. Sonntag, 14. August, 12. nach Trinitatis: 8 Uhr Beichte Pastor Resl Jugend („Ob das Christentum etwas taugt Predigt (1. Corinth. 4, 1—6 Gottesdienst für die konfirm erte männliche für die Welt?") Pfarrer Schulze. 8 „ Jungsrauenverein. Amtswoche: HilfSgeistl. Schuster. .E« ist doch furchtbar, daß er so ahnungslos in meuchelmörderische Hände fallen mußt«! Aber woher wisse» Sie all daß Schreck liches In'« Vertrauen hat man Sie doch nicht gezogen —* .Mich?" unterbrach ihn die Verdi empört. .Aber ich bitte Sir, Herr Smetana, wie können Vie so etwa« glaubens Dann wär ich doch gleich auf die Polizei gegangen, um daS Verbrechen zu verhüten — ich bin doch «ine ehrliche anständig« P«rson — ich werde doch nicht einen Mord geschehen lassen!" „Aber da« habe ich doch nicht gemeint, ich dachte nur, daß man'« Ihnen hinterher erzählt hätte, al« der Graf schon tot war. Na, und da hatte e« doch keinen Zweck mehr, die An« zeig« zu machen, wenigsten« war da« Vebrechen nicht mehr zu verhindern. Und mit der Polizei hat keiner gern zu schaffen. Also «S hat Ihnen niemand etwa» anvertraut, sondern Sie haben« durch die Tür gehört, Signorina?" „Alle«, jede» Wort!' nickte die Verdi. „Die Signora glaubte sicher, ich wär« in meiner Kammer, weil sie mich laut den Riegel zu schieben hören, aber —" wieder kichert« sie in ihrer boshaften Weis« — „ich schlich mich in Strümpfen h«rau», ganz lrise, und horcht« am Schlüffrlloch. Da weiß ich, wie'« geschah und wie er sich seiner Schlauh«it rühmt«, ihr d«n Gift, ring aufg«schwatzt zu haben." Jetzt vermochte Brümmel seine Erregung doch nicht ganz ,u unterdrücke». „WaS hat sie gesagt s" fragte Lina neugierig, worauf er ihr da« Gesagte dolmetschte. Sie stieß «inen klrin«n Schrei au«. „Ach Gott, ach Gott!" jammerte sie. „So wa» Schreckliche«! Und zu denken, daß ich in der Wohnung ge wesen bin, in der da« verhandelt ist. Noch hinterher möcht' ich vor Schreck sterben." „Nehmen Li« sich zusamm«», sonst wird sie kopssch«»", mahnte ihr Fr«und. „Wir müssen alle« hören, di« ganz« Ge schichte mit sämtlichen Detail«. — Aber erzählen Sie weiter, Signora" — bat er die Verdi — erzählen Sie, wa« da« mit dem Gistring für «ine Bewandtnis hatte?" Di» Italienerin sah ihn mißtrauisch an. Brümmel» und Lina« Zwischenreden hatten sie für diesen Moment stutzig ge- macht. Diese Regung verflog jedoch rasch, al« der Detektiv ihr von neuem au« einer grünschimmernden Flasch, eingoß. „Ja, wa« ««zähle ich den» da?" meint« fi« d«ssrnungracht«t mit leisem Bedenken. „Da» sind doch Dinge, die keiner wissen darf." .Ach, ich kenn« fi« doch. Signora", sucht, Brümmel sie zu beruhigen. „Ich ich weiß alle», habe mir alle» aus» Genaueste gedacht, wie Sie'» sagen. E» interessiert mich nur, zu erfahr«», ob ich mich auch in Kiner Einzelheit grirrt habe." „Aber sie — sie weiß nicht» —" dabei deutet« di« V«rdi auf Lina. „Sie versteht ja kein Italienisch. Ihretwegen brauchen Sie kein« Sorg« zu haben, Signora. Also — wie ist dir Sache mit dem Ring? Wer hat ihn dem Grafen gegeben?" „Nun, di« Signora doch natürlich. D«r Todd hat ihn ihr grgrben, damit sie ihn dem Grafen al» Verlobunglring schenken sollte. Da» wußr' ich ja immer, aber ich glaubte ebenso, wie die Signora, daß r» «in gan, unschuldig« Ring s«i, daß sich Bist darin g«iund«n, hört« ich «rst, al» d«r Graf schon tot war. Er halt« ihr d«n Ring aufgeschwatzt, weil er so altertümlich ist und der Graf solch« Altertümer li«bt —" „Ja, ja, ich weiß" — unterbrach sie Brümmel — „der Todd hat ja auch hier die Rolle de» Antiquitätenhändler« Rochu« gespielt, wenigsten» hat sie ihr" — mit einem Blick auf Lina — „ihn so genannt. Und der Ring war mit Gift gefüllt — ja, ja!" „Natürlich, in Toulouse, wo der Todd im Sommer enga giert gewesen, hat er zusammen mit einem indischen Händler da» Gift gebraut und e» dann unter di, keine Kapsel dr» Ringe» gebracht, wenn man den Ring ansteckt, so geht ein winziger Stachel in den Finger und da» Gist läuft durch diesen, der hohl ist, unter die Haut, worauf sich der Stachel sofort zu« rückzirht. Ein Tropfen von dem Gift genügt, um einen Menschen zu töten. Man kann den Ring sorgfältig betrachte- ohne den Mechani»mu» zu entdecken. Und da» Gift ist eben« fall« in Europa unbekannt. Dazu kommt, daß e« erst einige Stunden, nachdem man den Ring an d«n Finger gesteckt hat, wirkt. Da» Verbrechen konnte daher gar nicht entdeckt werden. Und die Leute meinten alle, der Graf sei mit Morphium ver giftet l So dumm!" .Ja, sehr dumm!" bestätigte der Detektiv. „Aber wa« haben Sie, Fräulein Lina?" fragte dieser, die eben zusammen gezuckt war. Die Köchin kauerte sich ängstlich zusammen. „E» war mir doch gerade, al« ob sich im Entree etwa« be wegte", flüsterte sie ängstlich. „Wollen Sie nicht lieber nach schauen, Herr von Smetana? Wenn man solche Geschichten hört, wird man so graurlich." „Torheit, Fräulein Lina! Wer soll denn da sein? Er zählen Sie un» weiter, Signora. Also, die Signora hat zuvor nicht» von dem Verbrechen gewußt?" „Aber wie sollte sie?" Sie wollte doch Gräfin von Wel«- Hosen werden! Al» der Todd sich vor ih, seiner Tat rühmte, benahm sie sich wie eine Irrsinnige und «» fehlte nicht viel, daß sie ihn umgebracht hätte. Seine bitterste Feindin ist sie seither und der Todd geht bald zugrunde vor Schmer, darüber, Denn, mag er noch so schlecht sein, wie rr will — lieben tut er die Anita doch. Und wenn er geahnt hätte, daß sie ihm den Mord nie vergeben würde, so möchte auch nicht einmal da» viele Geld ihn gelockt haben. „Ja, wa« hat «r denn von dem Geld?" erkundigte sich Brümmel. „Je, weil — weil —" der Verdi war di« Zung« so schwrr grwordrn, daß si« kaum mehr zu sprechen vermochte. Trotzdem sah fi« verlangend nach den Flaschen mit dem küßen, berauschen den Inhalt, aber Brümmel blieb ihrer stummen Bitte gegenüber unzugänglich, weil er fürchtete, daß sie beim nächsten Bla« da« Bewußtsein verlirren möchte.