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Nr. 94. Pulsnitzer Wochenblatt. — Donnerstag, den 11. August 1910. Sette 2. kerungSzuwachs nur gering. — Der schwache Auftrieb aus den Schlachtviehmärkten wird von der „Deutschen Tages zeitung darauf zurückgeführt, daß die Provinzen Ost- und Westpreußen den Markt zur Zeit nicht beschicken, da unter ihrem Viehbestand die Maul- und Klauenseuche herrscht, die aus Rußland eingeschleppt wurde. Die Oefsnung der Grenzen würde die Not vergrößern. — (Prinz Georg von Sachsen in Todesge fahr.) ES war vor Sedan am 1. September 1870, vor vierzig Jahren. Wie mit einem eisernen Ring umschlossen die sächsischen Truppen die Festung Sedan, in der sich 121000 Mann Franzosen befanden. Auf der Höhe von Datgny hielt der kommandierende General der Maas- Armee, Kronprinz Albert von Sachfen, mit seinem Stabe. Das sächsische Korps stand gegen 4 Nachmittags mit der 45. Brigade, 11 Batterien und dem 1. Reiterregiment auf dem Höhenrücken westlich von HaybeS und Daigny. Hier hielt mit seinem Stabe ver Kommandeur der 23. In- fanterie-Division, Generalleutnant Prinz Georg. Es war eine Pause im Gefecht emgetreten. Gespannt schaute Prinz Georg durch das Fernrohr auf das unter ihm liegende Gelände. In fluchtartigem Rückzug eilten die Franzosen in Massen der Festung Sedan zu, in der sie sich sicher wähnten vor den Granaten deutscher Kanonen. Die Pause in dem KriegSgetümmel aber währte nicht lange. Gegen 4 Uhr nachmittags sah man Massen von Infanterie mit Kavallerie und Geschützen aus Sedan debouchieren und sich auch gegen die Stellung der 45. Bri gade wenden. Sofort ließ Prinz Georg das Feuer aus den anrückenden Feind eröffnen. Jener fuhr seine Ge- schütze in der südwestlichen Ecke des Garenner Waldes (Bois de Garenne) auf und beschoß nun seinerseits die sächsischen Truppen mit Granaten. Diese schlugen glück licherweise meist hinter der sächsischen Stellung ein, ohne viel Schaden anzurichten. Das Gewehrfeuer aber traf unsere Truppen nur zu gut und raffte manchen braven Soldaten hinweg. Unerschütterlich hielt auf seinem Braunen Prinz Georg und neben ihm der englische Oberst Pemberton, der dem Kriege als Kriegsberichterstatter beiwohnte. Eben wandte sich Prinz Georg, das Fernglas absetzend, zu Pem berton, um eine Bemerkung zu machen, da warf dieser die Arme in die Höhe, daß das Notizbuch zu Boden fiel, wankte und stürzte vom Pferde. Eine Kugel war ihn in die Brust gedrungen und hatte ihn sofort getötet. Nur einen Fuß weiter links — und Prinz Georg wäre statt Pem- bertonS dem Tode geweiht gewesen. Aeußerlich ruhig, innerlich aber tief erschüttert überwachte der Prinz weiter den Gang des Gefechts, das übrigens schon nach halb- stündigem Kampfe beendet war, da eS in dieser Zeit ge lang, den Feind wieder nach Sedan hitteinzutreiben. v. n. — Die Zahl der Kraftfahrzeuge im König reich Sachfen hat in den letzten Jahren außerordent- lich zugenommen. Zu Beginn des Jahres 1907 waren in Sachsen 1416 Krafträder und 805 Kraftwagen, also zusammen 2221 Kraftfahrzeuge vorhanden, dagegen wurden zu Beginn des Jahres 1910 2570 Krafträder und 2602 Kraftwagen, also zusammen 5172 Kraftfahrzeuge gezählt, mithin hat sich ihre Zahl mehr als verdoppelt. Zu be achten ist dabet, daß die Zahl der Kraftwagen die der Krafträder überholt hat. Von allen Kraftfahrzeugen ent fielen zu Beginn des Jahres 1910 auf die Kreishaupt- Mannschaft Dresden 1682, Leipzig 1286, Chemnitz 876, Bautzen 695 und Zwickau 633. Die letztgenannte Kreis hauptmannschaft steht wohl deshalb an letzer Stelle weil, sie das bergigste Terrain hat. Von den gesamten Kraft fahrzeugen (Wagen und Rädern) wurden verwendet im Dienst von Behörden 24 (1907:5), im öffentlichen Fähr verkehr 115 (30), zu gewerblichen Zwecken 2837 (1081), für andere Berufszwecke 477 (235) und zum Vergnügen 1719 (870), — (Lin einjährig-freiwilliger Fleischer.) Un längst ist der erste Fall eingetreten, daß ein gelernter Fleischer auf Grund der in seinem Handwerk erworbenen Kunstfertig keit zur erleichterten Prüfung vor der Linjährig-Freiwilligen- Kommisfion zugelaffen worden ist und die Prüfung be standen hat. — Eine allgemeine Verteuerung der Getreide preise steht für den Herbst in Aussicht. Aus Peters burg wird gemeldet, daß in einer Beratung der Getreide händler im Börsenkomitee festgestellt wurde, daß eine um 30 Prozent schlechtere Ernte als die des Vorjahres zu erwarten ist. Aus diesem Grunde wird auch ein bedeu tender Rückgang der Getreideausfuhr nach Westeuropa im Verhältnis gegen das Vorjahr erwartet. — Wo eS nicht regnet. Es gibt in diesem feucht- traurigen Sommer im Deutschen Reiche wunderbarer Weise auch Gegenden, wo es nicht regnet, sondern schönes Erntewetter herrscht. So schreibt ein Zwickauer, der seit Wochen auf dem Gute seines Sohnes in der Provinz weilt, u. a. folgendes: „Wir haben vom 10. Juli an das herrlichste Juliwetter bis heute, und nur in dieser Zeit ein einziges unschuldiges Gewitter gehabt. Am 17. Juli begann hier die Ernte, welche eine außergewöhn lich reiche in der Provinz ist. Alle Körnerfrüchte sind reich ausgebildet und das Stroh ist bet Hafer und Wei zen im Durchschnitt anderthalb bis 2 Meter lang und fast von Bletstiftstärke, und ebenso reich an Körnerrispen. Das Korn war auch dementsprechend reich an Körnern und Stroh. Ueberhaupt sind wir mit der Ernte fertig, bis auf den Sommerweizen, Kartoffeln, Zuckerrüben, Kohl- rüben und Runkeln. Zuckerrüben versprechen jetzt das reichste, waS bisher da war." Königsbrück. Am Sonnabend nachmittag wurde auf dem Truppenübungsplatz im Walde südlich des Dorfes Zietzsch der jetzt der 2. Kompagnie des 4. Infanterie- Regiments Nr 103 angehörende Soldat, frühere Schweizer Richard Große erhängt aufgefunden. Liebeskummer soll den erst 21 Jahre alten Mann in den Tod getrieben haben. 8.2. K. Dresden, 10. August. (7. VerbandStag des Landesverbandes der Saalinhaber im Königreich Sach ¬ sen.) Der am 17. bis 19. d. M. in Freiberg stattfindende 7. VerbandStag der Saalinhaber Sachsens wird sich einer Reihe von wichtigen, das Saal- und Gastwirtsgewerbe betreffenden Angelegenheiten zu beschäftigen haben. U. a. stehen folgende Anträge zur Beratung: Vom Verein Pirna: Der Flaschenbierhandel soll der Gewerbeordnung N 33 unterstellt werden. Jeder Flaschenbierkutfcher soll verpflichtet sein, nur gegen vom Besteller ausgefüllte Be stellscheine Flaschenbier an Privatkunden zu liefern. Der Verein Le pzig-Stadt stellt den Antrag, daß die unaus- führ- und unhaltbare Verordnung betreffs Feuersicherheit der Säle, Versammlungsräume usw. wieder aufgehoben oder mindestens in der erforderlichen Weise gemildert wird. Vom Verein Kamenz: der Verband wolle das Mi- nisterium des Innern ersuchen, daß beim Besitzwechsel vollberechtigter Gasthöfe, Tanzsäle usw. eine neue Kon zesstonsgebühr nicht mehr erhoben wird. Vom Verein Auerbach i. V.: WaS gedenkt der Landesverband gegen die lästigen Polizeibestimmungen zu tun, welche die Mit glieder sehr schädigen, als 1. Polizeistunde, 2. Steuerre stanten, 3. Verbot des Annoncierens bei Vereinsoergnü- gen, 4. Verbot, daß nicht mehr Gäste an Vereinsvergnü gen teilnehmen dürfen, als der Verein Mitglieder auf weist. Zur Uebernahme des VerbandStageS 1911 hatten sich die Vereine Oschatz, Kamenz, Schwarzenberg und Dö beln (Städte) angeboten. Der Gesamtvorstand hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, das Angebot des Ver eines Oschatz zu unterstützen. — Ueber die Ankunft des Grafen Zeppelin in Dresden berichten in diesen Tagen wieder einige auswärtige Blätter. Wie wir jedoch auf Erkundigungen an maßgebender Stelle erfahren, ist hiervon dort bis jetzt noch nichts bekannt. Voraussichtlich würde bei einer An kunft des Grasen Zeppelin in der Hauptsache das bereits bekannte Programm beibehalten werden. Da der König sich jedoch am 21. August zu einem Jagdaufenthalte nach Tarvis begibt, von dem er erst am 31. August nach Dres den zurückkehrt, so ist mit ziemlicher Sicherheit anzuneh men, daß in diesem Monat ein Besuch des Grafen Zeppe lin mit feinem Luftschiffe in Dresden nicht mehr bevor steht. Dagegen erwartet man den Besuch des Grafen mit einiger Bestimmtheit zu dem Anfang Oktober in Dresden stattfindenden Deutschen Luftschiffertage. Ob Graf Zeppelin bei dieser Gelegenheit mit oder ohne Luft schiff kommt, hängt selbstverständlich in erster Linie von der Gestaltung der Witterung ab. — Der Kronprinz, Prinz Friedrich Christian und Prinz Ernst Heinrich begaben sich am Dienstag nach mittag von Moritzburg aus mit zwei Automobilen nach Leutewitz bei Meißen, um dort die Musterwirtschaft des Geheimen OekonomierateS Steiger und die Merinoschaf- Züchterei seines Sohnes'in Augenschein zu nehmen. — Am nächsten Sonntag wird der Sächsische Rad fahrerbund seine Dauerfahrt Zittau—Leipzig über 200 Kilometer ausfahren. Die Fahrt geht über Herrnhut, Löbau, Hochkirch, Bautzen, Dresden, Meißen, Oschatz und Borsdorf. — Obstausstellung Tolkewitz vom 23. bis 27. September. Eine besondere Ehre ist der in Vor- bereitung befindlichen Ausstellung und ihren Veranstaltern dadurch zu teil geworden, daß Se. Majestät der König Friedrich August von Sachsen laut Dekret vom 3. August das Protektorat über die Ausstellung übernommen hat. Wie bereits mitgeteilt, ist das Programm festgestellt und wird Interessenten auf Verlangen zugestellt. Die Betei- ligung ist für ganz Sachsen offen. Die fast allenthalben gute Apfelernte wird vielen Obstzüchtern Veranlassung geben, die günstige Gelegenheit zur Beschickung dieser um fangreichen und bestvorbereiteten Ausstellung auszunutzen. Die Aufgabenstellung ist so vielseitig und berücksichtigt so sehr die Interessen der praktischen Obstzüchter, daß für alle einschlägigen Verhältnisse die Möglichkeit einer er folgreichen Beteiligung geboten ist. Fragen und Anmel. düngen zur Ausstellung sind an den Vorsitzenden des Vereins, Baumschulenbesitzer Paul Hauber, Tolkewitz- Dresden, zu richten. Löbau. Durch verschiedene Blätter — auch wir haben es nach der „Zittauer Morgen-Zeitung" gemeldet — ist eine Mitteilung gegangen, daß der konservative Land gerichtsrat vr. Baron ö Byrn in Dresden im 2. sächsischen Reichstagswahlkreise kandidieren würde. Diese Mitteilung ist, wie wir mitzuteilen in der Lage sind, vollständig er funden. Anlaß zu dieser Nachricht könnte vielleicht die Tatsache gegeben haben, daß vr. Baron o Byrn vor acht Tagen in Sohland a. d. Spree einen Vortrag über die Reichsfinanzreform gehalten hat, der jedoch mit der frag lichen Kandidatur nicht im geringsten in Verbindung steht. Verhandlungen über eine konservative Kandidatur sind allerdings im Gange, aber nicht mit dem genannten Herrn, sondern mit einem konservativen Industriellen der sächsischen Lausitz. Mittweida, 9. August. (Folgen eines 4fachen Mordes.) Die furchtbare Bluttat des vierfachen Mör ders Max Mann, der am 31. März ds. IS. seine beiden Kinder, sowie seine Hauswirtin Frau Oehme und deren jüngste Tochter ermordete und das Haus in Brand setzte, hat ein weiteres Opfer gefordert Heute morgen hat sich in der Wohnung der Eltern aus Gram über ihre Mutter und ihre Schwester die 17 Jahre alte Frieda Oehme durch Gas vergiftet. Sie äußerte schon vor einiger Zeit Selbst- mordgedanken. Wiesenbnrg bei Kirchberg. Am Sonntag stürzten rer zum Besuch hier weilende Baron König aus Bieberach und der ihn begleitende Förster Engelmann mit einer aus Holz errichteten Kanzel zusammen, wobei sich das Gewehr des BaronS entlud. Die Kugel traf den Förster, der auf der Stelle tot war. Oberwiesenthal. Zu der während der Herbstferien geplanten Weihe der Fichtelbergbauten will der ErzgebirgS- verein auch den König einladen und denselben um seine Teilnahme bitten. Weiter trägt man sich mit der Absicht, an den Monarchen auch zu dem am 28. und 29. Januar nächsten Jahres hier stattfindenden Hauptverbandswett lauf des Deutschen Skiverbandes Einladung ergehen zu lassen. Hohenstein Ernstthal. Für das vom 20. bis 22. August tattsindende 400jährige Stadt-Jubiläum hat man bereits mit den Festbauten auf dem Altmarkt begonnen. Fest ausschuß und Bürgerschaft sind rege an der Arbeit, um das Fest zu einem großartigen zu gestalten. riogesgEsckiüZte. Deutsches Reich. Kassel, 9. August. Am Sonntag wird der Kaiser im Residenzschlofse am FriedrichSplatz in Gegenwart der Kaisern, der Prinzessin Augusta Viktoria, der hiesigen Garnison und der Generalität die Nagelung von 18 Fahnen des 1., 2., 11. und 17. Armeekorps sowie der Unteroffiziersschule in Jülich vornehmen. An diese Feier schließt sich ein Gottesdienst mit Weihe der Fahnen durch den Armeefeldpropst Wölfing. Abends findet aus Anlaß der Feier eine Galavorstellung im Hoftheater statt. Für den am 14. August geplanten Veteranenappsll hat ich der Kaiser noch Bestimmungen vorbehalten. Berlin, 10. August. Nach der „Nat.-Ztg." erhält sich in politischen Kreisen mit großer Bestimmtheit das Ge rücht, daß der Staatssekretär des Reichspostamts, Krätke, mit Rücksicht auf sein vorgeschrittenes Alter — er zählt 73 Jahre — bald in den Ruhestand treten werde. Der Rücktritt wird aller Voraussicht nach erst nach der Be ratung der neuen Fernsprechgebührenordnung erfolgen. — Bei Philippi? überschreibt die „Kreuzzeitung" einen Artikel, in dem sie auf Grund der Ersatzwahl-Er gebnisse nach Verabschiedung der ReichSftnanzreform fest- tellt, daß die Sozialdemokratie ihre unleugbaren Erfolge nicht auf Kosten der Konservativen, sondern auf Kosten der liberalen Parteien davongetragen hat. Vollziehen sich die nächsten allgemeinen Wahlen zum Reichstage, so schließt das Blatt, in ähnlicher Weise wie dis bisherigen Nachwahlen, so wird nach der Wahlschlacht vom Libera lismus nichts mehr vorhanden sein. Wollen sich die Nationalliberalen sehenden Auges an der Seite des Fort schrittes in den offenen Abgrund stürzen, so muß man sie ihrem Schicksal überlassen. Gewarnt sind sie genug. Wollen sie einlenken, so werden sie den Konservativen in dem Kampfe gegen die Sozialdemokratie willkommen sein. In dem Philippi, das jetzt noch der Liberalismus im Bunde mit der Sozialdemokratie gegen die Rechte zu schlagen gedenkt, wird nach der immer mehr fortschreiten den Zersetzung des Liberalismus der Konservatismus den einzigen Schirm unsrer Staatsordnung bilden, um ihn wird sich dann alles sammeln müssen, was nicht von der roten Flut verschlungen werden will. — Gegen das Zölibat. Der Entschluß des ehema ligen katholischen Priesters und früheren LrjzealprofessorS Otto Sickenberger, entgegen den Bestimmungen über das Zölibat, eine Ehe einzugehen, ist jedenfalls ein Akt der Untreue gegen die römische Kirche; die Strafen, die ihn betroffen haben, sind gewiß nicht ungerecht und unver- dient. Und doch wird man seinen Ausführungen, in denen er seine Handlungsweise zu rechtfertigen sucht, eine Berechtigung schwerlich abstreiten können; so, wenn er in einem an den Erzbischof in München gerichteten offenen Briefe sagt: „Im Namen jener Tausende, die von den Vorstehern der Kirche entmannt und geknechtet wer den, fordere ich für sie die Freiheit von einem gottwid rigen Zwange. Verweigert man sie uns, so nehmen wir sie! Ich zeihe alle jene Pröpste und Bischöfe, welche daS Gesetz des Zölibats gegeben haben und aufrecht erhalten, der falschen Frömmigkeit, der Grausamkeit. Von den Gott ergebenen Menschen Opfer zu verlangen, die Gott nicht will, ist falsche Religion; sie zu erzwingen, iit un- menschlich und grausam. Ich zeihe diejenigen, welche das Gesetz aufrecht erhalten, der Heuchelet; denn sie wissen, wie vielfach das Gesetz übertreten wird, übertreten eS teilweise selbst, tun dennoch, als ob alles in Ordnung wäre, und zwingen ihre Untergebenen zur gleichen Heu- chelei. Ich zeihe sie des größten Verbrechens an unserem Volke, denn sie erniedrigen die Ehe, verwehren den frommsten Söhnen des Volkes die Nachkommenschaft. Ihr scheltet unsere Ehe Konkubinat; vor Gott ist sie recht- mäßig und heilig, aber Eure Ehelosigkeit ist falsch Ihr wollt uns der Schande und Verachtung übergeben, aber die Geschichte wird anders urteilen, sie wird die Schmach auf Euch laden. Denn auf Eurem Boden gedeiht Heu chelei, Feigheit, Unkeuschheit, Roheit und Gewalt; aus unserem Boden wächst Wahrheit, Tapferkeit, Reinheit, Bildung und sittliche Freiheit, kurz: Euer ist der Phari säismus, unser ist das Christentum!" Erst kürzlich hat eine Statistik über die Herkunft und Abstammung der deutschen Akademiker die bekannte Tatsache in Erinnerung gerufen, daß aus den evangelischen Pfarrhäusern unseres Vaterlandes von den aus ihnen stammenden Vertretern von Bildung und Wissenschaft, von Kunst und Technik, unter ihnen manche Heroen der deutschen GsisteSgeschichte, ein reicher Segensstrom ausgegangen ist. Würde eS etwa zum Schaden sein, wenn auch die katholische Geistlichkeit an den so sich ergebenden Kulturfortschritten und wissen schaftlichen Leistungen beteiligt würde? — FleischpreiSsteigerungsn in 40 Städten. Durch JnnungSbeschlüsse wurden die Fleischpreise in mehr als 40 Städten heraufgesetzt. Weitere Preissteigerungen stehen bevor, da die Viehpreise so hoch sind, daß ohne Erhöhung mit Schaden gearbeitet wird. Da der Vieh auftrieb, wenigstens am Berliner Viehmarkte, wieder im Steigen begriffen ist, so muß die Teuerung zweifelsohne auf das Verhalten der Zwischenhändler zurückgeführt werden. Die Hannoversche Fleischer-Innung konstatiert auch, daß bei der Preissteigerung die Viehverwertungs- Genossenschaften eine gewisse Rolle spielen. Diese Ge noffenschaften sind weit davon entfernt, durch Ausschal tung des Zwischenhandels die Preise herabzudrücken, suchen sie vielmehr, wie die Innung meint, in möglich-