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Nr. 97. Pulsnitzer Wochenblatt. — Donnerstag, den 18. August 1910. Seite 3 Straßburg i. E., 17. August. (Streiktrawalle.) Seit einiger Zeit stehen die Laternenanzünder der Mül hausener GaSfabrik, die von einer Privatgesellschaft be trieben wird, wegen Lohnforderungen im Streik. Die Anstalt hatte technisches Personal zum Anzünden der Laternen bestellt und es kam wiederholt zu Zusammen stößen mit den Streikenden. Gestern abend rotteten sich vor der GaSfabrik etwa 7000 Personen zusammen, die mit den Streikenden gemeinsame Sache machten. ES wurden an der GaSfabrik die Scheiben eingeworfen und in den umliegenden Straßen die Laternen zerstört. Als die Polizei eintraf, wurde sie mit einem Steinhagel em pfangen. Erst gegen 12 Uhr gelang es, die aufgeregte Menge zu zerstreuen. Bei den Zusammenstößen wurden zwei Schutzleute verwundet. Flensburg, 17. August. Der Flensburger Dampfer „Elsa" von der Rhederei Schulz hat bei Gibraltar auf seiner Reise von Valencia nach London den spanischen Dampfer „MatroS" im Nebel angerannt und zum Sinken gebracht. 7 Matrosen und 38 Passagiere de§ „MatroS" sind ertrunken. 65 Personen sind von der „Elsa" an Bord genommen worden. Prag, 17. August (Meuternde Sträflinge.) Wegen eines Konfliktes mit einem Aufseher meuterten heute 50 Sträflinge, die auf dem Neubau der Landes- irrenanstolt Bohnitz bei Prag beschäftigt sind. Fünf Auf seher und die herbeieilenden Jrrenwärter wurden der revoltierenden Häftlinge nicht Herr. Endlich zog einer der Häftlinge einen Revolver und verletzte durch einen Schuß den Rädelsführer der Sträflinge schwer. Darauf hin konnten die 50 Sträflinge überwältigt werden. Sie wurden unter einer starken Eskorde in die ZwangSarbeitS- Anstalt nach Prag zurückgeführt. London, 17. August. (Ein Flug von Paris nach Dover gelungen.) Moisant, ein junger Spanier, unternahm ebenfalls einen Versuch, von Paris nach Lon don zu fliegen. Er ging von Jsyles-Moulineaux ab und landete zuerst in Amiens. Heute früh um 5 45 Uhr flog er dort auf seiner Bleriotmaschine mit seinem Mechaniker als Passanten wieder ab und traf mir diesem um 7.15 Uhr in Calais ein. Dort wartete er auf einen Dampfer, der ihn über den Kanal begleiten sollte, und flog um 10.45 Uhr nach Dover ab, wo er um 11.47 Uhr landete. Moisant hat bisher nur fünf öffentliche Flüge ausgeführt. Sein Wagnis erscheint daher um so kühner. Paris, 16. August. (Das Eisenbahnunglück von Saujon.) Der Minister des Innern Briand hat den Präfekten und die Unterpräfekten des Departements Charente inferieure telephonisch angewiesen, die Regie rung bei der Beerdigung der Leichen der Eisenbahnkata strophe von Saujon zu vertreten. Es bestätigt sich, daß die Gesamtanzahl der Opfer der Katastrophe nunmehr ge nau 53 Tote und 65 Verletzte beträgt, nachdem gestern noch 5 weitere Todesfälle unter den Verletzten einge treten sind. Verschiedene andere Verletzte sollen sich in sehr besorgniserregendem Zustande befinden, sodaß man an ihrem Aufkommen zweifelt. Die Totenliste dürste sich demgemäß in den nächsten Tagen noch weiter verlängern. Sieben Leichname sind im Laufe des gestrigen Tages agnos ziert worden. ES hat sich nun vollkommen heraus gestellt, daß der Weichensteller Dasaffy der Hauptschuldige, wenn nicht der allein Verantwortliche ist. Vermlscktes. * Was man aus der Sommerfrische mit dringt, verrät ein Eingeweihter in folgenden Strophen: Pausebacken, wunde Füße, — von Bekannten schöne Grü ße, — mit Ozon gefüllte Lungen, — Schnupfen und Er innerungen, — Hühneraugen, Ho genüsse, — munde Füße, Risse, Schmisse, — Klagen über hohe Preise, — Abenteuer von der Reise, — Mückenstiche, groß wie Pocken, — arg zerriss'ne Schuh' und Socken, — Sächelchen zum Angedenken, — Schmerzen in den Beingelenken, — ein zerfetztes Parapluie — und ein aufgeschlaq'neS Knie,- — schmutz'ge Wäsche, neue Witze, — eine lange Reiseskizze, — seltnes Kraut, verdorb'nen Magen, — abgetrag'ne Gummikragen, — Arbeitslust und Sommersprossen, — Souvenirs von Kurgenossen, — braune Haut wie bei Mulatten, — durchgeriss'ne Hängematten, — Wohlge schmack von fremden Bieren, — neuen Stoff zum Renom mieren; — abgenutzte Reisetaschen, — Schmutz und Staub, kaum abzuweschen, — Sehnsucht nach dem Kanapee — und ein leeres Portemonnaie! ! 82K. Dresden, 16. August. (Die taubstummen Kinder in Sachsen.) Von 1902 bis 1908 wurden in den Kreishauptmann schäften Bautzen 47, Chemnitz 65, Dresden 75, Leipzig 75 und Zwickau 81 taubstumme Kinder geboren, im Königreich Sachsen zusammen also 351, 189 männliche und 162 weibliche. Taubstumm ge wordene wurden von 1902 bis 1908 im ganzen 332 — 197 männliche und 135 weibliche — Kinder gezählt und zwar in d->n Kreishauptmannschaften Bautzen 29, Chem nitz 67, Dresden 79, Leipzig 77 und Zwicknu 79. * Die Fernsprechanschlüsse in Berlin (Groß- Berlin) haben nach der letzten Aufnahme der kaiserlichen Oberpostdirektion jetzt die Zahl von 164486 erreicht. DaS sind ungefähr ebensoviel als ganz Frankreich aufzuweisen har. Von diesen Anschlüssen sind 93 063 Hauptanschlüsse während 71423 a!S Nebenanschlüsse geführt werden. Von den Nebenanschlüssen sind 61164 von der Post hergestellt und 10 259 von der Privatindustr e angeschlossen. Die meisten Anschlüsse hat das Berliner Amt 6, nämlich 29 324, dann kommt das Hauptamt 1 mit 22562 Anschlüssen und das kleinste, Amt 2 oder Moabit, hat 11373 Sprech, stellen. Seit dem 1 /7.v. I. haben sich die Anschlüsse Ber lins um etwa 18000 vermehrt. Cingesanvt. Zunr Achtnhr-Ladenschluss in Pulsnitz. Im Eingesandt vom 13. August werden von mehreren Laden inhabern so unhaltbare Behauptungen gegen die Einführung des Achtuhr-Ladenschlusses angeführt, daß es kaum wert ist, etwas da rauf zu entgegnen Nachdem der Achtuhr-Ladenschluß in mehr als 800 Orten mit den verschiedensten Einwohnerzahlen zur Zufrieden heit aller Beteiligten und besonders zum Segen der Prinzipale und Angestellten eingeführt worden ist, ist es nicht zu verstehen, daß einige Pulsnitzer Ladeninhaber im Ernst noch behaupten können, der Achtuhr-Ladenschluß sei eine schädliche Einrichtung. Was die durch die Schaufenster besonders erleuchteten Straßen anbelangt, so haben es die Gegner des Achtuhr-Ladenschlusses nicht unterlassen können, auch diesen letzten Einwand mit ins Feld zu führen. Diese Behauptung wird aber durch die Ausführungen im Manufakturisten, einem Prinzipalsblatte, treffend zurückgewiesen. Es heißt dort: „Die Veleuchtungsfrage, aus welche großes Gewicht gelegt wurde, wird sich dahin regeln, daß die Gemeinden die nötige Straßenbe leuchtung liefern, soweit das seitens der Geschäfte nicht mehr ge schieht Am Sonntag ist es längst etwas Selbstverständliches, daß die Läden geschlossen sind. Sollen denn die Ladenbesitzer deshalb länger offen halten, damit die Gemeinde Kosten spart? Ist der Kaufmann nicht schon genug mit Abgaben belastet? Dieser Ein wand dürfte wohl der schwächste von allen sein." Die Praxis läßt keine Zweifel mehr aufkommen, daß der Achtuhr-Ladenschluß eine große Reihe materieller und ideeller Vor teile hat, und daß dies auch die Geschäftsinhaber selbst erkannt baden, ersieht man ebenfalls auS einem ihrer Fachblätter, dem Manufakturisten, welcher schon im Jahre 1901 schrieb: „Nicht nur der Angestellte, sondern auch der kleine Geschäftsmann bedarf im Interesse seiner Familie und nicht zum mindesten zur ungeschwächten Erholung seiner Arbeitskraft der Abendruhe. Diese kommt ohne die erzwungene Einschränkung gerade bei denen zu kurz, die von frühester Stunde an mit im Geschäft sein müssen. Jedermann wird zugeben, daß für den Geschäftsinhaber noch mehr als für den An gestellten die Arbeitskraft, die geistige Frische ein wichtiger Faktor ist. Nach dem allen sind wir der Ansicht, daß keineswegs nur der Angestellte, sondern auch der Inhaber des Geschäfts des freien Abends bedarf." Aus den kurzen Ausführungen ergibt sich schon, daß sämtliche Einwände, die gegen den Achtur-Ladenschluß erhoben worden sind, bei einer genaueren Prüfung nicht standhalten. Darum bitten wir die Herren Prinzipale, stimmen Sie alle für den Achtuhr-Laden schluß, damit er auch endlich für unsere Stadt Pulsnitz zum Segen für Geschäftsinhaber und Angestellte eingeführt wird. Mehrere Freunde des Achtuhr-Ladenschlusses. Neueste direkte Meldungen von Hirsch's Telegraphen-Bureau Hamburg, 18. August. Infolge der Abwanderung der unverheirateten Leute hat sich die Zahl der Strei kenden Werftarbeiter bedeutend vermindert und schätzt man sie heute nur noch auf 29 600, zu denen sich am Sonnabend, wenn die noch nicht streikenden Arbeiter der Germania-Werft in Kiel ausgespcrrt werden, noch 700 Arbeiter zugesellen. Kiel, 18. August. Das KriegSministerium in Rends burg verurteilte den Leutnant von Bismark vom Jnfan- terieregiment No. 85 wegen Vergehens gegen Z 175 zu Dienstentlassung und 2»/, Jahren Gefängnis. Wien, 18. August. In ganz Oesterreich-Ungarn waren gestern die Vorbereitungen zur Feier des 80. Geburts tages Kaiser Franz Josefs vollendet. Gestern nachmittag empfing der Kaiser den Botschafter beim Vatikan, der ihm den Glückwunsch und Segen des Papstes überbrachte. Brüssel, 18. August. Der Kriegsminister hat eine ganze Division Truppen zur Verfügung gestellt, um an den Ausräumungsarbeiten auf der Ausstellung teilzu nehmen. Diese Truppen treffen im Laufe des heutigen Tages aus den verschiedenen Garnisonsstädten in Brüssel ein und werden sich sofort nach dem Ausstellungsgelände begeben. Tromsö, 18. August. Der Expeditionsdampfer Mainz mit dem Prinzen Heinrich, dem Grafen Zeppelin und den übrigen Teilnehmern an der arktischen Zeppelin-Expedi tion an Bord, ist gestern nachmittag in Tromsö einge troffen. ES wurde sofort mit der Verladung der wissen schaftlichen Apparate und des bei den Arbeiten auf Spitz bergen gewonnenen wissenschaftlichen Materials begonnen. Port Maurice, 18. August. Der Segler „Santa Fran ziska", der am 2. August von Marsaille mit der Be stimmung nach Caen abgegangen war, ist spurlos ver schwunden. Der Segler wurde zum letzten Mal am 5. August im Golfe von Cavalere gesehen, wo das Schiff infolge starker Havarie, die durch das schlechte Wetter hervorge rufen war, Anker warf. Man nimmt an, daß das Schiff an dem Felsen in der Nähe von Kap Camarat gestrandet und mit Mann und Maus untergegangen ist. London, 18. August. Die hiesige japanische Botschaft erhielt aus Tokio ein offizielles Telegramm, das folgende Detaills über die furchtbare Uebcrschwemmung in Japan enthält: Außer Tokio sind noch in 15 Polizeibeztrken große Gebiete durch die Uebcrschwemmung in Japan ver heert worden. Man zählt 880 Tote und 160 Verletzte, während 150 Personen vermißt werden. Zerstört oder beschädigt wurden 3700 Häuser, davon 2200 gänzlich. 3934 Häuser find vom Wasser überschwemmt. In Tokio allein sind 200000 Personen unterstützungsbedürftig. Die Regierung entsandte Soldaten und Matrosen nach den von der Uebcrschwemmung heimgesuchten Gebieten. WMLEeyMk IWM-MWWWMWWMWM Achter) Zis Zeyau ->4 ^itel- Uaorrelcktl Mksoo-§cImMdo«M. ^.dovveio. dvi LUvQ kv8lLQ8lLlt. U.LlicKLrmäl. k^urdenpi-äcktixs Kolorit». woMct nickt VellsM, «sitecs VsiMsl' Mlickt. müene 8MsMlL8li, b3ummlln8 8MM^8N, KamsölliM-Lelilsfükekkn, Ltepp-Üllkkn j zu außerordentlich billigen Preisen. Henning. „Warm zu empfehlen ist der Gebrauch , von Zuckers Paient-Medinnal Seife bei Rauhigkeiten und Schuppungen der Haut bei leichter Ichthyosis, ganz ' besonders bei Unreinheiten derselben, wenn Mitesser n. deren Folge? ustände Anötchen, Pusteln usw. das bekannte, unschöne Tesichtsbild Hervorrufen." Das ist das Urteil des Herrn vr. meci. W. über Zucker's Patent-Medtzinal-Seife ä Stet. 50 Pfg. 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