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Pulsnitzer Wochenblatt Vezirks-Nnzeiger 1elegr.-5rdr.: Wochenblatt Pulsnitz Fernsprecher: Nr. 18. erscheint: Dienstag, Donnerstag u.Sonnabend. 5lmts Les Königs. Amtsgerichts und Les StaLtrates zu Pulsnitz Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem larik. Erfüllungsort ist Pulsnitz. Inserats kür denselben rag sind bis vormittags 10-Uhr aukzugebsn. Dis funk mal gespaltene Zeile oder deren Naum l 2 Pf., Lokalprsis 10 pk. Neklams 25 pk. Sei Wiederholungen Nabatt. und Zeitung Matt Mil »lilustr. Sonntagsblatt", „Landwirtschaft licher Beilage" und „§ür Baus und Berd". Nbonnsment: Monatlich 45 pk., vierteljährlich Mk. 125 bei kreier Zustellung ins Baus, Lurch die Post bezogen Mk. 1.41. s.",» Nnlcrnitr umfassend dis Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Srohröhrsdork, Bretnig, Bauswalde, Ohorn, Obersteina, Dieder- I»iUtSUlUtt Iul OoU rrilUSgOl lchlsuozu PUlOIllg, steina,Wsitzbach,Ober-u.Disderlichtenau,§risdsrsdork-rhiemendork,Mittelbach,Orohnaundorf,Lichtenberg,l^lein-Dittmannsdork. Druck und Verlag von L. L. Sörster's Lrdsn (Inh.: I. XV. Mofir). Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Dr. 265. Verantwortlicher Bedaktsur: I. XV. Mohr in Pulsnitz. Nr. 97. Donnerstag, dw 18. August 1910. 62. Jahrgang. DtliMtMlhMg. Nach Z S der Verordnung vom 1. Februar 1904, Maßregeln gegen die Geflügelcholera belr., wird hiermit zur öffentlchen Kenntnis gebracht, daß unter dem Geflügel des Herrn Eduard Hausdorf, hier Schießstraße 233 8, der Ausbruch der Geflügelcholera festgestellt worden ist. PulSnitz den 17. August 1910. Der Stavtrat. vr. Michael, Bürgermeister. G. Das Wichtigste. Se. Maj. der Kaiser hat aus Anlaß des Brandes auf der Brüsseler Weltausstellung an den König der Belgier ein Beileidstelegramm gerichtet. Infolge eines Zufammenstoßes mit dem deutschen Dampfer Elsa ist der spanische Dampfer Martos auf der Höhe von Tarifs gesunken. 45 Personen sind ertrunken. Die Lokomotivfabrik Henschel und Sohn in Kassel hat aus Anlaß der hundertjährigen Jubiläumsfeier der Fabrik I Million Mark für gemeinnützige Zwecke gestiftet. Die Torpedoboote „S. 32." und „S. 75." sind in der Kieler Bucht zusammengestoßen und gesunken. In Mürwik bei Flensburg wurde ein Denkmal Kai ser Wilhelms II enthüllt. Die Brüsseler Weltausstellung ist der Besichtigung wieder zugänglich. Bis Ende dieses Monats soll die Wiederherstellung der Brüsseler Ausstellung vollendet sein. Die Aussteller in Brüssel rechnen für September und Oktober noch auf eine Glanzperiade der Ausstellung. Sir Ernest Cassel, der oft genannte Freund des ver storbenen Königs Eduard von England, hat eine Stiftung gemacht, die in gleicher Weise Engländern und Deutschen zugute kommen soll. Kaiser Franz Josef von Oesterreich-Ungarn vollendet am heutigen Tage sein 80. Lebensjahr. (S. Ltart.) Der repuplikanische Parteiausschuß von Newyork hat den Vorschlag, Rooserelt zum Präsidenten zu wäh len einstimmig abgelehnt und dafür Shermann auf gestellt. Ter Präsident von Chile, der gestern in Bremen ein getroffen war, ist dort gestern einem Herzschlag erlegen. Mn 8Ü. EewlrlU Ser Mm Kani Asts. An diesem Donnerstag, den 18. August, vollendet Franz Joses I., Kaiser von Oesterreich, König von Ungarn, sein 80. Lebensjahr. Ohne Zweifel gehört der greise Mo narch, der seit nunmehr 62 Jahren das Szepter der Habsburgischen Doppelmonarchie in Händen hält, zu den sympathischsten Herrschergestalten der Gegenwart. In strenger Pflichterfüllung waltet er noch bis zur Stunde seines verantwortungSreichen Regentenamtes, in genau geregelter Arbeitsweise ist er noch jeden Tag für das Wohl seines Doppelreiches und besten bunten Völkerge misches tätig. Neben diesem scharf ausgeprägten monar chischen Pflichtgefühl und dem hiermit Hand in Hand gehenden unermüdlichen Arbeitseifer beseelen den Kaiser ein unerschütterliches Gerechtigkeitsgefühl und ein feines Verständnis für die Bedürfnisse der einzelnen Völkerstämme seines Reiches, spricht und versteht er doch auch die Sprache jeder der Nationalitäten, welche sein Szepter vereint. Güte, Milde und Leutseligkeit zeichnen sein ganzes Wesen aus, und die Fälle, in denen er drückende Not, schwer lastendes Elend zu beseitigen oder wenigstens zu mildern geholfen hat und noch immer hilft, sind schier unzählige. Daß Kaiser Franz Josef ein überzeugter Freund und För derer des europäischen Völkerfriedens ist, dies hat er erst noch jüngst bei der ernsten BalkankrisiS des vorigen Iah- reS wiederum bewirken, in welcher seine anerkannte Frie densliebe durch die Treibereien der heimlich von Rußland unterstützten serbischen und montenegrinischen KriegSpar- tei auf eine harte Probe gestellt wurde. Wenn das wohl- qerüstete Oesterreich-Ungarn damals nicht das Schwert zog, um die ein gefährliches Spiel mit der Völkerruhe Europas wagenden slavischen Balkanstaaten in ihre Schran ken zurückzuweisen, so war dies wesentlich der Abneigung des greisen Monarchen gegen eine blutige Lösung des Balkankonfliktes mit zu danken. Allerdings darf ander- seits auch nicht übersehen werden, daß die imposante mi- litärische Machtentfaltung Oesterreich-UngarnS in jener kritischen Zeitperiode und die entschlossene Stellungnahme Deutschlands zugunsten der ihm verbündeten habsburgi schen Monarchie den Sieg des von Franz Josef vertrete nen Friedensgedankens kräftig unterstützten. Jedenfalls kann dies seitens des erlauchten Herrschers in einer von politisch-n Stürmen bewegten Zeit bekundete friedliebende Gesinnung die Hochachtung vor seiner ehr- würoigen Gestalt nur erhöhen und die herzliche Teilnahme nur vermehren, die man für ihn, den vom Schicksal wahr lich Vielgeprüften, weit über die schwarz-gelben Grenz pfähle hinaus empfindet. Schweres hat er in seiner HäuS- lichkeit erlebt, der einzige, hochbegabte Sohn, endete durch eigene Hand, die edle Gemahlin des Kaisers, die Kaiserin Elisabeth, erlag dem Dolche des fanatischen Luccheni. Und Schweres mußte er auch als Herrscher durchmachen, von dem ungarischen Aufstande an, der die Regierung des damaligen jugendlichen Kaisers gleich in ihrem Be ginne bedrohte, bis zu dem Bruderkriege zwischen Oester reich und Preußen, durch welchen das Donaukaiserreich endgültig seiner historischen Stellung in Deutschland ver lustig ging. Aber mit wunderbarer geistiger Elastizität hat Franz Josef I. allen diesen Widrigkeiten des Geschicks Stand gehalten und unerschütterlich die Bürde der Krone getragen und in reichstem Maße dafür die Liebe und Verehrung seiner Völker geerntet. Es darf wohl getrost gesagt werden, daß inmitten der Oesterreich-Ungarn fast unausgesetzt durchwühlenden Kämpfe der politischen Par teien und des Haders der verschiedenen Nationalitäten miteinander die ehrwürdige Gestalt des hochbetagten Mo narchen schier noch der „einzig ruhende Pol" in „der Er scheinungen Flucht" ist, daß seine erhabene Person nach wie vor das wichtigste Bindeglied zwischen den sich viel fach feindlich gegenüberstehenden Völkerstämmen Oesterreich- Ungarns bildet. Begeistert nahen sich ihm darum auch zu seinem 80. Geburtstage huldigend seine Völker, wett eifernd in ihren Bekundungen der Treue und Hingebung für ihn und sein Haus. Aber auch Deutschland nimmt innigen Anteil an der Feier des Tages, an welchem Franz Joses I. die Schwelle zum neunten Jahrzehnt seines Le bens überschreitet, wünschend, daß ihm, dem treuen Freunde und Verbündeten Kaiser Wilhelms, sein weiterer Lebens- abend gesegnet und ruhig verfließen möge. Osrtticbss unv SScdslscdes. Pulsnitz, 17. August. Gegen den 8 Uhr-Laden- schluß nahm eine am Montag vom Gewerbeoerein ein berufene Versammlung Stellung; ferner wurde in einer gestern, Dienstag, von sämtlichen JnnungSobermeistern besuchten Versammlung einstimmig beschlossen, energisch gegen Einführung des 8 Uhr-LadenschlusseS Front zu machen und den Rat der Stadt PulSnitz um Beibehaltung des 9 Uhr-LadenschlusseS zu ersuchen. Pulsnitz. (Geslügelcholera.) Laut stadträtlicher Bekanntmachung ist unter dem Geflügel des Herrn Eduaro Hausdorf, hier, Schießstraße die Geflügelcholera auSge- brochen. Pulsuitz, Der Verband PulSnitz des unter dem allerhöchsten Schutze Sr. Maj. des Königs Friedrich August stehenden WohltätigkeitSoereinS Sächsische Fechtschule begeht nächsten Sonnabend abend und Sonntag die Feier seines Stiftungsfestes in einfacher Weise. In der Sonn- abend stattfindenden Verbandsversammlung, an welcher der LandeSvorfitzende der Sächsischen Fechtschule, Herr AnderS-DreSden teilnimmt, wird Herr Bernhard Beyer, als Vorsitzender des hiesigen Verbandes, u. a. über die bisherige Tätigkeit des im Jahre 1908 ins Leben geru- jenen Verbandes Pulsnitz Bericht erstatten. Bei der se- genSreichen Tätigkeit, welche die Sächsische Fechts chule durch den OrtSverband auch in unserer Stadt entfaltet, ist eine zahlreiche Beteiligung aller Verbandsmitglieder, das sind bekanntlich alle diejenigen Personen, welche im Be sitz einer Karte auf 1910 sind, an den geplanten Veran- staltungen nur zu wünschen. Pulsnitz. (Wie wird das Wetter am Sonn tag sein?) Wir sind in diesem Jahre mit schönem Wet ter sicher nicht verwöhnt und deshalb werden uns die letzten Tags sehr gut gefallen haben — na, und sie wa ren ja auch schön —, wenn auch die Nacht zum Diens tag wieder vielfach Gewitter und Regen gebracht hat. Nun zunächst einmal noch eine Mandel von dieser Sorte! Soviel werden es allerdings wohl vorläufig nicht werden, wenngleich jetzt ein „Hoch" von Südwest vordringt und beträchtliche Bedeutung zu erlangen scheint, während ein Depressionsgebiet nach Nordost hin sich entfernt. Freuen wir uns umsomehr, als die Temperatur wieder etwas steigt; die 15 deutschen Stationen meldeten zusammen am Montag 8 Uhr vormittags 224 Grad, am Dienstag aber 240 Grad Wärme, pro Ort im Mittel also 14,« bez. 16 Erad. Wir rechnen auf den vorwiegenden Einfluß des „Hoch" etwa bis Freitag, dann werden wieder De- pressionSaebiete die Oberhand erlangen und es ist am Sonntag bet nur mäßig warmer Temperatur und wech selnder Bewölkung das Auftreten von Regenschauern zu erwarten. Schade, daß so häufig die Sonntage unter der Einwirkung der Störungen verdorben werden. — Bei Gravelotte — St. Pivat vor 40 Jahren. Heut vor 40 Jahren am 18. August 1870 kam eS zu der gewaltigsten Schlacht des ganzen Krieges. Das gewaltige Ringen hatte Bazaine nicht zum Abmarsch bestimmt. Einem neuen Kampfe sah er entgegen. Am Morgen des 18. August stand kampfbereit die deutsche Armee in fol gender Stellung: das VII. Korps südlich von Gravelotte, das VIll. Korps und die 1. Kaoalleriediviston südlich Re- zonville, das IX. Korps zwischen Rezonville und Vton- ville, da§ Gardekorps zwischen Vionville und Mars la Tour, das XII. Korps südlich Mars la Tour. Bazaine hielt die Linie Rozerieute—St. Privat besetzt Seine Stellung war eine schier uneinnehmbare. Im nördlichen Drittel derselben ein das Vorderterrain beherrschender Höhenzug, in den südlichen 2 Dritteln das Plateau von AmanoillerS und im Rücken desselben ein dasselbe über höhender Bergwald. Gegen Mittag war das IX. Korps aus den Feind gestoßen. Der Kampf nahm seinen An fang. Schon um 3 Uhr war der Feind aus seinem Vor terrain geworfen. In den nächsten Stunden aber schwank te der Kampf. Der Feind hielt heldenmütig stand, macb- te jedes Vorwärtsdringen unmöglich. Gegen 7 Uhr glaub te Bazaine bereits, daß er gesiegt habe. Nun nahte die Entscheidung. Kurz nach 7 Uhr gingen die entscheiden- den Punkte der französischen Plateaustellung verloren, be gann der Sturm auf St. Privat und um 7»/^ Uhr war St. Privat erstürmt, floh der Feind geschlagen ins Tal der Mosel. Groß war der Erfolg, groß waren aber auch unsere Verluste, 738 Offiziere, 15475 Mann kostete den Preußen, 89 Offiziere 1862 Mann den Sachsen, 77 Offi ziere 1721 Mann den Hessen der Tag von Gravelotte— St. Privat heut vor 40 Jahren. — Die Entscheidung durch Sachsen und Preu ßen bei St. Privat heut vor 40 Jahren. Die 6. Nach- mittagSstunde hat geschlagen. Bei St. Marie kämpft die 1. Garoeinfanteriebrigade, kämpfen das 1. und 3. Garde regiment mit Heldenmut. In ganzen Reihen sinken die großen Gardesoldaten. Ganze Sektionen stürzen, doch die Lücken füllen sich. Nur immer vorwärts lautet die Losung. Nun rückt auch das 2. Garderegiment zur Hilfe heran. Ein rasendes Schnellfeuer des Feindes empfängt es. Seine Reihen werden fürchterlich dezimiert. Das 4. Garderegiment schickt sich zur Hilfe an. Da kommt der Befehl nicht weiter vorwärts, aber auch nicht weiter zu- rück. Die Sachsen müssen erst heran. Und die Sachsen kamen zur rechten Zeit. Um 6^/2 Uhr sichren links ne- ben St. Marie 2 sächsische Batterien auf, in Front der feindlichen Stellung 3 preußische Batterien und senden ihren Eisenhagel hinein nach St. Privat. Ihr Feuer ist