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Nr. 32. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 19. März 1910. Seite 6. -alten Nächten und verhältnismäßig warmer Tagestemperatur an halten wird. Einige Anregungen des Auslandes bewirkten eben falls den Markt aus seiner Ruhe etwas aufzuschütteln, wenngleich trotz der speziell bei Roggen billigen Preise noch niemand so recht an eine Besserung glauben will, auch besonders der Mehlabsatz nach wie vor sehr zu wünschen übrig läßt. Die billigen Kleiepreise geben den und jenen Veranlassung, für weitere Sichten Abschlüsse zu machen, trotzdem jetzt an und für sich niemand sagen kann, ob die demnächstigen Futter- und Ernteverhältnisse eine Veränderung des jetzigen Preisniveaus nach oben oder unten bewirken werden. Dresdner Hrodukten-Börse, 18. März 1910. Wetter: Bedeckt. Stimmung: Ruhig. Um 2 Uhr wurde amtlich notiert: Weizen, weißer, — — — M, brauner, neuer, 74—78 Kilo, 216—224 M, do. feuchter M, russischer rot 236—245 M, do. russisch, weiß M, Kansas 247—250 M, Argentinier M, Amerikanischer, weiß —M. Roggen, sächsischer 70-73 Kilo 154-160 M, rnss. 180-183 M. Gerste, sächsische, 152—165 M, schlesische 162—175 M, Posener 159—170 M, böhmische 179—190 M, Futtergerste 132—138 M Safer, sächsischer 158—164 M, beregneter 140—152 M. schlesischer 158-164 M., russischer loco 148—154 M. Mais Cinquantine 177—186 M, alter M, Laplata, gelb, 159—162 M, amerikan. Mired-Mais , Rundmais, gelb, 156—160 M, do. neu, feucht M. Erbsen, 180—190 M, Wicken, sächs. 170—185 M. Buchweizen, inländischer 185—190 M, do. fremder 185—190 M. Gelsaaten, Winterraps, feucht —, trocken M. Leinsaat, feine —, M, mittl. —, M. Lapalat 320,00—330,00 M. Bombay 335,00—340,00 M. Rnböl, raffiniertes 61,00 M. Rapskuchen (Dresdner Marken) lange 13,50 M, runde M Leinkuchen (Dresdner Marken) l 19,50 M, II 19,00 M. Mal? 26,00—31,00 M. Weizenmehle (Dresdner Marken): Kaiserauszug 37,00—37,50 M, iZrießlerauszug 36,00—36,50 M, Semmelmehl 3500,—35,50 M, Väckermundmehl 33,50—34,00 M, Grietzlermundmehl 25,00 bis 26,00 M, Pohlmehl 18,00-19,00 M. Roggenmehle /Dresdner Marken) Nr.O 25,00—25,bOM, Nr. 0/1, 24,00—24,50 M, Nr. 1 23,00—23,50 M, Nr. 2 20,50—21,50M Nr. 3 17,00—17,50 M, Futtermehl 14,00—14,20 M, ercl. der städtischen Abgabe. Weizenkleie(Dresd. Mark.): grobe 11,60—11,80, feine 11,00—11,20. Roggenkleie (Dresdner Marken): 11,50—11,70 M. Uebersicht über die an den Lzauptmarktorten Deutsch lands in der letzten Woche gezahlten Fettviehpreise. Die Preise sind in Mark für 50 bx Schlachtgewicht bezw. Lebendgewicht (l bedeutet Lebendgewicht) angegeben. Die erste Zahl bedeutet den niedrigsten, die zweite den höchsten für die betr Viehgattung gezahlten Preis. (Unberechtigter Nachdruck verboten.) Rindvieh Schafen am 16. März abgehaltenen Märkte. Großvieh Kälber Lämmer Schweine Aachen.... 48—75 64—116 70—84 67—71 Barmen . . . 60—70 80—95 78—82 63—68 Berlin .... 46—76 67—132 53—80 60-69 Bremen . . . 50—75 60—110 70—85 64-69 Breslau . . . 49—75 54—92 62—81 54-68 Bromberg. . . 24-361 30—521 23—351 43—491 Chemnitz . . . 45—73 45—60 1 32—401 63—74 Dortmund . . 48—75 45—581 75—80 62—69 Dresden . . . 46-85 75—87 74—86 63—74 Elberfeld . . . 60—80 75-105 60-77 60-68 Essen .... 55-78 40—78 65—85 60—70 Frankfurt a. M. 40—83 84-105 78-82 66-71 Hamburg . . . 40-77 93—146 65-80 56-66'/- Hannover . . . 48—76 70—105 65—82 60-68 Husum .... 68—70 — — 42—47-/-1 Kiel 45—72 55—95 — 35-521 Köln a. Rh. . . 50-80 75-120 78-88 58—70 Leipzig.... 40—81 44—611 32—41 l 62-69 Magdeburg . 30-401 35—81 39-401 57—70 Mainz .... 44—80 90—95 —- 65—73 Mannheim . . 56—84 95-105 70-80 70—71 Nürnberg . . . 56—85 50—72 40—70 70—72 Stettin.... — 50-83 — 61-66 Zwickau . . . 45-76 45—601 33—421 64—72 Aufgestellt am 17. März 1910. Mitberücksichtigt sind noch die vutterpreiss aus vem diesigen Wockenmarkts Sonnabend, den 19. März 1910. 4 Stück Mark 2.90. MarktprEiss zu Kamenz am 17. März 1910. höchster niedrigst. Preis. Preis. SO Kilo M. Pf- M. Pf. M. Pf- Korn Weizen 7 10 60 7 10 40 60 Heu 50 Kilo 5 4 20 Gerste 8 ' — 7 30 Strob^^o( Schütt- Stroh Pfd.(Maschin. 30 — Safer 8 — 7 50 33 — Heidekorn Hirse 17 16 — Butter Ko. (HW (niedrigst. 2 2 90 70 Kartoffeln 2 so — — Eier 6 Erbsen SO Kilo 15 — Marktpreise kür Scbweins unv Serksl in Kamenz am 17. März 1910. Läuferschweine: pro Paar: Ferkel: höchster Preis 120 Mk., höchster Preis 60 Mark, mittler „ 95 Mk., mittler „ 50 „ niedrigster „ 85 Mk., niedrigster „ 38 „ Zum Verkauf waren gestellt: 42 Läufer und 287 Ferkel. Für ausgesuchte feine Ware wurden Preise über Notiz gezahlt. MMrrvsiphevl'agr Ser Königlich Sächsischen Kandesurettrr warte M Dresden. Sonntag, 20. März: Nordwestwind, wolkig, kühl, zeitweise Niederschlag. Magdeburger WettrrVS-VtzsrsüFS. Sonntag, 20. März: Ziemlich heiteres, vorwiegend trockenes Wetter mit Nachtfrost und Reif, aber ziemlich milder Tagestemperatur. Montag, 21. März: Trüberes Wetternnt etwas milderer Nacht, aber ziemlich kühler Tagestemperatur, stellenweise etwas Niederschläge. Stanvssamts - Nacdrlcklsn vom 12. bis 18. März. Geburten: Erna Hilda, T. des BandweberS Emil Paul Freudenberg in Vollung.. — Elsa Hilda, T. des BandweberS Otto Bruno Freudenberg in Ohorn. — Jo hannes Kurt, S. des Steinmetz Arthur Paul Freuden berg in Obersteina. — Alfred Georg, S. des Fabrikar beiters Friedrich Emil Günther in Pulsnitz. Sterbefälle: Marie Herta, T. des Handelsmannes Ernst Emil Kohlsche in Pulsnitz, 2 M. 11 T. alt. — Melanie Hilda, T. de§ Maurers Max Oskar Schäfer in Niedersteina, 3 I. 3 M. 20 T. alt. KlrckUcds NackriÄrten. Pulsnitz. Sonntag, den 20. März, Palmarum: 9 Uhr Konfirmation. Pfarrer Schulze. r/,2 „ Liturgischer Gottesdienst. Pastor Resch. 7 „ Jünglings- und Männerverein im Saale des Hotels „Grauer Wolf". 7 „ Jungfrauenverein tmSaaledeS „HerrnhauseS". Amtswoche: Pastor Resch. Llcktenberg. Sonntag, den 20. März, Palmsonntag: 9 Uhr KonftrmationSfeier. 2 „ Taufe. Mittwoch, den 23. März: 3 Uhr Beichte und Abendmahlsfeier. Grüner Donnerstag, den 24. März: 9 Uhr Beicht- und Abendmahlsgottesdienst. Getauft: Emma Gertrud, T. des Steiuarbeiters Paul Mar Gebauer in Obcrstcina. — Bertha Erna, T. des Maurers und Hausbesitzers Edwin Robert Großmann hier. Odsrlicdtenau. Sonntag, den 20. März, Palmarum: 9 Uhr Konfirmation. Abends 8 Uhr Familienabe d im Schreierschen Gasthof. Gründonnerstag, den 24. März: 9 Uhr Beichte und heiliges Abendmahl für die Neu konfirmierten und ihre Angehörigen. Karfreitag, den 25. März: 9 Uhr Predigt über 1. Petri 1, 18—21. 2 „ Liturgischer Gottesdienst, an den sich Beichte und heiliges Abendmahl anschließen. Am Palmsonntag soll eine Kollekte für die Er neuerung unserer Kirche gesammelt werden. Srotznaundorf. Sonntag, den 20. März, Palmarum: 9 Uhr Gottesdienst mit Konfirmation. Kollekte für die Kirchenschmuckkasse. Mittwoch, den 23. März: 10 Uhr Beichte nuc für die Neukonfirmierten Gründonnerstag, den 24. März: 10 Uhr Beichte und heiliges Abendmahl besonders für die Neukonfirmierten und deren Ange hörige. Karfreitag, den 25. März: 9 Uhr PredigtgotteSdienst (Text: 1. Petri 1, 18—21). .Kollekte für das syrische Waisenhaus in Jerusalem. i/z2 „ Liturgischer Gottesdienst mit Beichte und hei ligem Abendmahl besonders für die männ liche Jugend. Beerdigt den 13. März: Ernst Adolf Lunze, Hausaus zügler, hier. Zur Konfirmation. Heut scheidet aus den Kindertagen Ihr jungen Herzen! Seid gegrüßt Und laßt das alt- Wort euch sagen, Daß dem nur Heil und Segen sprießt, Der treu bleibt auf dem Pfad der Tugend, In Glück und Leid sich immer gleich! Bleibt treu in eurer holden Jugend: Und euer wird das Himmelreich! Nur nach dem Guten sollt ihr streben Und alle Erdensünde fliehn! Für solch ein tugendhaftes Leben Wird euch die ew'ge Gnade blühn! DeS harten Lebens Qual und Tücke Dem Guten bleiben sie erspart! Er sieht den Lohn schon in dem Glücke Des Augenblicks der Gegenwart! Ihr jungen, lieben Menschenkinder Bleibt fromm, irrt nicht vom Wege ab! Ihr seid Befreier und Ergründer DeS eignen Heils! Mag karg und knapp Das Leben euch auch Gaben streuen, — Nehmt's hin wie's kommt, wie es sich beut! Und bleibt die guten, bleibt die treuen Mitglieder frommer Christenheit! Den ersten Schritt ins ernste Leben Habt heut ihr am Altar getan! Sei Glück und Freude auch gegeben Fortan auf eurer DaseinSbahn! Bleibt treu euch selbst, treu dem Versprechen, Das feierlich ihr gäbet heutj Dann siegt ihr über alle Schwächen, Dann seid fürsorglich ihr betreut! Vrüikt 6sn besten un6 Zssünässten ^-tlikeffss Weit! waren große stämmige Burschen in den 30er Jahren mit nicht« weniger al« Vertrauen einflößenden Gesichtern, und besonder« die Umrisse de« einen derselben deuteten auf eine außergewöhn liche Körperstärke. Die beiden Männer, die sehr ermüdet zu sein schienen, ließen sich dicht neben der Gesellschaft de« Baron« an einem Tische nieder und bestellten mit lauten Rufen, wobei sie mit ihren Waldstöcken auf den Tisch schlugen, eine Flasche Bier nebst zwei Gläsern. Nachdem der Wirt da« verlangte ge bracht, steckten sie ihre Pfeifen in Brand und begannen ganz fürchterlich zu qualmen, sodaß der Rauch de« schlechten Tabak« bi« zu dem Baron seiner Tochter hindrang. Der letztere hatte schon wiederholt zornige Blicke nach den rücksichttlosen Gästen geschleudert, die sich hieran jedoch nicht im Mindesten störten, sondern ruhig weiter pafften. Mit einem Mal« rief der Baron, dessen Geduld ihr Ende erreicht hatte, ihnen zu: „Könnt Ihr Euch nicht an einen anderen Tisch setzen, wenn Ihr diese« scheußliche Kraut rauchen wollt! Der Geruch ist ganz unautstehlich." „Wir bezahlen unser Bier so gut, wie Ihr Euren Kaffee", erwiderte der eine der Männer grob. „Könnt Ihr unsern Tabak nicht vertragen, so 1 .^r Euch doch an einen andern Tisch." „Uno-i schäm" Voll!" r-e, -er Baron wütend au«. „Also da« ist der ga. Respekt, den Ihr vor Personen unsere« Stande« habt! Entfernt Euch sofort, oder ich werde die Hilfe de« Wirte« in Anspruch nehmen." Die beiden Männer lachten laut auf und einer von Ihnen sagte höhnisch: „Ihr nennt un« unverschämte« Volk und doch seid Ihr selbst keine höhere Persönlichkeit, al« der Bettelprinz. Auch nicht da« Geringste habt Ihr un« zu befehlen, denn Ihr gebt un« gewiß niemal« auch nur einen Kreuzer zu verdienen, darum aber liegt die Unverschämtheit allein auf Eurer Seite, wenn Ihr Euch trotzdem al« unsern Herrn aufspielen zu dürfen glaubt." Der Baron war vor Zorn und Entrüstung unfähig, noch ein Wort zu erwidern, während Herr v. Dürenstein drohend seinen Bpazierstock in die Höhe hob und dabei au«rief: „Man sollte die Kanaille prügeln lassen! Ist denn der Wirt nicht hier, damit er dem Gesindel zeigt, wie e« sich gegen Standerpersonen zu benehmen hat!" Da« Landvolk am Rhein ist im allgemeinen von sehr hef tiger und reizbarer Natur, und da« zeigte sich auch jetzt wiede. rum einmal auf eine für die am Tische sitzenden Personen in höchst unangenehmer Weise. Denn kaum hatte der zukünftige Schwiegersohn de« Baron« jene beleidigenden Worte gesprochen, al« der stärkste der beiden Männer mit zorniger Miene an ihn herantrat, und indem er seine schwielige Faust auf von Dürenstein» Schultern legte, zu ihm sagte: „Von dem Baron lassen wir un« schon etwa« gefallen, weil er ein alter Mann ist, aber daß ein junger hergelaufener Bursche, wie Ihr, ehrliche Leute al« Gesindel und Kanaille be zeichnet, da« ist denn doch «in wrnig zu stark. Untersteht Euch noch einmal, ein solche« Wort zu gebrauchen, und ich schlage Euch zu Boden, daß Ihr an ein Aufstehen sobald nicht denken sollt." Dabei schüttelte er den ihn ganz entsetzt ansehenden Mann heftig auf seinem Stuhle, und in diesem Momente stieß Marga einen lauten Hilferuf au«. Schon eilte der Förster, so sehr er konnte, zur Hilfe herbei, doch ein anderer kam ihm bereit» zuvor Mit einer Gewandtheit der Bewegung, di« man d«m starken Manne gar nicht hätte zutrauen sollen, war Stumpf herzuge sprungen und hatte den Angreifer Dürenstrin« unter den Armen gefaßt, worauf er ihn mit außerordentlicher Gewalt wohl zehn Schritte weit von sich auf die Erde schleuderte. Alsdann gegen den anderen Arbeiter, welcher seinem Kameraden beispringen Zollte, sich wendend, streckte er diesen mit einem einzigen Faust schlag« zu Boden. Ohne jede Spur einer besonderen Erregung behielt er hier auf die beiden Gegner im Auge, ob dieselben nicht abermal« zum Angriffe übergehen würden. Doch diesen, di« sich nur mühsam erhob«« hatt«n, schien jede Lust, nochmal« mit dem Fremden anzubinden vergangen zu sein, al« sie jetzt auch der Wirt, sowie Springer bereit« neben ihm erblickten. Sie tranken ihr Bier au« und entfernten sich dann langsamen Schritte«, um noch von weitem die Zurückgebliebenen mit den Fäusten zu bedrohen und dabei sehr kernige Schimpfworte gegen dieselben aukzustoßen. In der allgemeinen Aufregung waren der Bürgermeister und seine Tochter gleichfall« herbeigeeilt und standen jetzt von Angesicht zu Angesicht dem Baron und seinen Angehörigen gegenüber. Der letztere schien -ine Zeit lang zu schwanken, wa« er tun sollte, mit einem Male schritt er auf Stumpf zu und sagte ,u ihm: „Ich dank« Ihnen für Ihre rechtzeitige Hilfe, Sie sind ein wackerer Mann." Ohne die übrigen Anwesenden eine« Worte« oder Blicke» zu würdigen wandte, er sich hierauf an seine Tochter und deren Bräutigam, di- er kurz ersuchte, mit ihm sofort aufzubrechen. Die peinliche Szene hatte den Stolz de« hochmütigen Manne« tief verletzt, Zorn und Scham verrieten sich bei ihm in jeder Bewegung und in jeder Miene. Während der noch blaffe Herr v. Dürenstein einige kaum verständliche Worte, die wohl eine Art von Dank auidrücken sollten, an den energ schen Fremden richtete, heftete Marga ihre Augen mit Bewunderung auf dessen gewaltige Statur, um dieselben gleich darauf mit eigentümlichem, fast verlangendem Autdrucke auf dem erregten Antlitze Springer« ruhen zu lassen. So vertieft war sie in diese» abwechselnde Betrachten, daß e« ihr ganz entging, wie einer ihrer auf Karl gerichteten Blicke von Hedwig aufgefangen wurde und wie diese mit einem Male jäh erblaßte. (Fortsetzung folgt.)