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Nr. 25, Pulsnitzer Wochenblaatt. Donnerstag, oen 3. März 1910 Sette 3. statt in der Nähe von Berlin. Nachdem sich Abg. Delbrück (fest Vgg.) zustimmend ausgesprochen hatte, erklärte Staatssekretär Dr. Delbrück, d«ß eine solche Reichsanstalt Bedenken errege. Be sonders könne noch nicht gesagt werden, wie ein solches Institut auszugestalten sei. Die in Betracht kommenden Ressorts und Sach verständigen wolle er befragen, auch werde dis Regierung die Sache gewissenhaft prüfen. Württemberg. Bevollmächtigter Äeoh- ler begrüßte eine solche kommissarische Prüfung. Darauf wurden die Resolutionen angenommen und das Haus wandte sich zum Titel: Förderung der Seefischerei. Abg. G o erste (ntl.) befürwor tete eine Resolution seiner Partei auf Unterstützung der Hochseefi scherei. Abg. Erzberger (Ztr.) stimmt der Resolution zu. Abg. Gotbein lfrf. Vgg.) hielt es für bedenklich, unrentable Unterneh mungen durch Subventionen zu unterstützen. Nach weiterer De batte wird die Resolution angenommen. Zu lebhafter Besprechung führte noch der Titel: 10000 Mark für die Zentralstelle für Volks wohlfahrt. Die Abgg. Prinz Schöneich - Larolath M!l.), Dr. Müller-Meiningen (frs Vp.) und baten, den Titel künftig zu er höhen. Der Titel wurde bewilligt. Nach kurzer weiterer Debatte erfolgte Vertagung aus Donnerstag. D Der elsässische Abgeordnete E. Welter le, der Führer der französischgesinnten Elsässer im deutschen Reichstage und im Landesausschuß von Elsatz-Lothringen, macht neuerdings wieder durch eine aufsehenerregende Affäre von sich reden. Herr Wetterle hat vor kurzem wegen der Beleidigung eines politischen Gegners eine zweimo natige Gefängnisstrafe verbüßt. Nach seiner Entlassung rühmte er sich, während seiner Haft von der Gräfin Wedel, der Gattin des Statthalters, einen in französischer Sprache geschriebenen Brief und Kotillongeschenke erhalten zu haben. Die Gräfin pflegt diese Aufmerksamkeit denjeni gen ihrer Bekannten zu erweisen, die aus irgendeinem Grunde verhindert sind an einem der Ballfeste teilzu nehmen, die sie veranstaltet. Di: Angel-genheit wird in den Reichslanden eifrig diskutiert. aller Görlitz, 1. März. (Ermordet.) Heute morgen wurden in der Nähe der städtischen Badeanstalt bei der Weinlache Blutspuren entdeckt, die von einer im Wasser liegenden Leiche herrührten. Im Beisein der heute morgen einge troffenen Gerichtskommisston wurde eine weibliche, erwa 26 bis 30 Jahre alte Person gelandet. Die Leiche wies einen Schnitt auf, der vom linken Ohr bis zum Hals reichte. Die Identität der Leiche konnte noch nicht festge stellt werden. Es liegt Mord vor. — Zu dem Leichen fund wird noch folgendes gemeldet: Als heute morgen gegen 8 Uhr der Pächter der Städtischen Badeanstalt Lorenz an dieselbe kam, bemerkte er, daß mehrere Leute am Geländer standen und heftig gestikulierten. Beim Nähertreten sah er dann, daß eine weibliche Leiche etwa einen halben Meter vom Ufer entfernt im Wasser lag und benachrichtigte sofort die Polizei. Dis Leiche war mit neuen Stricken umschnürt. Auf dem an dem Ufer entlang führenden Fußwege waren viele Blutspuren und eine große Blutlache bemerkbar. Auf dem neuerbauten Bahnanlagesteg waren zahlreiche Fußspuren sichtbar, die auf einen harten Kampf des Mörders mit seinem Opfer schließen ließen. Dicht daneben im Gebüsch fand man eine schwarze Handtasche und ein Stück davon entfernt einen weißen langen Schlips, wie ihn Herren zu tragen pflegen. Nach Ansicht des Gerichtsarztes ist der Tod durch Verbluten eingetreten. Der Schnitt muß mit einem scharfen großen Instrument ausgeführt worden sein, denn er ging sehr tief und hatte sämtliche Weichteile vom lin ken Ohrzipfel durch den Kehlkopf hindurch bis zum rech ten Ohr durchtrennt. Die Strangulation ist wahrschein lich erst nach dem Morde vorgenommen worden. Görlitz, 2. März. (Zum Görlitz er Mord) Unter dem Verdachte des Mädchenmordes ist der Hilfsgerichts diener Scholz von hier verhaftet worden Die Ermordete ist die 23 jährige unverehelichte Näherin Sprenger. Sie unterhielt seit mehreren Wochen ein Verhältnis mit Scholz, und es wird behauptet, daß Scholz sie am Montag abend zu einem Rendezvous bestellt habe. Scholz bestreitet in des, in den letzten Tagen in ihrer Wohnung gewesen zu sein und sie bestellt zu haben. Er giebt an, das Ver hältnis schon seit mehreren Wochen gelöst zu haben, und leugnet jede Schuld. Oberhausen, st März. (Mauereinsturz.) An einem Neubau stürzte heute eine Mauer ein und begrub mehrere Arbeiter unter sich. Zwei von ihnen sind tot. Innsbruck, 2. März. (Großfeuer.) Im Dorf Ron- zone am Mendelpaß sind zehn Wohnhäuser mit Neben gebäuden abgebrannt. Kopenhagen, (.März. (Line Dampferkollission.) Gestern abend ereignete sich auf der hiesigen Reede beim Lin- gange zum Hafen zwischen dem ausfahrenden schwedischen Dampfer „Malmö", der mit Passagieren und Ladung nach Lübeck abging, und dem einlaufenden deutschen Dampfer „Merkur" aus Bremen ein heftiger Zusammenstoß. Beide Schiffe liefen mit voller Kraft. Der „Merkur" rannte m den schwedischen Dampfer hinein, zertrümmerte dessen Steuer bordseite und brachte ihm ein großes Leck unter der Wasser linie bei. Das Wasser drang in das Schiff ein und füllte bald Kajüten und Maschinenraum. Ls entstand eine große Panik unter den Paffagieren, die sich der Rettungsboote be mächtigen wollten. Durch Belasten der Backbordseite konnte der Dampfer jedoch auf Stsuerbordseite soweit gehoben wer den, daß das Leck über Wasserlinie zu liegen kam. Der Dampfer kehrte dann in den Hafen zurück. Auch der deutsche Dampfer „Merkur" erlitt erhebliche Beschädigungen am Vordersteven. Beide Dampfer müssen in Dock gehen und repariert werden, bevor sie die Weiterreise antreten können. London, 2. März. (Wasserkatastrophe im Hud- songebiet.) Aus Newyork wird gemeldet, daß das fort währende Steigen des Hudsons große Besorgnis verur sacht. Zwar ist die Stadt Newyork selbst nicht gefährdet, aber in Albanp, Herktmer Hornel, Frankfurt und anderen Orten stromaufwärts haben die Ueberschwemmungen be reits großen Schaden angerichtet. Der Hudson steigt an manchen Stellen bis a lt Zoll in der Stunde, ganze Stadtteile stehen unter Wasser. Newyork, 2. März. (Von einer Lawine ver schüttet) Bei dem Lawinensturz, durch den, wie be reits gemeldet, ein Expreßzug der Great Northern-Eisen bahn verschüttet wurde, sind bis jetzt 20 Leichen geborgen worden; 25 Passagiere werden noch vermißt, 15 bis 20 Personen wurden schwer verletzt. NsusstL Mrskts MTlOmigsn von Hirsch's Teleg tüph enbureau. Berlin, 3. März. Der „Vorwärts" fordert in seiner heutigen Ausgabe alle Anhänger des allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten Wahlrechtes zu einem Spaziergang im Treptower Park am nächsten Sonntag nachmittag 1 Uhr auf. Hamburg, 3. März. Der Schutzmann Kahlbohm, der gestern nachmittag einen fliehenden Einbrecher verhaften wollte wurde er von diesem derart m-t einem Schlag ring vor dem Unterleib erschlagen, daß er sofort tot zu sammenbrach. Der Täter ist ein langgesuchter Einbrecher namens Schwerdtfeger. Er wurde verhaftet. Wien, 3. März. Aus Uscie Zielony (Galizien) wird gemeldet: Der Sohn des Bauern Przenikowski, der lange Jahre in Amerika weilte, kehrte dieser Tage in die Hei mat zurück. Er wurde, als er das Bauernhaus betrat, weder vom Vater noch der Mutter wiedererkannt. Beim Abendessen erzählte er, daß er ein Sparkassenbuch über 6000 Kronen besitze. Im Laufe der Nacht erdrosselten die beiden Alten den vermeintlichen Gast und fanden auch wirklich das Sparkassenbuch. Als die Mörder in dem Buche den Namen des Inhabers fanden und er fuhren, daß sie ihren eigenen Sohn ermordet haften, er hängten sich beide aus Verzweiflung. Neuyork, 3. März Von dem Passagierdampfer „Tagus" oon der Royal Mall Company traf ein drahtloses Tele gramm ein, daß er mit dem Dampfer „Republik" in der Nähe der Barnegat-Bucht an der Küste von New Jersey kollidiert sei. Er habe 150 Paffagiere an Bord und bitte um Hilfe. Newyork, 3. März. Von den Passagieren des bei Everett (Staat Washington) durch eine Schneelawine ver schütteten Expreßzuges sind ris jetzt 23 Leichen und 30 Verletzte geborgen worden. 25 Personen werden noch vermißt. Der Zug stürzte einen 200 Meter tiefen Ab hang hinab. Paris, 3. März. In der Untersuchung der Skandal affäre übergdie Unterschlagungen zum Nachteile der Ma rinebehörde in Toulon haben gestern wiederum Haussu chungen stattgefunden, u. a. in Gramont. Die Inge nieure Belot, Huet und Courtis wurden verhaftet. Eine andere Haussuchung konnte wegen Abwesenheit des Be treffenden nicht stattfinden. Auch in Toulon wurde eine neue Verhaftung vorgenommen. Als der Schwager des verhafteten Hauptschuldigen Baloy namens Piquart die Vorladung zum Gericht erhielt, stürzte er sich aus dem Fenster seiner im dritten Stockwerk gelegenen Wohnung aus die Straße hinab, wo er zerschmettert liegen blieb. Der Selbstmord hat große Eregung hervorgerufen. Nus Sem Sericdtssaals. Z Görlitz, 1. März. (Der Görliper Musik- Hallen-Prozetz.) Nach sechstägiger Dauer des Pro zesses wurde der Angeklagte Martini wegen Vergehens gegen die ZZ 220 und 230 des St.-G.-B. zu drei Mona ten Gefängnis verurteilt, der Angeklagte Naumann wurde sreigesprochen. Die Kosten des Verfahrens fallen, soweit eine Verurteilung nicht erfolgte, der Staatskasse zur Last. Aeichcnauer Korkrevier. ^oLz - Werlkeigerung. Mittwock, den 9. 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