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BeilageMmssulsnitzer Wochenblatt Donnerstag -4 Ar. 19. 4— 17. Keöruar 1910. Oertticdss unv Säcbsisckss. — („Unverschämte Hausagrarier?") In:der Gesetzgebungsdeputation stand dieser Tage eine Petition der Hausbesitzer-Pereine Sachsens zur Beratung, die da hin ging, Hausbesitzervertreter als „Beirat" in die Brand versicherungskammer zu bringen. Es ist keine Frage, daß die Kreise des Mittelstandes mit der in Frage stehen den Petition berechtigte Interessen vertreten wollen. Nach der Eingabe des Verbandes der Hausbesitzer-Vereine soll der Beirat aus Männern der Landwirtschaft und In dustrie bestehen, die geneigt sind, die Anschauungen ihrer Standesgenossen mit Wärme zu vertreten. Wörtlich sagt hierzu die Hausbesttzerpetition: „Ob die Berufung durch das Ministerium immer geeignete Vertreter der betreffen den Gruppen in den Beirat bringen wird, muß erst die Zeit lehren. Anzuerkennen ist, daß dieser Weg der Er nennung ein besserer ist, als z. B. der der Wahl durch die Ständekammer, da hier politische Einflüsse eine Rolle spielen können." Diese Ausführungen brachten einen Nation alliberalen Abgeordneten so in Harnisch, daß er feinem gegenteiligen Standpunkt durch Wendungen Ausdruck verlieh, wie „Unverschämt heit", „Hausagrarier" rc. Solche durchaus ungerecht fertigte Ausdrücke sind nicht nur für die Petenten, son dern für den gesamten sächsischen Hausbesitzerstand be leidigend. Man darf gespannt sein, wie sich die Haus besitzer dazu verhalten werden. Neusalza-Spremberg. Zu dem Lrebesdrama in einem Dresdner Hotel, bei dem sich der Buchhalter Arthur Freund durch einen Revolverschuß tötete und seine Begleiterin schwer verwundete, ist noch folgendes zu mel den. Der Selbstmörder, der älteste Sohn des hiesigen Dachpappenfabrikanien Wilhelm Freund, besuchte in Bautzen das Gymnasium, um sich der Postbeamtenlauf bahn zu widmen; doch schon nach mehreren Jahren kehrte er dem Studium den Rücken und trat in das Ge schäft seines Vaters als Buchhalter ein; während der Vater die Kundschaft besuchte, lebte der Sohn in Saus und Braus. Kürzlich lernte er die Kellnerin in einem Neusalzaer Restaurant kennen und verliebte sich in sie so, daß er am vorletzten Montag mit ihr nach Dresden reiste und dort den furchtbaren Entschluß faßte, mit ihr gemeinsam in den Tod zu gehen. Mit seinem Vater soll er, bevor er abreiste, Differenzen gehabt haben. Bei der Nachricht von dem plötzlichen Tode des Sohnes wurde seine Mutter besinnungslos, sodaß ärztliche Hilfe in An spruch genommen werden mußte. Der Familie wird all gemein großes Mitgefühl entgegengebracht. Dresden. Am vergangenen Freitag und Sonnabend sand in der Dreikönigsschule die mündliche Reifeprü fung von 18 jungen Damen statt, von denen 17 in den Realgymnasial-Kursen des Frl. Nolden vorbereitet worden waren. Das Ministerium des Kultus und öffent lichen Unterrichts hatte den Rektor der Anstalt Professor vr. Stange zum König!. Kommissar ernannt. Sämtliche zur mündlichen Prüfung zugelassene Damen bestanden sie. Als Zensur in den Leistungen wurde dreimal Ila, fünfmal II, fünfmal IIb, fünfmal lila erteilt. Sechs wollen deutsche bezw. deutsche und neuere Philosophie, fünf Medizin, drei Mathematik bez. Naturwissenschaften, zwei Philosophie, je eine Geschichte und neuere Sprachen, Germanistik und Geschichte studieren. Dresden. Der Pfarrer Füllkruß aus Lauterbach bei Stolpen hatte sich am Montag nachmittag in Begleitung seiner Ehefrau nach Dresden begeben, um bei einer Be erdigung die Grabrede zu halten. Doch sollte ihm das nicht beschieden sein. Als er sich nach dem Stadtinnern begeben wollte, siel er plötzlich, vom Schlage getrof fen, auf der Prager Straße zu Boden und verschied auf dem Wege nach dem Friedrichstädter Krankenhause in der Droschke an Herzlähmung. Dresden, 14. Februar. Die heute hier tagende Haupt versammlung des eo. LandeSpreßoerbandes für das König reich Sachsen beschloß nach einem Vortrag des Herrn llic. Mumm-Berlin über: „Oeffentliche Mission und Presse" einstimmig: „Die Hauptversammlung begrüßt den wirk samen Kampf des vom Verein Deutscher Zeitungsverleger in Hannover herausgegebenen „Zeitungsverlag" gegen Schmutz- und Schwindelinserate und spricht die Hoff nung aus, daß dieser Kampf in der sächsischen Presse immer allseitiger wirksame Unterstützung finde." Bautzen, 15. Februar. (Professor ManSkopf f.) Gestern abend 6 Uhr entschlief nach langem und schweren Leiden Herr Landwirtschafts-Oberlehrer Profesfor Paul ManSkopf. Derselbe wurde am 30. März 1852 in Olpe in Westfalen geboren und war seit 1876 an der Land wirtschaftlichen Lehranstalt und Obst- und Gartenbau- schule zu Bautzen als erster LandwirtschastSlehrer tätig. Mit ihm ging überhaupt der dienstälteste Landwirtschafts lehrer Sachsens zur ewigen Ruhe. Frau Profesfor Curie aus Paris, der es gelungen ist. da» Element Polanium aus der Pechblende rein darzustellen. Frau Curie, die Gattin des verstorbenen Chemikers, der bald nachdem er durch die Entdeckung des Radiums berühmt geworden war, einem Straßenunfall zum Opfer fiel, war die getreue Mitarbeiterin ihres Mannes und und hat an seiner großen wissenschaftlichen Tat keinen geringeren Anteil gehabt alS" er. Auch seit dem Tode Curies widmet seine Witwe sich ganz der chemischen For schung. In diesen Tagen hat sie wieder einen großen Erfolg errungen. Es gelang ihr, aus etwa 5000 Kilo gramm Pechblende ein Zehntel Milligramm eines bisher unbekannten Elements zu gewinnen. Das Polonium — dies ist der Name des neuen Stoffes — ist weit ra dioaktiver als das Radium. Unter seinem Einfluß zer setzen sich organische und chemische Körper ungemein rasch. Das Gewicht des Poloniums aber nimmt schon in 140 Tagen um 50 Prozent ab. Nach Jahresfrist dürfte sich das bisher gewonnene Zehntel-Milligramm in seine Be standteile, nämlich Helium und einen anderen Körper, vermutlich Blei, verwandelt haben. Die Feststellung die ses Vorganges derUmwandlung bisher für einfach gehaltenen Körper hat eine ungeheure Bedeutung für die Wissenschaft. 4 den sollen, ganz vorzüglich. Auch für größere Kinder ist ein Gläs chen Ziegenmilch und eine Butterschnitte ein Abendbrot, bei welchem sie vorzüglich gedeihen. Griente Wege. Jeder Gartenbesitzer weiß, daß man eine prächtige Gangbahn erzielt, wenn man zur Decke geteerten Schotter verwendet. Die Sache hatte aber bisher einen starken Nachteil, nämlich den der Teuerkeit. Man mußte bis jetzt nur mit einem (unvermischten) Teer arbei ten und da wurde eine große Menge davon verbraucht. Ein kürzlich erteiltes Patent dagegen macht solche Wege bedeutend billiger. Das neue Verfahren besteht darin, daß man aus Lehm oder Ton einen Brei herstellt und den Teer nach und nach unter steten Umrühren des Breies zusetzt. Dabei verrührt sich der Teer mir dem Tonbrei zu einer pastartigen Masse und mit dieser nun wird der Schotter ge tränkt. Auf diese Weise wird ganz bedeutend weniger Teer gebraucht, der Effekt ist der gleiche wie sonst. Mit der Mischung arbeitet es sich auch bequemer wie sonst, da man mit Wasser einwalzen kann, was bei einem Teer nicht angeht. PaNntbureau Krueger, Dresden. vcs MleulMidks Bille zur Winlersieit. Trägst du, o Mensch zur Winterszeit, Nicht stets ein weiches, warmes Kleid? Dich schützt vor Kält' und Sturmgebraus Ein warmes Stübchen in dem Haus; Ein weiches Bett, das deckt dich zu, Du schlummerst dann in süßer Ruh. Doch draußen auf dem Lager hart, Liegt zitternd fast vor Frost erstarrt, Der arme, treue Kettenhund, Der laut zur mitternächt'gen Stund', Kaum halb gesättigt, heulend klagt: „Erbarmen, Mensch! Mir ist versagt In dieser kalten Winterszeit Ein schützend Dach, ein warmes Kleid. Ich liege hier am Kettenband; O, gib mir doch mit güt'ger Hand Genügend Stroh zum Lager schlicht! Mich friert; drum gib mir armen Wicht Ein warmes Essen für die Nacht! Das bittet, der dein Haus bewacht." Chr. Schnnngel. Der Landwirt. Püp kandwipttcliatt UN- Haptenbau. Sonnensiag, Nummep z 17. pebnuan 1910. DjingMgsmWe mil slhmfcÜMtm AmmiM. Die Düngungsversuche des vorigen Jahres haben wieder er geben, daß der Stickstoff das wirksamste Düngemittel ist, aber erst dann die höchsten Erträge hervorbringt, wenn dem Boden gleichzeitig Kali und Phosphorsäure zugeführt werden. Trotz der Kälte und Dürre im Frühjahr zeichneten sich sehr bald die Parzellen aus, die schwefelsaures Ammoniak erhalten hatten. Die Getreideparzellen, die nur Kali und Phosphorsäure bekamen, blieben blaß in der Farbe und die Halme erlangten nur eine geringe Höhe, während die mit schwefelsaurem Ammoniak gedüngten Parzellen eine üppige Entwick lung und tiefdunkles Grün zeigten. Die Landwirte waren von den auffallenden Unterschieden der einzelnen Parzellen überrascht. Sehr schön traten sie z. B. an dem Hafer bei Rößler in Oberdorf hervor. Bei H. Selbmann in Brünlos zeigte z. B. die mit schwefelsaurem Kali gedüngte Parzelle einen ebenso klüftigen Stand wie diejenige, die 2 Jahre nach einander reichlich Stallmist erhalten hatte. Die Hal- menausstiche dieses Versuchs wurden nebst einigen anderen auf die Leipziger Landwirtschaftliche Ausstellung geschickt. Die Düngungsver suche ergaben, auf das Hektar berechnet fast alle ansehnliche Reinge winne. Die vollgedüngte Parzelle brachte folgende Ergebnisse: H. Selb mann in Brünlos 89 M (Hafer), E. Selbmann in Brünlos 142 M (Hafer) und 309 M (Kartoffeln), O. Friker in Beutha 240 M (Winterroggen), G. Hofmann in Oberwürschnitz 175 (Winterroggen), Feustel in Hohndorf 215 M (Winterroggen), P. Gampel in Lichten stein 126 M (Hafer), E. Bauman in Ahrenfeld 200 M (Kartoffeln) usw. Reingewinn. Bei Memelln und Glatteis findet man immer vielfach Pferde, die keinen Winterbeschlag haben. Das Tier ist dann völlig unsicher. Es gleitet bei jedem Schritt aus. Das Ziehen wird ihm schwer möglich und cs bekommt zahllose Prü gel, weil sein Herr versäumt hat, sich mit dem Beschlage rechtzeitig für den Winter vorzusehen. Das Richtige ist, daß die Pferde mit