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Pulsnitzer Wochenblatt : 17.02.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-02-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840935979-191002171
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840935979-19100217
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840935979-19100217
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Wochenblatt
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-02
- Tag 1910-02-17
-
Monat
1910-02
-
Jahr
1910
- Titel
- Pulsnitzer Wochenblatt : 17.02.1910
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Nr. 19. Pulsnitzer Wochenblatt. — Donnerstag, den 17. Februar 1910. Seite 2. sen, daß die Abtrennung des Flurstückes Nr. 125 b vom Grundstücke Blatt 121, falls nötig, vorgenommen werden kann. Genehmigt wurde weiter die Uebernahme einer bleibenden Verbindlichkeit seitens der Gemeinde Lichten berg wegen Einlegung einer Rohrleitung in öffentliches Wegeareal unter den von der Baupolizeibehörde gestell ten Bedingungen; dieMemeindesteuerordnung für die Ge meinde Bretnig mit geringfügigen Aenderungen unter der Bedingung, daß die Kircheninspektion zu Bretnig und die Königliche Bezirksschulinspektion gleichfalls ihr Ein verständnis erklären. Weiter wurde aus mehrere vorlie gende Rekurse gegen die Heranziehung zu den Gemeinde anlagen Entschließung gefaßt. Zwei Gegenstände der Tagesordnung wurden abgesetzt. Hierauf gelangten die vorliegenden Schankkonzessionsgesuche rc. zum Vortrag und zwar wurden folgende Konzessionen erteilt: dem Walter Freudenberg in Obersteina zum Branntweinklein handel im Grundstücke Brandkat.-Nr. 10 für Obersteina. Auf ein ÄonzessionSgesuch wurde in nichtöffentlicher Sitzung Entschließung gefaßt. — Daß eine gewiffe Sorte Leute nicht alle wird, beweist wieder einmal recht deutlich der uns vorliegende „Anzeiger für An- und Verkäufe usw.", Nr. 1, heraus gegeben von Bruno Löwe in Großröhrsdorf. Seh'n Sie, das ist ein Geschäft: 12 Seiten Inserate! Es kommt dieser Anzeiger, der nach berühmtem Muster nur darauf berechnet ist, den Leuten Geld für Inserate, die gänzlich wertlos sind, aus der Tasche zu ziehen. Aber sogar Ge schäftsleute und namentlich Gastwirte inserieren in dieser Privatzeitung und empfehlen darin ihre Lokale; ja sogar Seifengeschäfte und Frauenheilkundige empfehlen sich da rin. Man sieht, daß es immer wieder Leute gibt, die eben auf alles hineinfallen! Dresden. Der Rat genehmigte den Entwurf eines Vertrags mit dem Königlichen Finanzministerium über Ankauf eines Baublocks hinter dem Finanzministerial gebäude, der zur Errichtung eines massiven Zirkus be stimmt ist. Dresden. Das Dresdner Musikleben ist wiederum von einem schweren Verlust betroffen worden: Professor Albert Fuchs, der Dirigent der Robert Schumannschen Singakademie, ist am Dienstag unerwartet und plötzlich am Herzschlag gestorben. Dresden. Der diesjährige Sämereimarkt wird Diens tag, den 1. und Mittwoch, den 2. März, in der hiesigen Hauptmarkthalle, Wettiner Straße 56, abgehalten. 82K. Dresden, 16. Februar. (Generalversamm lung des Verbandes Sächsischer Industrieller.) Unter starker Beteiligung seiner Mitglieder trat der Ver band Sächsischer Industrieller am 15. und 16. d. M. zu seiner achten Hauptversammlung zusammen. Die Mit gliederversammlung wurde vom Vorsitzenden Kommerzien rat Lehmann eröffnet. Nach dem vom Reichstagsabge ordneten Or. Stresemann erstatteten Geschäftsbericht um faßt der Verband über 4500 Mitgliedsfirmen, die insgesamt 506 247 Arbeiter beschäftigen. Im Anschluß an den Ge schäftsbericht erfolgte die Erstattung des Kassenberichtes. Das Verbandsoermögen beträgt 35000 M. Dem Vor stand und den Kaffenführern wurde einstimmig Ent lastung erteilt und die ausgeschiedenen Vorstandsmitglie der wurden wiedergewählt. — Hinsichtlich der Schifs- sahrtSabgaben nahm die Versammlung einstimmig folgende Resolution an: „Die heutige Hauptversammlung des Verbandes Sächsischer Industrieller erhebt nochmals entschieden Einspruch gegen die von preußischer Seite geplante Aenderung der Reichsverfassung zur Herbei führung der Möglichkeit der Erhebung von Schiffahrts abgaben. Sie erachtet es dem Geiste der ReichSverfas- sung widersprechend, wenn bedeutende Bundesstaaten des Reiches durch Mehrheitsbeschluß majoriüert werden sollten, namentlich wenn es sich um Wirtschaftsgebiete wie das sächsische handelt, dessen Bedeutung innerhalb der deutschen Volkswirtschaft weit über das dem Königreich Sachsen zugestandene Stimmenverhältnis im Bundesrate hinaus- geht und das seine künftige wirtschaftliche Entwickelung gefährdet sehen müßte, wenn die bisherige Abgabenfreiheit der deutschen Ströme aufgehoben werden sollte. Dir Versammlung vertraut zu der Weitsicht der deutschen Volksvertretung, daß sie ihrerseits unter Würdigung der wirtschaftlichen und nationalen Tragweite dieser Frage der geplanten Aenderung der Reichsverfassung ihre Zu stimmung nicht geben werde. Der sächsischen Regierung spricht die Versammlung Dank und Anerkennung für die entschiedene Vertretung der sächsischen Wirtschaftsinteressen in dieser Frage aus." — Hierauf nahm die Versammlung einen Vortrag des Geheimrats Busley-Berlin über die geplante internationale Ausstellung in Turin entgegen und beschloß die Gründung eines sächsischen Komitees für diese Ausstellung. — Den Beschluß der allgemeinen Versammlung bildeten Vorträge des Reichstagsabgeord neten Or. Stresemann über „Industrie und Gesetzgebung" und des Professors Wilhelm Kübler von der Kgl. Tech nischen Hochschule zu Dresden über „Die Elektrizität als Faktor im modernen Wirtschaftsleben." 8. Dresden, 16. Februar. (Der Raubmord an dem Fleischerlehrling Willy Höch) Am Schau platze der furchtbaren Bluttat im Zschonergrunde bei Dresden, wo am 9 Oktober v. I. der 17 jährige Fleischer lehrling W'lly Ho aus Somsdorf bei Tharandt sein Leben laff mußte, fand am Dienstag mittag in Gegen wart des an Händen und Füßen gefesselten Raubmörders Heinze eine eingehende Tatbestandsaufnahme durch den Vertreter der Anklagebehörde, Staatsanwalt vr. Kurth und mehrere Polizeibeamte statt. An Ort und Stelle wurden auch eingehende Verhöre mit dem Raubmörder angestellt. Viele Neugierige aus der Umgegend hatten sich eingefunden. Die Gerichtskommission begab sich zu- nächst in das Gehöft des Gutsbesitzers Franz, wo der Raubmörder am 19. Dezember v. I. also zwei Monate nach der Ermordung des Fleischerlehrlings Höch, Feuer anlegte, um eine ihm befreundete, bei dem genannten Gutsbesitzer bedienstete Magd Marie Hentschel aus Gor bitz zu entlasten, die zehn Tage vorher eine große Scheune angezündet und in der Untersuchungshaft diese Tat auch eingestanden hatte. Am Tatorte schilderte der Raubmör der zunächst die von ihm geplante Brandstiftung in aus führlicher Weise. Dann entwarf er an der Mordstelle eine eingehende Schilderung des von ihm begangenen Mordes. Er sei, so erzählte er, abends in der 6. Stunde als es bereits finster gewesen, nach der Zschonermühle gegangen, um dort aus den Fleischerlehrling Höch zu warten. Er sei dann gemeinsam mit Höch den Berg hi naufgegangen, wobei er Holzpantoffeln getragen habe. Plötzlich habe er dann, als beide an der Mordstelle an- gelangt seien, einen spitzen Stein aufgehoben und habe dann dem Fleischsrlehrling, der, nichts ahnend, neben ihm hergegangen fei, einen Schlag auf den Kopf versetzt. Der Fleischerlehrling sei dann zusammengebrochen und als dieser noch gejammert und gewimmert habe, habe er noch mals zugeschlagen und ihm einen zweiten schweren Schlag versetzt. Dann sei sein Begleiter ruhig geworden und habe keinen Ton mehr von sich gegeben, und nun sei er daran gegangen, die Taschen des Erschlagenen zu durch suchen. Er habe 60 M bares Geld gefunden, habe das selbe an sich genommen und sei dann zurück nach dem Dorfplatze gegangen. Dort habe er seinen Freund ge troffen, dem er eine Mark gegeben habe, um Zigarren zu kaufen. — Alle seine Aussagen und Beschreibungen machte der Raubmörder, Brandstifter und Einbrecher mit einer beispiellosen Gleichgiltigkeit. An ihm war nicht die geringste Spur von Reue zu bemerken. Gefesselt wurde er dann nach Dresden in das Untersuchungsgefängnis zurückgeschafft. Seine Aburteilung steht in einigen Wo chen bevor. — Seine Majestät der König wohnte gestern einigen Vorlesungen in der Universität in Leipzig bei, besich tigte die Erdbebenwarte und das Grassimuseum und be suchte eine Abendgesellschaft beim General v. Kirchbach. Säcbsiscder LanStag. Dresden, 15. Februar. Die Zweite Kammer erledigte heute zunächst vier Petitionen in Eifenbahnangelegenheiten. Ohne De batte und einstimmig ließ sie die Petition der Gemeindevertretun gen zu Jöhstadt, Weipert i. B. und Pfeil - Sorgenthal i. B. um Fortführung der Eisenbahn Wolkenstein — Jöhstadt nach Weipert i. B. auf sich beruhen. Bei Beratung der Petition um Fortfüh rung der Presnitzthalbahn Wolkenstein—Jöhstadt von Schmalz grabe bis zur Landesgrenze bei Christophhammer—Presnitz i. B. verwendet sich Abg. Brodaus (Freis.) für die Petition. Abg. Heymann (kons.) betont, daß die Kammer dem Projekt nicht näher treten könnte, bevor die Petenten unter sich nicht einig seien, wel ches Projekt sie ausgeführt wissen wollten. Ministerialdirektor Geh. Rat v. Seydewitz erklärt, daß die Regierung im Allgemeinen ein besonderes Bedürfnis für diese Bahn nicht anerkennen könne, sie bezwecke lediglich die Verbilligung des Bezuges böhmischer Braun kohlen für ein sehr beschränktes Verkehrsgebiet, und die Linie Annaberg—Weipert, die schon so viel Opfer koste, dürfe nicht noch weiter geschwächt werden. Es sei nicht angebracht, zu sagen die Regierung möchte nun endlich einmal Lem Erzgebirge beispringen. Es seien dort schon eine ganze Anzahl Bahnen gebaut worden. Die Petition wird hierauf dem Anträge der Deputation gemäß auf sich beruhen gelassen, desgleichen auch die Petitionen des Land wirtschaftlichen Vereins zu Obergurig und Genossen um Errichtung einer öffentlichen Güterverkehrsstelle in Singwitz und des Gemeinde rates zu Schönbach bei Sebnitz und Genossen um Errichtung eines Personenhaltepunktes daselbst, nachdem zu letzterer Petition ein Regierungsvertreter erklärt hatte, datz die Regierung ein Bedürf nis zur Errichtung einer neuen Haltestelle an dieser Linie zur Zeit nicht anerkennen könne. Es folgt die Schlutzberatung über Kapi tel 85 des Etats Seminare betreffend. Abg. Nitzsche (Soz.) er hebt lebhafte Klagen über den bestehenden Lehrerüberschuß, dessen Beseitigung nach 8 12 des Volksschulgesetzes sehr gut möglich sei, indem auf einen Lehrer nicht mehr als 60 Schüler entfallen dürf ten. Abg. Posern (Natl.) bemängelte die Gehaltsverhältnisse der Seminarlehrer. Abg. Noch (Freis.) äußert sich aus seinen Erfah rungen als Seminarlehrer über den Gegenstand und bespricht ein gehend die verschiedenen Wünsche der Seminar-Lehrer. Red ner behandelt eingehend die Frage des Internats, das er im all gemeinen befürwortete. Nur müsse man mehr neuzeitlichen Anschauun gen Rechnung tragen. Wenn man den Schülern mehr Freiheiten gebe und das Kasernenmäßige abstreife, so brauche man damit noch lange nicht zum Lurus übergehen. Doch seien dies alles nur kleine Schmerzen, die die Berufs- und Arbeitsfreudigkeit der Lehrer in keiner Weise beeinträchtigen könnten. Ministerialdirektor Ge heimrat Kretzschmar bespricht im einzelnen die Ausführungen der Vorredner und betont namentlich, daß die Frage des Lehrerman gels bezw. Ueberflusses außerordentlich schwierig zu regeln sei, weil der Bedarf schwankend sei. Was den Wunsch betreffe, eine Schülerzahl von 60 auf einen Lehrer zu bemessen, so habe der Kultusminister bereits darauf hingewiesen, daß man mit allen Kräften bestrebt sei, diesen Zustand herzustellen. Die Zahl der be schäftigungslosen Hülsslehrer sei vom November bis jetzt von 170 auf 130 zurückgegangen. Die neue Lehrerprüfungsordnung werde in absehbarer Zeit zur Publikation kommen. Abg. Lange (Soz.) bezeichnet die Jnternatserziehung als rückständig und als ein Ge misch von Kloster- und Kasernenerziehung. Abg. Dürr (Freik.) wünscht, daß neben einer tüchtigen Fachausbildung auch ein ent sprechender Wert auf die Gemütsbildung der Lehrer gelegt werde. Ministerialdirektor Geheimrat Kretzschmar erwiderte, daß die Seminaristen durchaus nicht weltfremd erzogen würden. Aus den sächsischen Seminaren sei ein Lehrerstamm hervorgegangen, auf den das Land stolz sein könne. Nach weiterer Debatte, an der sich die Abg. Langhammer <Natl.), Roth (Freis.), Gpitz und Böhme (Kons.) beteiligten, wird das Kap. 95 nach den Anträgen der De putation genehmigt. Schließlich wird die Petition des Franz Os kar Riedel in Leipzig-Gohlis betr. sein Anstellungsverfahren beim Kgl. Universitätsrentamt Leipzig auf sich beruhen gelassen. Die Petition des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins, Ortsg me Leipzig, betr. Aufnahme von Frauen in die städtischen Schu^ schüsse wird nach unwesentlicher Debatte der Regierung als Mate rial für das in Aussicht stehende Volksschulgesetz überwiesen. Nächste Sitzung Donnerstag Vormittag 10 Uhr. Auf der Tagesordnung stehen die Anträge auf Aufhebung bez. Reform der Ersten Kammer. Antrag Niethammer betr. Verlegung des Epiphaniasfestes und Petitionen. Dresden, 17. Februar. (Zweite Kammer.) Auf der Tages ordnung stehen drei Anträge auf Reform bezw. Aufhebung der Ersten Kammer, die auf Vorschlag des Direktoriums gemeinsam verhandelt werden. Abg. Günther begründet zunächst den frei sinnigen Antrag, der lautet: „Die Kamner wolle beschießen, die Kgl. Staatsregierung zu ersuchen, der jetzigen Ständeversammlung baldigst einen Gesetzentwurf vorzulegen, mit welchem eine Reform der Ersten Ständekammer entweder im Sinne des Verfassungs gesetzes vom 15. November 1848 oder in der Richtung hin,! daß allen größeren Berufsklassen in angessener Zahl Sitz und Stimme in der Ersten Kammer eingeräumt wird, vorgeschlagcn und noch im Laufe der gegenwärtigen Session zum Abschluß gebracht werde." Redner führt u. a. aus, seit dem Jahre 1731 sei die Frage, ob für unser Land das Ein- oder Zweikammersystem am zweckmäßigsten sei, nicht zur Ruhe gekommen. Wir sind von Anfang an der Meinung gewesen, daß das Einkammersystem das richtigste ist. Der sozialdemokratische Antrag bewegt sich auch in dieser Richtung und wir werden für ihn stimmen. Dresden, 17. Februar. Die Erste Kammer beriet in ihrer heutigen Sitzung eine Anzahl Kapitel des Etats sowie einige Eisenbahnpetitionen, die in Uebereinstimmung mit den Beschlüssen der Zweiten Kammer erledigt wurden. Die beiden letzten Petitionen, die private Angelegenheiten betreffen und der Zweiten Kammer noch nicht vorgelegen haben, beschloß man, antragsgemäß auf sich beruhen zu lassen. 1«gESgSsÄÜLÄtS. Deutsches Reich. Berlin, 15. Februar. DieJustiz- kommifston des Reichstages führte auch heute noch die Beratung über oen Erprefferparagraphen weiter Es lagen Anträge des Zentrums und der Sozialdemokratie vor, die Begriffe der Rechtswidrigkeit und der Bedrohung zu ändern. Nach eingehender Aussprache wurden alle Abänderungsanträge abgelehnt und die Regierungsvor lage angenommen. Der Paragraph 253 lautet: „Wer in der Absicht, sich oder einem Dritten einen rechtswidrigen Vermögensvorteil zu verschaffen, das Vermögen eines anderen dadurch beschädigt, datz er durch Gewalt oder Drohung zu einer Handlung, Duldung oder Unterlassung nötigt, wird wegen Erpressung mit Gefängnis nicht unter einem Atonal bestraft. Der Versuch ist strafbar. Meiningen, 15. Februar. Mit 17 gegen 9 Stimmen hat de: Landtag die Eingabe, die den Herzog ersucht, sein Steuerprivileg aufzugeben, und die Einnahmen auf feinen Domänen zu versteuern, angenommen. Berlin, 16. Februar. Die „Nordd. Allgem. Zeitung" schreibt: Nachdem" der Bundesrat zur Frage der Schiff fahrtsabgaben Stellung genommen hat, wird der voraus sichtliche Verlauf dieser Angelegenheit in einem Teil der ausländischen Presse lebhaft erörtert. Dabei begegnen wir Ausführungen, d'e von der Vorstellung ausgehen, datz die Reichsregierung zu einer einseitigen Lösung der Frage ohne Rücksicht aus bestehende Verträge mit aus ländischen Staaten greifen könnte. Derartige Vorstel lungen sind irrig. Bei der weiteren Behandlung der Schiffahrtsabgabensrage ist nur der Weg freundschaftlicher Verständigung gangbar. Kiel, 16. Febr. In Neumünster kam eS am Diens tag Abend abermals zu großen Straßendemonstrationen, die laut „Kieler Neueste Nachrichten" einen sehr ernsten Charakter annahmen. Nach Schluß von zwei Volksver sammlungen, in denen das Vorgehen der Polizei am Sonntag scharf kritisiert wurde, kam es zu Kundgebungen vor dem Rathause, wo die Menge johlre und pfiff. Die Schutzmannschaft wurde mit allerhand Wurfgeschossen empfangen. 20 Schüsse wurden aus der Menge abge geben. Die Beamten schlugen daraus mit der blankeu scharfen Waffe auf die Menge ein, die nun gleichfalls zum Kampfe überging. Darauf wurde das 163. Infan terie-Regiment zu Hilfe gerufen, der Hauptmann ließ scharf laden und unter Trommelwirbeln zum AuSeinander- gehen auffordern, worauf die Menge die Flucht ergriff. Kassel, 16 Februar. Heute Nacht kam es aus An laß einer sozraldemokratischen Versammlung gegen die WahlrechtSvo tage zu erregten Straßenkundgebungen. 5000 Personen zogen unter Absingung der Arbeitermar seillaise vom Gewerkschaftshaus über verschiedene Straßen nach dem Friedrichplatze in der Nähe des Neuen Theaters, wo eine Ansprache gehalten wurde, der ein Hoch auf die Internationale folgte. Da die Demonstranten fortgesetzt durch Neugierige Zuzug erhielten, schritt die Polizei mit einem Aufgebot von 300 Beamten gegen sie ein. AuS der Mitte der Demonstranten fielen vielfach Ruse wie „Bluthunde" usw. Eine ganze Anzahl junger Burschen wurde daraufhin sistiert, nach Feststellung ihrer Perso nalien aber wieder sreigelaffen. Die Demonstration dauerte etwa drei Stunden. Holland. Haag, 16. Februar. Die Presse beschäftigt sich lebhaft mit der Erklärung des früheren Gesandten van Heekeren bezüglich der angeblichen Intervention des deutschen Kaisers. Die Blätter verlangen nunmehr Aus kunft von dem früheren Kabinettches vr. Kuyper. Das Handelsblatt erinnert daran, daß vr. Kuyper, während er in einem Interview mit der „TempS" das Gerücht über die Intervention des deutschen Kaisers dementierte, er mit van Heekeren den Wortlaut des Kaiserbriefes er örterte, nachdem ihm dieser Brief von der Königin zuge stellt worden sei. Das katholische Blatt „Residente Bode", dessen Direktor Abgeordneterist, bedauert, daß der Minister deS Aeußeren sowie van Heekeren sich nicht im Interesse des Landes geeinigt haben, bevor sie die Angelegenheit vor dem Parlament zur Sprache brachten. Russland. Der Gesundheitszustand der Zarin ist ein bedeutend befriedigender. Die Kaiserin wird demnächst eine Reise nach Mitteleuropa unternehmen. Frankreich. Paris, 16. Februar. Unter Führung des Senators DestournelleS de Constant sind 4 Senatoren und 8 Deputierte nach Petersburg avgereist, um der Friedensgruppe der Duma einen Gegenbesuch abzustatten. Amerika. Ncuyork, 16. Februar. Der Export im Januar dieses Jahres weist eine Abnahme von 12^/, Millionen Dollars auf, die Einfuhr eine Zunahme von 30 Millionen Dollars. Heuvstv Vlrskts Messungen von Hirsch's Teleg caphenbnreau. Kiel, 17. Februar. Die Kreuzer „Dresden" und „Königsberg" kollidierten in der Kieler Außenföhrde. Beide Kreuzer wurden schwer beschädigt, sodaß Wasser eindrang. Verletzt wurde niemand. Bonn, 17. Februar. Der Senat der Universität Bonn hat einstimmig beschlossen, die im November v. I- über das Korps Borussia verhängte Suspension am 28. Februar auszuheben. Mailand, 17. Februar. Das Blatt „Corriere" teilt mit, der Besuch des deutschen Reichskanzlers in Rom. obgleich dieser nur als Höflichkeitsakt bezeichnet werde,
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