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Pulsnitzer Mmenoiail ?elegr.-5lLr.: Mochendlait Pulsnitz Lrschsmi: Dienstag, Donnerstag u.Sonnabend. st MA des k^omgi. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz Inserats kür denselben lag sind bis vormittags 10 Uhr aukzugsben. vis künk mal gespaltene Zeile oder deren Naum 12 pk., Lokalpreis 10 pk. Nsklams 25 pk. Bei Wiederholungen Nabatt. Zeit.«übender und tabellarischer Latz na<H be sonderem Tarik. Erfüllungsort ist Pulsnitz. Kernsprecher: Nr. 18. VEZirKs-KnZSigSr Mit „Illustr. Sonntagsblatt", .Landrvirtschakt» iichsr Vellage" und „§ür käaus und käsrd". Nbonnemeni: Monatlich 45 pk., vierteljährlich Mk. 1.25 bei kreier Zustellung ins IZaus, durch die Post bezogen Mk. 1.41. und Zeitung vlatt Xsri mnkassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz m. s., Vollung, Srohröhrsdork, vrsinig, iZauswalds, Ohorn, Oberstsina, Nieder- ffrlUISOiUU i Ut OLi! iMlIUSgd steina, Weitzbach, Ober-u.viederlichtenau,§risdersdork-1'hlsmsndork, Mittelbach, Srotznaundorf, Lichtenberg, ^lsin-Oittmannsdork. Druck und Verlag von S. L. Sörster's Lrvsn (Inh.: Z. W. Mohr). C)cpsdiüon: Pulsnitz, IZismarckplatz Nr.265. Verantwortlicher Nsdakteur: W. Mohr in Pulsnitz. An 19 Donnerstag, dm 17. Keöruar 191V. 62. Jahrgang. Das Wichtigste. Die Zweite Kammer genehmigte am Dienstag das Kapitel „Seminare" des ordentlichen Etats und be schäftigte sich außerdem mit einer Anzahl von Pe titionen. (S. Landtagsbericht.) Heute steht die Reform der Ersten Kammer in der Zweiten Kammer zur Beratung. (S. LandtagSber.) Der Reichstag überwies am Dienstag die Gesetzent würfe über den Absatz von Kalisalzen und über die Stellenvermittelung zwei besonderen Kommissionen. (S. Reichstagsbericht.) Der Reichstag beendete am Mittwoch die erste Lesung des Arbeitskammergesetzes und des Hausarbeiter- gefetzes. (S. Reichstagsbericht.) Kaiser Wilhelm wird Anfang März mit König Victor Emanuel in Venedig eine Begegnung haben, der man eine hohe politische Bedeutung beimißt. Zwischen Deutschland und Kanada ist ein Handels abkommen in Aussicht genommen, das am 1. März in Kraft treten soll. Die politische Lage in Griechenland hat eine bedenk liche Verschärfung erfahren. Eine zweite schwere Schiffskatastrophe hat sich in der Magelhaensstraße ereignet. Dort ist der Pacific- dampfer „Lucia" gescheitert. 50 Paffagiere sind ertrunken. Infolge Zusammenstoßes mit dem englischen Dampfer Greenland ist in der Nordsee ein unbekannter Fisch dampfer mit 12—15 Personen an Bord unterge gangen. In Korea wurde eine umfangreiche Verschwörung ge gen die japanische Regierung entdeckt. Sie Wsel der emopSWii ArienlpolM. Die europäischen Kulturvölker haben schon seit Jah ren die immer und immer wieder austauchenden orienta lischen Händel, welche den Weltfrieden bedrohen, gründ lich satt, und es entsteht sicher der allgemeine europäische Wunsch, die Ursachen zu den immer wieder im Orient auftretenden Unruhen gründlich zu beseitigen. Die Groß mächte haben dazu auch sicher die Macht und das Recht, aber die rücksichtslosen Schritte, welche die kretische, die mazedonische und die armenische Frage beseitigen könnten, werden von den Großmächten nicht ausgeführt. Nun könnte man sagen, daß die Großmächte aus Friedensliebe die Anwendung von Gewaltmitteln, um den Orient zur Ruhe zu bringen, scheuen, und aus diesem Grunde eS lieber mit den bekannten kalten Wasserstrahlen in Kon stantinopel, in Athen und auf der Insel Kreta versuchen. Aber diese allgemeine Friedenspolitik der Großmächte ist im Bezug auf ihre Moral nicht echt und nicht einheitlich, das heißt, eS gibt immer noch Großmächte, die neben den allgemeinen Friedensinteressen noch ganz besondere Interessen im Orient verfolgen. Zu diesen Großmächten gehören besonders Rußland und England, die sich immer noch aufspielen, als hätten sie im Orient ganz besondere Rechte wahrzunehmen, was aber im Grunde genommen nur darauf hinausläuft, daß sie im Orient eine versteckte LändereroberungSpolitik treiben, wenn sie dieselbe öffent lich nicht wahrnehmen zu können glauben. Am rätsel haftesten stehen in dieser Hinsicht die Dinge in den grie- chischen Angelegenheiten und in der kretischen Frage. Die Unruhen auf Kreta hören nicht auf und dabei ist es schon wiederholt vorgekommen, daß Truppen der Schutzmächte die Insel besetzt und dann wieder geräumt haben. Das war die Türkei also im Bezug auf die Wiederherstellung der Ruhe auf Kreta hätte tun müssen, übernehmen die Schutzmächte, aber meistens in letzter Linie erfolglos, denn neuerdings wird wieder die Besetzung Kretas durch Trup pen der Schutzmächte beabsichtigt. Nun hat man immer angenommen, daß Italien in den reinen orientalischen Fragen gewissermaßen der Vertrauensmann des Drei- bundes sei, da Italien doch selbst dem Dreibunde ange hört. TS hat sich aber jetzt heraus gestellt, daß in allen reinorientalischen Fragen Italien vielmehr der Trabant Englands und Frankreichs ist, als der Bundesgenosse Deutschlands und Oesterreichs. Nun haben ja glücklicher weise die Großmächte Deutschland, Oesterreich und Italien in Griechenland und aus Kreta sehr wenig Interessen zu schützen und aus diesem Umstande ist kein Konflikt zwi schen Deutschland und Oesterreich auf der einen und Ita lien auf der anderen Seite zu erwarten, aber die Haltung Italiens lähmt in letzter Linie die allgemeine Friedens aktion der Großmächte. Es muß auch daran erinnert werden, daß Italien im Bezug auf die politischen Ange legenheiten der nördlichen Balkanhalbinsel, also im Be zug auf dis Lage der Dinge in Serbien, Montenegro und Bulgarien Anschluß an Rußland gesucht hat und dieser Standpunkt Italiens steht dem Interesse des Drei bundes nun wirklich entgegen, denn die Vormacht auf der nördlichen Balkanhalbinsel ist Oesterreich und nicht Rußland, und Oesterreich wird sich aus dieser Stellung von Rußland auch nicht verdrängen lassen, wie der Aus gang der serbischen und bosnischen Händel im vorigen Jahre bewiesen hat. AuS diesen eigentümlichen Verhält nissen ergibt sich aber auch ein immer und immer wieder auftauchendes verstecktes Ränkespiel zwischen den Groß mächten in den orientalischen Fragen, und diese sind eS offenbar, welche zu diesem Ränkespiele auch immer wie der neuen Anlaß geben, und man braucht sich deshalb nicht zu wundern, wenn Europa die orientalischen Un ruhen noch immer nicht loswerden kann. Erfreulich ist es dabei nur, daß geringe Aussicht auf eine kriegerische Verwickelung in Europa wegen der Händel im Orient vorhanden ist. Das diplomatische Ränkespiel muß eben das Schwert ersetzen, da der Gebrauch des Schwertes zu wagehalsig und kostspielig geworden ist. OsrtNcbss unv Sücbsiscbss. Pulsnitz. (Wie wird das Wetter am Sonn tag sein?) Ja wie? Im Osten, über Rußland, befin det sich ein Maximum des Luftdrucks mit über 770 mm Barometerstand, das seit mehreren Tagen ziemlich fest liegt. Sein Einfluß zeigt sich im Osten ganz erheblich, wo in Westrußland strengere Kälte eingetreten ist, es meldeten am Dienstag früh Pinsk 15, Wilna 12, Riga 10 Grad Kälte. Auch in Deutschland ist eS ziemlich kalt bei stärker werdenden Winden aus 80., es ist noch einmal winterlich. Die 15 deutschen Stationen der Wetter karte meldeten am Dienstag zusammen 29 Grad Kälte, im Mittel pro Ort also 1,9 Grad Kälte. Auch in Italien ist es wieder recht kalt, Florenz hatte am Dienstag 0, Rom 2 Gr. L Wärme. Von Westen her rückt jetzt unter anhaltendem Fallen des Barometers eine Depression von beträchtlicher Tiefe, mit einem Teilminimum an der Süd seite, heran, die zuerst Erwärmung, später Abkühlung, dabei Niederschläge in den verschiedensten Formen und starke Winde veranlaßt. Da am Freitag eine neue Störung vom Ozean heranrücken wird, deren Einfluß sich vom Sonnabend ab bei uns bemerkbar zu machen beginnt, so haben wir am Sonntag unbeständiges, un ruhiges Wetter mit Regen-, Schnee- und Graubelschauern bei zuerst milderer, dann kälterer Temperatur zu erwar ten. — Ganz wird sich wohl für die nächste Zeit der Winter noch nicht zurückziehen und seine treue Bundes genossin, die Mutter Holle, wird uns wohl noch manches zu schaffen machen. v. — Die diesjährigen Manöver des 19. Ar meekorps sollen bet Aue, Schwarzenberg, Buchholz, Annaberg abgehalten werden. Kamenz. Mit einem Stammkapital von 50000 M ist hier ein großes industrielles Unternehmen zur Herstellung und zum Handel von Wollwaren gegründet worden. Kamenz, 15. Februar. Sonntag nachmittag hielt der Bezirksobstbauoerein im Saale des Hotels zum goldenen Stern seine Jahresversammlung ab. Es hatten sich viele Mitglieder und Gäste, unter denen auch mehrere Damen waren, eingefunden. Herr Amtshaupt- mann Kammerherr von Erdmannsdorff hieß die Erschie nenen herzlich willkommen und erstattete Bericht über verschiedene Vereinsangelegenheiten. Der Verein hat im verflossenen Jahre einen Obstbauverwertungskursus für Damen in Königsbrück abgehalten, der gut besucht war. Voraussichtlich wird auch in diesem Jahre ein solcher hier oder in Elstra stattfinden. Jedes Vereinsmilglied erhielt einen Vereinsbaum unentgeltlich. Der Verein vermittelte abermals den Bezug von gutem Pflanzmaterial aus an- erkannten Baumschulen nicht bloß für seine Mitglieder, sondern auch für andere Personen, denen daran gelegen war, wirklich gut gezogene Bäume geeigneter Sorten zu erhalten. Für die Mitglieder der Königsbrücker Gegend ist eine selbsttätige Pflanzenspritze angeschafft worden. Den Mitgli dern ist dadurch Gelegenheit geboten, die pflanzlichen und tierischen Schädlinge besser und erfolg reicher bekämpfen zu können. Eine solche Baumspritze soll auch in diesem Jahre noch hinzugekauft werden. Nach der von Herrn Stiftsverwalter Zscheische geführten Rechnung beliefen sich die Einnahmen einschließlich 1604,59 M KaffenbestandeS aus 2914,59 M. Verausgabt wurden 951,69 Mark. Das Vereinsoermögen beträgt 2097,54 M. Nachdem die geprüfte Rechnung richtig ge sprochen war, erhielt Herr Bankier A. Pekrun - Weißer Hirsch das Wort zu seinem Vortrage: „Die Bekämpfung der Schädlinge aus unsern Obstbäumen." An diesen Vor trag, der mit gespanntester Aufmerksamkeit angehört und für den dem Herrn Redner lebhafte Anerkennung gezollt wurde, schloß sich die Vorführung einer großen Zahl Lichtbilder Herr Pekrun erläuterte die Bilder und knüpfte daran beherzigenswerte Winke über Beschaffenheit guter und schlechter Bäume, über Kronenschnitt, Baum pflege, Erziehung von allerlei Kunstformen, Schädlings bekämpfung usw. Herr Baumschulenbesitzer Hauber hatte einen Vertreter gesandt, der vorzügliches Handwerkszeug für die Obstbaumpflege ausstellte. Einige Baumspritzen wurden in Tätigkeit gesetzt, es wurde gezeigt, wie die Spritzflüssigkeit zur Schädlingsbekämpfung beschaffen sein und hergestellt werden müßte. Ausführlicher behandelte der Herr Vortragende die Verwendung des Obstbaum- karbolineumS für den Obstbau. Diese Frage hat in den letzten Jahren manches Wort für, aber auch gegen die Anwendung laut werden lassen. Herr Pekrun versicherte, durch viele Versuche zu der Ueberzeugung gekommen zu sein, daß die Anwendung wasserlöslichen, also nicht des gewöhnlichen KarbolineumS in 1 prozentiger Lösung für Bäume in belaubtem Zustande und 5, höchsten 10prozen tiger Mischung für Stämme und Neste sehr gute Wir kungen erzielten. Man solle sich aber hüten, stärkere Lö sungen zu verwenden, dürfe auch nicht bei Sonnenschein oder Frost spritzen. Viele tierische und pflanzliche SchMa- rotzer würden vernichtet und man werde für die kleine Mühe durch bessere Ernte reichlich entschädigt. — Nach dem noch manche Frage im Anschlusse an das Gehörte erörtert worden war, wurde die Versammlung durch den Herrn Vorsitzenden, dem für seine Wirksamkeit im In teresse eines gedeihlichen Obstbaues auch an dieser Stelle bestens gedankt sei, m't dem Wunsche geschlossen, daß der Vortrag recht beherzigt werden möchte. Kamenz, 16. Februar. Vor versammelten städtischen Behörden, in Anwesenheit des gesammten Lehrerkollegiums und der Konfirmandenklassen unserer Bürgerschulen wurde heute morgen 10 Uhr im hiesigen Bürgersaale der neue Leiter unserer Bürgerschulen, Herr canck. rev. min. Schul direktor Oskar Paul Gottfried Günther, bisher in gleicher Eigenschaft in Neugersdorf tätig, in sein neues Amt durch Herrn Schulrat vr. Hartmann in längerer Rede und unter Segenswünschen eingewiesen. In seiner Antrittsrede beleuchtet Herr Direktor Günther sein künf tiges Tun und Handeln. Er wolle sein, getreu seinem Vorbilde Pestalozzi, ein Lehrer und Pädagog zugleich; in allem Guten wolle er seinen Mitarbeitern vorangehen; als Direktor wolle er sein ein Mann treuester Pflichter füllung, als Lehrer und als Christ aber wünsche er warmblütiges Glaubensleben gegenüber der toten, ab- strakten Form. Religiöse Anschauung sei ihm das Wich tigste und er wünsche von Herzen, daß noch recht viel Religion aus der Anschauung gelernt werden könnte. Er und seine Mitarbeiter sollten den Kindern lebendige Anschauungsobjekte sein. Im Religionsunterricht müsse man glauben was man lehre. Nur eine gläubige Leh rerpersönlichkeit könne in den Herzen der Kinder Religion wecken. Im Namen und Auftrage des Lehrerkollegiums der Bürgerschule bot Herr stellvertretender Direktor Ober lehrer Pi erstg dem neuen Direktor einen herzlichen Willkommengruß. Kamenz. Monrag, 15. Februar vormittags S Uhr fand im Sitzungssaale der Königlichen Amtshauptmann schaft unter dem Vorsitz des Herrn Amtshauptmann von Erdmannsdorff öffentliche Bezirksausschußsitzung statt. Der Bezirksausschuß trat zu den einzelnen Gegen ständen der Tagesordnung in Beratung und faßte u. a. folgende Beschlüsse. Die Abtrennung von der Grundstücken Blatt255deSGrundbuchesfürGroßröhrSdorf—Eigentümer Gustav Robert Steglich in Bretnig — wurde genehmigt, erstere aber unter Auferlegung der Dismembrationsbe schränkung. Zu der Abtrennung vom Grundstücke Blatt 121 des Grundbuches für Bretnig — Eigentümer: Bau unternehmer Hermann Gustav König — wu rde beschlos-