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Beilage Minjlulsniher Wochenblatt Donnerstag Ax. 22. 24. Keömar 19i0. « 1. 4. 0>_ ^V77 L Hier die Antwort: Jeder anständige Mensch er einen anderen trifft, den er kennt; und aus alle Fälle zuerst, wenn er der Aeltere Fortbildungsschule:: haben also, wollen Sie zu grüßen! grüßt, wenn er grüßt ihn ist. Sie als <r, 4. trägen der Deputation genehmigt. Die dazu vorliegenden Peti tionen bleiben auf sich beruhen. Nächste Sitzung Donnerstag Vormittag 1O'/z Uhr: Etats- und Rechenschaftssachen. 115,363 Hektar, auf das Oed land, Unland und die Haus- Vie öer AUing und Zmilm wird. Die jetzigen schönen Frühlingstage, die ungewöhnlich frühzeitig das Erwachen des Lenzes verkünden, lassen die Frage angebracht erscheinen, wie die Aussichten für den kommenden Frühling und den Sommer sind. Ueber diese Frage lassen sich nicht nur Vermutungen anstellen, son dern es gibt ganz bestimmte Anhaltspunkte, die für das kommende Welter und für die Gestaltung der kommenden Jahreszeiten maßgebend sind. Bisher war der Monat Februar durchschnittlich um 3 Grad wärmer als die Normaltemperatur dieses Monats. Ein warmer Februar aber hat stets schöne Frühlingstage und einen recht war men Somme: zur Folge. Während im vorigen Jahre der Februar noch vollkommen den Charakter des Winters hatte und sogar noch die Monate März und April einen durchaus winterlichen Anstrich hatten, liegt die Tempera tur des diesjährigen Februars ungefähr auf der Höhe der Temperatur Ende April 1909. Die ungewöhnlich kalten Wtntermonate 1908/09 ließen einen sehr kalten Frühling erwarten, in dessen Gefolge wieder ein kalter und reg nerischer Sommer wahrscheinlich war. Aus der anderen Seite aber waren sehr milde Winter, wie die der Jehre 1857, 1874, 1882, 1903, stets von schönen Frühlings tagen und warmen Sommertagen begleitet. Das Jahr 1903 hatte, wie das gegenwärtige, einen ungemein milden Winter und einen sehr frühzeitigen Frühling, der schon im März voll einsetzte Ebenso, wie wir im Jahre 1903 sehr günstiges Frühlings- und Som merwetter hatten, so ist mit ziemlicher Bestimmtheit an zunehmen, daß auch der Frühling des Jahres 1910 nicht nur rechtzeitig beginnen wird, sondern daß er uns auch einen vollen Ersatz für den völligen Ausfall des Früh lings im Jahre 1909 bringen wird. Die augenblicklich herrschende Frühlingstemperatur ist natürlich noch nicht die endgültige, da dann der Februarmonat 1910 eine sehr seltene Erscheinung wäre. Es ist anzunehmen, daß aus die warmen Tage noch eine Abkühlung und vielleicht noch Schnee und Frost folgen werden. Aber es ist sicher, daß diese Rückschläge nur von sehr kurzer Dauer sein werden, ohne den Charakter der Witterung im allgemei nen ungünstig zu beeinflussen. Man wird vielmehr nach den bisherigen Feststellungen von wissenschaftlicher Seite folgende Uebersicht aufstellen können: Der Februar wird seinen Charakter als milden Mo nat bewahren. Der März wird in seiner zweiten Hälfte uns den Eintritt des Frühlings bringen, und der Monat April wird voraussichtlich dem April des Jahres 1906, der bekanntlich einer der wärmsten Aprilmonate war und uns Hochsommertemperaturen brachte, nichts nachgeben. Für den Monat Mai wird vielleicht eine geringe Ab kühlung vorauszusagen sein, während hingegen die fol genden Sommermonate uns viel Sonnenschein und Hitze bringen werden. Der Grund hierfür liegt in dem Um stande, daß in gewissen Zeiträumen die Erde erfahrungs gemäß eine bestimmte Anzahl von schönen Tagen bezw. eine bestimmte Dauer von Sonnenschein aufzuweisen hat. Diese Prozentziffern sind fast konstant und schwanken nur in sehr geringem Umfange. Da aber das Vorjahr hinter dieser Zahl bedeutend zurückblieb, so wird nach den bis her beobachteten Naturgesetzen dieses Jahr einen Aus gleich bringen, -v 15 L- cv cx. 5> sich nicht von ollen anständigen Menschen der Ungezogen heit zeihen lassen, in erster Linie die Pflicht, Ihren Lehrer zu grüßen. Gab der Mann Ihnen eine schlechte Zensur, so wird er dazu berechtigt gewesen sein, denn die Ortho graphie Ihres Brieses läßt vermuten, daß Sie auch in anderen Fächern nicht gerade ein Held sind. Eine gute Schulbildung aber ist in den allermeisten Fällen die beste Grundlage für die spätere Existenz. Machen Sie also Ihren Lehrern, die Ihr bestes wollen, den Beruf nicht noch extra schwer. Sie sind noch zu jung, um die Trag weite Ihrer Handlungen ermessen zu können; später wer den Sie über Ihre heutigen Anmaßungen, die Ihnen das Leben verbittern und verekeln, anders denken. Ein Junge in Ihrem Alter soll kein Traumbuch, er darf aber auch kein Frechling sein. Wer gegen den Lehrer sich unbotmäßig beträgt, ist auch in der Familie kein guter Sohn. Richten Sie also künftig Ihr Verhalten so ein, '8 .la Vermischtes * (EineLektionüberdas Grüßen) Eine wohl verdiente Lektion erteilt der sozialdemokratische Landtags- abgeordne-e Hofmann in Saalfeld (Sachsen-Meiningen) einem Fortbildungsschüler, der sich an ihn in Sachen einer Maßregelung gewandt hatte, im Briefkasten dcs „VolksblatteS". Er schreibt: „Sie richten an mich die briefliche Anfrage, ob Sie gezwungen seien, Ihren Lehrer v Li T 5. Vie deutsche kMdnml- schast in der Statistik. Anläßlich der Tagung des Bundes der Landwirte im Zir kus Busch in Berlin dürften einige Daten über den gegen wärtigen Stand der deutschen Landwirtschaft interessieren. Wie unsere graphische Darstel lung leicht ersehen läßt, gibt es weniger ganz kleine Betriebe bis zu einem Hektar, als mitt lere vcn 1 bis 50 Hektar Größe. Niel geringer ist na türlich noch die Zahl der gro ßen und größten Landgüter. Die von all diesen landwirt schaftlichen Betrieben bewirt- chaftete Fläche von zusammen 43,106,481 Hektar ist zur grö ßeren Hälfte Ackerland. 6,805, 441 Hektar sind mit Wiesen und Weiden bedeckt; der Flä cheninhalt der deutschen Wäl der ist etwas größer, näm lich 7,679,759 Hektar. Auf das Gartenland entfallen 481, 722 Hektar, auf das den Weinkulturen geordnete Land SN--r/?//i7/V/7 //7 000 deutschen Landwirten Deutschlands umfaßt die mächtigste ag- 000 veur^en also etwas weniger als etn Achtet, Sächsischer Landtag. Dresden, 22. Februar. Die Zweite Kammer erledigte heute zunächst verschiedene Kapitel des Rechenschaftsberichtes, den Kul- tuse'tat betreffend, und genehmigte nachträglich die vorgekommenen Etatsüberschreitungen. Bei den Kapiteln Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts, evangelisch-lutherisches Landeskonststo- rium und katholisch geistliche Behörden stimmten die Sozialdemo kraten gegen die Bewilligung der Ueberschreitungen. Es fand dann die Schlußberatung über Kapitel 98 des Etats und die hier zu eingegangene Petition des Landeskirchenvorstandes der deutsch- katholischen Gemeinden Sachsens statt, welcher bittet, die früher gewährte Subvention von 5000 M ihm wieder zu gewähren. Die Deputation beantragt, bei Kapitel 98 1050 M Ausgaben zu be willigen. Die Petition aber auf Grund des von der Regierung vorgelegten amtlichen Materials auf sich beruhen zu lassen. Abg. Dürr (Freikons.) beklagt es, daß die Kinder evangelisch-reformier ter Eltern nicht zu dem Volksschullehrerberuf zugelassen würden, es sei denn, sie bewirkten Uebertritt zu der evangelisch-lutherischen Landeskirche. Im neuen Volksschulgesetz möge die Regierung diese Ungerechtigkeit beseitigen und den Religionsgemeinschaften gegen über tolerant verhalten. Abg. Roth (Freis.) erklärt, daß seine Parteifreunde gegen das Deputationsvotum bezüglich der Petition stimmen würden. Abg. Lunge (Soz.) bemerkt, daß die Stellung seiner Parteifreunde zur Religion bekannt sei und ergeht sich dann in Ausführungen über die Frage der Trennung der Kirche vom Staat. Redner bedauert, daß in Sachsen, dem Mutterlande der Reformation, heute so kleinlicher und finstrer Geist herrsche. Kul tusminister Dr. Beck weist die gegen die Regierung erhobenen Vorwürfe zurück und meint, die Regierung würde keinen Augen blick zögern, den Deutschkatholiken die früher gewährten Beiträge wieder zuzuwenden, wenn sie noch auf den Glaubenssätzen ständen, aus Grund deren sie in: Jahre 1848 als christliche Kirche in den Staatsverband ausgenommen wurden. Das sei aber nicht der Fall. Wenn von dem Abg. Roth ebenso wie neulich im Reichs tage geklagt worden sei über die Unterdrückung anderer Konfessio nen in Sonderheit der Katholiken, so berufe er sich auf das Wort des sächsischen Bischofs, das auch den Standpunkt der Regierung kennzeichne, daß nämtlich die katholische Kirche in Sachsen mit Wohlwollen innerhalb der Schranken der Gesetze und- der Ver fassung behandelt würde. Abg. Roth (Freis.) entgegnet dem Mi nister, man müßte eigentlich konsequent sein und die Deutschkatho liken, wenn man ihnen die staatliche Unterstützung versage, auch nicht mehr als christliche Kirche ansehen. Abg. Dr. Mangler (Kons.) meint, die Deutschkatholiken hätten mit dem Christentum fast nichts mehr zu tun. «sie könnten darum inbezug auf Gewäh rung von Staatsmitteln auch nicht anders gestellt werden, als an dere Setten. Die Kammer beschließt hierauf dem Anträge der Deputation gemäß. Weiter steht zur Beratung eine Petition des ehemaligen Heizers Moritz Franke in Freiberg, um Gewährung einer Rente oder laufenden Unterstützung aus Staatsmitteln. Der Petent war 8 Jahre Heizer am Kgl. Gymnasium in Freiberg tätig und hat dort einen Unfall erlitten, sodaß er seinem Berufe nicht mehr nachgehen kann. Nach Befürwortung der Petition durch Abgeordneten Schönfeld (Kons.y Sindermann und Frassdorf (Soz.) und die Zusage des Ministers Dr. Beck, daß die Regierung, die anläßlich der Beratung der Petition angeregten Fragen wohl wollend prüfen werde, beschließt die Kammer einstimmig, die Peti tion, soweit sie darauf gerichtet ist, dem Petenten eine Rente zu qewähren, auf sich beruhen zu lassen, soweit sie sich aber daraus bezieht dem Petenten eine laufende Unterstützung zu gewahren, der Negierung zur Erwägung zu überweisen. Ueberdies aber auch die Regierung zu ersuchen, dafür besorgt zu sem, daß dceiemgen Perionen die vom Staate beschäftigt werden, ohne pensionsberech- tiat zu sein, gegen die Folgen eines Unfalles, se, es durch Ver- s ckieruna oder auf andere Weise, mindestens m dergleichen Hohe ick ergestellt werden, wie die nach dem Reichsgesetz gegen Unfall Versicherten. Es werden ferner ohne Debatte bei Kapitel 107 und 108 des ordentlichen Etats für 1910/11 betreffend Wartegelder und Pensionen die Einnahmen und Ausgaben bewi ttgt. Es folgen icktteksich die Kapitel 11, 12 und 13 betreffend staatliche Hutten- nid Embcrawcrke bei Freiberg und Vlaufarbenwerk Obcrsch ema. Abg Braun (Natl.) verwendet sich dafür, daß m den Etat Mitte einaeitellt werden, um den Arbeitern eenen sahrlichen Urlaub zu bewilligen Abg. Schmidt (Kons.) spricht die Hoffnung aus, daß de Hüttenbetrieb in der jetzigen Ausdehnung ohne Einschränkung „na, unabsehbare Zeit weitergeführt werde könne. Den Nicht nÄr mte zubringenden Bergarbeitern müsse eine Unterstützung den Mat werden. Abg. Wittig (Kons.) und Braune (Soz.) ver- wenden sich in ähnlichem Sinne zu Gunsten der Arbeiter. Nach weiterer unerheblicher Debatte werden die Kapitel nach den Un- und Hofräume 3,591,849 Hektar. Von den 2,450,0— goo ooo rarische Organisation des Reiches, der Bund der Landwirte, eti immerhin eine sehr stattliche Zahl. -8 -.1 Osutscker lZeicdstag. Auf der Tagesordnung der Sitzung vom Mittwoch stand zunächst die erste Lesung des Reichskontrollgesetzes, das vom Reichs schatzsekretär Wermuth empfohlen wurde. Er wies begründend auf den großen Umfang der Arbeiten des Rechnungshofes hin. Das Bewußtsein, daß jede Rechnung geprüft werden kann, müsse in der Beamtenschaft aufrecht erhalten.werden. Die Abgg. Görcke (natl.), Nacken (Ztr.), Frhr. v. Gamp (Rp.) und Frhr. v. Richt hofen (kons.) stimmten im allgemeinen dem Entwurf zu, der da nach der Budgetkommission überwiesen wurde. Es folgte die Fort setzung der zweiten Beratung des Etats des Reichsamts des Innern. Erster Redner zu diesem Punkte war der Abg. Graf Larnrer- Zieserwitz (kons.). Nachdem er die baldige Einführung der Pen sionsversicherung für Privatbeamte gefordert hatte, wandte er sich dem Koalitionsrecht zu, das eine Resolution auch für Landarbeiter fordert. Davon könne keine Rede sein. Die Verhältnisse auf dem Lande seien ganz andere als in der Industrie. Wenn die Land arbeiter das Recht haben, zu streiken, dann würde die Landwirt schaft aufs schwerste geschädigt werden. Der Landarbeiter habe gar kein Interesse am Koalitionsrecht. Man würde nur einen Keil in das gute Verhältnis zwischen Arbeiter und Gutsbesitzer treiben. Eine Verkürzung der Ruhezeit der Molkereiarbeiterinnen sei notwendig, damit an ihre Stelle nicht männliche Arbeiter treten. Das Automobilgesetz müsse energisch durchgeführt werden. Abg. Stresemann (natl.) erklärte, für eine praktische Sozialpolitik stets eintreten zu wollen. In längerer Rede ging Staatssekretär Dr. Delbrück aus die gegenwärtigen wirtschaftspolitischen Zustände ein. Die Schutzzollpolitik sei begonnen worden, um eine leistungs fähige Industrie und Landwirtschaft zu erhalten. So lange sich Handel und Wandel erfreulich entwickeln und in Krisen sich wider standsfähig erhalten, werde niemand an eine Abkehr von der gegenwärtigen Schutzzollpolitik denken. Er besprach dann eingehend die handelspolitischen Beziehungen zu Amerika, Schweden, Kanada und erklärte weiter, daß erst nach Erledigung der Reichsversiche rungsordnung an eine Privatbeamtenversicherung gegangen werden könne. Abg. Brejski (Pole) brachte Beschwerden über die Be handlung der polnisch sprechenden Bevölkerung. — Darauf ver tagte sich das Haus. Nus aller Welt. Köln, 23. Februar. (Selbstmord.) Weil er das Diplomexamen nicht bestanden hatte, schoß sich der Han delshochschüler Thomas, Sohn eines hiesigen Restaurateurs, eine Kugel in die Herzgegend. Er wurde operiert, starb aber nach 20stü digem Leiden. Der Verstorbene war sehr ehrgeizig. Die Tat ist umso rätselhafter, als das Diplom vorläufig kaum einen praktischen Wert hat Berlin, 23. Februar. (Ein Bühnenunsall.) Wäh rend der Probe zu den „Räubern", die heute im Neuen Schauspielhaus stattfand, ereignete sich ein Unfall. Um »/tl Uhr löste sich eine Versenkung, auf der sich etwa 15 Statisten befanden. Von diesen wurden einige in die Tiefe gerissen, ohne jedoch Schaden zu nehmen. Bern, 23. Februar. (In den Bergen verun glückt.) In den Appenzeller Bergen ist ein gewisser Naegeli von Hundwil, der seit Monatsfrist vermißt wird, in einer Schneewehe als Letcye aufgefunden worden. Bern, 2L. Februar. (Von einer Lawine ver schüttet.) Die drei am großen St. Bernhard vermißten Wanderer wurden von den Mönchen des Hospizes mit ihren Bernhardinerhunden als Leichen in einer Lawine aufgespürt und ausgegraben. Paris, 23. Februar. (Steigen der Seine.) Die Seine ist in den letzten 24 Stunden um 25 Zentimeter bis heute mittag gestiegen. Man erwartet ein weiteres Steigen um 25 Zentimeter bis heute abend. London, 23. Februar. (Ein Dampfer unterge gangen.) An der irischen Küste ist der Dampfer „Odd" aus Haugesund untergegangen. Zwölf Rettungsringe und viele Schiffstrümmer wurden ans Land getrieben. Es wird befürchtet, daß von der Besatzung acht Personen ertrunken sind. Wien, 23. Febr. (Das Befinden l)r. Luegers.) Der Zustand des Bürgermeisters vr. Lueger ist heute stationär, die akute Lebensgefahr besteht fort.